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Hauptburgenname Gilgenberg
ID 1909
Objekt Burgstall
KG Gilgenberg
OG/MG/SG Waldkirchen an der Thaya
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 678431
BMN34 hoch 424225
UTM 33N rechts 526004.69
UTM 33N hoch 5422145.21
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt In Gilgenberg unmittelbar zur nördl. des Schlosses gelegenen Burgstelle mit der Ägidiuskapelle fahren.
Geschichte Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte „Ad Montem Egidii“ inne. Im Zeitraum 1320/23 ist ein Heinrich von Sand Giligenperg genannt; er gehört zur Fam. Pillung, von der 1362–1397 ein Niklas Pillunger v. Gilgenberg feststellbar ist. Er ist mit einer Kathrei verheiratet und hatte einen Bruder Pilzlein d. Pillung, der sich 1379 und 1382 nach Siegharts und Freytschlarn nennt und Bgf. zu Tyrna ist. 1372 ist die Stiftung einer Kapelle in der Feste des Nikolaus Pillung am „Mons sancti Egidii“ nachweisbar. 1394 fronen Ulrich d. Tenich und Rudolf v. Tyrna die Feste Gilgenberg, ebenso 1397 Heinrich v. Dachsberg. 1406 ist wieder ein Niklas Pillung bekannt, ehe Gilgenberg an dessen Schwiegersohn Hans Strasser kommt. Er und sein Sohn Stephan treten die Feste Gilgenberg 1430 an Ulrich und Martin Eitzinger ab, wobei Ulrich das Gut im Jahre 1436 an Heidenreich und Bernhard Truchseß zu Grub vertauscht, wofür sie 1460 von K. Friedrich III. einen Lehensrevers erhalten. 1468 ist Ulrich Eitzinger wieder im Besitz der Feste, vor 1507 gelangt sie an die Puchheimer und durch Heirat an Georg Frh. v. Krayg, auf den 1510 Erasmus Goggendorfer folgt, 1538 Hans Goggendorfer, von dem sie Leopold Hauser zu Karlstein kauft, ehe sie 1576 an Adam v. Puchheim veräußert wird. Er verkauft die mittlerweile öde Feste im Jahre 1577 als freies Eigen an die Witwe Anna Mollart, die sie ihrem Sohn Jakob Frh. v. Mollart vererbt, der um 1590 das heutige Schloss Gilgenberg erbauen lässt.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Die 2-teilige Burganlage liegt 1,4 km nördl. von Waldkirchen an der Thaya, unmittelbar nördl. des Talschlosses in der KG Gilgenberg bzw. knapp südöstl. der aufgelassenen Bahnhaltestelle von Gilgenberg auf einem Felsstock am linken Ufer des Feinitzbaches. Auf der ÖK 50/Blatt 7 ist die Burgstelle durch ein Kapellenzeichen im N der Siedlung erkennbar. Der ca. 8 m hohe, vom Hinterland gegen W vorspringende Felsstock des Kernwerkes wurde ehem. auch im O, im Bereich des Grabeneinschnittes, vom Feinitzbach umflossen, wodurch dieser noch heute versumpft ist. Der Felsen trägt die heutige, aus dem 17. Jh. stammende, restaurierte Ägidiuskapelle. Das künstlich bearbeitete Plateau ist ca. 10 x 30 m groß und zeigt örtlich, vor allem im S, wo der Zugang zur Kapelle über eine den Graben überspannende, rezente Holzbrücke möglich ist, Reste von Mauerwerk. Die ca. 1,40 m starke Bruchsteinmauer weist tlw. hohe Ziegelanteile auf, was sie frühestens in das 15., wahrscheinlicher in das frühe 16. Jh. datiert. Östl. gegenüber dem Graben liegt der mglw. jüngere Burgbereich, der vermutl. als Vorwerksbereich zu sehen ist. Das Plateau ist tlw. im W durch hohe Futtermauerreste, die ins 14. bzw. 15. Jh. datiert werden können, umschlossen und von einer Umwallung im O zusätzlich geschützt. Laut Schwammenhöfer sollen 2 heute privat bewohnte Gebäude auf diesem Plateau auf alten Mauerresten errichtet worden sein. Am Steilabfall zum Bach tritt Keramik des 13./14. Jhs. zutage. Die Situation des 17. Jhs. wird durch den Stich Vischers deutlich: Das neu errichtete, ortsverlagerte Talschloss, umgeben von einer Rundturm-verstärkten Mauer, hat die Wohnfunktion der Burg übernommen, an deren Stelle bereits die heute noch erhaltene Kapelle steht. Die Errichtung des Schlosses wird nach Dehio ins 4. V. d. 16. Jhs. datiert. Es handelt sich dabei um einen hakenförmigen, 2-gesch. Bau mit Ziegelwalmdach, Orsteinrahmung im Obergeschoß und mehreren Rundbogeneinfahrten. An der NW-Ecke befindet sich ein 1-gesch. Wirtschaftstrakt.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene hausbergartige Anlage mit geringen Mauerresten. Frei zugänglich.
Literatur
  • Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 248
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 92
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 397 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 544 f.
  • Joseph Chmel, Meissauisches Lehenbuch. AÖG Notizenbl. 7, Beilage, 1857, 319
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 269
  • Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, 161
  • Johann v. Frast (Hg.), Das „Stiftungen-Buch” des Cistercienser-Klosters Zwetl. Fontes Rerum Austriacarum II/3, Wien 1851, 529
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 24–25/1985–86, 343
  • Karl Kubes, Die Kapelle des Hl. Ägidius in Gilgenberg. Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 4/5/1996, Thaya 1996, 664–680
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 23 f.
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 262 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 496 f., 498
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 138
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 15
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 447 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 33
  • Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 65
Gilgenberg. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Gilgenberg. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Gilgenberg. Historische Ansicht des Burgstalls (1942) - © Hans P. Schad’n (Archiv für Mittelalterarchäologie)
Gilgenberg. Historische Ansicht des Burgstalls (1942)
© Hans P. Schad’n (Archiv für Mittelalterarchäologie)