Hauptburgenname
Gmünd
ID
1912
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
3950 Gmünd, Schlossparkgasse 1
KG
Gmünd
OG/MG/SG
Gmünd
VB
Gmünd
BMN34 rechts
650786
BMN34 hoch
404689
UTM 33N rechts
498719.77
UTM 33N hoch
5402137.55
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Schrems von der B 2 (Hollabrunn–Horn–Staatsgrenze bei Neunagelberg) nach Gmünd abzweigen. Hier bis zum Schloss im W des Stadtplatzes fahren und parken. RAD: Durch Gmünd führt der „Waldviertelweg“, hier beginnt auch der „Kuenringerweg“.
Geschichte
Die Burg erscheint 1217 im Besitz des Hadmar II. v. Kuenring. 1257 wird erstmals ein Stadtgericht, 1278 der Markt zu Gmünd genannt. Nach Heinrich III. v. Kuenring gelangt Gmünd an Wok v. Rosenberg. 1262–1418 ist es im Besitz der Hrn. v. Liechtenstein, 1418–1484 im Besitz der Puchheimer. 1483 gelangt die Burg durch Verrat in die Hände der Ungarn, 1484 wird den Puchheimern die Hft. von K. Maximilian I. strafweise entzogen. Als ldfl. Verwalter erscheint zunächst Nikolaus Spanowsky. 1518 wird die Hft. Wilhelm v. Greiß verpfändet. 1585 gelangen die Hrn. v. Greiß schließlich durch Kauf in den Besitz der Hft., geben sie aber 1601 an die Frhn. v. Puchheim ab. Ab der M. d. 17. Jhs. ist ein rascher Besitzerwechsel zu verzeichnen. Nach den Zinzendorf, Khuen, Geymann, Volkhra, Geyersberg, Gemminger, Koller, Geusau ist die Hft. ab 1844 auch im Besitz bürgerlicher Fam. 1859 gelangt sie an Ehzg. Sigismund v. Habsburg-Lothringen.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Burg-Schloss liegt an der SW-Ecke der Altstadt von Gmünd, die bis heute großteils von ihrer ma. Stadtmauer umschlossen wird. Die planmäßig in einer Schlaufe des Grenzflusses Lainsitz angelegte Siedlung bildet zur Landseite eine lange Sperrmauer, die von Burg sowie Pfk. flankiert wird. Die somit an neuralgischer Stelle angelegte Burg war zur Stadt durch Gräben geschützt, im W fließt die Lainsitz, im S zeigen sich Reste künstlicher Teichanlagen im ehem. breiten Stadtgraben. Nach der Revitalisierung für Wohnungen ist die Baugeschichte nur mehr an wenigen Details ablesbar. Klaar konnte im Grundriss ein trapezförmiges Kernkastells von etwa 44 x 46 m rekonstruierenen, das in die Stadtmauerecke eingesetzt ist. Aufgrund der homogenen Mauerstärken und der frühen Sitznennung dürfte diese Burg bereits der 1217 genannte Sitz der Kuenringer in der Stadt sein. Die stark veränderte Bebauung erlaubt ebenfalls nur grobe zeitliche Zuordnungen. So könnte die gesamte S-Seite durch einen frühen Palas mit einst 2 flankierenden Türmen besetzt sein. Der 3-gesch. Bau zeichnet sich durch seine homogene Größe von 10,3 x 27 m aus, ein kleiner Torvorbau mit Spitzbogenarkade wird ins 13. Jh. datiert. Beiderseitig deuten starke Mauern sowie vertikale Risse am Bering auf ehem. Ecktürme, der einzig erhaltene SW-Turm dürfte seine Form jedoch erst nach einem Kapelleneinbau im 14. Jh. erhalten haben. Ein 3. Turm könnte zur Stadt an der NO-Ecke bestanden haben, wo im Erdgeschoß ein massiver Maueransatz eine rechteckige Fläche andeutet, ein 4. Turm ist nicht belegt. Die vermutbare mehrtürmige Konzeption ist typologisch gut mit Beispielen ab dem mittleren 13. Jh. vergleichbar, sie dürfte daher erst einem allmählichen Burgausbau zuzuordnen sein. Im 15. Jh. entstanden im W ein geräumiger Einbau mit Pfeilerhalle sowie im O ein schmaler, zum Hof mit Arkaden geöffneter Trakt mit außen vorgesetztem, hohem Torturm, dessen reich profiliertes Portal sowie gefaste Fenster gut erhalten sind. Im 16. Jh. wurden die 3 Flügel verbunden sowie ein zentraler Wendeltreppenturm angestellt. Später wurden der N-Trakt außen angesetzt, die Flügel umstrukturiert und gewölbt, die Fassaden einheitlich glatt gestaltet. Im NO schließt der kleine Wirtschaftshof des 18. Jhs, an, nach S erstreckt sich der englische Schlosspark mit frühistoristischem Palmenhaus.
Text
P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Für Wohneinheiten modern adaptierte Burg-Schlossanlage. Hof zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Der Hofbereich des nach Restaurierung in Wohneinheiten aufgeteilten Schlosses ist frei zugänglich.
Gasthäuser
GH Schurnig in Gmünd, Hotel-Rest. „Goldener Stern" in Gmünd.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 59 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 131 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 167 f.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 124
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 276 f.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 109 f.
- Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 5. Teil (Schluß). Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 25 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 116. Jg., Sonderschrift 11), Wien 1979, 150–158, Plan 4–5
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 35
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 22 ff.
- Patrick Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 5, Wien 2003, 74 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 178
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 34