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Hauptburgenname Altes Schloss
ID 2078
weitere Burgennamen Pudelhof, Klosterhof, Blumenhof, Niederhaus
Objekt Schloss, stark umgebaut
Adresse 3552 Lengenfeld, Klosterhof 1–18
KG Lengenfeld
OG/MG/SG Lengenfeld
VB Krems-Region
BMN34 rechts 0
BMN34 hoch 0
UTM 33N rechts 544800
UTM 33N hoch 5368956
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die Identifizierung der mindestens 2, verm. jedoch urspr. 3 seit dem 14. Jh. urk. nachweisbaren, befestigten Sitze in Lengenfeld mit konkreten aufrechten oder abgekommenen Bauten ist nicht immer zweifelsfrei möglich. 1133/38 erscheint „Wolfker de Lenginvelt“ als 1. urk. nachweisbares Mitglied der Fam. 1335/37 wird „Ulreich von Lengenfelt bey der Chirchen“ genannt, womit auch sein Wohnsitz erschlossen werden kann. Nach Buchmann/Faßbinder wird 1338, als Imbach mit Lengenfelder Gülten bestiftet wird, mit Haug v. Lengenfeld der letzte nachweisbare Angehörige der Fam. genannt, nach Strohmaier sind die Lengenfelder aber noch bis etwa 1378 hier begütert und in der Folge bis 1534 noch andernorts nachweisbar. Die Burg geht mglw. im Zuge der Besitzübernahme durch die Schad ihrer Wohnfunktion verlustig und verfällt. Im 15. Jh. ist die Herrschaftsgeschichte von Lengenfeld zunächst mit den niederadeligen Schad v. Lengenfeld verknüpft, die bereits seit etwa 1340 in der Region um das Kamptal engagiert erscheinen (Nikolaus Schad 1337 Bgf. v. Hartenstein, s. auch Gföhl II und Grafendorf). Hermann (d. Ä.) Schad v. Lengenfeld (gest. 1426 oder 1427), zwischen 1401/05 Pfleger von Krems, ist spätestens 1413/23 als Inhaber der wohl schon um 1387 dem Konrad Schad bzw. 1396 angeblich Georg und Konrad Schad (NÖLA, Herrenstands-Archiv Karton XLIIIa, Nr. 1, unfol.) als ldfl. Lehen verliehenen 2 befestigten Sitze in Lengenfeld (und einem D. an der Burg Schiltern) urk. fassbar. Da die beiden Sitze als „niderhaws“ und „mitternsitz“ bezeichnet werden, liegt die Annahme der urspr. Existenz eines „oberen“ Hauses nahe (in Höhenlage bei der Pfk.?). 1427 heiratet Hermanns (d. Ä.) gleichnamiger Sohn Barbara, die Tochter des verstorbenen Ulrich Pottenbrunner, und versichert ihr 250 lb d Morgengabe und Heimsteuerwiderlegung auf verschiedenen Gülten in Streulage in den heutigen Gemeinden Langenlois und Schönberg am Kamp (NÖLA, StA Urk. 2199, vgl. NÖLA, StA Hs. 236/6, pag. 75). 1434 leistet er den Dienst der Martinskapelle (wohl der Burgkapelle eines der beiden Sitze, verm. des „Alten Schlosses“) in Lengenfeld an den Admonterhof in Krems. 1439 ist er Bestandinhaber des Passauer Getreidezehents in Lengenfeld (NÖLA, StA Hs. 78/1, pag. 401, BayHStA München, Klosterurk. Hochstift Passau Nr. 1699/1). Als jüngere Verwandte Hermanns (d. J.) erscheint in der 2. H. d. 15. Jh. Gertraud Schad v. Lengenfeld (gest. 1499, Grabplatte in der Pfk. Schiltern, s. auch bei Kronsegg). Verm. hat diese einen spätestens 1468/70 urk. aufscheinenden Bruder (?) Christoph Schad v. Lengenfeld (NÖLA, StA Hs. 78/1, pag. 509), der wohl jener Vertreter der Fam. ist, dem 1476 das Patronat über das Petersbenefizium in der Pfk. Lengenfeld zusteht. Von Gertraud fällt Lengenfeld offenbar durch ihre 1. Ehe mit dem Pfleger von Waidhofen an der Ybbs, Bernhard v. Seisenegg, an ihren Sohn (?) Georg (d. J.) v. Seisenegg (Epitaph seiner früh verstorbenen Kinder von 1509 in der Pfk. Lengenfeld). Nach Buchmann/Faßbinder baut Georg (d. J.) v. Seisenegg zwischen 1499/1524 den Meierhof zum Wasserschloss aus. Er verkauft Lengenfeld angeblich kurzfristig an den Kremser Bürger (?) Hans Espain. 1535 verkauft Christoph v. Seisenegg Lengenfeld an den vormaligen Haller Münzmeister K. Maximilians I., späteren Kammergfn. v. Kremnitz und Burghauptmann bzw. Gespan von Altsohl (1524–1537/39) sowie Rat Kg. Ferdinands I., Bernhard Beheim v. Friedesheim. Nach dessen Tod folgt als Inhaber sein Sohn, der als Auftraggeber bzw. Vollender des sog. „Friedesheimschen Wappenbuchs“ der niederösterr. Stände bekannte Ritterstandsverordnete und Regimentsrat Wilhelm Bernhard (seit 1584: Frh.) v. Friedesheim. Unter den Friedesheim wird verm. das „Neue Schloss“ (s. d.) weitgehend umgebaut und das „Alte Schloss“ wieder zum Wirtschaftsbau umfunktioniert. 1588 verkauft Dorothea, geb. von Hohberg, Witwe nach Wilhelm Bernhards Bruder Ludwig v. Friedesheim, anstelle und zugunsten ihres unvogtbaren Sohnes Melchior v. Friedesheim ihrem Schwager Wilhelm Bernhard die ihrem Sohn gehörende und in einem im Vorjahr abgefassten Teillibell beschriebene H. an Schloss, Hft. und Markt Lengenfeld samt dem von ihrem verstorbenen Mann neu erbauten Hof „auf der Haid gegen Baidenhölzern werz, die Schütten genant“ und den Dominikalgütern (Hofmühle, Ziegelofen, Stadel, Herrschaftstaverne samt Keller) sowie der Vogtei über die Pfk. und Schlosskapelle Lengenfeld, den Pfarrhof und die Marktschule sowie die zugehörigen Gerichtsrechte. Lediglich „das ganz alte gschlosß mit seinem wassergraben und der mairhof daneben“ (sog. „Altes Schloss“ oder „Pudelhof“, östl. vom „Neuen Schloss“) sollte „soweit derselbe in der rinckhmaur (…) umbfangen ist“, jedoch unter Ausschluss des ebenfalls verkauften Patronats über die Schlosskapelle, ihrem Sohn verbleiben. 1603 ist Helmhard v. Friedesheim Inhaber der Hft. 1620 wird die Hft. Lengenfeld von der Hofkammer nach Ächtung der Brüder Helmhart und Karl v. Friedesheim als Rebellen von der Hofkammer eingezogen und als Kompensation für Forderungen über 45.000 fl zusammen mit der ebenfalls eingezogenen Hft. Winkelberg an Michael Adolf Gf. Althan übergeben, der sie umgehend dem von ihm gegründeten Kremser Jesuitenkolleg stiftete. Nach der Aufhebung des Klosters werden die Gebäude an Privatleute verkauft, die ehem. Martinskapelle wird 1786 unter Josef II. profaniert. In der Friedesheim’schen Gruft in der Pfk. Lengenfeld wurden zwischen etwa 1550/1600 mindestens 15 Angehörige der Fam. Friedesheim beigesetzt (s. Epitaph der Judith v. Friedesheim, gest. 1588, in der Pfk. Lengenfeld).
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Östl. des heutigen „Neuen Schlosses“ , an der Stelle des „Pudelhofes“, ist nach gängiger Meinung die Vorgängeranlage desselben zu suchen, das „Alte Schloss". Nach Buchmann/Faßbinder bildete dieses gemeinsam mit einer dem Hl. Martin geweihten Kapelle eine siedlungsnahe, frühe „Burg-Kirchen-Anlage“. Bisherige Überlegungen zur chronologischen Abfolge von „Altem Schloss“ und „Festem Haus“ nahe der Pfk. sind mangels erhaltener Baureste bzw. dokumentierter archäologischer Befunde reine Theorie. Einen Eindruck über das ehem. bauliche Erscheinungsbild vermittelt der Vischer-Stich von 1672: Er zeigt eine komplex strukturierte Burganlage mit zumindest 2 Türmen mit Pyramidendächern und 3 mutmaßlichen Wohnbauten. Der kleinere W-Turm und ein N-Trakt mit Pultdach weisen Abtritte zur N- und O-Seite hin auf. Das westl. anschließende „Neue Schloss“ scheint mit dem „Alten Schloss“ durch einen gemeinsamen Bering verbunden zu sein. 1880 vernichtete ein Brand das „Alte Schloss“. Die letzten Reste der Kapelle wurden in den 80er-Jahren d. 20. Jhs. abgetragen. Restbestände sind in jüngeren Verbauungen aufgegangen.
Text T.K., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 104
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 219
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 296 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 170, 255
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 422
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 626
  • Ursula Schmidt, Das Kopialbuch der Grabner. Studien zu der Urkundensammlung eines Rittergeschlechts vom 14. bis Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Heiratsabsprachen. Diplomarbeit Universität Wien 2002, 111 f.
  • Johann Strohmaier, Marktgemeinde Lengenfeld (Hg.), Marktgemeinde Lengenfeld. Lengenfeld 1984
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. VI/1903, 753–756
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 61
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 141, 281, 313
Lengenfeld-Altes Schloss. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Lengenfeld-Altes Schloss. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber