Hauptburgenname
Fritzelsdorf
ID
1895
Objekt
nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG
Fritzelsdorf
OG/MG/SG
Artstetten-Pöbring
VB
Melk
BMN34 rechts
666051
BMN34 hoch
347593
UTM 33N rechts
514969.6
UTM 33N hoch
5345345.17
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Zweifellos urspr. namengebender Sitz einer im 13. und 14. Jh. in der Umgebung der Kuenringer und Maissauer gut belegten und in der weiteren Umgebung von Pöggstall, aber auch darüber hinaus reich begüterten Niederadelsfam. Die erste Nennung erfolgt 1268 mit „Heinrich de Vricestorff". In einer Urk. des Dürnsteiner Klarissenklosters von 1307 (StiA Herzogenburg, K. Nr. 44) erscheint zusätzlich zum üblichen Umstand Leutolds (I.) v. Kuenring Otto Fritzelsdorfer. Schon im früheren 14. Jh. scheint Fritzelsdorf für die Fritzelsdorfer keine besondere Rolle mehr gespielt zu haben. 1341 verkauft Weigand Schütz sein Göttweiger Lehen in Anzenperg um 4 lb 64 d an Konrad Fritzelsdorfer v. Schwarza (Schwarzau, s. d.). Dieser und seine Frau Elisabeth verkaufen 1342 6 Lehen in Ederding an Hans (Jans) v. Pottenbrunn, 1344 ein halbes Lehen in Herzogenburg „auf der Widem“ an das dortige Stift (s. StiA Herzogenburg, K. Nr. 95 und H. Nr. 211). 1354 besiegelt Konrad Fritzelsdorfer v. Schwarza zusammen mit Heinrich (d. J.) v. Schwallenbach (s. d.) eine Verkaufsurk. des Kuenringer Klienten Wulfing Huglinger für Abt Wulfing (Wolfgang, I.) v. Göttweig (StiB Göttweig, Cod. 895 rot, fol. 59r und 100v). 1351 wird ein anderer Konrad Fritzelsdorfer (wohl zur Unterscheidung von seinem Vetter Konrad Fritzelsdorfer v. Schwarza) nach Lengenfeld zubenannt (s. StiA Herzogenburg, K. Nr. 121 ). Konrad Fritzelsdorfer v. Schwarza erscheint 1351 in Herzogenburg und Oberndorf (an der Melk) (StiA Herzogenburg, H. Nr. 234), 1354 in Statzendorf begütert (StiA Herzogenburg, K. Nr. 127b). Zu Konrad (d. J.?) Fritzelsdorfer als Bgf. v. Dürnstein s. d. Der 1367 als Bgf. v. (Alt-)Lengbach aufscheinende Konrad Fritzelsdorfer ist nicht sicher mit einer der bereits genannten Personen zu identifizieren (StiA Herzogenburg, H. Nr. 275). Hans Fritzelsdorfer stiftet 1381 seiner aus der Ehe mit Margarete (?) Nußdorfer stammenden Tochter Wendelmut, Nonne im Dürnsteiner Klarissenkloster, einen jährlichen Dienst von 28 ß d zur Aufbesserung ihres Unterhalts (s. StiA Herzogenburg, K. Nr. 173). 1385 fungiert er als „unser ritter“ als Siegelzeuge seiner Hrn. Hans und Georg v. Maissau an einem Schuldbrief über 2840 lb d für deren „swegern“ Kadolt v. Eckartsau, Pilgrim v. Puchheim und Ulrich v. Dachsberg (s. NÖLA, StA Urk. Nr. 4482). 1391 stiftet er, nach Leiben zubenannt, mit seiner Frau Margarete sowie Martin Pöbringer einen Jahrtag in Verbindung mit einer von den Bürgern von Weiten eingerichteten Frühmesse in der nahen Pfk. Weiten (s. DASP, PA Weiten, Pfarrakten 3, Fasz. Stiftungen). Wolfgang Fritzelsdorfer ist 1383 Pfarrer von Grafenwörth (s. StiA Herzogenburg, D. Nr. 70). Lienhart Fritzelsdorfer, verheiratet mit Anna Gedersdorfer (Gerersdorfer), ist 1386 Feldrichter innerhalb des Kamp (s. StiA Herzogenburg, D. Nr. 78 und 186). Das Feldrichteramt hatte er wohl vom Verwandten seiner Frau übernommen, Ruprecht Gedersdorfer (Gerersdorfer), der 1361 in dieser Funktion auftritt. Alber (Albrecht) Fritzelsdorfer besiegelt 1398 die Erbteilung zweier Verwandter aus Seiterndorf.
Die Fritzelsdorfer sind bis 1483 urk. nachweisbar. Sigismund Fritzelsdorfer ist Hofmarschall von Kg. Ladislaus Postumus und erhält 1457 die Pflegschaft von Laa an der Thaya. 1491 tritt Kaspar v. Roggendorf auf Befehl K. Friedrichs III. den Sitz in Fritzelsdorf an Christoph Flachsberger ab. 1537 gelangt der Besitz an Wilhelm v. Roggendorf. Die Folge ist die Vereinigung mit der Hft. Pöggstall und die Aufgabe des Sitzes. 1726 wird der Besitz wegen Steuerschulden von den Landständen der Hft. Pöggstall entzogen und 1730 an die Hft. Artstetten verkauft.
Text
A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Fritzelsdorf liegt 2,1 km nordnordwestl. von Artstetten im Quellgebiet des Krotentalbaches. Das Haus Fritzelsdorf Nr. 25, das sich südl. unterhalb der Ortsstraße befindet, markiert nach Pongratz/Seebach den nördl. Bereich der ehem. Anlage. Der heutige, 1-gesch. Wohnbau des Anwesens aus 0,70 m starken Bruchsteinmauern geht nach Seebach in Teilen auf das 13. Jh. zurück und soll im Mittelalter der ehem. Meierhof des Sitzes gewesen sein. Der eigentliche Kernbereich der Anlage ist südl. des Hofes zu rekonstruieren, wo nach Berichten von Anrainern um M. d. 20. Jhs. Mauerreste freigelegt und wieder abgetragen bzw. verschüttet wurden. Dabei wurde auch der ehem. Graben im S planiert.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
abgekommen
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 13, S 152
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 63
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 70 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 322
- Lydia Gröbl, Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau 1289–1471. Dissertation Universität Wien 1998, 30, 39 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, F 193
- Alois Plesser, Wilhelm Groß, Heimatkunde des politischen Bezirkes Pöggstall. Pöggstall 1928, 171 f.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 40
- Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 58
- Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 197
- Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Reg. 12 und 17