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Hauptburgenname Hinterhaus I
ID 1989
weitere Burgennamen Oberhaus
Objekt Burgruine
KG Spitz
OG/MG/SG Spitz
VB Krems-Region
BMN34 rechts 681438
BMN34 hoch 358235
UTM 33N rechts 530162.2
UTM 33N hoch 5356247.83
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 3 bis Spitz und weiter über die B 217 Richtung Ottenschlag fahren. Kurz vor dem Hotel „Wachau“ befindet sich links der Straße ein kleiner Parkplatz, von wo ein beschilderter Weg (ca. 15. Min.) zur Burgruine führt. RAD: Im Zuge des „Donauradweges“ nach Spitz und weiter w. o.
Geschichte Die Burg ist urspr. Zentrum der Hft. Spitz und ab 1242 im Lehensbesitz der bayer. Herzöge. Erstmals erwähnt ist sie 1243 in einer Niederaltaicher Aufzeichnung als „castrum in monte“. Die Kuenringer besitzen als Lehensträger der bayer. Hzg. die beiden Spitzer Burgen Hinterhaus und Niederhaus. 1355 gelangt Hinterhaus an die Hrn. v. Wallsee, 1385 an die Maissauer. 1409 wird die Burg zerstört, jedoch wiederaufgebaut. Vor 1440 gelangt sie an die Hrn. v. Neidegg. 1463 wird die Burg vergeblich belagert, 1491 durch ungar. Truppen eingenommen. 1504 fallen die bayer. Besitzungen an den österr. Landesfürsten. Ob die Burg Hinterhaus I/Oberhaus oder Niederhaus im Spätmittelalter Verwaltungssitz der kuenringischen bzw. Maissauer Pfleger, Bgfn. und Richter von Spitz (bzw. von Dürnstein und der Wachau) war, ist unklar. 1328 ist Rudolf Wolfenreuter Richter von Spitz, 1371 Rennbart v. Waldreichs Richter von Spitz, 1376/77 und 1403 Leutold Wolfenreuter (gest. 1420, Wappengrabplatte Filk. St. Michael) Bgf. und Richter von Spitz und Dürnstein und Richter der Wachau, 1398 Moritz v. Spitz Bgf. v. Spitz, 1416 Heidenreich Rauber Richter von Spitz, 1424 Moritz v. Spitz Amtmann von Spitz, 1438/41 Albrecht Puschinger (gest. zwischen 1446 und 1461, Gruftplatte [?] für die Familiengrablege 1. H. 15. Jh. in der Pfk. Aggsbach) Pfleger von Spitz, 1441 Jörg Kelberharder, 1456 Jörg Maroltinger, 1465/67 Erasmus Ottenberger Pfleger von Spitz. Nach dem Ende der bayer. Hft. unbewohnt, wird die Burg bereits als „Burgstall“ bezeichnet. 1507 gelangt sie als freies Eigen an Eitelfritz v. Zollern, 1518 an Bernhard Kirchberger. In der 1. H. d. 16. Jhs. erfolgt die Neubefestigung (als Reaktion auf die ersten Türkeneinfälle). 1590 kommt der Besitz an Frh. Matthias Teufel, im selben Jahr an Hans Georg v. Kuefstein. 1620 wird die Burg zerstört und verm. nicht mehr instand gesetzt. 1646 folgen die Geyer v. Osterburg, 1667 die Abensperg-Traun und 1674 – bis zur Grundentlastung – die Dietrichstein. 1684 wird die Burg im Zuge einer Bereitung als „völlig eingangen, vnd nur ein Lähres gemauer“ bezeichnet. In den Franzosenkriegen 1805 und 1809 kommt es zu neuerlichen Zerstörungen. 1871 geht die Anlage an den Wiener Bürgerspitalfonds, 1918 an den Kriegsgeschädigtenfonds und später an die Österr. Bundesforste. Seit 1970 ist die Ruine Eigentum der MG Spitz, seit 1977 wird sie vom Spitzer Verkehrsverein betreut.
Text G.R., A.H.Z., T.K.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 1 km südwestl. der Pfk. von Spitz, oberhalb der Einmündung des Spitzer Grabens in die Donau, auf einem nach NO führenden Felssporn, einem Ausläufer des Jauerlingmassives. Der Topographie folgend, entstand eine relativ regelmäßige, lang gestreckte Burg von ca. 75 m Länge und max. 20 m Breite. Die terrassenförmige Anordnung entstand durch den von SW nach NO abfallenden Felssporn. Das höchste Plateau im SW wird von der rechteckigen, ca. 30 x 16 m großen Kernburg eingenommen. In die bergseitige W-Ecke ist der quadratische Bergfried eingebunden. Der durchschnittlich 7,20 m Seitenlänge messende Turm wird ab dem 1. Obergeschoß, wo sich der urspr.Hocheinstieg befindet, durch Stiegenläufe in der Mauerstärke erschlossen. An der nördl. und südl. Turmkante zeichnen sich die Anstellzonen des Berings ab, der den eingerückten Turm nur wenig übergriff. Die urspr. Toranlage ist unterhalb des Turmes im bergseitigen SW-Bering rekonstruierbar, in dessen S-Ecke Hinweise auf einen kleinen Torbau erkennbar sind. Bergfried und Bering zeigen ein lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk aus örtlichem Gneis, der meist (wie am Turm) zu blockhaften, tlw. auch plattigen Formaten brach und das Auszwickeln mit kleinen Steinplatten erforderte. Es ist daher von einer Errichtung gegen M. d. 13. Jhs. auszugehen. Örtlich, insbesonders an tiefen Stellen der SO-Front (m. v. auch im Bereich des ehem. Tores im SW), findet sich jedoch ein lagiges Bruchsteinmauerwerk mit kleinen, blockigen, z. T. auch hochgestellten, hammerrechten Formaten, was das Einbeziehen älterer Bauteile des 12. Jhs. vermuten lässt. An der NW- und NO-Seite des Hofes befindet sich eine 2-flügelige, mehrphasige Gebäudegruppe, die ab dem 14. Jh. entstanden ist und verm. bis in das frühe 16. Jh. umgebaut wurde. Zwischen den nordöstl. Räumen verläuft eine offensichtlich ältere Mauer, die dem sonst abgetragenen Palas des 13. Jhs. angehören könnte. Der Raum nordöstl. des Bergfrieds integriert einen tiefen, heute gesicherten Brunnenschacht. Pfeiler an der Hofseite des nordöstl. Teiles lassen m. V. einen kleinen Arkaden- bzw. Verbindungsgang des frühen 16. Jhs. rekonstruieren. Ab dem späten Mittelalter wurde die Burg über ihre urspr. Grenzen hinaus erweitert. Entlang der SO-Seite der Hochburg entstand verm. bereits im 14. Jh. eine kleine, 3-teilige Zwingeranlage mit einer jüngeren Toranlage, die offensichtlich im Zuge der Verlegung des Zuganges an die Talseite (und der Errichtung des neuen Wohnbaues im NO) geschaffen wurde. In einer Folgebauphase wurde im NO, auf dem talseitigen, tieferen Abschnitt des Sporns eine großräumige Vorburg errichtet. Die tlw. geplant-regelmäßige, vorbastionäre Befestigung ist mit 2 für Feuerwaffen konzipierte Rundtürme ausgestattet, die vor allem die nordöstl. Torfront flankieren und sichern sollten. Auf einer erhöhten Felsterrasse an der NW-Seite entstand ein kleines Wirtschaftsgebäude. Dieser offensive Ausbau ist wohl nach der M. d. 15. Jhs. zu datieren, mglw. in Reaktion auf erfolgte oder befürchtete Kampfhandlungen jener Zeit. Etwas später wird der tiefe Halsgraben an der Bergseite mit einer regelmäßigen, kleinen Vorburg- bzw. Zwingeranlage überbaut, die analog zur Talseite an den Ecken mit 2 schlanken, flankierfähigen Rundtürmen verstärkt ist. Im Gegensatz zur funktionellen NO-Vorburg wirkt die bergseitige Anlage bereits manieriert. Spezielle Detailformen, wie die nur zur Zierde angebrachten kleinen Zinnen, die Trichterscharten für Handfeuerwaffen oder die schlanke, überhöhte Form der Rundtürme datieren diesen Ausbau in die 1. H. d. 16. Jhs. Div. Terrassen und Mauerzüge am Anstieg nordöstl. der Burg gehen auf später stark veränderte und durch Weinbauterrassen überbaute Vorwerke des Mittelalters zurück. Die sehenswerte, wertvolle Burgruine wurde seit der Übernahme durch den Verkehrsverein Spitz baulich gesichert und gepflegt. Sparsame rezente Eingriffe dienten der baulichen Sicherung und Erschließung der Anlage.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene, gepflegte Burgruine. Frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Sehr gepflegte, gesicherte und leicht begehbare Burgruine mit einer Fülle architektonischer Details. Das Gelände ist ganzjährig frei zugänglich. Der Bergfried ist zur Aussichtswarte ausgebaut, mit hervorragendem Blick in das Donautal.
Gasthäuser GH „Goldenes Schiff" in Spitz, Rest.-Weinhotel „Wachau" in Spitz, GH „Ruine Hinterhaus" in Spitz.
Literatur
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  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 33 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 364 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 499 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 140 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 192
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1107
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 201
  • Heinz Gerstinger, Ausflugsziel Burgen. 30 Burgen rund um Wien. Wien 1998, 185 ff.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 274
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 67
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 399 f.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 III, 75 ff.
  • Relationen zu den Anlagen im VOMB. NÖLA Ständische Akten E-II-8/2, fol 103r
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 118 ff.
  • Erich Schöner, Geschichte des Marktes Spitz an der Donau (2 Bde.). Spitz an der Donau 1979
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 184
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 110
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 113
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 202 f.
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 44–46, 49, 56, 67
Hinterhaus I. Luftbild von NO (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Hinterhaus I. Luftbild von NO (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Hinterhaus I. Ansicht von O (1999) - © Gerhard Reichhalter
Hinterhaus I. Ansicht von O (1999)
© Gerhard Reichhalter
Hinterhaus I. Ansicht von O (2005) - © Olaf Wagener
Hinterhaus I. Ansicht von O (2005)
© Olaf Wagener
Hinterhaus I. Die südliche Eckbastion (2005) - © Olaf Wagener
Hinterhaus I. Die südliche Eckbastion (2005)
© Olaf Wagener
Hinterhaus I. Der Bergfried von O (1999) - © Thomas Zoder
Hinterhaus I. Der Bergfried von O (1999)
© Thomas Zoder
Hinterhaus I. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Hinterhaus I. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Hinterhaus I. Bauphasenplan (2009) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Hinterhaus I. Bauphasenplan (2009)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht