Hauptburgenname
Friedersbach
ID
1893
Objekt
nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
Adresse
3533 Friedersbach 1
KG
Friedersbach
OG/MG/SG
Zwettl
VB
Zwettl
BMN34 rechts
671813
BMN34 hoch
383674
UTM 33N rechts
520100.14
UTM 33N hoch
5381503.58
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Knapp vor Zwettl von der B 38 (Horn–Zwettl) nach Friedersbach und von der Ortsdurchfahrt zur hochgelegenen Kirche abzweigen. Neben der Kirche ist ein großer Parkplatz vorhanden. RAD: Der „Kamptalweg" führt durch das Ortsgebiet von Friedersbach und an der Kirche vorbei.
Geschichte
Die Hft. samt zugehöriger Eigenpfarre wurde durch die Hrn. v. Rauheneck noch vor 1159 errichtet. 1248 bestätigt Hugo d. Turs v. Lichtenfels die Pfarrstiftung mit dem ehem. Herrenhaus. 1335 fällt die Hft. an den Landesfürsten. 1623 verkauft der K. die Hft. dem Hans Unterholzer, der sie mit der Hft. Rastenberg vereinigt.
Text
G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung
Das ausgedehnte Ensemble, bestehend aus Pfk., Pfarrhof, Karner und Friedhof, liegt 7,9 km ostsüdöstl. des Stadtzentrums von Zwettl auf einer hochgelegenen Terrasse im S des Dorfes Friedersbach. Von N, von der Zufahrt betrachtet, vermittelt der Pfarrhof mit der dahinter aufragenden Kirche ein wehrhaftes Bild. Im Bereich von Kirche und Pfarrhof wird der Sitz der Rauhenecker aus der Zeit der Herrschaftsgründung um die M. d. 12. Jhs. angenommen. Eine ehem. Befestigung des Areals erscheint aufgrund der dominanten Lage wahrscheinlich, wobei künstliche Annäherungshindernisse nur an der O-, S- und allenfalls an der W-Seite nötig waren und der nördl. Steilabfall ausreichend Schutz bot. Der weitläufige, auf einer tieferen Terrasse situierte Pfarrhof, der einen eigenen Hof umschließt, zeigt nach Umbauten des 17. Jhs. noch Bauteile des späten Mittelalters (ein Fenster bezeichnet mit „1437"), enthält aber keine Bauteile des Hochmittelalters. Die Pfk. auf dem zentralen Plateau im S ist ein im Kern hma. Bau. Das rom. Langhaus ist im N und S durch Seitenkapellen mit Halbkreisapsiden erweitert. Der rom. W-Turm zeigt ein primäres, vermauertes Rundbogenportal und im Glockengeschoß Biforen. Die Apsis des Kernbaues, 2006 archäologisch freigelegt und dokumentiert, wurde 1408 durch einen got. Polygonalchor ersetzt. Weitere Zubauten erfolgten während des 15.–19. Jhs. Die südl. Seitenkapelle versuchte man, mit der Pfarrgründung im Jahr 1159 in Verbindung zu bringen. Dies kann aufgrund der Bauabfolge berichtigt werden, die bei Restaurierungsarbeiten an der Außenmauer sowie den archäologischen Grabungen im Inneren sichtbar wurde. Auch das lagerhafte Bruchsteinmauerwerk der S-Kapelle deutet erst in das späte 12./frühe 13. Jh. Der Karner weist hingegen frühes Kompartimentmauerwerk auf, das in Verbindung mit den Fensterformen eine Errichtung in der 2. H. d. 13. Jhs. indiziert. An der Kirchhofummauerung sind im O, S und W tlw. quaderhafte, lagige Strukturen und 2 vermauerte, quadergerahmte Portalöffnungen zu sehen, sodass Teile der Mauer dem 12./frühen 13. Jh. zugewiesen werden können. Friedersbach wird allgemein jenen frühen Burganlagen zugerechnet, die in Siedlungsnähe und in Verband mit einer Kirche errichtet wurden und als „Burg-Kirchen-Anlage" angesprochen werden. Nachdem der Pfarrhof als möglicher Standort der Burg ausscheidet, ist diese entweder unmittelbar westl. des Kirchhofs am westl. Ende der Terrasse oder innerhalb der rom. Kirchhofmauer (Bering?) im SW des heutigen Friedhofes zu suchen.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Vermuteter Sitz abgekommen, Kirche- und Friedhofsbereich frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Das Gelände (Friedhof) ist frei zugänglich, die Kirche ist tagsüber für den Besuch geöffnet.
Gasthäuser
Hotel „Waldviertler Stuben" in Friedersbach, GH Hanni in Mitterreith.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 431 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 591 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 226 ff.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 103 f.
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 45/2006, 17
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 46/2007, 16 f.
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 132
- URL www.monasterium.net, Bestand Zwettl, OCist
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 70
- Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 303 ff.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 72 f.