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Hauptburgenname Siegharts
ID 1935
Objekt Schloss
Adresse 3812 Groß Siegharts, Schlossplatz 1
KG Groß-Siegharts
OG/MG/SG Groß-Siegharts
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 681976
BMN34 hoch 406376
UTM 33N rechts 529860.25
UTM 33N hoch 5404369.18
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Groß-Siegharts ist von Göpfritz an der Wild über die B 303 zu erreichen, ebenso von Waidhofen an der Thaya über die B 5 oder von Raabs, südl. von der B 30 abzweigend. Parkplätze im Bereich des Schlosses. RAD: Der „Bandlkramerweg" führt direkt durch Groß-Siegharts.
Geschichte Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ „Ad villam minorem Sighartz“ – bzw. mit dem späteren Zusatz „Iam nuncupatur Sighartleins“ versehen – Zehentrechte inne und ein Amt eingerichtet. Als Zehentpächter des Stiftes sind genannt 1306 Vidua de Sighartz, 1310 Arnoldus, 1314 Waltherus, 1315 Waltherus und Hainricus, 1335 Leutoldus, danach seine und des Martins Erben und 1342 Leutolds gleichnamiger Sohn. Im Jahre 1304 ist hingegen ein Weichart von dem Sigharts als Gefolgsmann Stephans v. Maissau urk. fassbar. 1344–1358 ist der Ritter Nikolaus Peuger nachweisbar, der sich auch nach Siegharts nennt, 1358 zusammen mit Peter dem Peuger und seiner Frau Agnes von dem Sigharcz. 1363 werden die Brüder Gottfried und Niklas die Weyzzenbekh mit dem halben Haus zu Sigharcz durch Stephan v. Maissau belehnt, 1428 ist Georg v. Treven „gesessen zu Sighartz“ feststellbar. Das Haus zu Sieghards dürfte z. T. in ldfl. Besitz gewesen sein, denn 1435 bittet der Oberstmarschall und Schenk in Österr. Otto v. Maissau Hzg. Albrecht V., ihm das halbe Haus als Lehen zu verleihen, das 1498 als „veste Sygharcz“ erwähnt ist. 1530 ist sie im Besitz Christophs v. Greißeneck, auf ihn folgt die Fam. Welzer, ehe sie 1681 an die Gfn. Mallenthein gelangt. Unter Johann Christoph Ferdinand Gf. v. Mallenthein finden zwischen 1709/31 Ausgestaltungen in der Schlosskapelle statt, danach gelangt Siegharts an Karl Gf. v. Sinzendorf, 1795 an die Fam. Großer. Im Jahre 1879 wird im Schloss eine Fabrik eingerichtet, 1891 kauft die Gemeinde Siegharts das Objekt an, in dem seit 1897 das Rathaus untergebracht ist.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Das großzügige Schlossareal liegt nördl. der Kirche auf einem niedrigen Terrassensporn oberhalb des Sieghartser Bachs und besteht aus dem Kernbau, Resten einer hakenförmigen, befestigten Vorburg sowie verstreut anschließenden Wirtschaftsgebäuden. Trotz des rigorosen Ausbaues zum Renaissanceschloss haben sich wesentliche Teile der ma. Burg erhalten, die im Grundriss gut abzulesen sind. Demnach war der Ursprungsbau ein leicht verzogenes Kastell von etwa 34 x 34 m mit einer ca. 2 m starken Mauer. In der N-Ecke ist der Bergfried situiert, der in 3 Geschoßen mit Stärken um 2,6 m bewahrt blieb. Im 1. Obergeschoß deuten Reste einer Mauerstiege auf eine ehem. Vertikalerschließung. Vischer zeigt den Turm 1672 noch als dominanten Bau mit Walmdach. Primäre Wohnbauten sind im Schloss nicht herauszulesen. Das Mauerwerk der Kernburg ist nur lokal einsehbar und weist lagerhaften Bruchstein auf, der grob der 2. H. d. 13. Jhs. zugeordnet werden kann. Im S befinden sich Reste eines vorgestellten Torzwingers, die von einem schlanken Turm flankiert werden. Dieser ist im Dachboden unverändert erhalten, mit einem rundbogigen Hocheinstieg, kleinen Schartenfenstern und kleinteiligem Kompartimentmauerwerk aus der 2. H. d. 14. Jhs. Im 16. Jh. kam es zu einem schrittweisen Großausbau zum Renaissanceschloss, das Vischer 1672 stark befestigt dokumentiert. In einer einst ringförmigen, turmbewehrten Befestigung wurden mehrere Höfe, Wirtschaftstrakte und eine Kapelle errichtet. Die ehm. vorgelagerten Wirtschaftsbauten sind in der Ortsverbauung tlw. noch erhalten. Im Kernschloss bezeugt ein heute versetztes Portal von 1532 mit Wappen den repräsentativen Ausbau unter Christoph v. Greißeneck, zahlreiche aufwändig gegratete Gewölbe sowie eine zentrale Wendeltreppe mit gekehltem Handlauf stammen aus dieser Bauphase. Um 1570/80 wurde der S-Bering abgebrochen und ein Hof mit Stöcklanbau errichtet. Im Zuge der Ortsentwicklung zur barocken Industriestadt wurde das Schloss um 1710 großzügig ausgestaltet, die Vorwerke wurden samt der alten Kapelle abgebrochen, im O-Trakt schuf man einen reich freskierten Sakralraum (Altar heute in Schloss Weinern), ab 1722 wurde im Vorfeld die neue Pfk. errichtet. Im Schloss belegen eine breite Treppenanlage, zahlreiche stuckierte Räume sowie ein einst prunkvoll freskierter Festsaal die hohe Bedeutung als frühindustrielle Wirtschaftszentrale. Nach dem raschen Niedergang wurde nur noch der klassizistische Arkadengang eingebaut, das wehrhafte Aussehen blieb jedoch in großen Teilen bis heute erhalten.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Restaurierte Schlossanlage in Gemeindebesitz, tlw. zugänglich.
Touristische Infrastruktur Das restaurierte Schloss ist im Besitz der SG Groß-Siegharts und beherbergt Rathaus, Amtsräume und Festsaal. Teile des Schlosses, wie Arkadenhof und Schlosskapelle, sind zu besichtigen. Öffnungszeiten: Mo–Fr 8–12 Uhr, Mi 13–16 Uhr. Fallweise finden Schlosskonzerte statt.
Gasthäuser GH „Faltl" in Groß Siegharts.
Literatur
  • Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 236, 253
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 95
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 144 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 187 ff.
  • Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 48 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 130
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 357 f.
  • Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, 216 f., 231, 239, 310
  • Johann v. Frast (Hg.), Das „Stiftungen-Buch” des Cistercienser-Klosters Zwetl. Fontes Rerum Austriacarum II/3, Wien 1851, 453 f.
  • Robert Kurij, Schloss Groß-Siegharts im Wandel der Zeiten. Großsiegharts–Waidhofen/Thaya 1993
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 46
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 137
  • Alois Plesser, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Gastern. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 8, St. Pölten 1907, 434
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 341
  • Quellen zur Geschichte der Stadt Wien (hg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien). Wien 1895 ff. I/7, Nr. 14.710
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 112
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 80 f.
Siegharts. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Siegharts. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Siegharts. Ansicht des Schlosses von S (2003) - © Patrick Schicht
Siegharts. Ansicht des Schlosses von S (2003)
© Patrick Schicht
Siegharts. Ansicht des Torbaues von SO (2003) - © Patrick Schicht
Siegharts. Ansicht des Torbaues von SO (2003)
© Patrick Schicht