Hauptburgenname
Karlstein
ID
2020
Objekt
Burg
Adresse
3822 Karlstein an der Thaya, Schlossweg 4
KG
Karlstein
OG/MG/SG
Karlstein an der Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
681826
BMN34 hoch
416366
UTM 33N rechts
529535.41
UTM 33N hoch
5414350.51
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Karlstein liegt an der B 30, ca. 8,5 km westl. von Raabs an der Thaya. Im Ortsgebiet parken und zu Fuß in ca. 10 Min. zur Burg gehen. RAD: Der „Waldviertelweg" und der „Thayatalweg" führen nach Karlstein.
Geschichte
Die ersten Hinweise auf den Ort „Chadelstain“ finden sich in der „Prima Fundacio“ des Stiftes Herzogenburg, das hier Zehentrecht innehatte. Die Feste selbst war ldfl. Lehen, 1396–1404 ist Hans d. Drugsetz als Lehensträger nachweisbar. Er hatte die Feste zeitweilig verloren, ehe er sie 1417 wieder erhält. Im Jahre 1432 werden seine Cousins Heidenreich und Bernhard Drugsetz von Hzg. Albrecht V. mit Karlstein belehnt, das nach dem Tod des Wernher und Eustach Drugsetz wieder an den Landesfürsten heimfällt. 1470 wird Karlstein Jobst Hauser zu Lehen gegeben, auf ihn folgen 1500 sein Sohn Hans und 1536 Leopold Hauser. Nach dessen Tod wird die Hft. von Christoph v. Königsberg, dem Vormund Johann Caspar Hausers, im Jahre 1576 an Adam v. Puchheim verkauft. 1627 ist Stephan Schmidt v. Freyhofen feststellbar, der Karlstein an Josef Rießer v. Steinstraß veräußert, was aber aufgrund von Geldforderungen erst 1655 umgesetzt werden kann. 1660 kommt Karlstein an Philipp Jacob Karl v. Karlshofen, 1667 an seine Witwe Helena Isabella, die die Hft. 1672 ihrem 2. Gatten Otto Felician v. Heißenstein überlässt; auf ihn folgt 1693 deren Sohn Christoph Karl v. Heißenstein. Im Jahre 1722 kauft Christoph Ferdinand Gf. v. Mallenthein die Hft., aus dessen Konkursmasse erwirbt sie 1731 Gf. Karl Michael Tobias v. Sinzendorf. Per Gerichtsbeschluss gelangt sie 1736 an Gf. Anton Hartig und Gf. Franz Sigmund v. Herberstein, die sie an Gaspar Fernandez de Cordova verkaufen. Auf diesen folgt 1755 seine Witwe Maria Elisabeth, 1766 Franz Pfeiffer von und zu Wertenau, 1807 erbt sein Sohn Josef die Hft., der sie 1827 an Franz Schenk veräußert, von dem sie 1833 an Hzg. Ladislaus v. Beaufort kommt. 1860 gelangt sie im Erbweg an Alfred v. Beaufort, Hermenegild Laubespin, geb. Beaufort, und Freiin Valeria von der Straaten, geb. Beaufort, die es im selben Jahr alleine erhält. 1876 ist Gf. Rudolf van der Straaten-Pontholz Besitzer von Karlstein. Nach 1945 war im Schloss eine Jugendherberge untergebracht, in den 1960er-Jahren eine Pension. Gegenwärtig ist es im Besitz von Hanns und Brigitte Daum.
Text
M.J.
Lage/Baubeschreibung
Die Burg liegt auf einem knapp südl. des Ortes zum Tal der Thaya vorspringenden Felssporn. Die Anlage besteht aus der das nördl. Spornende nützenden Hochburg und der im S bergseitig vorgelagerten Vorburg. Heute räumlich wie besitzmäßig getrennt, dient sie einem bäuerlichen Betrieb und umschließt ein ausgedehntes Areal mit weitläufigen Wirtschaftsgebäuden. Der unmittelbare Einfahrtsbereich weist mit Detailformen auf got. Kernbauten, der giebel- und volutengeschmückte Torbau trägt die Jahreszahl 1587. Vor der Hochburg liegt anstelle eines ehem. Grabens ein ebenes Wiesengelände, das zur Vorburg durch eine Konterescarpe begrenzt wird. Durch die Geländeveränderungen ist ein heute isolierter Torbau des 17. Jhs. mit Zwiebelhelm nahe der heutigen Einfahrt außer Funktion gesetzt. Die Hochburg bildet einen durchwegs 3-gesch., unregelmäßig-polygonalen Baukörper, der sich der Topographie folgend zur nördl. Talseite verschmälert und hier einen quer gestellten, verzogen-rechteckigen Bau eingliedert, der mglw. als ehem. Palas anzusprechen ist. Vor diesem liegt in einem später überbauten Hofabschnitt der ehem. Brunnen. Die Toranlage mit Fahrtor und Nebenpforte an der SW-Ecke des Komplexes wird durch den an der S-Ecke des Berings eingebundenen Rundturm beherrscht, der aufgrund seines unverputzten, stark ausgezwickelten Mauerwerks überraschend spät, in das 14. Jh. datiert werden muss. Zumindest Teile des Außenberings können, anhand großflächiger, putzloser Bereiche an der Basis der O-Seite, noch dem späten 13. Jh. zugewiesen werden. Der durch die verwinkelte, randständige Bebauung gebildete, durch die vereinheitlichende Fenstergliederung des 16. Jhs. geprägte Burghof erhält durch 2 verstäbte Schulterbogenportale und einen vorkragenden Wendeltreppenschacht sowie einen Breiterker und profilierte Fensterrahmungen an der Hofseite der in den O-Trakt eingegliederten Kapelle einen starken Akzent. Die aus dem A. d. 16. Jhs. stammende, nach N orientierte Kapelle ist offenbar sekundär in eine unregelmäßige Raumsituation eingefügt und besitzt ein 2-joch. Sterngewölbe mit Wappenschlusssteinen. Die Geschoßverbindung erfolgt sowohl durch Treppenhäuser (W-Trakt) als auch durch Wendeltreppen (O-Trakt). Die meisten Innenräume wurden bereits in den 60er-Jahren d. 20. Jhs. für einen Pensionsbetrieb umgestaltet und entziehen sich einer näheren Untersuchung. Mehrere Räume weisen jedoch noch Teile bzw. Reste von Stuck- bzw. Malereiausstattung der Renaissance- und Barockzeit auf. Infolge der wiederholten und überformenden Adaptierungen über Jh. und des allgemein guten Erhaltungszustandes zeigt die Anlage wenig Ansätze zur Datierung. Sichtbares Mauerwerk im Kellergeschoß des „Palas" und in den tonnengewölbten Kellern des W-Traktes lässt keine über das 14. Jh. zurückreichenden Bauteile erkennen. Bei Restaurierungsarbeiten kamen an der Hofseite des W-Traktes ältere Fenster einer früheren, mglw. aus dem 15. Jh. stammenden Geschoßteilung zutage. Der Anbau östl. des Turmes, der als einziger vor die Feldseite des urspr. Berings gestellt wurde, entstammt einer jüngeren Bauphase, als im 19. Jh. hier vorübergehend eine Gaststätte eingerichtet war.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegte, privat bewohnte Burganlage. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Burg Karlstein ist als bewohnter und liebevoll instandgehaltener Privatbesitz nicht öffentlich zugänglich. Die ehem. Vorburg ist besitzmäßig getrennt und ebenfalls nicht zugänglich. Einblicke sind von außerhalb und vom Tal möglich. In der Burg können Ferienwohnungen gemietet werden, weiters werden Hobbyferien angeboten. Anmeldungen und Informationen: Fam. Daum, Tel.: 02844/232 (8232), 01/893 41 75
Gasthäuser
GH Pohnitzer in Karlstein.
Literatur
- Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 247
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 92 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 176 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 232 ff.
- Joseph Chmel, Das Lehenbuch Herzog Albrechts V. von Österreich. AÖG Notizenbl. 9, 1859, 496
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 142
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 486 f.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 137 f.
- Karl Gutkas, Der Mailberger Bund von 1451. Studien zum Verhältnis von Landesfürst und Ständen um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 74, Wien 1966, 51–94, 345–392, 378
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 319
- Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 292 ff.
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 210 f.
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 24 f.
- Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 509
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 189
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. V, 47 f.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 12