Hauptburgenname
Litschau
ID
2090
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
3874 Litschau, Schlossweg 4
KG
Litschau
OG/MG/SG
Litschau
VB
Gmünd
BMN34 rechts
655389
BMN34 hoch
423745
UTM 33N rechts
502985.87
UTM 33N hoch
5421261.34
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 2 und die B 5 (über Heidenreichstein) bis Eisgarn fahren und hier nordwestl. nach Litschau (ca. 6 km) abzweigen. Parkmöglichkeiten finden sich im Stadtgebiet. RAD: Der „Waldviertelweg“ führt in seinem nördlichsten Abschnitt durch Litschau.
Geschichte
Die Burgsiedlung an der ma. Fernstraße nach Böhmen, urspr. auf dem Gebiet der Gft. Raabs, ist verm. eine Gründung der Gfn. v. Hirschberg und wird erstmals 1215 in einer Zwettler Urk. genannt (FRA II/3, 111). Die aus Franken stammenden Hirschberger sind durch Heirat (mit Agnes, Angehörige der 1192/93 ausgestorbenen Gfn. v. Raabs) in den Besitz des Gebietes gekommen. Der Bestand der Burg selbst ist erst 1260 urk. gesichert, doch belegt der Baubefund (s. u.) ihren Bestand im 2. V. d. 13. Jhs. 1237–1297 sind die Kuenringer, als Lehensträger der Gfn. v. Plain-Hardegg (nicht gesichert) und der Hrn. v. Rosenberg im Besitz der Hft. 1297 gelangt die Hft., gemeinsam mit den Hirschberger Besitzungen, an den Landesfürsten, Hzg. Albrecht I., der sie zunächst den Hrn. v. Klingenberg verpfändet. 1348 werden die Hrn. v. Puchheim mit der Hft. belehnt. Sie sind bis 1470 in deren Besitz, danach erwirbt Ulrich v. Grafenegg Burg und Hft. Litschau, muss sie aber 1472 an K. Friedrich III. abgeben. 1542 kaufen die Frh. v. Kraig von K. Ferdinand I. die Burg. 1587 kommt sie an Frh. Wenzel v. Moratschky v. Noskau. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges ist sie kurzfristig (bis 1620) in böhm. Hand. 1620 wird die Hft. dem Andreas v. Moratschky entzogen und gelangt nach mehrmaligem Besitzerwechsel 1763 an Christian August Rgf. v. Seillern. Das Burg-Schloss ist noch heute Eigentum der Fam. Seillern-Aspang.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Burg-Schloss liegt westl. des Stadtzentrums auf einem schmalen Felsgrat über dem Reißbach und beherrscht den auf die Anlage zulaufenden, planmäßig angelegten Stadtplatz. Etwa 500 m nordwestl. der Burg erscheint auf der ÖK 50/Blatt 5 die Flurbezeichnung „Hausberg“ (Kote 591). Der Name tradiert mglw. einen älteren Sitz, ohne die exakte Lage einer Befestigung zu bezeichnen. Ähnliche Vermutungen gibt es zum sagenumwobenen markanten „Eulenberg“ (Kote 620), 1,7 km westsüdwestl. von Litschau, auf dem ein bislang nicht datierter, künstlich aufgeschütteter, pyramidenstumpfförmiger Erdkörper zu sehen ist. Die heutige Schlossanlage gliedert sich in eine mehrfach erweiterte und mit Zwingern umgürtete Kernburg an der höchsten Stelle, das benachbart isoliert stehende Neue Schloss, den am Fuß gelegenen Meierhof sowie einen großen Park mit Gruppen von Wirtschaftsbauten. Die kompakte Burg birgt Reste unterschiedlicher Epochen. Im Grundriss zeigt sich eine längliche, trapezförmige Erstanlage, deren Ringmauer mit maximal 53 m Länge und Stärken um 2 m noch großteils erhalten ist. Bergseitig wurde der Bering zugunsten des heutigen Rundturms später großteils abgebrochen, der Rest einer massiven Mauer sowie die neuralgische, erhöhte Lage über dem Halsgraben lassen jedoch an einen einst beschützend vorstehenden Bergfried oder eine Schildmauer denken. Das Mauerwerk zeigt homogene, quaderhafte Blöcke in Einzellagen, talseitig ist der Sockel talusartig gestuft. Etwa in der Mitte der S-Front befindet sich das große, rundbogige Burgtor, dessen seitliche, großformatige Gewändesteine als Buckelquader gestaltet sind. Auch an den talseitigen Ecken der Burg haben sich Buckelquader erhalten. Diese spätrom. Bauformen erlauben eine Datierung in das 2. V. des 13. Jhs. Entlang der N-Front zeigen randständige Anbauten ebenfalls blockhaftes Mauerwerk, allerdings ist inmitten historistischer Bauten fraglich, dieses ebenfalls hma. ist. In der Zeit um 1300 kommt es zu nachhaltigen Umbauten. Allem voran wird die Bergseite großteils abgebrochen und ein monumentaler Rundturm errichtet. Da Anschlüsse fehlen, könnte der Bau zunächst frei vor der Mauer gestanden sein. Der in der Region häufig vorkommende Rundturm zeigt einen spitzbogigen Hocheinstieg, an dem eine rechteckige Außennische sowie Achsenkonsolen auf eine ehem. Zugbrücke deuten. Das gefaste Gewände passt zu einem darüber eingesetzten, gefasten Rechteckfenster und ist gut in die Frühgotik datierbar, während das ausgeprägte Netzmauerwerk für die Zeit sehr modern anmutet. Den Abschluss bildete ein auskragender Holzwehrgang, von dem noch die Steinkonsolen erhalten blieben. In geringem Abstand wurden bergseitig ein polygonaler Zwinger vorgestellt und der heutige tiefe Halsgraben ausgehoben. Von einem repräsentativen Einbau stammt ein maßwerkartig reliefertes Überlager eines 2-lichtigen Fensters. Südl. wurde eine kleine Vorburg errichtet, von der noch der Torturm mit Spitzbogenportal besteht. Auch der Ort erhielt im frühen 14. Jh. eine rechteckige Befestigung mit 2 Toren, davon hat sich fast die gesamte N-Seite gut erhalten. Nach den verheerenden Hussiteneinfällen 1431 wurden an der Burg ein weiterer Torturm vorgeschoben sowie der Zwinger kreisförmig geschlossen. Ab dem 16. Jh. (spolierter Schlussstein, bez. 1589) erfolgte der Ausbau zum Renaissanceschloss. Der Hof wurde 4-flügelig geschlossen, an der Südfront sowie über dem 1. Tor wurden neue Trakte errichtet. Aus dieser Zeit stammen wohl auch 3 Gefängniszellen im Keller neben dem Rundturm. Von der einst prächtigen Ausgestaltung künden eine bunt bemalte Fensternische sowie 2 reich profilierte, ehem. Kreuzstockfenster. In einem runden Turm im Hof befand sich wohl eine Wendeltreppe. Gleichzeitig entstanden frühbastionäre Außenwerke, sodass 1645 eine Einnahme durch schwedische Truppen verhindert werden konnte. 1721 wurde das benachbarte Neue Schloss als Herrschaftsspital und Verwaltungssitz gestiftet. Die Burg verfiel zusehends, ehe 1888 bis 1910 ein tlw. Wiederaufbau erfolgte. Heute dient sie wieder als Wohnsitz der Fam. Seillern-Aspang.
Text
P.S., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Das Burg-Schloss ist Sitz der Forst- und Gutsverwaltung, wird privat bewohnt und ist nicht zu besichtigen. Der Zugang ist nur bis zur Brücke möglich.
Gasthäuser
GH Kaufmann in Litschau, GH „Die Birke" in Litschau, GH Tröpferl in Litschau.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 78 f.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 225 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 308 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 153
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 675 ff.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 155 f.
- Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 74 f.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 380
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 212 ff.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 40 ff.
- Rudolf Steiner, "Eulenberg" gibt viele Rätsel auf. Das Waldviertel 39/1, Horn 1990, 76
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 198 f.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 67
- Roman Zehetmayer, Reichsunmittelbare Gebiete im Herzogtum Österreich (13.–15. Jahrhundert). In: Anton Eggendorfer, Willibald Rosner (Hg.), Österreich im Mittelalter. Bausteine zu einer revidierten Gesamtdarstellung. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 26, St. Pölten 1999, 67–96, 82 f.