Hauptburgenname
Krumau I
ID
2060
Objekt
Burg
Adresse
3543 Krumau am Kamp, Burggasse 1
KG
Krumau am Kamp
OG/MG/SG
Krumau am Kamp
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
684705
BMN34 hoch
383964
UTM 33N rechts
532979.2
UTM 33N hoch
5382018.3
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 37 bis Gföhl fahren und hier über die B 32 und Landesstraßen nach Krumau am Kamp (ca. 9 km) abzweigen. Alternativ von der B 38 (Horn–Zwettl–Karlstift) westl. von Neupölla nach Krumau am Kamp abzweigen. Parkplätze finden sich im Ortszentrum, von wo die Burg rasch zu erreichen ist. RAD: Der „Kamptalweg“ führt an der Burg in Krumau vorbei.
Geschichte
Da sich die Quelle, nach der 1147 Hzg. Heinrich II. den Besitz Krumau an sich gebracht hätte, als Fälschung erwies, stammen die ersten gesicherten Nachrichten von 1168 und 1171, als der zur Kuenringersippe gehörende „Prunricus de Crumbenow“ und sein Sohn Azzo, Bgfn. des Landesfürsten, erstmals urk. auftreten. Margarete v. Österr. zieht sich seit ca. 1261/62, nach der Trennung von Ottokar, auf diese Burg zurück, die gleichzeitig ihr Besitz ist, in dem der Böhme Tazzo nachfolgt. Ab 1276 im Besitz der Habsburger, wird die Burg zwischen 1297/1601 als Pfand vergeben. Zunächst erscheinen die Maissauer als Pfandbesitzer, 1306 wird ein „Walchun von Chrumnow“ als Bgf. der Maissauer genannt. Um 1335 wird die Burg durch Hzg. Albrecht II. an Andreas v. Sonnberg verpfändet. 1352 findet sie sich abermals im Pfandbesitz der Maissauer. 1440 wird sie an Christoph v. Rappach verpfändet, 1454 an Reinprecht Frauenofer, der den inzwischen vernachlässigten Bau instand setzen sollte, 1470 an Wilhelm v. Auersperg. Ob der 1473 als Pfleger von Krumau aufscheinende Zacharias Steinberger der ldfl. Pfandinhaber oder bloß ein von Auersperg als Pfleger eingesetzter Verwaltungsbeamter ist, ist unklar. 1484/91 befindet sich die ldfl. Pfandhft. Krumau im Besitz des Kaspar v. Roggendorf. 1491 nimmt Christoph (d. J.) v. Hohenfeld (gest. 1495, Wappengrabplatte in der Pfk. Krumau) Krumau um 1450 fl Pfandsumme in Bestand. Erasmus (d. J.) v. Hohenfeld ist offenbar nach dem Tod des Bruders 1496 Inhaber von Krumau. Sein Bruder Rudolf tauscht Krumau 1515 gegen die ldfl. Pfandhft. Wolkersdorf ein, in Krumau folgt der kaisl. Rat und Hofmarschall Lienhard Rauber (v. Plankenstein) nach, dem Krumau von K. Maximilian zunächst als freies Eigen um 6.000 fl auf Wiederkauf verkauft wird. Nach dessen Tod 1521 geht aus Erbstreitigkeiten Lienhards Bruder Gregor als Inhaber der nunmehr wieder als bloße Pfandhft. ausgegebenen Hft. Krumau hervor. Unmittelbar danach erfolgt eine repräsentative Umgestaltung und Ausstattung des Wohngebäudes („stokh“; s. Wappenstein von 1522 über dem Portal des Wohngebäudes, Kachel eines buntglasierten Ofens von 1522 aus Krumau im Krahuletzmuseum Eggenburg). Bis 1536 in mehreren Bauphasen Umgestaltungen mit einer Bausumme von mehr als 450 fl Im Frühjahr 1537 Übergabe der Hft. Krumau an Wilhelm v. Puchheim zu Heidenreichstein und Übertragung des gesamten Inventars von Krumau in das Rauber’sche Haus in Eggenburg (heute Pfarrhof). 1546 löst Sebastian Hager nach dem Tod Wilhelms v. Puchheim die Pfandhft. Krumau um 6000 fl Pfandschilling auf Wiederkauf ab, ihm folgen schon 1548 die Brüder Greiß, 1558 Kaspar Dominitsch (gest. 1570, Grabdenkmal Pfk. Altpölla), der div. Renovierungsarbeiten durchführen lässt. 1569/70 geht Krumau als Pfandhft. auf Lebenszeit (bzw. auf Lebenszeit von dessen Sohn) an Dominitschs Verwandten, den Raaber Grenzoberst Vinzenz Gregorotzky, der 1581 einen Bericht über den schlechten Zustand der Burg verfasst. Seit 1592 ist in Nachfolge des Vaters Vinzenz’ Sohn Peter Gregorotzky Pfandinhaber von Krumau. Er kauft die auf über 14.400 fl Pfandschilling gesteigerte Hft. 1601 als freies Eigen an. 1619 wird der Bau verwüstet. 1620 verweigert Gregorotzki die Erbhuldigung und wird als Rebell geächtet. 1621 wird Krumau kurzzeitig an Nikolaus Esterházy v. Galantha ausgegeben (HKA, NÖHA K 76/A, fol. 7), danach ist es bis 1790 im Besitz der Hrn. v. Megier. 1790 gelangt der Besitz an Josef Gf. Stiebar, 1806 an Prosper Fst. Sinzendorf, der das Schloss der Krumauer Bürgerschaft verpachtet. Ab 1814 ist es im Besitz der Hrn. v. Pereira-Arnstein, die einen Teil des Gebäudes wieder unter Dach setzen. Abermals wechseln die Besitzer rasch: 1842–1876 Franz Ritter v. Andrae, ab 1876 Josefine v. Schrutek, ab 1907 Alfred Spillmann, ab 1916 Gf. Gudenus, ab 1925 Prinz Friedrich Schönburg-Waldenburg, 1930 die Preßburger I. Sparbank, ab 1939 die deutsche Heeresverwaltung, ab 1942 Emmerich Woytil und ab 1959 die niederösterr. Landesregierung. Seit 1976 ist die Burg in Privateigentum.
Text
A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Die Burganlage thront unmittelbar nordwestl. des Ortszentrums von Krumau am Kamp auf einem schroff zum linken Kampufer abstürzenden Felsstock. Ein wohl überwiegend natürlicher Einschnitt trennt den Fels vom stark überhöhten Vorgelände im NW. Im W, O und S bricht der Fels mit tlw. senkrechten Wänden zu Kamp und Siedlung ab. Die nach großzügiger, tiefgreifender Instandsetzung heute bewohnbare Burg vermittelt durch romantisierende, aber durchaus stimmige Ergänzungen besonders vom Tal ein eindrucksvoll-romantisches Bild. Im Wesentlichen gliedert sich die Anlage in eine Kernburg, die den höchsten Bereich am südwestl. Steilabsturz einnimmt, und eine nördl., nordöstl. und südöstl. umgreifende Vorburg. Die der Topographie folgende, NW-SO-orientierte, polygonal angelegte und stark gegliederte Kernburg lässt trotz starker sma. und nachmittelalterlicher Überformungen Bauteile und (tlw.) Konzept der primären hma. Anlage erkennen. An der südöstl. Talseite sind Teile des hochrom. Berings zu sehen, der nach einer 90°-Ecke einwärts gegen NO zieht und hier – von jüngeren Bauteilen überlagert – die urspr. Torsituation in Form eines Flankentores integriert. In einem Kellerraum des östl. Renaissancetraktes treten weitere Reste des südöstl., mit der Torflanke in Verband stehenden Altberings zutage. Diese primären Bauteile heben sich durch ein lagiges, sehr kleinteiliges, hammerrechtes Bruchsteinmauerwerk, das eine Datierung vor/um M. d. 12. Jhs. erlaubt, von den jüngeren Bauteilen ab. Die Torsituation wurde verm. noch vor der M. d. 13. Jhs. in mehrphasige, nur bedingt aufschlüsselbare Erweiterungsbauten einbezogen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb des alten Tores relativ mauerstarke, im Erd- und Obergeschoß stark divergierende Bauteile entstehen ließen. Die mit ausgeprägter Eckquaderung versehene SW-Ecke eines frei innerhalb des Altberings stehenden Baues weist m. V. auf einen ehem., sekundär errichteten Torturm. Rezent eingemauerte, offensichtlich rom. Kämpfergesimse lassen für das 13. Jh. eine Torkapelle annehmen. Die bei Buchmann/Faßbinder für das 13. Jh. vermutete Kapelle, die sich außerhalb der Burg befunden haben soll, ließe sich m. V. mit dieser identifizieren. Zum Jahr 1531 ist ein Benefiziat an der Burgkapelle Hl. Johannes der Täufer belegt. Ein romantisierend wiederhergestellter, als Kapelle bezeichneter Raum befindet sich noch heute oberhalb der Torhalle. Verm. noch in der 1. H. d. 13. Jhs. entstand, der urspr. Zugangssituation vorgelagert, ein 2-teiliges Gebäude, das u. a. auch mit einem äußeren Tor und einer Torhalle (?) ausgestattet war. Das lagige, blockige Bruchsteinmauerwerk dieser Bauteile lässt eine entsprechende Datierung zu. Der auf dem Vischer-Stich von 1672 dargestellte, ruinöse Bergfried lässt sich mglw. im Bereich des nordwestl., rezent überarbeiteten Raumes des Renaissancetraktes rekonstruieren, der auf einem deutlichen Hochpunkt des Felsens liegt und wo abweichend relativ große Mauerstärken festzustellen sind. Datierende Mauerstrukturen finden sich in diesem Bereich nicht. Für das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit sind für die Kernburg durchgreifende Umbauten zu erschließen. Gewölbte Kellerräume unterhalb des Hofes am stark erneuerten südwestl. Bering belegen eine ehem. randständige Verbauung, die wohl zum Abbruch hma. Teile, mglw. auch des ehem. hier situierten Palas, führte. Die Rauber ließen im frühen 16. Jh. den nordöstl. Wohnbau, den „stokh“, errichten. Der 2-gesch., zentral abgewinkelte Renaissancetrakt nimmt randständig die gesamte Front des Berings zwischen dem ehem. Bergfried im NW und dem Torturm im S ein, überbaut bzw. übergreift tlw. aber den Altbering an dieser Seite. Über dem hofseitigen Renaissanceportal ist das „1522“ datierte Wappen der Rauber angebracht. Der Bau dient heute als Wohnung des Eigentümers und lässt infolge der zweckgerechten Adaptierung keine weiteren Befunde zu. Der dem Zugang vorgelegte, später überbaute kleine Zwinger mit Toranlage, der schon dem Bereich der Vorburg angehört, könnte dem 14. Jh. entstammen. Die urspr., mit Sitznischen versehene, von der Kernburg flankierte Toranlage wurde in der 1. H. d. 17. Jhs. durch ein rustiziertes Rechteckportal ersetzt. Auf der tieferen Terrasse im NO wurde im Spätmittelalter eine weitläufige Vorburg errichtet, die auch die älteren Zugangssicherungen umschloss. Im S sind Reste einer mehrphasigen, nz. veränderten Bebauung wirtschaftlicher Nutzung erhalten, während zur Sicherung des Zuganges an der bergseitigen Einsattelung ein mehrgesch. Torturm mit Zugbrückenportal errichtet wurde. Da die Bauteile keinerlei Eignung für Feuerwaffen zeigen und frühbastionäre Elemente (z. B. Rundtürme) komplett fehlen, könnten sie ab dem frühen 15. Jh. entstanden sein. Die bereits völlig verfallene Burg wurde zwischen 1977/80 vom heutigen Eigentümer mit großem Aufwand liebevoll wiederhergestellt. Neben der Neueindeckung der Hauptbauteile und der Adaption des Renaissancetraktes für private Wohnzwecke wurden die weiteren Bauteile in ihrer Substanz gesichert und restauriert. Um 1515 scheint Rudolf v. Hohenfeld eine befestigte (?) Mühle in Krumau errichtet zu haben, die angeblich von K. Maximilian zu einem Adelssitz erhoben wurde. An einer verm. mit diesem Objekt identischen Herrschaftsmühle in Krumau lässt Vinzenz Gregorotzky 1575 Bauarbeiten durchführen (vgl. die entsprechende – sekundär versetzte? – Sandsteintafel mit Bauinschrift am heutigen Gebäude Krumau Nr. 23).
Text
G.R., A.H.Z.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Wieder instandgesetzte, gepflegte, privat bewohnte Burganlage. Nur tlw. (Vorburg) öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Die in romantischer Felslage über dem Kamp gelegene, nach durchgreifender Erneuerung durch den Eigentümer privat bewohnte Burg ist – mit Ausnahme der 1. Vorburg – nicht öffentlich zugänglich. Der Torturm ist als „Märchenturm Burg Krumau“ in die Tourismusschiene „Märchenschlossstraße im Waldviertel“ einbezogen und gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen. Öffnungszeiten: April–Oktober: täglich bei Voranmeldung, Tel.: 02731/8230.
Gasthäuser
GH Märkl in Krumau, GH Lammer in Krumau, GH „Zum Braunen Hirschen" in Krumau.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 34, 43 ff.
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 26 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 196 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 267 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 148
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 616
- Heide Dienst, Tradition und Realität. Quellenkritische Bemerkungen zu frühen "Kuenringern". Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 46/47, 1980/81 (Kuenringer-Forschungen), Wien 1981, 40–97
- Heide Dienst, Zur Frühgeschichte von Krumau am Kamp. Kamptal-Studien 2, Gars am Kamp 1982, 69–81
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 145
- Stephan Fordinal, Besitzgeschichte der Herrschaft und der Burg Krumau am Kamp. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 101–138
- Stephan Fordinal, Die Burg Krumau am Kamp als Mittelpunkt der Herrschaft Krumau. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 143–164
- Stephan Fordinal, Die Herrschaft Krumau am Kamp. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 83–100
- Franz Fux, Schloß und Herrschaft Krumau am Kamp. Das Waldviertel 11/3–4, Horn 1962, 44–49; 11/5–6, Horn 1962, 76–80
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 344
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, Nr. 52
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 270 f.
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 162 f.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 193
- Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 122
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 60
- Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 45, 49, 59, 80, 146 u. Reg. 150
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 97, 177, 288