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Hauptburgenname Großau I
ID 1936
weitere Burgennamen Öden Großau, Das alte G´schloss, Kaschas
Objekt Burgstall
KG Großau
OG/MG/SG Raabs an der Thaya
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 0
BMN34 hoch 0
UTM 33N rechts 535472
UTM 33N hoch 5414226
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt In Großau zweigt von der Straße nach Modsiedl, knapp südl. des Baches, ein Güterweg nach W ab, der nach 1,5 km einen Bildstock am Waldrand erreicht. Der hier rechts abzweigende (nicht mehr befahrbare) Weg führt nach weiteren 1,2 km an die Burgstelle.
Geschichte Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte in der „villa minori Grassaw“ und in der „villa maiori Grassaw“ inne. Zwischen 1204/29 tritt Liutfrid de Grassowe auf, 1254 sind die Brüder Gottfried, Hermann und Albero v. Großau als Milites der Gfn. Otto und Konrad v. Plain-Hardegg genannt, 1268 Liutfrid, Hermann und Albero. 1280/91 ist ein Ulrich v. Großau nachweisbar, 1298 Heinrich v. Großau, 1325/26 Hermann v. Großau und seine Frau Margret mit deren Sohn Hermann. Die Fam. scheint mit ihnen ausgestorben zu sein, die Güter fallen an den Landesfürsten heim. 1380/95 sind ein „Haidenreich der Seuelder von grassaw“ und „Peter der Chling von grassaw“ als Lehensträger Hzg. Albrechts III. genannt, um 1384 ein Heinrich v. Großau im Puchheimer Lehenbuch. 1419 belehnt Hzg. Albrecht V. Paul und Wolfgang Kling mit dem Dorf, dem Hof und dem Edelsitz zu Großau; ca. 1430 erhält Wolfgang Alphart den „Hof mit dem Turm mitten im Dorf zu Grassaw“ als ldfl. Gnadenlehen. 1431 kommt der Hof nach dem Tod Wolfgang Alpharts erst an Hanns Schuchstel, der ihn im selben Jahr an Alpharts Witwe weitergibt. 1455 werden verschiedene ldfl. Lehen zu Großau von Kg. Ladislaus Postumus u. a. an Wernhart Drugsetz vergeben. Um 1550 ist Adam v. Lampel als Besitzer nachweisbar, dessen Töchter Großau 1574 an Hans Georg Kueffsteiner verkaufen, der es im selben Jahr an Niklas v. Puchheim veräußert und die Feste als „öd“ bezeichnet. Die Güter zu Großau gelangen 1616 an Bartholomäus Frh. v. Zwickel, 1635 an Ernst Stockhorner und Hermann v. Puchheim, 1641 als Mitgift Hermann v. Puchheims Tochter Justina Regina an die Fam. v. Hohenfeld, 1680 an Otto Ludwig v. Hohenfeld, 1689 an seine Schwester Anna Sidonia v. Andlau, 1790 an Gf. Wilhelmine Schafgotsch, 1832 an Gf. Karl Berthold v. Schafgotsch, 1833 an Karl, Emanuel und Leopold Franz Liebenberg de Szittin, 1843 an Theresa v. Villa-Secca. 1882 kauft die Credit-Vorschutz-Anstalt in Sadowa-Königgrätz das Gut Großau an.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Der Burgstall der kleinen Burg liegt 3,6 km nordnordwestl. von Raabs an der Thaya bzw. 2,8 km westsüdwestl. von Großau auf einem spornartigen Hügelrücken, der zwischen Grundlbach und Hafnerbach gegen W zieht und oberhalb der Mährischen Thaya endet. Die Burgstelle ist in der Bevölkerung als „Altes G’schloss" oder „Öden Großau" bekannt. Die Lagestelle am unmittelbaren Ende des Sporns ist durch 2 tiefe Grabenvorlagen vom östl. Vorgelände getrennt. Der äußere Graben ist 12 m breit und knapp 3 m tief, der innere Graben 17 m breit und 5 m tief. Der die Gräben trennende mächtige Wallriegel zieht weit in den nördl. Steilhang hinab. Der innere Graben wird von einem ausgebaggerten Forstweg durchschnitten. Für das mit steilen Böschungen abfallende Kernwerk der Anlage, das ansonsten keine peripheren Anlagen aufweist, verblieb relativ wenig Raum. Sein etwa trapezförmiges Plateau liegt rund 7 m über der Sohle des inneren Grabens. Es ist dem Gelände entsprechend O-W-orientiert und beansprucht eine Fläche von rund 21 m Länge und (an der östl. Grabenseite) rund 13 m Breite. Auf dem Plateau sind Mauerreste zu sehen, die offensichtlich von einem mehrseitig bzw. polygonal geführten Bering von durchschnittlich 1,20 m Stärke stammen. An der N-Seite ist dieser über eine Länge von rund 15 m zu rekonstruieren, weitere Abschnitte von mehreren m Länge sind jeweils an der W- und O-Seite fassbar. An der S-Seite fand Bors den Rest einer schräg verlaufenden Trockenmauer. Sonst sind an dieser steil zum Hafnerbach abfallenden Seite keine Reste von Mauern erhalten. Schwammenhöfer rekonstruiert aus den Mauerresten einen 11 m langen „Rechteckbau" und eine 4 m starke „Schildmauer" an der Zugangsseite im O. Mglw. ist diese eher als Schuttformation zu deuten, da eine derart starke Mauer für die kleine Burg als überdimensioniert erscheint. Nach Bors handelt es sich um den Steinversturz eines Gebäudes, der eine Fläche von 9 x 4 m bedeckt. Aufgedeckte Pfostenlöcher indizieren eine tlw. Holzbebauung. Vertiefungen am Plateau stammen hingegen von Schatzgräbern, die einen sagenhaften Goldschatz suchten. 1991 entdeckte Bors 2,3 km westsüdwestl. von Großau bzw. 600 m ostsüdöstl. der Burg eine Ortswüstung. Die Siedlungsfläche liegt in der Flur „Bergfeld", auf den Parzellen Nr. 615, 653, 656 und 657, beiderseits eines ehem. in den Hafnerbach mündenden Quellgerinnes. Bei der Siedlung handelte es sich wohl um das in den Quellen genannte „Grassaw minor" bzw. „villa minori Grassaw" (Klein-Großau), das nach den Keramikfunden vielleicht schon im 10. Jh. existierte, gesichert jedoch erst im 11. und 12./13. Jh. Zudem fanden sich Hinweise auf örtliche Eisengewinnung und -verarbeitung. 1995 wurde 50 m unterhalb ein weiterer Hausstandort entdeckt, bei dem neben weiteren Eisengegenständen Keramik des 12./13. Jhs. gefunden wurde. Die Siedlung verödete während des 13. Jhs. 1993/94 fand Bors eine weitere Siedlungsfläche, die sich nur 90 m südöstl. der Burg befindet und eine Fläche von 30 x 20 m einzunehmen schien. Neben einem massiven Hausfundament kam hier Keramik des 11. (?) Jhs. sowie des 12./13. Jhs. zum Vorschein. Aufgrund der Nähe zur Burg wurde diese Wüstung als „Grassawe Meierhof" bezeichnet. Als 1995/97 das Gelände östl. der Burg komplett geschlägert wurde, zeigte sich anhand von weiteren Hausfundamenten, dass es sich hier nicht nur um einen Meierhof, sondern um ein Dorf handelte, das sich über eine Länge von rund 100 m erstreckte. Bedeutendster Fund dieses Bereichs ist ein englisches Siegel aus der M. d. 13. Jhs. Die Nennung eines „... Maiori Grassaw" (Groß-Großau) dürfte sich wohl auf das heutige Dorf beziehen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene Hausberganlage, stark überwachsen. Frei zugänglich.
Literatur
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  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 98 f.
  • Kurt Bors, Grassaw Minor und Maior, KG Großau, NÖ. Ein Beispiel für Möglichkeiten, Grenzen und Probleme der Ortswüstungsforschung. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 13, Wien 1997, 5–20
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 288 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 392 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 319
  • Hartmann Joseph Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg bis zum Ende des Vierzehnten Jahrhunderts I. Fontes Rerum Austriacarum II/10, Wien 1857, 216, 220
  • Hartmann Joseph Zeibig, Das Stiftungs-Buch des Klosters St. Bernhard. Fontes Rerum Austriacarum II/6, Wien 1853, 200 f.
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  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 32/1993, 785
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 34/1995, 746
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 36/1997, 914
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 35/1996, 562
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, G 324
  • Lehenbuch Albrecht III. 1380–95. HHStA Hs. Böhm Suppl. 421, Blau 530, 33, 80
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  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 141
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  • Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 76
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