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Hauptburgenname Gföhl II
ID 1959
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse 3542 Gföhl, Hauptplatz 3, Jaidhofergasse 2
KG Gföhl
OG/MG/SG Gföhl
VB Krems-Region
BMN34 rechts 687845
BMN34 hoch 375804
UTM 33N rechts 536259.61
UTM 33N hoch 5373917.88
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Der Bezug der zahlreichen historischen Nachrichten über (spät-)ma. und fnz. Sitze, Höfe und Häuser im Bereich der heutigen MG Gföhl zu konkreten aufrechten bzw. abgekommenen Gebäuden ist seriös kaum herzustellen. Auszugehen ist jedenfalls davon, dass der Verwaltungssitz der ldfl., fast durchwegs als Pfandhft. ausgegebenen Hft. Gföhl/Jaidhof im Spätmittelalter nicht im Bereich des Markts lag, sondern in Jaidhof, während die in adeligem Besitz befindlichen – mindestens 2, verm. aber mehr – Objekte im heutigen Gföhl dem regionalen niederadeligen Bedürfnis nach Teilnahme an den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Markts im Einzugsbereich der ldfl. Gföhlerwalds entsprachen. Nach Krenn ist die unten beschriebene Anlage keineswegs mehr mit der Burg des 12./13. Jhs. am „Hausberg“ in Verbindung zu bringen, wohl aber mit einem der beiden ldfl.Höfe. 1266 erscheinen die ldfl. Ministerialen Hugo und Hartung „de Gevelle“, die bereits auf einen Nachfolgebau bezogen werden können. Der 1318 genannte Hartung ist der mutmaßlich letzte nachweisbare „Gföhler“ aus dieser Fam., doch spielt auch eine niederadelige und offenbar ebenso als Angehörige der bürgerlichen Führungsschicht von Langenlois auftretende Fam. Gföhler („Gfeller“, „G(e)veller“ u. ä.) im frühen und mittleren 15. Jh. eine bedeutende Rolle in der Region. Die 1370 in Gföhl genannte Burg ist wohl ebenfalls nicht mehr mit der Anlage am „Hausberg“ identifizierbar, ob hier der genannte Sitz zu sehen ist, muss jedoch offen bleiben. 1391 sind die Stockhorner im Besitz eines Hofes als ldfl. Lehen, 1417 Otto Widersperger, 1427 die Schad v. Lengenfeld, Schiltern und Kronsegg, um 1434 Hans Stockhorner, Ulrich und Oswald v. Eitzing. 1437 wird Kaspar Schratenhamer, 1447 Otto „Eybeck“, in der M. d. Jhs. Ulrich Schad nach Gföhl zubenannt (NÖLA, StA Hs. 78/1, pag. 401). 1499 liegt das Haus des Wolfgang Morechs, Forstmeister v. Gföhl, am Hauptplatz in Gföhl, daneben ein Haus des Wiener Bürgers Wolfgang Strabmer, das dieser samt einem zugehörigen Hof in „Alt-Gföhl“ an Leopold (III.) v. Neidegg zu Ranna(-Rastenberg) verkauft. 1504 gelangt der „Leisserhof“ in Gföhl nach dem Tod des Sigmund Leisser (?) als ldfl. Lehen an denselben Neidegger. Ein (anderes?) Freihaus in Gföhl, ehem. Benefiziatenhaus, befindet sich spätestens 1571 im Besitz des nobilitierten Gföhler Forstmeisters Balthasar Winkler (gest. 1612, Epitaph in der Pfk. Kirchberg an der Wild), im frühen 17. Jh. im Besitz des N. (Josaphat?) Isperer.
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Ein ehem., als „Turmhof“ angesprochener Sitz liegt im heutigen Zentrum von Gföhl, unmittelbar nördl. der Pfk., im Bereich des Gebäudekomplexes Hauptplatz Nr. 3/Jaidhofer Gasse Nr. 2. Dieser ist durch die Hausparzelle Nr. 13 definiert. Dem Gebäudeensemble ist nördl. auf den Parzellen Nr. 12, 121 und 124 das „Alte Rathaus“ benachbart. Bei Umbauarbeiten für ein neues Rathaus ergab sich 1985 und 1986 die Möglichkeit, die Bebauung auf Parzelle Nr. 13 archäologisch und bauhistorisch zu untersuchen. Die ältesten befundeten und noch aufgehenden Bauteile stammen von einem an der W-Seite orientierten, N-S-laufenden, vor/um 1300 entstandenen, lang gestreckten Baukörper von 27 m Länge und knapp 7 m Breite, der als „palasartiger“ Bau Wohn- und Wirtschaftsfunktionen vereinte. Nach der Befundsituation wurde der Bau in der 1. H. d. 14. Jhs. u. a. durch einen südl. angelegten Turmbau mit 3,50 x 3,50 m Lichtweite neben der Zugangssituation ergänzt. Neben zahlreichen Kleinfunden konnte auch eine Herdstelle aus dem 14. Jh. und eine Rauchküche aus späterer Zeit festgestellt werden. Ergänzende und verdichtende Ausbauten fanden zwischen 1450/1500 sowie im 16. Jh. statt. Die typologische Ausbildung dieses „Turmhofes“ lässt auf einen Angehörigen des Niederadels schließen, der als Inhaber des ldfl. Lehens den Sitz errichtete.
Text G.R.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 125 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 160 f.
  • Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, Nr. 392
  • Martin Krenn, Studien zur Mittelalterarchäologie: Ausgrabungen in einem mittelalterlichen Baukomplex, Gemeinde Gföhl, VB Krems, NÖ. Die Keramikfunde aus dem Töpferofen vom Roßmarkt Nr. 11, St. Pölten, NÖ. Ungedruckte Diplomarbeit Universität Wien 1992
  • Alois Plesser, In Vergessenheit geratene einstige Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1, Wien 1902/03, 89–102, 127–130, 138–143, 145–157, 170–178, 240, 148
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 112
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 97
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 161, 299, 301†
  • Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Reg. 117