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Hauptburgenname Kleinhard
ID 1968
weitere Burgennamen Minor Hard
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm, ruinös
KG Thaya
OG/MG/SG Thaya
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 676892
BMN34 hoch 413122
UTM 33N rechts 524661.25
UTM 33N hoch 5411022.05
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Waidhofen an der Thaya von der B 5 (Göpfritz–Heidenreichstein) Richtung Thaya, ca. 5 km, abzweigen. Hier die Nebenstraße Richtung Schlader, Karlstein wählen und nach ca. 3 km in den rechts abzweigenden Fahrweg mit Hinweistafel „Kleinhard, Hard" abbiegen. Nach ca. 1 km kleine Parkmöglichkeit am Waldrand, von hier ca. 10 Min. Fußweg. RAD: In Thaya vom „Thayatalweg", ca 3 km w. o. beschrieben abzweigen. ZU FUSS: Vom Ortszentrum Thaya über örtliche, beschilderte Wanderwege (Nr. 3 und 2), ca. 1 Std. Fußweg.
Geschichte Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte über 3 Lehen in der „villa Hard“ sowie über ein Lehen „ad minorem villam Hard“ inne. Im Jahre 1305 pachtet ein Sifridus de Hard den Zehent des Stiftes, 1306 Heidenreich de Tya diesen zu „datz zwein harden“, 1312 ein Eberhard und 1335 ein Perngerus. Ob mit Sifrid der Inhaber des Herrenhofes in der Nachfolgesiedlung Hard gemeint ist, muss jedoch offen bleiben, da ihn Bielsky zu Hart bei Geras lokalisiert (s. dazu und zur weiteren Geschichte „Hard"). Ein Herzogenburger Zehentverzeichnis aus dem späten 15. Jh. vermerkt, dass „In dem dorff zu hard“ und „Zu klainen hard“ nunmehr „yetz alles holtz und Wismad“ sei. 1594 werden „Klein- und grossen Hart“ noch als Überlände im Urbar der Hft. Thaya angeführt.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Die Wüstung der Siedlung Kleinhard liegt im sog. „Hart(h)wald", 4 km östl. des Ortszentrums von Thaya. Durch archäologische Grabungen konnte 200 m nördl. der größeren Siedlung Hard deren Vorgänger, „Kleinhard" bzw. „Hard minor" genannt, freigelegt und befundet werden. Nahe einer Quellmulde konnte ein 2-teiliger, W-O-orientierter, insgesamt ca. 24 x 8 m großer, gemauerter Komplex freigelegt werden. Dieser gliedert sich in ein westl. situiertes, quadratisches „Turmhaus" mit durchschnittlich 6,30 x 5,30 m Lichtweite und einen östl. anschließenden, gleichzeitigen Saalbau von 16,00 x 6,20 m Größe. Beide Raumsituationen werden durch einen nördl. angelegten, durch eine gemeinsame Außensicherung gedeckten Zugang erschlossen. Der Steinbau datiert archäologisch um 1100. Hinsichtlich dieser Datierung ist das fast regellose, nicht ausgezwickelte, relativ kleinteilige Bruchsteinmauerwerk hervorzuheben, das einen wesentlich jüngeren Eindruck vermitteln würde. Hinweise auf Außensicherungen in Form von Wall und Graben fanden sich keine. Keramikfunde und Hinweise auf Eisenverarbeitung als Wirtschaftsfaktor datieren ab dem späten 11. Jh. und belegen die Benutzung bis in die 1. H. d. 13. Jhs. Im jüngsten Begehungshorizont wurde 1999 ein prägefrischer Wiener Pfennig aus der Zeit um 1230/35 gefunden, verm. dem Zeitraum vor der Aufgabe. Der Bau ist als Sitz eines niederen Adeligen zu sehen, der als früher Mittelpunkt des kleinräumigen, 2-stufigen Rodungsaufschlusses nach kurzem Bestand, spätestens in der 2. H. d. 13. Jhs., zugunsten des jüngeren Hard aufgegeben wurde.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Ergrabene Mauerreste des Sitzes, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Das Gelände der seit 1976 archäologisch ergrabenen Siedlung ist für den durchschnittlichen Wanderer problemlos zu begehen und ganzjährig frei zugänglich. Das Heimatmuseum Thaya zeigt eine Dokumentation zur archäologischen Grabung in der Ortswüstung Hard. Öffnungszeiten: Anfang Mai–Ende Oktober: So, Fei 10–12 Uhr. Sonderführungen sind bei rechtzeitiger Anmeldung am Gemeindeamt Thaya, Tel.: 02842/526 63, möglich.
Gasthäuser GH Haidl in Thaya.
Literatur
  • Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 245, 251, 253
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 385 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 525
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1168
  • Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Hard. Ein Wüstungskomplex im niederösterreichischen Waldviertel. Archäologische Forschungen in Niederösterreich 6, St. Pölten 2008
  • Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Archäologische Beiträge zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte im nordwestlichen Waldviertel. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 62/1, Wien 1996, 201–216, 208 ff.
  • Sabine Felgenhauer, Wüstung Hard – Grabungsbericht 1999. Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 4/1999, Thaya 1999, 811–812
  • Sabine Felgenhauer, Grabungs- und Fundbericht "Kleinhard" 1989. Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 3–4/1989, Thaya 1989, 359–362
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 31/1992, 545 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 32/1993, 800
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 210 f.
  • Claudia Walcher, Hans Plach, Dorfwüstungen Hard. Wien–Thaya 1998
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), 648,10
Kleinhard. Bauphasenplan (2008) - © Grundlage: Hans Plach. Baualter: Sabine Felgenhauer-Schmiedt; Digitalisierung: Patrick Schicht
Kleinhard. Bauphasenplan (2008)
© Grundlage: Hans Plach. Baualter: Sabine Felgenhauer-Schmiedt; Digitalisierung: Patrick Schicht