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Hauptburgenname Horn
ID 2002
Objekt Burg-Schloss
Adresse 3580 Horn, Schlossplatz 1
KG Horn
OG/MG/SG Horn
VB Horn
BMN34 rechts 700565
BMN34 hoch 391950
UTM 33N rechts 548690.65
UTM 33N hoch 5390276.53
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Horn ist über die B 4 zu erreichen. Parkplätze finden sich im Zuge der Wiener Straße beim Schloss bzw. im Stadtgebiet (tlw. Kurzparkzone). RAD: „Waldviertel-", „Kloster-" und „Urzeitweg" führen durch Horn.
Geschichte Horn wird bereits zwischen 1045/65 zum ersten Mal genannt und war in Händen des bayer. Gfn. Gerold, der den Raum hftl. erfasst hat. Verm. als seine Nachfahren beherrschen die Gfn. v. Poigen-Regau weite Teile des Horner Beckens, in Horn selbst sitzt nur ein unbedeutender niederadeliger Gefolgsmann. Für Horn werden die ab etwa 1130 genannten zunächst edelfreien und dann ministerialischen Alberte v. Horn wichtig. Angehörige der Fam. haben enge Beziehungen und Grundbesitz zu ldfl. Ministerialen im Raum um Wien und im Weinviertel, verwandtschaftliche Verbindung zu den Ministerialen von Niederkreuzstetten und nehmen 1190 am Kreuzzug teil. Andere Genannte von Horn in dieser Zeit sind verm. Gefolgsleute der Alberte, die noch vor 1200 aus den Quellen verschwinden. 1156–1171 erscheint ein Gefolgsmann der Hrn. v. Gars namens Heinrich v. Horn. Insgesamt finden sich bis um 1200 vergleichsweise viele nach Horn genannte Personen, die wohl nicht alle im Ort, sondern auch in der Umgebung ihre Sitze hatten. Die Bezeichnung der Einwohner Horns etwa 1223 als „urbani“ und weitere Nachrichten aus dieser Zeit lassen die Existenz eines Markt- und Handelplatzes und von Gewerbetreibenden erschließen; die ersten Schritte zur Stadtwerdung waren getan. Der endgültige Ausbau zur Stadt erfolgt nach 1250 durch die Maissauer, die verm. seit dem E. d. Jhs. hier residieren und über einen größeren Verwaltungsapparat verfügten. Seit 1347 werden die Burgkapelle und ein Kaplan erwähnt, gegen Ende des Jhs. Burggrafen. 1440 folgen auf die Maissauer die Hrn. v. Puchheim. In Herrschaftsrechnungen von der M. d. 15. Jhs. lässt sich ein Hofstaat von 36 Personen erkennen. Um 1480 kommt Matthias Corvinus in den Besitz des Schlosses, das er jedoch verpfänden muss. 1490 sind ungar. Bgfn. nachweisbar. Schließlich setzen sich die Kaiserlichen hier fest, und Horn fällt pflegweise an Wilhelm Tettauer. 1493 erobern die Puchheimer Horn, wobei sich der Tettauer im Schloss länger halten können. 1512 wird Horn ständiger Wohnsitz der Puchheim und in den folgenden Jahrzehnten zu einem Zentrum des Protestantismus, wobei 1598 hier eine protestantische Landschaftsschule eingerichtet wird. 1608 schließt sich in Horn die protestantische Adelsopposition zu einem Bund zusammen. Bei den Kämpfen zwischen Teilen des protestantischen Adels und dem Kaiser ist Horn ein wichtiger Stützpunkt der Protestanten. 1620 wird die Stadt vom kaisl. Oberst Maximilian v. Liechtenstein eingenommen. Reichart v. Puchheim wird im eigenen Schloss eingekerkert und verliert die Hft., die 1622 an den reichen Heereslieferanten Vinzenz Muschinger verkauft wird. 1632 folgt die Fam. Kurz, 1656 bzw. 1676 kommt Horn an die Gfn. Hoyos (seit 1822 Hoyos-Sprinzenstein).
Text A.Z., R.Z.
Lage/Baubeschreibung Das Burg-Schloss liegt in der SO-Ecke der ehem. Stadtbefestigung, wo eine Hochterrasse oberhalb des Zusammenflusses von Taffa und Mödringbach eine topographisch wie repräsentativ geeignete Stelle für den Bau einer Burganlage bot. Mglw. wurde die Burg erst im Zuge einer ostwärts gerichteten Stadterweiterung in den Bereich der Stadt einbezogen. Der Bau integriert bedeutende Teile einer regelmäßigen, kastellartigen Burganlage von ca. 45 x 30 m Größe, orientiert in N-S-Richtung. Tiefgreifende Um- und Neubauten brachten diese weitgehend zum Verschwinden, zumindest oberflächlich. Heute ist nur der ca. 30 m hohe, ca. 9,30 m im Quadrat messende SO-Turm (sog. „Diebsturm") als ma. Bauteil erhalten, der von der östl. Stirnseite des herangeführten S-Traktes eingegliedert ist. Das im Inneren sichtbare, bedingt lagerhafte, zu Kompartimenten zusammengefasste Bruchsteinmauerwerk und der Rest eines Sitznischenfensters erlauben eine Datierung in das frühe 14. Jh. Neben einigen Lichtscharten hat der Bau im heutigen 5. Obergeschoß noch den Ausgang auf einen ehem. vorkragenden, hölzernen Wehrgang. Die Forschungen Klaars rekonstruieren einen weiteren, bergfriedartigen Turm in der NW-Ecke eines rund 2 m starken Berings. Diese völlig integrierten und verputzten Teile sind heute nur noch im Grundriss erschließbar. Die 2-türmige, kastellartige Burganlage geht verm. auf eine Ausbaustufe von Burg und Stadt unter den Hrn. v. Maissau zurück, die die Hft. nach 1246 erhielten, da auch die Stadtmauer in ihren heute erhaltenen, ältesten Teilen wohl in die 2. H. d. 13. Jhs. zu datieren ist. Die relativ späte Zeitstellung des Turmes zeigt die lange Dauer der Bautätigkeiten, die, Burg und Stadt umfassend, ein gewaltiges Baupotenzial erforderten. Während Klaar im W des Schlosses ältere, mglw. sma. Bauteile rekonstruiert, geht der heutige 4-gesch., 4-Flügel-Bau auf Umgestaltungen des 16., 18. und 19. Jhs. zurück. Die nördl. Einfahrtssituation zeigt außen ein noch für eine Zugbrücke eingerichtetes Renaissanceportal, innen eine „1539" datierte Inschrifttafel der Puchheimer, daneben eine ehem. Pferdetreppe. Die durch mächtige Mauerstärken gekennzeichneten Teile des NO-Traktes stammen aus dem 16. Jh. und gehen mglw. auf gegen O gerichtete Bastionäranlagen im Zuge der Stadtbefestigung zurück. S- und W-Trakt stammen aus dem 18. Jh., der N-Trakt mit einem 8-eckigen Fassadenturm aus dem 19. Jh. Die heutige, bei jüngeren Teilen angeglichene Fassadengliederung geht auf das 1. V. d. 18. Jhs. zurück. Die ausgedehnten Raumfluchten im Inneren zeigen der Entstehungszeit entsprechende Stichkappen-, Grat- oder Kuppelgewölbe sowie Flachdecken. Eine im O-Trakt im 19. Jh. eingerichtete Kapelle folgte verm. einer urk. 1347 genannten St. Pankraz-Kapelle. Statt eines O-Traktes schließt nur ein 1-gesch. Remisentrakt den Hof. Das weite Ausgreifen des bastionsartigen NO-Traktes und eine am „Diebsturm" sichtbare Anstellzone einer ehem. gegen O ziehenden Mauer lassen entgegen der Vermutung Klaars eine ehem. weitere Ausdehnung nach O vermuten, wofür auch das nördl. des Schlosses angebaute „Landgerichtsgebäude" aus dem 16. Jh. sowie der allgemeine Verlauf der Stadtmauer sprächen. Ehem. englische Parkanlagen umgeben noch heute tlw. das Burg-Schloss und erstreckten sich mit einem ehem. Tiergarten auch südl. der Taffa. Ein ausgedehnter Meierhofbereich aus dem 17.–19. Jhs. liegt auf einer Terrasse jenseits des Mödringbaches.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegtes, bewohntes Burg-Schloss. Nur Hof frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Das Burg-Schloss ist bewohnt, Sitz der Forstverwaltung, tlw. für Amtsräume genützt und daher im Inneren nicht zu besichtigen. Lediglich der Hof ist frei zugänglich.
Gasthäuser GH „Weißes Rössl" in Horn, GH „Zur Stadt Horn", Rest. „Galerie" in Horn.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 66
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 162 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 214 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 138 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 448 ff.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 132 ff.
  • Adalbert Klaar: Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 4. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 23 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 115. Jg., Sonderschrift 14), Wien 1978, 238–249, 242 f., Plan 13–15
  • Herbert Knittler, Vom Leben auf dem Lande. Die Rechnungen der Herren von Puchheim zu Horn und Göllersdorf 1444–1468. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 41, St. Pölten 2005
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 300
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 183 f.
  • Niederösterreichisches Landesarchiv, Besitzerbögen
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 391 ff.
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 417 f.
  • Gustav Reingrabner, Die Stadt Horn und ihre Herren. In: Eine Stadt und ihre Herren. Katalog. Horn 1991, 13–54
  • Patrick Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 5, Wien 2003, 106 ff.
  • Max Weltin, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze. nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 10, Wien 1986/87, 1–42, Anm. 186
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 223
  • Roman Zehetmayer, Arbeitsbericht: Zur Frühgeschichte der Stadt Horn (bis um 1300). Ungedrucktes Manuskript 2006
Horn. Ansicht des Turmes (1999) - © Gerhard Reichhalter
Horn. Ansicht des Turmes (1999)
© Gerhard Reichhalter