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Hauptburgenname Kaja
ID 2015
Objekt Burgruine
KG Niederfladnitz
OG/MG/SG Hardegg
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 717388
BMN34 hoch 409970
UTM 33N rechts 565189.46
UTM 33N hoch 5408581.03
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Niederfladnitz, ca. 6 km nördl. von Retz, von der B 30 Richtung Merkersdorf–Hardegg abzweigen. Kurz nach der Ortseinfahrt von Merkersdorf rechts abbiegen (grüne Tafel „Burgruine Kaja"), ca. 1 km bis zum Parkplatz. Von hier 5 Min. bequemer Fußweg. RAD: In Merkersdorf beschilderte Abzweigung vom „Thayatalweg" zum Parkplatz der Burg.
Geschichte Die Inhaber Kajas sind seit dem 2. Jahrzehnt d. 12. Jhs. in der Südbahngegend als babenbergische Ministerialen nachweisbar, wobei eine Gleichsetzung mit den Bgfn. von Mödling sowie eine engere Verwandtschaft mit der Kuenringersippe anzunehmen sind, sehr wahrscheinlich ist weiters eine Stammesgleichheit mit den Kamegg-Allentsteigern. Die Hft. Kaja wird wohl in der 1. H. d. 12. Jhs. eingerichtet, bleibt aber wegen des Übergewichts von Hardegg kleinräumig. 1196 ist Kaja Schauplatz eines Landtaidings. Mitglieder der Fam. zählen in der 1. H. d. 13. Jhs. zu den wichtigen ldfl. Ministerialen, sie nennen sich auch nach Hartenstein oder Stallegg und nehmen sogar mit Kärntner Ministerialen (Trixen) eheliche Verbindungen auf. In der 2. H. d. 13. Jhs. wird Adelold von Kaja in einer legendenhaften Erzählung des Stifts Zwettl genannt, aus der hervorgeht, dass er sehr fromm und Inhaber auch der Burg Kamegg war. Zu dieser Zeit können die Kaja auch im Weinviertel Hftn. und Güter erwerben, und es lassen sich rittermäßige Gefolgsleute feststellen (z. B. Preinreichs, Arzwiesen, Pernersdorf). 1360 wird Kaja als ldfl. Lehen bezeichnet, ohne dass sich der Zeitpunkt der Lehensnahme eruieren ließe. Im selben Jahr müssen die Kaja ihre Stammburg, die als mit Wasser umfangen beschrieben wird, dem Landesfürsten verkaufen. Ab 1376 haben die Gfn. v. Hardegg die Burg pfandweise inne, wobei Gf. Burkhard III. selbst hier wohnte. Um 1400 verursachen Grenzkämpfe große Verwüstungen in der Umgebung, und der mährische Adelige Heinrich v. Lipa setzt sich auf Kaja fest. 1425 erhalten die Brüder Ulrich und Mert v. Eitzing die zuvor von den Hussiten stark beeinträchtigte Burg von Herzog Albrecht zu Pflegschaft auf Lebenszeit. 1451 werden die Eitzinger mit der Feste durch Friedrich III. belehnt, sie verlegen ihren Sitz nach Niederfladnitz und vereinigen die beiden Hftn. 1588 bzw. 1615 ggehen diese im Erbweg an die Fam. Trautson über, die Kaja nicht bewohnte. Die Veste verfällt, und auf dem Vischer-Stich von 1672 wird sie bereits als Ruine dargestellt. Im Jahr 1781 fällt der Besitz an Ludwig v. Hacqué und noch im selben Jahr an die Gfn. Maria Josefa v. Auersperg und bleibt fortan im Besitz dieser Fam. Nur im Jahr 1827 hat die Fam. Schwarzenberg kurzfristig die Burg inne, bevor sie wieder an die Auersperg fällt. 1945 gelangt die Ruine an die Gfn. Waldstein-Wartenburg. Dr. Clemens Waldstein hat die Burg pachtweise dem 1969 gegründeten Verein zur Erhaltung der Burg übergeben, aus dem der Österr. Burgen- und Schlössererhaltungsverein hervorgegangen ist.
Text A.Z., R.Z.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt ca. 3,5 km südöstl. von Hardegg und 3 km nördl. von Niederfladnitz auf einem Felssporn am linken Ufer des zur Thaya entwässernden Kajabaches. Die Lagestelle der Burg, der W-O-laufende, ca. 150 m lange Sporn zwischen Kajabach und Merkersdorfer Bach, bietet wegen der fast allseitigen Felsabfälle keinen natürlichen Zugang. Die künstlich geschaffene Zugangssituation umfasste eine 2-teilige Brückenanlage mit integriertem Torbau. Erst auf dem verbreiterten Ende des Sporns konnte die eigentliche Burg errichtet werden, die sich über eine Länge von rund 100 m erstreckt. Sie umfasst eine in mehrere Abschnitte bzw. Höfe geteilte Kernburg auf einer höher gelegenen Terrasse im O sowie eine ausgedehnte, westl. angeschlossene Vorburg. Mauerreste und Geländestufen weisen zudem auf periphere Anlagen im N und W. Im Zentrum der Kernburg liegt auf einer nochmals erhöhten Felsterrasse ein kleiner, gesondert geschützter Bereich, mit einem kleinen, zwischen 2 Türme eingespannten Wohnbau im N sowie dem südl. angeschlossenen innersten Hof, der von einer polygonalen Mantelmauer umgeben ist. Bereits dieser kleine Teil der Burg zeigt mehrere Bauphasen, so entstanden die beiden bergfriedartigen Türme in 2 verschiedenen Abschnitten des 13. Jhs. Der östl. Turm stammt verm. aus der 1. H. d. 13. Jhs., während der westl., zur Vorburg gewandte Turm wegen seines lagerhaften Bruchsteinmauerwerks gegen M. d. 13. Jhs. zu datieren ist. Der östl. Turm sitzt auf älteren Mauerteilen, die wohl der Gründungsanlage angehören. Sie zeigen lagiges Mauerwerk aus plattigen Schieferbruchsteinen, das gut mit der Zeit der ersten urk. Nennungen um 1170/80 zu verknüpfen ist. Der zwischen die Türme gesetzte Wohnbau, der einst eine beheizbare Stube enthielt, entstand hingegen erst im 14. Jh., als durch die Errichtung der Mantelmauer jener der Hft. vorbehaltene innerste Teil der Burg geschaffen wurde. Im O und S liegt der äußere Hof der Kernburg, der durch randständige Bauten auf ein Mindestmaß reduziert ist und z. T. nur noch Raum für den Torweg ließ. An der S-Seite dieses Hofes schließt ein Saal- bzw. Hallenbau von rund 30 m Länge und 8 m Breite an, der zwar im 15./16. Jh. verändert wurde, sich jedoch als einheitlicher Bau des 13. Jhs. zu erkennen gibt. Primäre Teile des Gebäudes, die verm. mit dem westl. Bering und der Toranlage des äußeren Hofes in Verbindung standen, weisen neben einer lagerhaften, blockhaften Mauerstruktur auch kleine Einschübe von Opus spicatum-artigen Lagen auf. Teile der Umfassungsmauern des äußeren Hofes stammen erst aus dem 15. Jh., als ein tief in den N-Hang ragender, bastionsartiger Bauteil geschaffen wurde. Im 16. Jh. wurde dieser Teil, der offensichtliche mehrere Gebäude umfasste, aufgegeben und eine zurückversetzte Baulinie errichtet. Etwa gleichzeitig entstand entlang der O-Seite ein schmaler Wohntrakt, dessen nördl. Raum den angeblich einst 95 m tiefen Brunnen eingliedert. Auch der Saalbau des 13. Jhs. wurde im 15./16. Jh. adaptiert. Ein Raum des Obergeschoßes, der mit einer Maschikuli-artigen Konstruktion vorspringt, erhielt eine große Stube. Westl. der Kernburg erstreckt sich eine ausgedehnte Vorburg, die etwa 50 m der Gesamtlänge der Burg beansprucht. Am südwestl. Bering finden sich noch Mauerteile mit lagigen Strukturen, die von aufgestellten Steinplatten strukturiert werden und somit wohl dem späten 12./frühen 13. Jh. angehören. Aufgrund dieser Befunde bestand bereits im Hochmittelalter eine Vorburg. Wesentliche Abschnitte der Umfassungsmauern stammen aus dem 14. Jh., als die Burg wohl mehrere Ausbauschübe erfuhr. Dieser Zeit gehört auch der schlanke Turm im SW an, der die Zugangssituation beherrschte und noch heute das Gesamtbild der Burg bereichert. Ein Kamin indiziert bedingte Bewohnbarkeit, oberhalb der heutigen Mauerkrone befanden sich verm. auskragende Wehreinrichtungen aus Holz. Im 15. Jh. kam es im Bereich der Vorburg zu durchgreifenden Veränderungen. Durch die Errichtung eines kleinen Torzwingers und eines 2. Tores wurde die im Schutz des Turmes stehende Zugangssituation komplett umgestaltet. Die Tore waren u. a. mit Fallgittern und Zugbrücken (mit Schwungbalken) ausgestattet. Der Bering der Vorburg erhielt eine fast durchgehende randständige Verbauung, die wirtschaftlichen Funktionen diente. Der S-Seite wurde zudem ein schmaler Zwinger vorgelegt, der auch Teile der Kernburg umgreift und diese ohnehin steil abfallende Front der Burg schützen sollte. Ein ähnlich auf seine Funktion zu überprüfendes Element ist der im Zentrum der N-Seite im Verband mit dem Bering errichtete schlanke Rundturm, der zwar mit großen Schlüssellochscharten ausgestattet ist, die Wehrhaftigkeit aber kaum steigerte. Die kleine turmartige Kapelle in der SO-Ecke der Vorburg, deren Sakralraum vom äußeren Hof der Kernburg zu betreten war, entstand verm. erst im 16. Jh., als letzte Maßnahmen zur Erhöhung des Wohnkomforts gesetzt wurden
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, gesicherte, tlw. wiederhergestellte Burgruine. Gegen Eintrittsgebühr zu festgelegten Zeiten zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Die weitgehend gesicherte und gepflegte Burgruine kann gegen Eintrittsgebühr zum größten Teil besichtigt werden. Öffnungszeiten: 1. Mai–26. Oktober, Sa, So, Fei 10–17 Uhr, bzw. nach Voranmeldung, Tel.: 02949/8255. Informationsmaterial kann beim Aufsichtspersonal erworben werden. Im Burghof finden jährlich Theateraufführungen statt. Die Burgruine kann für private Feierlichkeiten und Veranstaltungen gemietet werden (Tel.: 02949/8255, Fax.: 02949/20112).
Gasthäuser GH „Zur Forelle" in Merkersdorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 107 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 151 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 199 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 141
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 785
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 136 f.
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 5. Teil (Schluß). Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 25 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 116. Jg., Sonderschrift 11), Wien 1979, 150–158, Plan 9–10
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 52
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 322
  • Oskar Kreutzbruck, Ungedruckte Manuskripte und Vermessungspläne. Kartensammlung der Niederösterreichischen Landesbibliothek St. Pölten, Kaja
  • Karl Lechner, Geschichte der Besiedelung und ursprünglichen Grundbesitzverteilung des Waldviertels. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 19, Wien 1919, 10–210, 62 ff.
  • Niederösterreichisches Landesarchiv, Besitzerbögen
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 139, 319
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 V, 63 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 149
  • Gerhard Reichhalter, Burg Kaja. Ungedrucktes Manuskript
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 66 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 58 f.
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 114
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 56
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 231
  • Max Weltin, Probleme der mittelalterlichen Geschichte Niederösterreichs. Unter besonderer Berücksichtigung des Hollabrunner Bezirkes. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden, Hollabrunn 1993, 47–96, 91 f.
Kaja. Luftbild von S (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Kaja. Luftbild von S (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Kaja. Ansicht der Burg von W (2003) - © Thomas Kühtreiber
Kaja. Ansicht der Burg von W (2003)
© Thomas Kühtreiber
Kaja. Das äußere Burgtor von W (2006) - © Patrick Schicht
Kaja. Das äußere Burgtor von W (2006)
© Patrick Schicht
Kaja. Der westliche Bergfried der Kernburg (2003) - © Thomas Kühtreiber
Kaja. Der westliche Bergfried der Kernburg (2003)
© Thomas Kühtreiber
Kaja. O-Ecke der Kernburg mit östlichem Bergfried (2003) - © Thomas Kühtreiber
Kaja. O-Ecke der Kernburg mit östlichem Bergfried (2003)
© Thomas Kühtreiber
Kaja. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Kaja. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Kaja. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: Adalbert Klaar, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht; Baualter: Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht; Digitalisierung: Patrick Schicht
Kaja. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: Adalbert Klaar, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht; Baualter: Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht; Digitalisierung: Patrick Schicht