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Hauptburgenname Harmannsdorf
ID 1972
Objekt Schloss
Adresse 3713 Harmannsdorf 1
KG Harmannsdorf
OG/MG/SG Burgschleinitz-Kühnring
VB Horn
BMN34 rechts 706490
BMN34 hoch 385024
UTM 33N rechts 554733.3
UTM 33N hoch 5383457.78
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von der B 4, ca. 7 km vor Horn, in das Ortsgebiet von Harmannsdorf abzweigen und in der Nähe der Schlosseinfahrt parken. RAD: Der „Bertha-von-Suttner-Weg" führt unmittelbar durch den Ort und am Schloss vorbei.
Geschichte Ritter v. „Hadmarstorff", die zur Klientel der Maissauer gehören, erscheinen um 1280 und werden bis 1329 urk. genannt. Die Dappach, Dienstleute der Gfn. v. Poigen, später Lehensleute der Maissauer, besitzen bis zu ihrem Aussterben 1499 Feste und Dorf. So wird die Feste „Harmanstorf“ 1455 im Lehenbuch des Ladislaus Postumus im Lehensbesitz des Engelbrecht „Dachpekh“ genannt. 1499 wird der als „Höllturm" genannte Sitz vom Landesfürsten an Wigileus Fellabrunner verliehen. 1510 gelangt der Besitz von Christoph und Sebastian Grabner an Wolf Tierbach und seine Brüder Georg und Christoph. 1528 kam die Feste als ldftl. Lehen an die Steger, die auch 1545 damit belehnt wurden. 1556 folgten die Lamberg, die Weedorn, Joachim von Puchheim, 1558 die Saurer. 1742–1825 im Besitz der Hrn. v. Moser, unter denen der Bau seine heutige bauliche Ausgestaltung erhält. Nachfolger sind die Barone v. Suttner, Bertha v. Suttner wohnt während des Sommers auf dem Schloss. 1908 folgt Baron Pach. Eine Restaurierung div. Außenbereiche erfolgt um 1985. Heutiger Eigentümer ist Dr. Erwin Glawischnig.
Text K.Ki., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die ehem. Burg und heutige Schlossanlageim nördl. Ortsbereich ist umgeben von ausgedehnten Wirtschafts- und Parkarealen des 17.–19. Jhs., die Reste von Befestigungen aufweisen. Das kompakte, 4-flügelige Kernschloss um einen zentralen Innenhof steht inmitten eines breiten Wassergrabens, der noch heute durch eine Quelle gespeist wird. Trotz des großteils deckenden Verputzes lässt sich die Baugeschichte relativ gut ablesen. Im Grundriss zeichnet sich als älteste Bauphase ein rechteckiger Bering mit Mauerstärken um 1,5 m ab. Obwohl nur an drei Seiten Reste erhalten sind, dürfte diese Burg annähernd quadratisch mit Seitenlängen um 28 m gewesen sein. Das Zentrum prägt ein dominanter Wohnturm mit 8 m Breite und 2,2 m Mauerstärke, wohl der 1499 genannte „Höllturm“. Im 1. Obergeschoß lag einst der Hocheinstieg. Von hier führte eine nun tlw. verschüttete Mauertreppe ins nächste Geschoß, in dem der Eingang mit steil geböschtem Gewände und Dreipass erhalten ist. Darüber zeigen unausgebaute Geschoße originale Lichtschlitze mit gewölbtem Überlager. Das in der Treppe und am Bering einsehbare Mauerwerk besteht aus kleinteiligem Bruchstein mit Lagenansatz. In Übereinstimmung mit den Fenstern und einer liegenden Scharte können Turm und Ringmauer ins 3. D. d. 13. Jhs. gestellt werden, dies korrespondiert gut mit der Erstnennung 1280. Reste eines zugehörigen Palas könnten im O verbaut sein, wo große Mauerstärken und spätgot. Anbauten ältere Gebäude vermuten lassen. Auch der Sockel der westl. Eingangsfront weist heterogene ma. Mauerstrukturen auf, die mehrfache Umbauten belegen. Der Graben wird von einem wallartig erhöhten Umgang eingeschlossen, der lokal sma. Mauerwerk zeigt. Eventuell gab es hier einen äußeren Befestigungsring, der später in die barocken Terrassierungen integriert wurde. Um 1612 erfolgte ein umfangreicher Ausbau zum heutigen Schloss mit homogenem 4-flügeligem Geviert, das mit Scharwachttürmchen bekrönt wurde. Im N indizieren Sockelböschungen lokal einen kompletten Neubau, der vor die alte Burgfront gerückt wurde. Im W führte ein rustiziertes Doppelportal in eine zweijochige Arkadenhalle sowie zu einer steinernen Wendeltreppe. Schwere Tonnen wölben das Erdgeschoß, während das Obergeschoß mit Balkendecken ausgestattet ist. Der Turm erhielt eine Aufstockung sowie einen Zwiebelhelm, der im 19. Jh. durch einen Zinnenkranz ersetzt wurde. Um 1600 datiert auch der weitläufige Wirtschaftshof, der ebenfalls durch rustizierte Portalanlagen zugänglich ist. Im 18. Jh. wurde das Schloss etappenweise barockisiert, aus dieser Zeit stammen die kleinteiligen Fassaden, der Einbau einer Kapelle in den Turm, der skulpturengeschmückte Park mit Orangerie und nicht zuletzt die Ausgestaltung des isoliert stehenden Schüttkastens zum hochbarocken Schlosstheater mit illusionistischem Freskenprogramm. Im 19. Jh. wurden der W-Trakt aufgestockt und im O eine schmale Gartenterrasse mit Brücke angebaut.
Text P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privat bewohnte und bewirtschaftete Schlossanlage. Vorhof frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Das Schloss ist privat bewohnt und bewirtschaftet („Wohnpark Harmannsdorf") und daher nicht öffentlich zugänglich. Der Vorhof mit Einblick auf den Kernbau ist frei zugänglich. Eine Tafel an der Einfahrt informiert über den Aufenthalt Bertha v. Suttners im Schloss.
Gasthäuser GH Buchinger in Harmannsdorf, „Grasel-Heuriger" in Mörtersdorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 64 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 75 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 87 ff.
  • Joseph Chmel, Das Lehenbuch K. Ladislaus P. für Österreich ob und unter der Enns. (Aus den Jahren 1453-1457.). AÖG Notizenbl. 4, 1854, 17
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 134 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 393 ff.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 125 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 248
  • Josef Krinninger, Wasserschlösser. In: Eduard Stepan (Hg.), Das Waldviertel 7, Geschichte Bd. 1, Wien 1937, 209–220, 211
  • Karl Lechner, Besiedlungs- und Herrschaftsgeschichte. In: Eduard Stepan (Hg.), Das Waldviertel 7, Geschichte Bd. 2, Wien 1937, 1–276, 209
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 179 f.
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 79 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 652 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 45
Harmannsdorf. Luftbild von SO (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Harmannsdorf. Luftbild von SO (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Harmannsdorf. Ansicht von S (2003) - © Patrick Schicht
Harmannsdorf. Ansicht von S (2003)
© Patrick Schicht
Harmannsdorf. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Harmannsdorf. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Harmannsdorf. Bauphasenplan (2008) - © Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht
Harmannsdorf. Bauphasenplan (2008)
© Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht