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Hauptburgenname Idolsberg
ID 2008
Objekt Schloss
Adresse 3544 Idolsberg 1
KG Idolsberg
OG/MG/SG Krumau am Kamp
VB Krems-Region
BMN34 rechts 687416
BMN34 hoch 384529
UTM 33N rechts 535678.74
UTM 33N hoch 5382630.26
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Krems an der Donau über die B 37 bis Gföhl, dann nördl. nach Idolsberg (ca. 10 km) abzweigen und am Ortsplatz vor dem Schloss parken. RAD: In Altpölla, Tiefenbach und Krumau am Kamp bieten sich Möglichkeiten, vom „Kamptalweg“ über lokale Radrouten nach Idolsberg abzuzweigen.
Geschichte 1143 wird ein Ortolf v. „Indosberg“ urk. erwähnt. 1160/70 wird „Pruno de Cidolfesperg“ genannt. 1164/72 erscheint weiters ein (jüngerer?) „Ortolfus de Cidolfsperg“. Erst 1270 wird letztmalig von einem Angehörigen dieses mit den Eisenbergern (s. d.) verwandten ministerialischen bzw. herrenständischen Geschlechtes berichtet. Ab 1347 sind Hans v. Kaja zu Idolsberg und seine Gattin Katharina, 1368 sein Sohn Wolf Rauche d. „Keyauer“ nachweisbar. Im 15. Jh. gelangt die Hft. an die Hrn. v. Jeispitz (Jevišovice) und Kunstadt (Kunštát), die schon im 1. V. d. Jhs. in der Gegend um Brunn, Lichtenau und Krumau engagiert und in Verbindung mit den Rorern erscheinen: Jan v. Jeispitz und seine Brüder Hans, Wolfhart und Konrad sowie sein Sohn Christian stiften 1428 100 lb d an die Pfk. Lichtenau, Jörg v. Jeispitz und Kunstadt fungiert 1468 als Siegelzeuge einer Krumauer Jahrtagstiftung und stiftet selbst 1470 5 jährliche Messen in der Pfk. Idolsberg (NÖLA, Privaturk. 3878, BayHStA, Klosterurk. Hochstift Passau 2199). Die Tatsache, dass sie im Waldviertel mehrfach in bescheidenen Positionen als Pfleger des landsässigen Adels fungieren (Jan v. Jeispitz zu Kunstadt war 1430 Pfleger Pilgrims [d. Ä.] v. Puchheim in Krumau, Albrecht v. Jeispitz ist 1458/66 Pfleger Rüdigers [d. Ä.] v. Starhemberg in Rapottenstein, s. NÖLA, Hardegger Urk. Nr. 316), lässt ihre Gleichsetzung mit dem gleichnamigen alten mährischen Herrenstandsgeschlecht zwar problematisch erscheinen, doch existieren zu dieser Frage bislang keine Untersuchungen. Idolsberg befindet sich zwar nach Buchmann/Faßbinder bereits 1524 im Besitz des Hans v. Lamberg, tatsächlich dürfte aber Anton Haller v. Hallerstein Inhaber gewesen sein, über dessen Witwe das Gut durch Heirat an Eustach Enenkel zu Groß kommt. Dieser verkauft Idolsberg 1544 an Christoph v. Lamberg, dieser wiederum 1546 an den kaisl. Hauptmann Christoph Leisser zum Neunzenhof. 1576 wird der kaisl. Rat und niederösterr. Regimentsrat Erasmus Leisser (gest. 1591, Gruftplatte von 1588 in der Pfk. Schiltern) nach Idolsberg und Schiltern (NÖLA, StA Hs. 78/1, pag. 916), 1603 noch Hans Leisser nach Idolsberg zubenannt. Zumindest Anteile (?) an der Hft. Idolsberg befanden sich offenbar bald nach 1600 jedoch auch in fremdem Besitz, da der nobilitierte und in den niederösterr. Ritterstand aufgenommene vormalige Kremser Ratsbürger und kaisl. Hofdiener Ledopold Schwarzbeck „zum Khainhof“ (gest. 1612, Gruftplatte in der Pfk. Senftenberg) 1610 Idolsberg (bzw. Teile davon?) von Hans v. Rätzendorf ankaufte, um den Besitz 1611 oder 1615 an Sebastian Schröttl v. Schröttenstein zu Hagenbrunn weiter zu veräußern. 1652 befand sich Idolsberg offenbar im Besitz des Ludwig Eberhard Werner. Unter den protestantischen Leisser werden Burg und Ort zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges zerstört. 1731 geht der Besitz an Johann Frh. v. Megier, 1790 an Josef Gf. Stiebar, 1809 an Josef Edlen v. Hopfen und 1825 an Friedrich Alfred Fst. v. Schönburg-Hartenstein. Nach einem Brand 1835 erfolgt die Wiederherstellung. 1845 gelangt der Besitz an Eugen Frh. v. Wacken, A. d. 20. Jhs. an die Fam. Waldstein-Wartenberg. Seit 1974 ist Idolsberg im Eigentum von Dr. Alexander Waldstein-Wartenberg.
Text A.H.Z., G.R., T.K.
Lage/Baubeschreibung Idolsberg liegt 2,3 km ostnordöstl. von Krumau am Kamp. Die Gebäudegruppe von Pfk. und Schloss liegt im Ortszentrum, unmittelbar südl. der Ortdurchfahrt. Der Komplex markiert die Lage der hma., heute nicht mehr erhaltenen Burganlage und lässt mglw. die einstige Gliederung in Kirchen- und Sitzareal rekonstruieren. Der heutige Schlossbau ist eine sehr nüchtern wirkende, 2-gesch. 4-Flügel-Anlage, nach Dehio der 2. H. d. 16. und des frühen 17. Jhs. Erneuerungen erfolgten nach Schäden des Dreißigjährigen Krieges, zwischen 1784/90 wurden Restaurierungsarbeiten mit Bauteilen und Einrichtungen der Burg von Krumau durchgeführt. Der zuletzt um 1835 erneuerte Bau ist durch geputzte Ortsteinquader und ein stark rustiziertes Rundbogenportal mit Blendnische (ehem. Zugbrücke?) aus dem frühen 17. Jh. akzentuiert. Mit der O-Front des Schlosses ist die heutige Pfk. Hl. Lorenz, als Schlosskirche um 1600 entstanden, baulich verbunden. Die Saalkirche mit gotisierenden Maßwerkfenstern erhielt 1786 den O-Turm. Die Schloss und Pfk. noch tlw. umgebenden Mauern lassen das ehem. Garten- bzw. Parkareal im N erkennen. Eine ehem. Meierhofanlage ist im N des Schlosses, gegenüber der Straße, erhalten.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Das Schloss ist bewohnter Privatbesitz, gestattet von der Zugangsseite jedoch einige Einblicke.
Gasthäuser GH Märkl in Krumau, GH Lammer in Krumau, GH „Zum Braunen Hirschen" in Krumau.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 35
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 22 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 195 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 265 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 139
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 465
  • Adalbert Fr[anz] Fuchs (Bearb.), Urkunden und Regesten zur Geschichte des Benedictinerstiftes Göttweig, 2. Theil: 1401–1468. Fontes Rerum Austriacarum II/52, Wien 1901, Nr. 1469
  • Franz Fux, Herrschaftsgeschichte von Idoldsberg. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 751–761
  • Günter Marian, "Eur genaden wölen ja vest pey dem liewen wartt Gottes halten…" Eustach Enenkels Briefe aus Sachsen an Julius I. von Hardegg 1537–1540. nöla. Mitteilungen des NÖ Landesarchivs 12, 2005, 58–83, 62
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, Nr. 52
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 182 f.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 140
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 425
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. VI/1903, 527
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. VI/1893, 550
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 53
  • Erwin Warnung, Beiträge zur Ortsgeschichte von Idolsberg. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp). Krumau am Kamp 1995, 763–794
  • Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 122, 217 u. Reg. 68
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 294, 314, 399
Idolsberg. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Idolsberg. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber