Hauptburgenname
Lichtenau
ID
2081
Objekt
Schloss
Adresse
3522 Lichtenau im Waldviertel 17
KG
Lichtenau
OG/MG/SG
Lichtenau im Waldviertel
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
680384
BMN34 hoch
373465
UTM 33N rechts
528843.82
UTM 33N hoch
5371450.28
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Knapp westl. von Gföhl von der B 37 (Krems–Rastenfeld) nach Lichtenau im Waldviertel abzweigen (ca. 6 km) und am Ortsplatz parken. Von hier wenige Min. Fußweg zum Schloss. RAD: Bei Scheutz vom „Kremstalweg“, Variante „Albrechtsberg“, nördl. nach Lichtenau (ca. 2 km) abzweigen.
Geschichte
Die Lichtenauer Gebiete sind urspr. ldfl. Lehen. Der 1101 genannte Konrad v. Lichtenau erscheint nicht gesichert. 1157 wird Bertold „de Lichtenowe" als Ministeriale der Babenberger genannt, 1263 Rudger v. Lichtenau. Die Lichtenauer sind bis 1305 urk. nachweisbar. Ihre Nachfolge treten die verwandten Hrn. v. Lichtenegg an. 1429–1509 sind die mährischen Hrn. v. Jeispitz (Jevišovice) und Kunstadt (Kunštát) Inhaber von Lichtenau (1470 etwa Georg v. Jeispitz zu Kunstadt; zur Fam. s. ausführlicher bei Idolsberg). 1498 belehnt K. Maximilian I. Caspar Bschönig mit Gut Lichtenau. 1509 verkauft Prokop Zajímač v. Kunstadt zu Jeispitz die freieigene Burg Lichtenau an Leopold (III.) v. Neidegg zu Ranna(-Rastenberg). Lichtenau wird somit Teil der Hft. Brunn am Wald (s. d.). 1812 geht das Schloss an Josef Michael v. Ehrenfels und ist bis heute im Eigentum der Fam. Ehrenfels.
Text
G.R., A.H.Z., T.K.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt gut sichtbar im SW des Ortszentrums auf einer erhöhten Terrasse, die durch einen tiefen Graben sowie Reste eines breiten, einst umlaufenden Außenwalls isoliert ist. Nach Bors lässt sich aus der Parzellenstruktur des Franziszeischen Katasters die zentrale Lage des Schlosses auf der ehem. Herrschaftsseite inmitten ehem. Dominikalstrukturen erkennen, während die Siedlungsverdichtung mit bäuerl. Hintersassen erst später erfolgt sein dürfte. Die rechteckig-polygonale Anlage wird von einem starken Bering umgeben, dessen tlw. frei einsehbares, ausgezwickeltes Bruchsteinmauerwerk dem 15. Jh. zuzuordnen ist. Schwerere Tonnengewölbe im S-Trakt sowie ein Schulterbogenportal im NO-Trakt indizieren, dass damals die komplette Anlage mit Randbebauung von Grund auf neu errichtet wurde. Im O haben sich 2 verzahnte, an den Ecken vortretende Polygonaltürme mit Scharten erhalten. Vischer zeigt 1672 einen weiteren rundlichen Turm, dazwischen mehrere Wehrerker, diese NW-Trakte wurden im 18. Jh. abgetragen. Im 16. Jh. wurden neue Tonnen- sowie Sterngratwölbungen angelegt, weiters eine Hofgestaltung mit Sgraffitofensterrahmungen, die im Erdgeschoß tlw. erhalten sind. Aus dem 17. und 18. Jh. stammen ein geknickter Arkadeneinbau sowie die heutige homogene Fassadengliederung mit gemalter Eckquaderung. Im O wurde ein kleiner Kapellenbau angestellt. A. 20. Jh. erfolgten letzte neugot. Veränderungen. Die zahlreichen bei Vischer dargestellten Wirtschaftsbauten im Vorfeld sind heute weitgehend verschwunden. Zum Hügelanschluss sind sämtliche Bauten und Befestigungen zugunsten einer breiten Gartenterrasse planiert. Heute bietet das Schloss den Eindruck eines verträumten Landgutes, nur im Bereich des Grabens lässt sich die einstige Wehrhaftigkeit nachvollziehen.
Text
P.S., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Intakte, privat bewohnte Schlossanlage. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Privat bewohntes, romantisch gelegenes Schloss, das keinen näheren Zutritt bietet.
Gasthäuser
GH Zeillinger in Lichtenau, GH Schindler in Brunn am Walde, GH Pemmer in Lichtenau
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 19
- Kurt Bors, Neue Perspektiven zur Siedlungsgenese im mittleren Waldviertel. Das Waldviertel 57/3, Horn 2008, 297–315, 300–302
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 40 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 223 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 304 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 152
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 671 f.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 367
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 307
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 63
- Ralf Wittig, Ehemaliges Schloss von Moidrams. Renovierung 1991–1996. In: Südliches Waldviertel. Denkmalpflege in Niederösterreich 27, St. Pölten 2002, 45, 31
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 161
- Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Kat.Nr. 46, Reg. 138