Hauptburgenname
Georgenberg
ID
2113
weitere Burgennamen
Georgikirche
Objekt
Burgstall
KG
Modsiedl
OG/MG/SG
Raabs an der Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
687406
BMN34 hoch
415546
UTM 33N rechts
535126.44
UTM 33N hoch
5413628.78
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Urk. Hinweise auf die Sitzfunktion der Örtlichkeit sind bislang nicht bekannt, entgegen der topographischen Situation. Es sind jedoch naheliegende Beziehungen zur Altburg Großau (s. d.) und deren Nachfolgern vermutbar. Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte in der „villa Mut Sidel“ inne, das Stift Geras war hier gleichfalls begütert wie auch 1220/40 der Landesfürst. Ein Hof zu Modsiedl kommt 1390 als ldfl. Lehen durch Hzg. Albrecht III. an die Brüder Hoyer und Albrecht d. Grasser, mglw. handelt es sich dabei um ein hftl. Objekt im Ortsverband. Um 1550 dienen hier der Hft. Raabs 15 Holden, um 1584 bereits 21. Nach Lindtner gehört die Kirche später zu der ab 1360 errichteten Wasserburg in Großau (s. d.), der im 16./17. Jh. das heutige Schloss folgt. Nach Dehio gibt es eine urk. Nennung für 1501. In diesem Jahr verkauft ein „grassawer" die verm. hier lokalisierbare „tueren Wissen" (Turmwiese). Angeblich wird die Kirche im 17. und 18. Jh. als Einsiedelei verwendet, im Dehio wird das Jahr 1701 genannt. 1786 wird sie profaniert und verödet in der Folge.
Text
G.R., M.J.
Lage/Baubeschreibung
Nach einem Fundbericht von H. Lindtner kann der beschriebenen Örtlichkeit eine nicht näher klassifizierbare Sitzfunktion zugesprochen werden. Die namentlich der KG Modsiedl folgende Stelle liegt ca. 3,1 km nordnordwestl. von Raabs an der Thaya bzw. 2,4 km nordwestl. des Dorfes Modsiedl auf einem O-W-orientierten Geländesporn im „Georgiwald", am linken Ufer der Mährischen Thaya. Hier finden sich die bemerkenswerten Mauerreste einer rom., urspr. dem Hl. Georg geweihten Kirche, die verm. als einfacher Apsidensaal zu rekonstruieren ist. Erhalten ist ein 12 m langer Rest der N-Wand sowie die 7,40 m lange W-Wand, das noch tlw. bis zu 3,50 m Höhe aufgehende Mauerwerk ist durchschnittlich 0,90 m stark. Die lagigen, blockhaften Strukturen des Mauerwerkes wären in das 13. Jh. zu datieren. Die Verwendung bis in die Neuzeit belegten mittlerweile der Verwitterung zum Opfer gefallene, aufgeputzte Ortsteinquader des 16./17. Jhs. 50 m südsüdwestl. der Kirche springt zur Thaya ein Fels vor, auf dem die Fundamente eines ca. 6 x 6 m großen, turmartigen Gebäudes mit 0,60–1,30 m Mauerstärke zu sehen sind. Das Bruchsteinmauerwerk ist unter reichlicher Verwendung von Kalkmörtel hergestellt. Unterhalb des Felsens weist eine Schutthalde auf bereits abgestürzte Bauteile. Im NO der Kirche bezeichnet ein tiefer Einschnitt eines Altweges mglw. die Stelle eines Grabens, der hier den Sporn vom überhöhten Vorgelände abgeriegelt hätte. Keramik und weitere Kleinfunde an den Abhängen zur Thaya und zum nördl. Seitengraben belegen eine Besiedlung des Platzes, der zumindest im weitläufigen Sinne als befestigt anzusprechen ist, ab dem 11. Jh. Weitere Funde datieren ins 12. und 14.–16. Jh.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Areal frei zugänglich.
Literatur
- Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 245
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 293
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 401 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 318 f.
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 37/1998, 856 ff.
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 63
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. VI, 699 f.
- Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen, Kapellen und Karner im Waldviertel, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 (=Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 22), St. Pölten 2000, 48 f.