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Hauptburgenname Moidrams
ID 2114
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse 3910 Moidrams 28
KG Moidrams
OG/MG/SG Zwettl
VB Zwettl
BMN34 rechts 0
BMN34 hoch 0
UTM 33N rechts 511428
UTM 33N hoch 5382840
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW und RAD: Von Zwettl über die B 38 Richtung Groß Gerungs, am Moidramser Berg, beim GH Schrammel („Bergwirt") links in den Ortskern abbiegen.
Geschichte Das Dorf „Mowderates" ist im Mittelalter innerhalb des Zwettler Stiftungsgebietes von 1139 zu lokalisieren. Ältere Literatur, die hier einen Amtssitz kuenringischer Lehensleute sucht, ist kritisch zu betrachten. M. d. 13. Jh. wird das Dorf Moidrams vom Landesfürsten aus dem Erbe der Gfn. v. Lengenbach-Rehberg an die Hrn. v. Ottenstein und die Hrn. v. Lichtenegg verliehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Moidrams bereits ldfl. Lehen. Strittig ist, ob eine Burgenabbreviatur in der ca. 1310/11 zu datierenden „Bärenhaut", dem Stifterbuch des Klosters Zwettl, die Burg von Moidrams oder jene am Zwettler Propsteiberg zeigt. Im späten 14. Jh. treten niederadelige Genannte v. Moidrams im näheren Umfeld in Erscheinung, so ca. 1380–1400 „Goeschel zu dem Moderacz" u. a. als Lehensmann der Hrn. v. Maissau, 1400 „Friedrich v. Moydratz" sowie 1396 „Niclas von Moydratz" im Lehensbuch von Hzg. Albrecht III. in Heinreichs (s. d.), der 1429 und 1436 als Pfarrer von Zwettl erwähnt wird. Der letzte urk. belegte Moidramser ist Heinrich, der in der 1. H. d. 15. Jhs. als Zeuge auftritt. Seit 1395 sind allerdings bereits die Hrn. v. Greiseneck als Besitzer der Burg belegt. Wittig vermutet, dass die Greisenecker Moidrams auf dem Heiratswege über Diemut v. „Hadmarsdorf" (Harmannsdorf, s. d.) erhielten. Die Harmannsdorfer sind seit dem späten 13. Jh. im Zwettler Raum fassbar, was diese Ansicht unterstützt. 1471 wird der gesamte Besitz der Greisenecker, darunter wohl auch Moidrams, im Zuge der Baumkircherfehde durch K. Friedrich III. entzogen. 1487 wird Moidrams durch den Landesfürsten der neu gegründeten Propstei Zwettl geschenkt, wobei die Wasserversorgung des Propsteiberges mit einer Röhrenleitung aus einer auf dem Ansitzgrundstück befindlichen Quelle erstmals erwähnt wird. 1530 verkauft K. Ferdinand I. das Gut an Virgil Wasserburger, worauf es 1558 im Erbweg über dessen Töchter an die Brüder Stockhorner und den Ritter Kernparn v. Streitwiesen geht. 1588 kommt die Liegenschaft durch Kauf an Ägyd Bschönig, Hrn. v. Lichtenau, 1626 nach Erbschaftswirren durch Kauf an Tobias Pachmayer, 1651 an Melchior Geiger v. Geyersberg und schließlich an Michael Ernst Paumgartner v. Hueb. Dieser verkauft 1652 das Gut an das Stift Zwettl. 1787 wird das Schloss im Zuge der Robotablöse versteigert und in 4 landwirtschaftliche Güter aufgeteilt. Die Hft. Moidrams blieb im Rahmen der Stiftsverwaltung bis 1885 bestehen. Der bäuerliche Besitz besteht bis 1990, 1991 gelangt das Hauptgebäude in den Besitz der Fam. Brocks, die das baufällige Anwesen mit Sachkenntnis und Engagement renoviert.
Text T.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Das Dorf Moidrams liegt rund 1,2 km südwestl. der Pfk. von Zwettl. Der Ansitz, Moidrams Nr. 28, befindet sich in zentraler Lage im Haufendorf am linken Trockenrand der ehem. Quellmulde, die die Leitlinie des Dorfes bildet. Nach einer Beschreibung durch R. Wittig ist das Haus ein großer Kastenbau, der ehem. nach O, zum Meierhof orientiert war, doch nach 200 Jahren bäuerlicher Nutzung stark verändert und umgebaut wurde. Im W und O, zur heutigen Straße, befinden sich Reste des Grabens, im S ehem. Teiche. Ein ehem. Turm kann anhand von Abbildungen nachgewiesen werden, wurde jedoch nach dem Erwerb des Anwesens durch das Stift Zwettl (vor 1672) abgetragen. An der O-Fassade sind Sgraffitomalereien erhalten, an der W-Seite sind diese rekonstruiert. Das Mauerwerk ist tlw. ma., stammt jedoch großteils aus dem 16./17. Jh., ebenso die Gewölbe. Das Erdgeschoß besitzt im Inneren Stichkappengewölbe sowie eine Rauchküche mit Schlot. Im Obergeschoß sind Holzdecken erhalten, tlw. noch aus dem 17. Jh. Nach einer tlw. Abbruchbewilligung 1990 wurde das Anwesen 1991/97 renoviert und steht seit 1994 unter Denkmalschutz.
Text T.K., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Privat bewohnter Ansitz. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 441 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 602 f.
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 51 f.
  • Walter Pongratz, Hans Hakala (Hg.), Zwettl – Niederösterreich II. Die Gemeinde. Zwettl 1982, 706 ff.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 96 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 73
  • Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 154
  • Ralf Wittig, Ehemaliges Schloss von Moidrams. Renovierung 1991–1996. In: Südliches Waldviertel. Denkmalpflege in Niederösterreich 27, St. Pölten 2002, 45
Moidrams. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Moidrams. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber