Hauptburgenname
Greillenstein
ID
1929
Objekt
Schloss
Adresse
3592 Greillenstein 7
KG
Greillenstein
OG/MG/SG
Röhrenbach
VB
Horn
BMN34 rechts
689761
BMN34 hoch
391490
UTM 33N rechts
537900.85
UTM 33N hoch
5389628.11
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: 4,5 km westl. von Altenburg von der B 38 (Horn–Zwettl–Karlstift) nach N abzweigen (Wegweiser „Schloss Greillenstein“) und im Bereich des Schlosses parken. RAD: Der „Kamptalweg" führt knapp westl. seines Ausgangspunktes in Altenburg am Schloss vorbei.
Geschichte
Das Geschlecht der Grellen ist urk. zwischen 1210/1313 nachweisbar. Der Name Greillenstein wird urk. erst 1371 genannt. Im 14. Jh. kommt die Hft. in den Besitz der Dachsberger, denen die Hohenfeld und Volkra folgen. 1534 wird Greillenstein von Hans Lorenz v. Kuefstein erworben. Zwischen 1570/90 erfolgt der Neubau des Wasserschlosses unter dessen Sohn Hans Georg III. v. Kuefstein. 1620 ist das Schloss von kaisl. Truppen besetzt, 1645 von den Schweden. Umbauarbeiten erfolgen E. d. 17. und A. d. 18. Jhs., um 1770 die Erneuerung der Innenausstattung. Mit der Grundablöse 1848 verliert das Schloss seine Funktion als Verwaltungssitz. Die russische Besatzungszeit nach 1945 übersteht das Schloss dank eines kunstsinnigen Kommandanten, seither erfolgen laufend Restaurierungsarbeiten. Nach 1959 erfolgt die Öffnung als Museum. Heutiger Eigentümer ist Karl Kuefstein.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Greillenstein, dessen Ursprung im ehem. Wirtschafts- bzw. Meierhofareal des Schlosses zu suchen ist, liegt knapp westl. von Röhrenbach, unmittelbar an der Straße Fuglau–Winkl. Der ehem. engere Schloss- und Parkbereich im NO der Siedlung umfasst ein Areal von ca. 400 x 200 m, orientiert in NW-SO-Richtung. Seit dem 19. Jh. wird es von der nach Feinfeld führenden Straße in Schlossnähe durchschnitten. Die eigentliche Verbauung liegt im nordwestl. Teil und integriert zentral den markanten, 4-flügeligen Schlossbau, der im Wesentlichen auf den Neubau zwischen 1570/90 durch Hans Georg III. v. Kuefstein zurückgeht. In Ermangelung einer anderen geeigneten Stelle muss die abgetragene Burg des Mittelalters ortsgleich mit dem Schloss vermutet werden. Lediglich der Rest eines Spitzbogenportals aus Bruchsteinen im Kellergeschoß des SO-Traktes deutet auf die tlw. Verwendung älterer, sma. Bauteile. Der fast quadratische, ca. 48 x 46 m große Neubau lässt sich anhand des durchgängigen Zwickelmauerwerks der leicht geböschten Sockelzone mit Kordongesims als einheitlicher Bau rekonstruieren, für den die ma. Bauteile wohl weitgehend abgetragen wurde. Durch den starken Geländesprung, bedingt durch das Felsfundament, zeigt der auf einheitliche Dachhöhe konzipierte Bau im SO 2 Vollgeschoße über einem niedrigen Kellergeschoß, im NW 3 unterkellerte Vollgeschoße. Dadurch ist auch der Hof, nach Anplanierung der südöstl., vom Fels gestörten Hälfte, in einen oberen und unteren Bereich geteilt. Auf diese Teilung reagiert auch der dezentral versetzte Torturm an der SW-Front, der den urspr. älteren, zugbrückengesicherten Zugang zum unteren Hof bildete. Der ehem. 2., heute 6-gesch. Torturm im Zentrum der SO-Front lässt durch seine Überdimensionierung und die der Traufzone des Schlosses angepasste Horizontalgliederung eine sekundäre Aufhöhung vermuten, verbunden mit einer Verlagerung des Zugangs zur Parkseite. Das Barockportal mit dem säulengestützten Sprenggiebel aus dem 3. V. d. 17. Jhs. zeigt Umbauten des 18. Jhs. und ersetzt eine in Resten erkennbare, ältere Toranlage des 16. Jhs. Die Einfahrt führt im Gegensatz zum SW-Tor in den oberen Hof, der an der NO-Seite 2- bzw. 3-gesch. Säulenarkaden aufweist. Die Stützmauer zum unteren Hof ist mit von Fischer v. Erlach angeregten Vasen und Putten sowie einer Grottennische geschmückt. Der relativ schlichte, neben den Steinrahmungen der Fenster nur durch Horizontalgliederungen und die aufgeputzte Ortquaderung geschmückte Bau zeigt durch seinen burghaften Charakter und die leichte äußere Bastionärbefestigung alle Züge der sog. Festen Schlösser, deren Wehrelemente bereits auf symbolisch-repräsentativen Charakter zugeschnitten sind. In den ausgedehnten Raumfluchten des Inneren ist vielfach die Originalausstattung des späten 16. Jhs. bzw. der Zeit um 1600 zu sehen, tlw. aber auch Veränderungen des 17. und 18. Jhs. mit zahlreichen Details, wie stuckierte Decken, Kachelöfen, Türen mit originalen Schlössern usw. Hervorzuheben sind die ehem. Repräsentativräume des Obergeschoßes, u. a. die Kapelle im Turm oberhalb der SO-Einfahrt, die durch Öffnen der mit „1604“ bezeichneten Türflügel zur inneren Halle zu vergrößern war, der „Festsaal“ im SW-Trakt mit Spiegelgewölbe oder der „Türkensaal“ im NW-Trakt mit einer aus Schloss Viehhofen stammenden Kassettendecke. Die „Kleine Bibliothek“ im SW-Trakt zeigt an der Decke italienisch beeinflusste Groteskmalereien von 1590. Die Räume sind heute großteils in den Museumsbereich einbezogen, der eine Fülle von Mobiliar, Kunstgegenständen, Gemälden und Kleinexponaten zur Herrschafts- und Familiengeschichte sowie zur Diplomatie zwischen Kaiserreich und Osmanenreich präsentiert. Bemerkenswert sind die „Registratur“ und der „Gerichtssaal“ im O mit den Fiskal- und Gerichtsunterlagen bis zum Jahr 1848. Im Untergeschoß des NO-Traktes ist eine Badeanlage des späten 16. Jhs. erhalten, die mit Umkleideraum, Heizanlage, Warm- und Kaltbadebereich ein für den österr. Raum sonst kaum erhaltenes Beispiel gibt. Der starke Geländesprung bot die Möglichkeit für eine 3-seitig umlaufende Grabensicherung, die tlw. tief aus dem Fels geschlagen und als Konterescarpe ausgebildet wurde. An der südöstl. Parkseite wurde die urspr. Bogenkrönung dieser Mauer durch eine barocke Figurenbalustrade mit eingangsflankierenden Obelisken ersetzt. Innerhalb einer weitläufigen äußeren Umfassungsmauer wurden im W, N und O, tlw. auch im S des Schlosses ausgedehnte Wirtschaftsgebäude errichtet, die noch heute in Funktion sind, tlw. jedoch ruinös. Teile dieser Gebäude im N können sma. Ursprungs sein, ansonsten sind sie dem späten 16. Jh. und dem 17. Jh. zuzuweisen. Im Zuge der Umfassungsmauer, die mittels kleiner Eckbastionen leicht befestigt ist, liegt der den SW-Torturm erschließende äußere Torbau als urspr. Zugang. Im SO des Schlosses erstreckt sich das ehem. mauerumgebene, weitläufige Parkareal, auf das sich der spätere, turmbetonte SO-Zugang bezieht. Dieses Areal ist mit der urspr. Wasserspielanlage als hervorragendes Beispiel adeliger Repräsentations- bzw. Vergnügungskultur zu sehen. Von der reichen Figurenausstattung konnten nur geringe Teile, die heute im Schloss gezeigten Zwerge und ein einst als Wasserspeier fungierende Drache, gerettet werden. Zur Versorgung dieser Anlage wie auch des Bades dienten weit verzweigte Wasserleitungen. Das Schloss, das in seltener Unberührtheit erhalten geblieben ist, wird heute von der Besitzerfam. mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen gepflegt und instandgehalten.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Intakte Schlossanlage. Museum und Innenräume gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Das sehr ursprünglich erhaltene Renaissanceschloss ist aufgrund seiner Architektur sowie seines Museums-, Kultur- und Veranstaltungsprogrammes zu den wertvollsten und sehenswertesten seiner Art zu zählen. Das Schlossmuseum mit Exponaten zur Grundherrschaft zwischen 1570/1848, zu Lebensverhältnissen und Diplomatie der Türkenzeit, zur Badekultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit, das Interieur sowie Teile des Schlosses selbst sind gegen Eintrittsgebühr, tlw. nur mit Führung, zu besichtigen. Öffnungszeiten: 1. April–31. Oktober: täglich 9.30–17 Uhr; Juli und August: täglich 9.30–18 Uhr. 1. November–31. März: für Gruppen bei entsprechender Voranmeldung. Teile der Außenbereiche und der barocken Gartenanlage sind im Zuge der heutigen Ortsdurchfahrt frei zugänglich. Der Veranstaltungskalender bietet darüber hinaus wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler, Kerzenlichtkonzerte oder Abend- bzw. Spezialführungen, „Geistertouren" und „Gerichtsverhandlungen" für Kinder. Stilvolle Räume des Schlosses sind für Hochzeiten, Betriebsfeiern, Vernissagen etc. zu mieten. Bewirtung wird auf Wunsch veranlasst. Kleiner Museumsshop im Kassabereich.
Gasthäuser
GH „Goldener Adler" in Fuglau, GH Dunkler in Steinegg, Hotel-Rest. Mann in Rosenburg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 70 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 320 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 438 ff.
- Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 44 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 127 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 309 ff.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 112 ff.
- Adalbert Klaar: Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 4. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 23 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 115. Jg., Sonderschrift 14), Wien 1978, 238–249, 241 f., Plan 10–12
- Karl Lechner, Besiedlungs- und Herrschaftsgeschichte. In: Eduard Stepan (Hg.), Das Waldviertel 7, Geschichte Bd. 2, Wien 1937, 1–276, 209
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 63
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 185 ff.
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 473 ff.
- Pia Maria Plechl, Traumschlösser. Wien–München–Zürich–Innsbruck 1979, 67 f.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 180
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 37
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 74 f.