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Hauptburgenname Lichtenfels
ID 2083
Objekt Burgruine
KG Friedersbach
OG/MG/SG Zwettl
VB Zwettl
BMN34 rechts 675586
BMN34 hoch 384080
UTM 33N rechts 523863.71
UTM 33N hoch 5381975.15
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 37 (Krems–Rastenfeld) oder die B 38 (Horn–Zwettl) nach Rastenfeld und weiter Richtung Zwettl fahren. 2 km nach Rastenfeld zweigt an der B 38 die Zufahrt zum Campingplatz Lichtenfels ab, über die die Burgruine (Wegweiser beachten) zu erreichen ist. Ein freier Parkplatz findet sich unmittelbar nach der Kampbrücke, vor der Zufahrt zum Campingplatz, wo für das Parken eine Gebühr zu entrichten ist. Von hier ist die Burgruine über eine kurze Wanderung (ca. 15 Min.) zu erreichen. RAD: Vom „Kamptalweg" in Rastenfeld bietet sich ein kurzer Abstecher über die stark befahrene B 38 zur o. g. Zufahrt.
Geschichte Die 1. gesicherte Nennung ist jene des Hugo Turs zu Lichtenfels von 1248. Das bedeutende Ministerialengeschlecht, das den Beinamen Tursen führte, ist stammesgleich mit den Hrn. v. Rauheneck, deren Stammsitz die Burg Rauheneck bei Baden war. Mitglieder der Fam., die sich nach Lichtenfels nennen, sind ab der 2. H. d. 13. Jhs. in zahlreichen, meist Zwettler Urk. verzeichnet. Sie besitzen die zunächst freieigene Hft., zuletzt als ldfl. Lehen, bis 1335. Danach ist die Burg an die Hrn. v. Kapellen verliehen. 1408 ist Ulrich Öder v. Öd als ldfl. Pfleger genannt. 1415–1423 erscheint als Inhaber Georg v. Dachsberg, anschließend bis 1437 Jörg v. Rappach. Während der Hussiteneinfälle 1427/28 ist die Burg Bergeort für das Stift Zwettl. In der Folgezeit wechseln die Besitzer rasch: Es scheinen die Hauser, Eckartsauer, Hohenfelser, Hager, Hans v. Allentsteig, sowie Peter Häckhl und dessen Nachfahren auf. 1623 gelangt die Hft. als freies Eigen an Hans Unterholzer v. Kranichberg, der sie 1628 mit Rastenberg vereinigt. Ab 1774 im Besitz der Frhn. v. Bartenstein, beginnt der langsame Verfall der Burganlage. 1790 werden Teile von Dächern an das Stift Zwettl verkauft, 1804 verlässt der letzte Bewohner die Burg. Seit 1872 befindet sie sich im Eigentum der Fam. Thurn-Valsassina.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt ca. 13 km östl. von Zwettl bzw. 3,7 km östl. von Friedersbach auf einer überwaldeten Halbinsel inmitten des Stausees Ottenstein. Urspr. befand sie sich auf einem schmalen Geländesporn, der in den Zwiesel von Großem Kamp und Purzelkamp ragte. Heute erhebt sich der felsige Burghügel nur wenige m über den Wasserspiegel des Stausees, wobei die Mauern der Anlage ein romantischer Blickfang in der fjordartigen Landschaft sind. Der SW-NO-orientierte Rücken, über den der Zugang verläuft, bildete das Vorfeld der Burg und wurde wahrscheinlich wirtschaftlich genutzt. Der urspr. Zugang, der sich im Bereich des Campingplatzes mit dem heutigen deckt, lässt sich anhand der Parzellenstrukturen auch weiter Richtung SW verfolgen, wo die Flur „Hofbreiten“ wohl auf einstige Dominikalgründe weist. Der NW-SO-streichende eigentliche Burghügel wird durch insgesamt 4 Grabenvorlagen vom Vorfeld getrennt. Reste von Pfeilern weisen auf die ehem., sämtliche Gräben überspannende Brückenanlage, die schon Vischer 1672 zeigt. Mit Ausnahme der S-Seite, wo der Fels verstärkt hervortritt, ist der Hügel von einem gut erhaltenen Ringwall als zusätzlichem Annäherungshindernis umgeben. Von der hma. Anlage sind bedeutende Teile erhalten, die auf mehrere Bauphasen hinweisen. Der urspr. Bering, der geländebedingt nicht völlig rechteckig verläuft, umschloss eine Fläche von rund 45 x 35 m und zeigt ein relativ qualitätsvolles, großformatiges Quadermauerwerk, das örtlich von quaderhaften bzw. hammerrechten Strukturen abgelöst wird. Die urspr. Höhe ist an der SO-Seite ablesbar, wo der später überbaute Zinnenkranz zu sehen ist. An der nordwestl. Hofseite wurde zentral, im Abstand von 0,20 m zum Bering, der quadratische, 10,17 x 10,13 m große Bergfried eingestellt, der im vorletzten Geschoß nach einem späteren Umbau mit einem hölzernen Umgang ausgestattet war. Sein Mauerwerk zeigt den Versatz großer, quaderartiger Blöcke, doch sind hier – abweichend vom Bering – verschiedene Unregelmäßigkeiten, vermehrte Abgleichungen und leichte zonale Formatwechsel zu erkennen. An der SW-Seite des Berings ist die verzahnte Stirnseite eines zeitgleichen, ansonsten durch jüngere Bauteile ersetzten Gebäudes zu erkennen, das wohl vom urspr. Palas stammt, der anhand entsprechender Befunde mit 2 z-förmigen Abtrittanlagen in der feldseitigen Mauer ausgestattet war. Am Palas wechselte das Mauerwerk zu einer lagigen Bruchsteinstruktur mit partiellen Opus spicatum-Einschüben. Im Zuge eines Ausbaues, der durch Baunähte des jüngeren Berings an der NO- und SW-Seite erkennbar ist, wurde die Burg um knapp 20 m Richtung SO vergrößert. Der nordöstl. Bering sprang offensichtlich flankenförmig vor und integrierte eine Toranlage. Als Gegenpol zum Bergfried wurde in der S-Ecke ein 2., bergfriedartiger Turm errichtet, der im Erdgeschoß die Burgkapelle enthält, ein kleiner, rechteckiger Apsidensaal mit hofseitig vortretender Apsis. Die Kämpfer des Triumphbogens zeigen dekorative Wulstreihen, wie sie in vergleichbarer Form auch an den Kämpfern der Burgkapelle von Pernegg sowie am Kapellenportal von Rastenberg zu sehen sind. Die Turmobergeschoße sind über nur 0,50 m breite Mauerstiegen erschlossen, die im hoch gelegenen Emporenzugang beginnen. Die Erweiterung zeigt Quadermauerwerk, das jedoch zonal und insbesondere in höheren Bereichen von einem hammerrechten bis lagerhaften Bruchsteinmauerwerk abgelöst wird, das die Bandbreite hma. Mauerstrukturen erschließt. Ab dem späten Mittelalter erfolgten durchgreifende Umgestaltungen und Ausbauten. Wohl bereits um 1300 entstand in der NO-Ecke ein neuer Wohnbau, spätestens im frühen 14. Jh. wurde der an der SW-Seite situierte Palas durch einen lang gestreckten, mehrteiligen Wohnbau ersetzt, der noch im späten Mittelalter durch massive Dublierungen seiner Außenmauern verstärkt wurde. Im späten Mittelalter wurde dem nordöstl. Wohnbau ein Trakt hinzugestellt, im 16. Jh. erhielt auch der gegenüber liegende Wohnbau einen Anbau mit feldseitigem Abortschacht. In der 2. H. d. 16. Jhs. wurde im N nebem dem Bergfried eine neue Zugangssituation geschaffen und der quadratische, barbakaneartige Torzwinger mit Renaissance-Toranlage und zahlreichen Trichterscharten für Feuerwaffen errichtet. Dabei wurde der rom. Bering örtlich entfernt und auch Teile des sma. Zwingers, der die N- und O-Seite partiell umlief, durchbrochen bzw. verändert. Etwas unklar ist die Situation im SO, wo der rom. Bering, der zuvor flankenförmig vorsprang, durch einen barocken (?) Neubau ersetzt wurde, wobei die Mauern hofseitig angestellter Gebäude überschnitten wurden. Die gesamte Binnenbebauung zeigt mannigfaltige Adaptierungen und Modernisierungen des 16./17. Jhs., die als Umgestaltung der ma. Burg zu einem Wohnschloss der Renaissance und des Frühbarock zu werten sind. Dabei wurde u. a. auch der Bergfried zu einem zentralen Treppenturm umfunktioniert und der Kapellenturm mit einem schartengekrönten Wehrgeschoß versehen. Besonders gut sind die Reste mehrerer aufeinanderfolgender Fassadendekorationen in Sgraffito- oder Putztechnik zu sehen, die tlw. polychrom ausgeführt waren und dem Hof ein schlossartiges Gepräge verliehen. Geringe Mauerreste am SW-Hang der Burg sind nicht schlüssig zu deuten, mglw. stammen sie von Planänderungen im Zuge der Erweiterungen des 13. Jhs. Größe und Form der Burg unterstreichen den hftl.-repräsentativen Anspruch der Bauherren, die zu den bedeutendsten Ministerialenfam. jener Zeit gehörten, wobei sie in diesem Raum schon vorher herrschaftsgründend aufgetreten sind und durchaus bemerkenswerte, innovative Burgen (Ottenstein, Rastenberg, s. d.) erbauten. Das Mauerwerk aus großen, durchwegs homogen versetzten Granitquadern, das tlw. über einem Ausgleichssockel errichtet wurde und partiell erhaltenen, feinen Kellenstrich zeigt, ist entsprechend zu bewerten. Aufgrund der 1. Nennung von 1248 geht die Forschung von einer Errichtung kurz davor aus. Berücksichtigt man die Chronologie der hma. Bauphasen, die einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen haben dürften, erscheint eine Datierung in die 1. H. d. 13. Jhs. gerechtfertigt. Freilich wäre auch eine noch frühere Zeitstellung im späten 12. Jh. möglich, insbesondere wenn man eine Zeitgleichheit des Werksteindekors von den Kapellen in Lichtenfels und Rastenberg (Bauzeit 1197–vor 1205) in Betracht zieht. Leider bieten auch die bisherigen Keramikfunde keine Lösung, sie datieren bislang lediglich in das 14./15. Jh.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich. Schlüssel für Kapellenturm am Campingplatz Lichtenfels erhältlich.
Touristische Infrastruktur Die gut erhaltene, sehenswerte Burgruine zeigt eine Vielzahl baulicher Details und liegt malerisch auf einer Halbinsel des Stausees Ottenstein. Das Gelände ist, mit Ausnahme des versperrten Kapellenturmes, ganzjährig (auf eigene Gefahr) frei zugänglich.
Gasthäuser Seerest. Ottenstein, Schlossrest. Ottenstein, GH Hanni in Mitterreith.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 26 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 432 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 592 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 152
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 228 f.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 154
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 34/1995, 741
  • Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 70 f.
  • Adalbert Klaar: Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 4. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 23 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 115. Jg., Sonderschrift 14), Wien 1978, 238–249, 243 f., Plan 16
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 371
  • Erwin Kupfer, Adelige Herrschaftsbildung und Landeswerdung am Beispiel der Herren von Rauheneck. In: Falko Daim, Thomas Kühtreiber (Hg.): Sein & Sinn – Burg & Mensch. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 434, 489–491
  • Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 322 ff.
  • Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 314 ff.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 90 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 197
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 120 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 64
Lichtenfels. Ansicht der Burg von W (2005) - © Olaf Wagener
Lichtenfels. Ansicht der Burg von W (2005)
© Olaf Wagener
Lichtenfels. Ansicht des nördlichen Bergfrieds von S (2002) - © Thomas Kühtreiber
Lichtenfels. Ansicht des nördlichen Bergfrieds von S (2002)
© Thomas Kühtreiber
Lichtenfels. Ansicht des W-Berings (2008) - © Gerhard Reichhalter
Lichtenfels. Ansicht des W-Berings (2008)
© Gerhard Reichhalter
Lichtenfels. Ansicht des südlichen Bergfrieds von SO (2008) - © Gerhard Reichhalter
Lichtenfels. Ansicht des südlichen Bergfrieds von SO (2008)
© Gerhard Reichhalter
Lichtenfels. Hochmittelalterliches Mauerwerk am nördlichen Bergfried (1999) - © Thomas Zoder
Lichtenfels. Hochmittelalterliches Mauerwerk am nördlichen Bergfried (1999)
© Thomas Zoder
Lichtenfels. Historische Darstellung der Burg im Rastenberger Urbar (1694) - © Schlossarchiv Rastenberg. Foto: Peter Böttcher (IMAREAL)
Lichtenfels. Historische Darstellung der Burg im Rastenberger Urbar (1694)
© Schlossarchiv Rastenberg. Foto: Peter Böttcher (IMAREAL)
Lichtenfels. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Lichtenfels. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Lichtenfels. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Lichtenfels. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht