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Hauptburgenname Heidenreichstein
ID 1983
Objekt Burg
Adresse 3860 Heidenreichstein, Schremser Straße 1
KG Heidenreichstein
OG/MG/SG Heidenreichstein
VB Gmünd
BMN34 rechts 661177
BMN34 hoch 414766
UTM 33N rechts 508927.43
UTM 33N hoch 5412389.74
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Heidenreichstein ist (aus Richtung Horn) über die B 2 und die B 5 (über Waidhofen an der Thaya) erreichbar. An der Ortsdurchfahrt, nahe der Burg, befindet sich ein großer Parkplatz. RAD: Der „Waldviertelweg“ führt durch Heidenreichstein und unmittelbar an der Burg vorbei.
Geschichte Die Siedlungsgründung um 1180/90 wird nach Pongratz/Seebach einem „Heidenreich“ zugeschrieben, Mitglied der mit den Kuenringern verwandten Bgfn. v. Gars. Nach Weltin ist Heidenreich der Sohn des um 1140 auftretenden Wolker v. Eggenburg-Schachsberg. Dessen Vater ist der Bgf. Erchenbert v. Gars. 1205 wird ein Otto v. Heidenreichstein urk. genannt, der Bruder des Gründers. 1297 gelangt die Burg in den Besitz des Landesfürsten Hzg. Albrecht I. Als Pfandbesitzer erscheinen 1314–1346 die Hrn. v. Klingenberg, ab 1348 die Hrn. v. Puchheim. Diesen wird die Hft. erst 1636 entzogen. In der Folge ist ein rascher Besitzerwechsel zu verzeichnen. 1710–1947 erscheinen als Besitzer die Palffy. 1947 gelangt die Burg an die Fam. Van der Straten, anschließend an die Fam. Kinsky, die heutigen Eigentümer.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burg liegt südl. des Stadtzentrums, in der Niederung des Romaubaches, in dessen Zuge mehrere Teiche angelegt sind. Eine kleine, niedere Granitfelskuppe, die in einem dieser Teiche emporragte, konnte zur Anlage der Wasserburg genützt werden. Heute ist sie von N über 2 trockene Gräben zu betreten, urspr. ist wohl von einer Insellage auszugehen. Die letztlich stark spätgot. und renaissancezeitlich überprägte Burganlage lässt mit Ausnahme des offensichtlich hma. Bergfrieds nur wenige Hinweise auf ihren primären Bestand erkennen. Klaar rekonstruierte im Rahmen seiner Bauaufnahme einen relativ regelmäßigen Bering mit 31 m westl. Seitenlänge, der als Außenmauer, Hofmauer und Binnenmauer in die jüngeren Trakte einbezogen wurde. Einziger definitiver Hinweis auf den Altbering ist ein kurzes, aus der Basis des nordöstl. „Kapellenturmes“ vortretendes Mauerstück aus hammerrechten, fast quadermäßigen Blöcken, das auf einer Felsabtreppung sitzt und eine Ecke ausbildet. Abweichend von den von Klaar erschlossenen, regelmäßigen Beringabschnitten im W wäre daraus ein unregelmäßiger, dem Fels folgender Beringverlauf an der O-Seite rekonstruierbar. Der ungewöhnlich groß dimensionierte Bergfried ist etwas dezentral vor die W-Front des Berings gestellt. N-S misst er rund 10,50 m, W-O durch Anstellen an den westl. Bering rund 12 m. Aufgrund der hofseitigen Mauerstärke von 4,50 m, die einer feldseitigen von ca. 3,50 m gegenübersteht, sowie durch den erst oberhalb des Beringrücksprunges angelegten Hocheinstieg wird deutlich, dass der Turm sekundär als eigener Baukörper dem Bering vorgesetzt wurde. Der heute mit Dach 42,80 m hohe Turm weist eine Fülle ausgeprägter architektonischer Details auf. In den oberen Ebenen verbindet ein überaus komplexes, abschnittsweise versperrbares, in seiner Form singuläres System von Mauerstiegen die einzelnen Geschoße, die z. T. primäre, über Schalung errichtete Kreuzgratgewölbe aufweisen. 2 übereinanderliegende Mantelkamine belegen eine einstige Bewohnbarkeit. Das hofseitig sichtbare Mauerwerk aus großen, hammerrechten, tlw. hochgestellten Granitblöcken, die örtliche Unregelmäßigkeiten (Lagerfugensprünge, etc.) bewirkten, sprechen für eine Datierung des Turmes um 1200. Das oberste Geschoß mit einem auf der Mauerkrone umlaufenden Umgang gehört dem 16. Jh. an. Die rom. Burganlage war in Größe und Orientierung bestimmend für die umfassenden Neubauten des späten Mittelalters und der Renaissance, die sich, einen ehem. Zwinger mit Eckrondell an der N-Seite überbauend, um den engen, dunklen Innenhof gruppieren. Die zahlreichen ausgeprägten Formen der späten Gotik und der frühen Renaissance treten in reizvoller Weise parallel, letztere eher verhalten auf, sodass der abweisende, burghafte Eindruck bestehen blieb. Sehr prägend sind die eckbetonenden, unterschiedlich großen Rundtürme, die mit den spitzen Kegeldächern und umlaufenden hölzernen Wehrgängen (am nordöstl. „Kapellenturm“ und am südwestl. „Hungerturm“) ein wehrhaftes Bild vermitteln. Die Einbindung der Türme in den Bering bzw. in die Raumfolgen erolgte dabei recht unterschiedlich. Der NO-Turm ist als Vollrundturm ausgebildet, der kleinere SO-Turm als innen offener Schalenturm, während der SW-Turm als Halbrund dem W-Trakt vorgestellt ist. Der über 11 m Durchmesser aufweisende NO-Turm integriert im Erdgeschoß die ehem. Kapelle mit hölzerner Empore. Die flache Holzdecke zeigt spätgot. Rankenmalereien, an den Wänden finden sich gemalte Weihekreuze. Der O-Trakt integriert im Erdgeschoß die Küche und eine vorgelegte, offene Laube. Die zugehörige, besonders pittoreske O-Front, die verm. gleichzeitig mit den beiden flankierenden Rundtürmen entstand und den rom. Bering ersetzte, ist durch den risalitförmigen Kaminschacht der Küche, Wandpfeiler und mehrere Abtritterker gegliedert. An der O- und S-Front sind mehrere Renaissancebiforen bevorzugter Wohn- und Repräsentativräume zu sehen, an der S-Seite lösten sie aber nur tlw. die spätgot. Kreuzstockfenster ab, die sich mehrfach, mit auskragenden Sohlbänken, an der Burg finden. Da der S-Trakt noch heute überwiegend Repräsentativräume beherbergt, könnte sich der urspr. Palas an dessen Stelle befunden haben bzw. noch heute darin verborgen sein. Das oberste Geschoß der S-Front springt etwas zurück und lässt mehrere große, zinnenartige, später vermauerte Öffnung erkennen, die vermuten lassen, dass auch hier unter der Dachtraufe (wie am SW-Turm) ein hölzerner Wehrgang verlief. Die im Wesentlichen durch hofseitige Wendeltreppentürme erschlossenen, ausgedehnten Innenräume werden weitgehend im Rahmen der Burgführungen gezeigt, wobei eine große, sehenswerte Schausammlung von Kunst- und Einrichtungsgegenständen der Gotik und der Neuzeit präsentiert wird. Im W der Hochburg ist die von einer 2-gesch., 3-flügeligen Verbauung des 15. und 16. Jhs. gebildete, zur Bewohnung adaptierte Vorburg situiert. Sie ist von N über einen sma., in der Renaissance überformten Torbau mit ehem. Fahr- und Nebentor mit entsprechenden Zugbrücken zu erreichen. Vor dem ehem. Wassergraben liegt im Zuge einer ehem. äußeren Befestigungslinie, von der lediglich ein breiter Wallriegel erhalten ist, der äußere Torbau. Der heute isolierte, 2-gesch. Bau besitzt ebenfalls eine zugbrückenbewehrte Toranlage, das Tor zeigt jedoch schon reine Renaissanceformen. Über dem Architrav ist das Wappen der Puchheimer, flankiert von Porträtmedaillons, datiert mit „1550“, angebracht, im Architravfeld die Bauinschrift des Friedrich Christoph v. Puchheim mit der Jahreszahl „1549“. „Einige Renovierungen“, die der Dehio um 1900 für die Burg vermerkt, fügen sich stimmig in das Gesamtbild.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene Burganlage. Im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Sehenswerte Burganlage, deren pittoreske Erscheinung ein ausgezeichnetes Bild einer sma. Wasserburg vermittelt. Teile der Burg mit ihren ausgedehnten Schausammlungen können nur im Rahmen einer ca. 1-stündigen Führung gegen Eintrittsgebühr besichtigt werden. Öffnungszeiten: Mitte April bis Mitte Oktober: Mo geschlossen, Di–So 9, 10, 11, 14, 15 und 16 Uhr. Für Reisegruppen und Schulklassen Anmeldung erforderlich. Kleiner Museumsshop.
Gasthäuser GH Großmann in Heidenreichstein, GH Nöbauer in Heidenreichstein, Rasthof Stefanie in Heidenreichstein.
Literatur
  • Stephan Biedermann, Heidenreichstein. Zur Geschichte der Burg. Das Waldviertel 21/10–12, Horn 1972, 209–211
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 76 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 155 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 205 ff.
  • Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 56 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 136
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 414 ff.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 128 f.
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 5. Teil (Schluß). Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 25 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 116. Jg., Sonderschrift 11), Wien 1979, 150–158, Plan 6–8
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 258
  • Josef Krinninger, Wasserschlösser. In: Eduard Stepan (Hg.), Das Waldviertel 7, Geschichte Bd. 1, Wien 1937, 209–220, 218 f.
  • Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 263 ff.
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 49
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 214 f.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 III, 46 ff.
  • Pia Maria Plechl, Traumschlösser. Wien–München–Zürich–Innsbruck 1979, 60 f.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 30 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 62 f.
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 132 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 43
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 98 f.
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 236
Heidenreichstein. Luftbild von O (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Heidenreichstein. Luftbild von O (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Heidenreichstein. Ansicht der Burg von O (2003) - © Patrick Schicht
Heidenreichstein. Ansicht der Burg von O (2003)
© Patrick Schicht
Heidenreichstein. Ansicht der Burg von S (2003) - © Patrick Schicht
Heidenreichstein. Ansicht der Burg von S (2003)
© Patrick Schicht
Heidenreichstein. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Heidenreichstein. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Heidenreichstein. Bauphasenplan  - © Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Heidenreichstein. Bauphasenplan
© Grundlage: Adalbert Klaar; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht