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Hauptburgenname Kühnring
ID 2064
Objekt Burgstall
KG Kühnring
OG/MG/SG Burgschleinitz-Kühnring
VB Horn
BMN34 rechts 709540
BMN34 hoch 388519
UTM 33N rechts 557720.65
UTM 33N hoch 5387004.13
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Maissau von der B 4 Richtung Eggenburg, von hier über die B 2 nach Kühnring (ca. 3 km) abbiegen. Von der Ortsdurchfahrt zweigt ein unbeschildertes Gässchen zur Pfk. ab, wo sich einige Parkplätze finden. RAD: Der „Bertha-von-Suttner-Weg“ und der „Urzeitweg“ führen knapp südl. an Kühnring vorbei.
Geschichte Die urspr. vor allem südl. von Wien und verm. im mittleren Weinviertel begüterten Kuenringer werden vor 1100 zur Sicherung der gefährdeten nördl. Grenze als Bgfn. von Gars eingesetzt. Bevor sie das Waldviertel kolonisieren, haben sie wahrscheinlich in Kühnring eine Hft. eingerichtet. Damals begannen die geistlichen Schreiber, für Adelige auch die Herkunftsnamen zu verwenden, sodass die Fam. seither nach Kühnring benannt wird, obwohl für sie bald andere Burgen wichtiger werden. Die Burg Kühnring selbst wird erst M. d. 13. Jhs. erwähnt, als sie Eufemia v. Kuenring innehat. Durch ihre Heirat geht die Feste an die Pottendorfer über. In der 1. H. d. 14. Jhs. werden einige Bgfn. genannt (Wolfgang v. Neudorf, Ulrich d. Schutze, Dietmar v. Harmannsdorf), die diese Funktion wohl im Dienste der Pottendorfer ausüben. Von diesen geht der Besitz E. d. 14. Jhs. an die Stockhorner über. Diese müssen 1417 das Eigentum über die Feste dem Landesfürsten verkaufen und bekommen diese als Lehen zurück. Im Juni 1452 terrorisiert Johannes Enzersdorffer von der als zerstört bezeichneten Burg Kühnring aus die Umgebung. 1461 setzt sich auf Kühnring der Söldnerführer Johann v. Gotzesdorf fest, wobei im Verlaufder Kämpfe auch die Burg selbst Schaden nimmt, der mglw. nur notdürftig behoben wird. Bei der Rückeroberung der Burg 1462 erhält der kaisl. Rat und Truppenführer Wolfgang Kattauer das Dorf als ldfl. Pfand, ohne dass die vielleicht nicht bewohnbare Burg erwähnt wird, 1492 erlaubt Friedrich III. seinem Diener Jörg Gruenaw, das Dorf von Wilhelm Kattauer zu lösen. 1549 besitzen die Veste angeblich die Puchheimer zu Göllersdorf und anschließend die Polani, 1551 wird gesichert Gebhart Weltzer zu Prutzendorf als Eigentümer der Hft. genannt. 1617 folgen die Neudegger, im Dreißigjährigen Krieg wird der als Proviant-Obrist zu Geld gekommene Christoph v. Eggstein Inhaber der Hft., die 1628–1664 mit Harmannsdorf vereinigt ist. 1636 geht sie an die Fam. Khain, 1643 an Anna Maria Neuwirth. 1663 und vor 1670 wird die als Steinbruch genützte Ruine als „öder Burgstall“, „ganz öde“ und „ein Steinhaufen“ genannt. Um die Steine leichter abtransportieren zu können, wird die Ruine schließlich gesprengt. 1663 werden die Sonau Besitzer der Hft., 1724 die Gfn. Lamberg, 1745 schließlich die Kinsky, die das zu dieser Zeit mit der Hft. Walkenstein vereinigte Anwesen bis 1755 in Besitz haben, ehe es schließlich an das Stift Geras übergeht.
Text A.Z., R.Z.
Lage/Baubeschreibung Der Ort Kühnring liegt 3,8 km nordwestl. von Burgschleinitz. Die Reste der Burganlage befinden sich auf einer natürlichen, das Dorf überhöhten Terrasse am rechten Ufer des Urtlbaches. Der Platz fällt nördl., östl. und westl. steil zur Siedlung ab, geht aber im S in ebenes Hinterland über. Das Burgareal gliedert sich in ein rund 70 x 30 m großes, ovales, 2-teiliges Kernwerk und ein südl. vorgelagertes Vorwerks- bzw. Wirtschaftsareal. Zwischen diesen Bereichen verläuft die hohlwegartige Zufahrtsstraße, die wohl auf einen ehem. Graben zurückgeht. Das durch Haus- bzw. Kellereinbauten, sowie Materialentnahmen gestörte Vorwerk wird gegen das südl. Hinterland durch eine doppelte, aber bereits verflachte Grabenanlage gesichert. Der erhöhte westl. Teil des Kernwerks trug wohl die Burg. Heute erstreckt sich hier z. T. ein freies Wiesenplateau, aber auch eine Erweiterung des Ortsfriedhofes. Schad'n sah hier noch einen niedrigen Kegelstumpf, dem südl. eine Terrasse mit einem Brunnen vorgelagert war. Heute ragt im NW nur noch ein kleiner grasbewachsener Hügel empor, an dessen Talseite Mauerreste zu sehen sind, deren Mauerfüllung aus Opus spicatum-artigen Strukturen besteht. Die rezente Mauer, die die Grenze zum östl., etwas tiefer liegenden Teil bildet, sitzt auf den Resten eines hma., N-S-laufenden Mauerzuges aus tlw. hochgestellten Großquadern, die ihn als Teil des innersten Burgbereiches bzw. -beringes ausweisen. Am S-Rand des Kernwerkes, sowie im Graben darunter liegen 4 riesige Mauerblöcke, die wohl von der Sprengung im 17. Jh. herrühren. Obwohl an keiner Stelle die Mauerschale erhalten ist, sind mehrere architektonische Details sichtbar. Neben einer Maueröffnung sind ein Gewölbeansatz, mehrere Kanäle von 30–40 cm starken Ankerbalken und der Rest eines in der Mauerschale liegenden, ca. 1,90 m Durchmesser aufweisenden Wendeltreppenschachtes zu erkennen. Die Mauerstärken, die sich aus den Trümmern m. V. erschließen lassen, liegen jenseits jeder Norm, sodass – abgesehen von der im Dehio vermuteten „ehem. Fundamentplatte der Burg“ – nur Spekulationen über Aussehen und Struktur des zugrundeliegenden Bauwerkes möglich sind. Ohne Zweifel muss es sich um einen sehr repräsentativen (turmartigen?) Baukörper gehandelt haben, wobei die integrierte Wendeltreppe eine Zeitstellung im 13. Jh. indiziert. Ein im Verlauf der Kirchhofmauer aufragender Mauerblock trägt seit der Barockzeit einen Kalvarienberg, der das pittoreske Bild des Ensembles unterstützt. Der tiefer liegende östl. Teil des Kernwerks trägt die heutige Pfk. Hll. Philipp und Jakob d. J. und den älteren Teil des Friedhofes. Als urspr. Bau lässt sich ein rom. Apsidensaal mit 12,70 x 6,60 m großem Langhaus und eingezogener, außen mit frühem Gliederungsapparat versehener Apsis erschließen. Das außen sichtbar belassene Großquadermauerwerk kann ohne Zweifel dem 12. Jh. zugewiesen werden. Einer 2. rom. Bauphase gehört der südl. angestellte schlanke Turm an. Sein Erdgeschoß bildete eine kleine Turmkapelle mit eigener Apsis, deren äußere Gliederung mit Rundbogenfries entsprechenden zeitlichen Abstand zum Primärbau, dabei aber eine Entstehung noch im 12. Jh. indiziert. Der Turm zeigt bis in das Glockengeschoß qualitätsvolles Quadermauerwerk, das diese Datierung unterstützt. Das etwas zurückgesetzte südl. Seitenschiff lässt an der Basis ebenfalls Quadermauerwerk erkennen, das entweder zeitgleich oder nur wenig später datiert. Im Dachboden finden sich nicht nur Reste von Rundbogenfenstern des Langhauses, sondern auch das gestufte, auf einfachen Kapitellen sitzende Tympanon des ehem. S-Portales, das die qualitätsvolle Gestaltung des Baues ergänzt. Oberhalb des Gewölbes sind zudem Reste von rom. Wandmalereien zu sehen, die m. V. zur Erstausstattung gehören. Während sich im Dachboden auch Indizien für einen früheren Umbau (des 16. Jhs.?) finden, erfolgte der wesentliche nz. Umbau mit dem Einbau der Gewölbe um 1660. Kleinere Umbauten fanden im 18. Jh. statt. Das über dem Kegeldach der Hauptapsis sek. eingemauerte „Götzenmandl“, eine kleine rom. Plastik einer bärtigen menschlichen Figur, gab bereits Anlass zu vielfältigen Spekulationen. Unter Berücksichtigung sämtlicher Kriterien ist von einer Datierung des Primärbaues in der 1. H. d. 12. Jhs., der Erweiterung in der 2. H. d. 12. Jhs. auszugehen. Südl. der Kirche steht der Karner, eine rom. Rotunde mit östl. Apsidenerker, der aufgrund des mehrfach gestuften und mit Säulenstellungen mit Knospenkapitellen ausgestatteten (stark erneuerten) W-Portals in das 2. V. d. 13. Jhs. zu stellen ist. Die Mauer, die den Friedhof umgibt, enthält eine Vielzahl wiederverwendeter Quader, die wohl von der Burg stammen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgstall mit geringen Mauerresten, heute Kirchhügel mit ehem. Burgkirche und Friedhof, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Das ehem. Burgareal, heute von Kirche, Karner und Friedhof sowie mehreren großen Mauertrümmern der Burg bestimmt, ist ganzjährig frei zugänglich.
Gasthäuser GH Hoppel in Breiteneich, GH „Zur Eiche" in Maria Dreieichen.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 55 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 76 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 89 ff.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 617 ff.
  • Heide Dienst, Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 27, Wien–Graz 1990, 97 f.
  • Fontes rerum Austriacarum II: Diplomataria et Acta. Wien 1849 ff., II/3: 137 und 149
  • Johann Frank, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Kühnering. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 10, St. Pölten 1895, 280–328
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 371 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 55
  • Niederösterreichisches Landesarchiv, Besitzerbögen
  • Niederösterreichisches Urkundenbuch I: 777–1076. Bearb. v. Max Weltin, Roman Zehetmayer unter Mitarbeit v. Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin (hg. v. Verein zur Förderungen von Editionen mittelalterlicher Quellen Niederösterreichs und v. NÖ Landesarchiv). Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 8/1, St. Pölten 2008, 275
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 89 ff.
  • Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring. In: Burghard Gaspar, Johannes M. Tuzar, Leopold Winkelhofer (Hg.), Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006, Kühnring 2006, 53–70
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 169
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 40
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. V, 569 f.
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 227 f., 233
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), 680,10
  • Roman Zehetmayer, Kloster und Gericht. Die Entwicklung der klösterlichen Gerichtsrechte und Gerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Zisterze Zwettl. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 40, Wien–München 2001, 11 ff.
Kühnring. Ansicht von Turmrest und Kirche von S (1999) - © Gerhard Reichhalter
Kühnring. Ansicht von Turmrest und Kirche von S (1999)
© Gerhard Reichhalter
Kühnring. Ansicht der Kirche von S (1999) - © Gerhard Reichhalter
Kühnring. Ansicht der Kirche von S (1999)
© Gerhard Reichhalter