Hauptburgenname
Heinrichschlag
ID
1940
Objekt
Schloss, stark umgebaut
Adresse
3611 Großheinrichschlag 30, 35, 38
KG
Großheinrichschlag
OG/MG/SG
Weinzierl am Walde
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
679823
BMN34 hoch
365074
UTM 33N rechts
528429.24
UTM 33N hoch
5363054.6
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Über die Frühzeit der Burg sind keine Nachrichten bekannt. 1312 erscheint Markward v. Heinrichschlag als Lehensmann des Heinrich v. Streitwiesen in der Gegend um Ysper. 1344 verkaufen Wolfgang Wolfenreuter und seine Frau Wedehilt dem Dürnsteiner Klarissenkloster 9 ß d Gülten in (Groß- oder Klein-)Heinrichschlag (s. StiA Herzogenburg, K. Nr. 99), 1351 verkaufen Adolf Wolfenreuter und seine Frau Elisabeth dem Kloster ebd. weitere 9 ß d (s. StiA Herzogenburg, K. Nr. 120). 1358 wird Hans (Jans) Koch nach Heinrichschlag zubenannt (StiA Herzogenburg, K. Nr. 135). 1369 erscheinen Wolfgang Wolfenreuter und Wilhelm Chlauban von (Groß-)Heinrichschlag zusammen als Urkundenzeugen. Um 1400 ist Heinrichschlag mglw. im Besitz der Wolfenreuter, die hier 1391 und 1429 Zehente vom Stift St. Pölten erhalten. Vor 1502 gehört die Burg offenbar Georg Heidelberger v. Heinrichschlag (Wappengrabplatte Pfk. Großheinrichschlag), 1527 ist sein mutmaßlicher Sohn Christoph Heidelberger Inhaber.
Wohl seit wenigstens 1544 ist Valentin Vindinger durch seine Frau Walpurga, eine mutmaßliche Schwester des in jenem Jahr verstorbenen Christoph Heidelberger, Inhaber von Droß und Heinrichschlag. Seit spätestens 1555 ist Valentin Vindinger auch im Besitz von Artstetten und Himberg, worauf die Wappen der beiden Eheleute vom ehem. Himberger Schlossportal, das seit etwa 1900 sekundär am Schüttkasten des Schlosses Els angebracht ist, hindeuten. Als Witwe heiratet Walpurga Vindinger, geb. Heidelberger (gest. 1564), 1560 Matthäus Gundrechinger, der sich noch 1574 nach Heinrichschlag und Himberg nennt und neben diesen beiden Hftn. auch Artstetten von seiner Frau geerbt hat. Gundrechinger heiratet 1566 in 2. Ehe Anna v. Althan, 1592 oder 1594 verfasst er sein Testament. Aus der Ehe stammen 3 Töchter, Anastasia, Sophia und Elisabeth, von denen Sophia Himberg erbt (s. NÖLA, Hs. 78/3, pag. 826). 1566 erscheint auch Achaz Gundrechinger nach Heinrichschlag zubenannt. 1592 oder 1594 gelangt Heinrichschlag an Matthäus’ Tochter aus 1. Ehe, Anna Maria, Gemahlin des Stephan Heim v. Reichenstein. Wenig später erscheint Hans Bernhard v. Peukham als Inhaber, 1622 geht der Besitz von dessen Tochter Susanna Regina an deren Mann Hans Kaspar Artstetter v. Artstetten. 1653 ist Heinrichschlag Bestandteil der Hft. Leiben, später der Hft. Spitz. 1645 wird der Sitz durch Kampfhandlungen schwer beschädigt. Auf dem Vischer-Stich von 1672 ist er bereits z. T. ohne Dach dargestellt. 1837 ist der ruinöse Bau noch tlw. bewohnt. Heute sind die Gebäude im Besitz der Fam. Astelbauer, Wimmer und Hofstätter.
Text
A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Großheinrichschlag liegt 4 km westsüdwestl. von Weinzierl am Walde. Das ehem. Schloss lag im nördl. Bereich des Dorfes, zwischen den nördl. nach Els und östl. nach Lobendorf-Weinzierl führenden Straßen. Auf dem Areal befinden sich heute die Häuser Großheinrichschlag Nr. 6, 30, 34, 35, 37, 38 und 58. Vom ehem. weitläufigen Bau sind nur noch stark aus dem Zusammenhang gerissene, in die o. g. Häuser integrierte Teile erhalten. Die Kernzone dürfte sich im Bereich des Hauses Nr. 38 im nordöstl. Teil des Areals befunden haben. Das Wohnhaus ist ein 2-flügeliger, 2-gesch., nur tlw. modernisierter Bruchsteinbau, der die umliegenden Gebäude, wie das neu errichtete Haus Nr. 35 südl. davon, turmartig überragt. Nordwestl. befindet sich ein rezent ergänztes Wirtschaftsgebäude, das wohl an die ehem. nordwestl. Umfassungsmauer angebaut war, vor der das Areal mit einer deutlichen Böschung abfällt. Die SW-Seite des Gebäudes zeigt ebenfalls ein stark ausgezwickeltes, kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk, das mglw. noch dem 15. Jh. entstammt. Das Haus Nr. 30 im O des Areals ist ein stark restaurierter, 2-gesch. Altbau, dem nordöstl. ein vorspringender, mit 2 Schlüssellochscharten versehener Anbau vorgesetzt ist. Der gelb gefärbelte, mit weißer Putzquaderung an den Ecken versehene Bau könnte auf eine ehem. Eckbastion zurückgehen. Der Komplex reichte laut Auskunft von Anrainern bis zu den südwestl. an der Straße gelegenen Häusern Nr. 6 und 37, wo sich angeblich auch ein Tor befand. Der von Vischer 1672 abgebildete schmucklose, aber ausgedehnte Bau, der sich eher als Guts- oder Meierhof präsentiert, ist mit der heutigen Situation nur noch schwer in Verbindung zu bringen.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burg- bzw. Schlossteile in örtlicher Verbauung weitgehend aufgegangen. Bedingt zugänglich.
Literatur
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 128 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 398 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 546 f.
- Franz Fux, Land zwischen Kremsfluß und Donaustrom. Geschichte der Gemeinde Weinzierl am Walde. Weinzierl am Walde 1990, 79, 92, 94, 96, 98, 586
- Lydia Gröbl, Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau 1289–1471. Dissertation Universität Wien 1998, 40
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, Nr. 102b (Regest unzutreffend!)
- Alois Plesser, In Vergessenheit geratene einstige Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1, Wien 1902/03, 89–102, 127–130, 138–143, 145–157, 170–178, 240, 170 f.
- Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 83
- Anton Friedrich Reil, Das Donauländchen der kaiserl. königl. Patrimonialherrschaften im Viertel Obermannhartsberg in Niederösterreich. Geographisch und historisch beschrieben. Wien 1835, 152 f.
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 262 f.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 42
- Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Reg. 156 f.
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 127, 281