Hauptburgenname
Thurnhof
ID
2003
Objekt
Ansitz|Turmhof|Dorfturm, stark umgebaut
Adresse
3580 Horn, Rathausplatz 4–5
KG
Horn
OG/MG/SG
Horn
VB
Horn
BMN34 rechts
700220
BMN34 hoch
392175
UTM 33N rechts
548341.91
UTM 33N hoch
5390495.38
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Die erste urk. Nachricht stammt aus dem Jahr 1394 als Stephan Pucher, ein Maissauer Gefolgsmann und Bgf. zu Allentsteig, den Hof seiner Frau als Morgengabe überlässt. Nach Reingrabner ist der Hof „ziemlich sicher“ in Zusammenhang mit der älteren Führungsschicht der Stadt zu sehen und mglw. im Zuge der Ansiedlung von Maissauer Gefolgsleuten im 13. Jh. entstanden. Die Fam. Pucher ist bis M. d. 15. Jhs. Eigentümer. Nachdem Horn 1440 an die Puchheimer gelangt, überlässt Dorothea v. Pottendorf, die Witwe Hans v. Puchheims, den Hof „... an der Newnstift zunächst dem Newen Tor ...“ ihrem Hintersassen Hans Krewss. 1486 verkauft Hartneid v. Puchheim den Hof an das Kloster St. Nikola bei Passau, das ihn letztlich bis zur Aufhebung 1803 besitzt, ihn aber nur als Wirtschafts- und Einnahmeobjekt nutzt. Das Kloster verpfändet den Hof um 1580 an den Protestanten Caspar Kraft v. Helmsau zu Meires, der 1582 einen Neubau durchführt. Die Fam. ist nur bis 1594 in Horn nachweisbar. 1803 kommt der Hof in Staatsbesitz und wird 1812 an Ernst Gf. Hoyos-Sprinzenstein verkauft. Nunmehr Teil der Hft. Horn, fungiert der Bau als Verwaltungs- und Wirtschaftsobjekt, bis er 1849 an die Gemeinde verkauft wird. 1868/69 erfolgt der durchgreifende Umbau zum Sitz der Gemeinde- und Bezirksverwaltung. Nach Übersiedelung der Bezirkshauptmannschaft im Jahr 1957 steht das Gebäude allein der Stadt zur Verfügung und wird nach einem weiteren Umbau seither als Rathaus verwendet.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Der „Thurnhof“, Rathausplatz Nr. 4–5, liegt im nordwestl. Bereich der Altstadt, am Schnittpunkt Rathausplatz/Thurnhofgasse. Die nördl. Front des Baues deckt sich mit dem örtlichen Verlauf der Stadtmauer, wo jedoch erst im 15. Jh. die Entstehung des westl. benachbarten „Mödringer Tores" angenommen wird. Mittelalterliche Bauteile sind nicht mehr erhalten bzw. erkennbar. Die benachbarten Stadtmauerfronten sind gemäß der Mauerstruktur in das späte 13. Jh. zu stellen und daher dem Ausbau durch die Hrn. v. Maissau zuzuweisen, die während der Regierungszeit Ottokars II. in den Besitz der Stadt kamen. Die naheliegende, bereits frühzeitige Ansiedlung entsprechender Gefolgsleute lässt die Entstehung des namengebenden Turmhofes mglw. in das 13. Jh. setzen. Der heutige, 3-flügelige, 3-gesch. Baukörper resultiert aus dem Neubau durch Casper Kraft zu Meires 1582. Darauf weist die verm. spolierte Inschrifttafel neben dem an der W-Front situierten, später stark überformten Rundbogentor. Angeblich wurden bereits 1517 Nachbarhäuser zur Erweiterung einbezogen. Der Bau zeigt sich heute relativ nüchtern. Über einem genuteten Erdgeschoß liegen die regelmäßigen, reduzierend betonten Fensterachsen des Obergeschoßes in glatten Wandflächen. Verm. auf das 16. Jh. gehen die beiden übereck gestellten Erker an der SW- und SO-Ecke zurück. Um 1930 besaß der Bau noch eine wesentlich feingliedrigere, verm. auf die Barockzeit zurückgehende, einfache, doch reizvolle Dekoration. Das Erdgeschoß weist durchwegs Stichtonnen- oder Kreuzgratgewölbe des 16. Jhs., tlw. auch Platzlgewölbe der Barockzeit auf. Im Obergeschoß tritt die stichkappengewölbte Halle mit Stuckrippen und gemalten Wappenmedaillons der Fam. Kraft aus dem späten 16. Jh. hervor. Ab 1996 wurde der Bau durchgreifend erneuert und nach einem modernen Architekturkonzept den zeitgemäßen Erfordernissen angepasst.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
abgekommen
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 165
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 216 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 461
- Gustav Reingrabner, Zur Geschichte des Thurnhofes. In: Die Stadtgemeinde Horn und ihr Rathaus (hg. v. Stadtgemeinde Horn). Horn 1998, 13–33