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Hauptburgenname Hard
ID 1969
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm, ruinös
KG Thaya
OG/MG/SG Thaya
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 676835
BMN34 hoch 412763
UTM 33N rechts 524610.57
UTM 33N hoch 5410662.28
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Waidhofen an der Thaya von der B 5 (Göpfritz–Heidenreichstein) Richtung Thaya abzweigen, ca. 5 km. Nebenstraße Richtung Schlader bzw. Karlstein wählen, nach ca. 3 km rechts auf den Fahrweg mit Hinweistafel „Kleinhard, Hard" abbiegen. Nach ca. 1 km kleine Parkmöglichkeit am Waldrand, von hier ca. 10 Min. Fußweg. RAD: In Thaya vom „Thayatalweg" abzweigen, ca. 3 km w. o. beschrieben. ZU FUSS: Vom Ortszentrum Thaya über örtliche, beschilderte Wanderwege (Nr. 3 und 2), ca. 1 Std. Fußweg.
Geschichte Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte über 3 Lehen in der „villa Hard“ sowie über ein Lehen „ad minorem villam Hard“ inne. Im Jahre 1305 pachtet ein Sifridus de Hard den Zehent des Stiftes, 1306 Heidenreich de Tya diesen zu „datz zwein harden“, 1312 ein Eberhard und 1335 ein Perngerus. Ob mit Sifrid der Inhaber des Herrenhofes in Hard gemeint ist, muss jedoch offen bleiben, da ihn Bielsky zu Hart bei Geras lokalisiert. 1351 verzichtet jedenfalls ein „Pergner Urlugs Sun von drosendorf“ auf den dem Stift Herzogenburg zugehörigen Zehenthof zu Hard nach „rat und weisung“ Eberhards und Heinrichs v. Wallsee. Pergner erneuerte 1352 seine Ansprüche auf den Harder Hof, sodass ihm nach einem Schiedsspruch im selben Jahr auf Lebenszeit Vergünstigungen eingeräumt wurden. 1369 nennt das Zins- und Dienstbuch der Gft. Litschau dienstbare Höfe „ze hard“, die zusammen 60 d erbringen. 1431 kommt es zu einem Gefecht mit hussitischen Truppen am Hartwald, was zur endgültigen Aufgabe des Dorfes und Herrenhofes beigetragen haben könnte. Ein Herzogenburger Zehentverzeichnis aus dem späten 15. Jh. vermerkt, dass „In dem dorff zu hard“ und „Zu klainen hard“ nunmehr „yetz alles holtz und Wismad“ sei. 1594 werden „Klein- und grossen Hart“ noch als Überlände im Urbar der Hft. Thaya angeführt.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Die Wüstung der Siedlung Hard liegt im sog. „Hart(h)wald", 4 km östl. des Ortszentrums von Thaya. Durch archäologische Grabungen des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien seit 1977 konnte auf dem von N nach S leicht abfallenden Gelände ein aus 10 Hofstellen bestehendes Sackgassendorf freigelegt werden, dessen Hauptachse auf einen gesondert liegenden und befestigten Herrenhof im S der Siedlung ausgerichtet ist. Die Lage des Sitzes im tiefsten Bereich des Siedlungsareals hängt mglw. mit 2 nahen Quell- bzw. Brunnenanlagen östl. davon zusammen. Im Gegensatz zu den Häusern des Dorfes, die großteils als Holzbauten zu rekonstruieren sind, ist für den Sitz- und Herrenhofbereich vorwiegend Massivbebauung anzunehmen. Die zur Siedlung orientierte, ca. 35 m breite N-Front des Sitzes zeigt eine mehrphasige, W-O-gerichtete, komplexe Verbauung mit 2 Ecktürmen. Diese ca. 6–7 m breiten, annähernd quadratischen Türme tragen wesentlich zur repräsentativen Ausbildung der zur Siedlung gewandten, grabenbewehrten, nördl. Zugangsseite bei. Zwischen den Türmen sind ein mehrräumiger Wohnbau und die nahe am O-Turm gelegene Toranlage eingespannt sowie ein Erdstall situiert. Das südl. anschließende Areal wird von einer randständigen Bebauung eingenommen, die tlw. unterkellerte Wirtschafts- und Speicherbauten um einen zentralen Hof umfasst. Der Bau kann als Kleinadelssitz gewertet werden, der als Zentrum des jüngeren Dorfes die Funktion des älteren Kleinhard übernimmt. Aufgefundene Keramik datiert von der 2. H. d. 13. bis in das 14. Jh., wobei die Befundsituation des Sitzareales sich deutlich von der des Dorfes abhebt und die gehobene Stellung der Bewohner unterstreicht.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Ergrabene und konservierte Mauerreste des Sitzes, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Das Gelände der seit 1976 archäologisch ergrabenen Siedlung ist für den durchschnittlichen Wanderer problemlos zu begehen und ganzjährig frei zugänglich. Das Heimatmuseum Thaya zeigt eine Dokumentation zur archäologischen Grabung in der Ortswüstung Hard. Öffnungszeiten: Anfang Mai–Ende Oktober: So, Fei 10–12 Uhr. Sonderführungen sind bei rechtzeitiger Anmeldung am Gemeindeamt Thaya möglich (Tel.: 02842/526 63).
Gasthäuser GH Haidl in Thaya.
Literatur
  • Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 245, 251, 253
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 383 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 523 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1168
  • Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Hard. Ein Wüstungskomplex im niederösterreichischen Waldviertel. Archäologische Forschungen in Niederösterreich 6, St. Pölten 2008
  • Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Archäologische Beiträge zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte im nordwestlichen Waldviertel. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 62/1, Wien 1996, 201–216, 208 ff.
  • Sabine Felgenhauer, Wüstung Hard – Grabungsbericht 1995. Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 1/2/1996, Thaya 1996, 643–646
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 35/1996, 572
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 32/1993, 800
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 27/1988, 332 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 29/1990, 280
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 30/1991, 338 f.
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 210 f.
  • Claudia Walcher, Hans Plach, Dorfwüstungen Hard. Wien–Thaya 1998
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), 648,10
Hard. Bauphasenplan (2008) - © Grundlage: Hans Plach. Baualter: Sabine Felgenhauer-Schmiedt; Digitalisierung: Patrick Schicht
Hard. Bauphasenplan (2008)
© Grundlage: Hans Plach. Baualter: Sabine Felgenhauer-Schmiedt; Digitalisierung: Patrick Schicht