Hauptburgenname
Liebnitz
ID
2086
Objekt
Schloss, stark umgebaut
Adresse
3820 Liebnitz (tlw. 26)
KG
Liebnitz
OG/MG/SG
Raabs an der Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
685390
BMN34 hoch
413010
UTM 33N rechts
533156.06
UTM 33N hoch
5411058.97
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte in der „villa Lymbtz“ inne. Im Jahre 1175 ist ein Gotefrit de Libenze urk. fassbar. Er und die für 1202 und 1203 bezeugten Ecchehardus de Lidimitze und Heinrich v. Libniz können mglw. ebenso mit der Feste Buchenstein in Verbindung zu bringen sein wie auch nachfolgend nach Liebnitz genannte Personen, etwa 1294 Hugo von Lidbnitze, 1314 Peter, Hermann und Ludwig v. Lidnitz. 1374 sind Gotdanch d. Libenczär und sein Vater Peter d. Libenczär v. Heinrichschlag genannt, ein „Libenczär“ ist zudem Richter von Dobersberg; um 1384 ist ein Linhart d. Liebnitzer im Puchheimer Lehenbuch angeführt. Im Jahre 1429 ist ein gewisser Sechsl als Patron der Kapelle nachweisbar, 1436 Johann d. Muntzk. Er war Bgf. zu Raabs und wird nach seinem Tod 1463 von seinem Cousin Johann Kürbitz beerbt. Unter ihm und seinem Nachfolger Balthasar Sumar gelangen einzelne Einkünfte der Feste an die Fam. Hofkirchen zu Kollmitz. 1544 ist die Fam. Krachenberger feststellbar, 1572 Margareta, 1596 Magdalena v. Eckartsheim, 1636 Wenzel Bernhard Peuger v. Reitzenschlag und 1666 Franz Leopold Truckenmüller v. Mühlberg zu Weißenbach. 1723 gelangt die Ortsobrigkeit an das Stift Altenburg, das Schloss hingegen an die Gfn. Auersperg, die es 1796 samt dem Meierhof an verschiedene Untertanen verkaufen. Im Jahre 1903 ist die Ruine im Besitz von Franz Gollner.
Text
M.J.
Lage/Baubeschreibung
Liebnitz liegt ca. 3 km westl. von Raabs am rechten Ufer der Thaya. Der ehem. Sitz bzw. das spätere Schloss ist lagemäßig in unmittelbarer Nähe der heutigen Kapelle Hl. Laurenz auf einer erhöhten, steil zur Thaya abfallenden Terrasse im südöstl. Bereich der Siedlung zu rekonstruieren. Die Kapelle ist stark zum östl. Steilabfall vorgeschoben, wo das Gelände natürlichen Schutz bot. Die übrigen Seiten sind nur gering über das heutige, tlw. stark überformte und verbaute Umfeld erhöht. Allenfalls vorhandene Außensicherungen sind folglich abgekommen. Die Kapelle ist ein blockhafter, turmartig erscheinender Rechteckbau, der im Inneren jedoch eine östl. das Langhaus erweiternde, halbrunde, eingezogene Apsisnische aufweist. Eine Baunaht im S zeigt die offensichtliche Ummantelung der urspr. frei vortretenden und eingezogenen Apsis durch einen rechteckigen Mauerblock. Der weitgehend verputzte Bau, der sich als Saalkirche mit Halbrundapsis rekonstruieren lässt, deutet nur partiell das verm. hma. Mauerwerk an, zeigt jedoch an der NW-Ecke einen rom. Traufstein, der die urspr. Höhe des Baues dokumentiert. Der ehem., später zugesetzte Emporenzugang geht mglw. auf den rom. Zugang zur verschwundenen W-Empore zurück. Darüber hinaus lässt der Bau durch die starke Barockisierung, der u. a. das heutige Stichtonnengewölbe, die Aufhöhung und der westl. Dachreiter entstammen, keine Altbauteile erkennen. Das auf dem Vischer-Stich von 1672 dargestellte burgartige Schloss „Limiz" ist verm. tlw. in den Gebäuden im W der Kirche (Liebnitz Nr. 26) erhalten, die laut Dehio auf das 16./17. Jh. zurückgehen. Ungeklärt erscheint die Beziehung zur nördl. der Thaya gelegenen Burg Buchenstein, die mglw. als Nachfolgebau eines siedlungs- und kirchennahen älteren Sitzes im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit zugunsten des neuerlich bei der Kirche errichteten Sitzes aufgegeben wurde.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Weitgehend abgekommener Sitz, erhaltene rom. Burgkirche. Gelände tlw. zugänglich, Schlüssel für Kirche in Haus Nr. 4.
Literatur
- Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 246
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 290 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 398 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 672 f.
- Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, 136, 314, 316, 344
- Oskar v. Mitis, Eine Urkunde des Grafen Konrad v. Raabs aus dem Jahre 1175. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 31, Wien 1910, 110–114, 110–114
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 101 f.
- Alois Plesser, In Vergessenheit geratene einstige Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1, Wien 1902/03, 89–102, 127–130, 138–143, 145–157, 170–178, 240, 97
- Gerhard Reichhalter, Die Burgruine Buchenstein bei Raabs. Gruber Burgblätter 10 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1993
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 43
- Christoph Tepperberg, Die Herren von Puchheim im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte des landsässigen Adels von Niederösterreich. Dissertation Universität Wien 1978, 79
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. V, 831 f.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 65