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Hauptburgenname Mollenburg
ID 2117
Objekt Burgruine
Adresse 3653 Mollenburg 2
KG Mollendorf
OG/MG/SG Weiten
VB Melk
BMN34 rechts 670195
BMN34 hoch 351274
UTM 33N rechts 519047.07
UTM 33N hoch 5349095.78
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: 1 km nördl. von Weiten von der B 216 (Weitenegg–Pöggstall) Richtung Mollendorf abzweigen. Die Straße führt nach 500 m direkt an der Burgruine vorbei, Parkmöglichkeiten sind jedoch keine vorhanden. RAD: Eine lokale Radroute verbindet den „Donauradweg" bei Spitz an der Donau mit dem „Waldviertelweg" bei Artstetten und führt vor Mollendorf an der Burgruine vorbei.
Geschichte Über die Frühzeit der Burg sind keine schlüssigen Daten vorhanden. Ab ca. 1250 sind als Inhaber Vertreter des wohl mit den Anschau-Starhembergern verwandten Landherrengeschlechts der Werder (Hrn. v. Werd, s. d. bzw. bei Droß) nachweisbar, von denen sich etwa Konrad Werder A. d. 14. Jhs. ausdrücklich nach Mollenburg nennt. Wirtschaftlicher Niedergang zwingt die Mollenburger Werder zur schrittweisen Veräußerung des umliegenden Besitzes an die ihre lokalen Güter arrondierenden Streitwieser. Noch im Februar 1312 nennt sich Konrad Werder nach der Mollenburg, doch gehört diese spätestens im Oktober des Jahres den Brüdern Albero und Konrad v. Streitwiesen. 1321, 1355 und 1360 tritt Albero v. Streitwiesen in Zusammenhang mit der Mollenburg urk. auf (s. NÖLA, StA Urk. 128, 480 und 575). Zusammen mit seiner Frau Katharina Häusler entfaltet er reiche Stiftertätigkeit (Bildfenster von 1380 in der Pfk. Weiten). Um 1440 gelangt die Burg, wohl durch die Ehe der Johanna v. Streitwiesen mit Reinprecht (II.) v. Ebersdorf, an die Ebersdorfer (etwa 1458 Albrecht v. Ebersdorf, 1469 Bgf. Matthias Schirmer), 1486 durch Kauf von Benedikt v. Ebersdorf an Kaspar v. Roggendorf. K. Karl V. erhebt 1521 die vereinigten Hftn. Pöggstall und Mollenburg zur Reichsfreihft. 1547 wird Mollenburg (1547 Pfleger Hieronymus Apfelbeck, s. HKA, NÖHA M 42) infolge des Desertions- und Hochverratsverfahrens gegen Christoph Gf. v. Roggendorf konfisziert und aus der Kridaabhandlung des Roggendorfers um 11.600 fl an Hieronymus Geyer v. Osterburg verkauft (Epitaph Geyers, 3. D. 16. Jh., in der Pfk. Weiten). Wegen der hohen Überschuldung der Hft. muss Geyer die Mollenburg jedoch noch vor 1558 nach gerichtlicher Exekution an Samson Prätzl abtreten. 1577 gelangt die Hft. an Kaspar v. Lindegg zu Lisanna (gest. 1588, Epitaph und Totenschild Pfk. Weiten, s. zu ihm auch bei Arndorf). Er strebt eine planvolle, weitreichende Besitzarrondierung im südl. Waldviertel um das Zentrum Mollenburg/Weiten an. Dem Vater folgt in Mollenburg (und Arndorf) der Sohn Christoph nach (2 Wappenscheiben des Christoph v. Lindegg und seiner Frau Maria Magdalena v. Lasberg – gest. 1584, Epitaph ebenfalls in der Pfk. Weiten – von 1577 aus der Burgkapelle Mollenburg heute im WEINSTADTmuseum Krems, 2 Wappenscheiben der beiden Eheleute von 1584 und 1593 in der Filk. Heiligenblut). Von den Lindegg, die sich schon in den 1580er-Jahren „zu Lisanna und Mollenburg“ nennen, gelangte Mollenburg zunächst 1626 als Lehen des Sebastian v. Lindegg an Sebastian Greiß v. Wald, wurde jedoch noch vor 1630 an Sebastians Schwager Franz Werner v. Ströhling verkauft. Dieser verwandelte 1638 seinen Besitz testamentarisch zugunsten Sebastians v. Lindegg in eine Fideikommisshft. Dem Vater folgte 1639 als Inhaber der Hft. Mollenburg infolge einer Erbeinigung mit seinem Bruder Melchior Sebastians Sohn Hans Kaspar v. Lindegg. 1839 geht die Hft. an K. Ferdinand I. Das noch 1844 neu eingedeckte Schloss wird durch den Verwalter Johann Niedermayer 1860 gewaltsam zerstört. 1920 gelangt die Ruine an die Republik Österr., 1945 wird sie als „Deutsches Eigentum" beschlagnahmt und 1956 in die Verwaltung der Österr. Bundesforste übernommen. 1975 erwirbt Dr. Jörg Mauthe die Ruine und beginnt mit Restaurierungsarbeiten. Sie ist noch heute im Eigentum seiner Fam.
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt ca. 700 m nordwestl. des Ortszentrums von Weiten, auf einem am rechten Ufer des Weitenbaches oberhalb der Einmündung des „Hausbergbaches" gegen SO ziehenden Sporn. Die etwa NW-SO-situierte, insgesamt ca. 120 m lange und knapp 60 m breite Burganlage gliedert sich in eine vielgestaltige Vorburg und eine eng geschlossene Kernburg. Beide Teile werden durch einen ungewöhnlich tiefen und breiten Halsgraben getrennt, jedoch durch ausgedehnte Zwingeranlagen, die bereits tlw. frühbastionäre Züge aufweisen, verbunden bzw. umschlossen. Die Hochburg auf dem gegen SO orientierten Felshügel geht in ihrer Grundsubstanz auf einen regelmäßigen, kastellförmigen Burgbau des 13. Jhs. zurück. Der rechteckige Bering umschließt ein Areal von ca. 27 x 33 m und bindet an der nordwestl. Zugangsseite etwa zentral den 5-eckigen Bergfried ein, der ohne die Polygonalseiten ca. 7,90 x 8,30 m groß ist. Nördl. benachbart ist die ehem., im Schutz des Turmes situierte Toranlage zu rekonstruieren. Der entlang der NO-Seite angelegte Wohnbau geht mglw. auf den urspr. Palas zurück, dem jedoch massive Umgestaltungen bzw. partielle Neuerrichtungen zugewiesen werden müssen und dessen Beziehung zu einem frühen, turmartigen, rechteckigen Baukörper in der O-Ecke des Berings nicht geklärt erscheint. Als ehem. Kapelle des 13. bzw. 14. Jhs. wäre die Raumsituation an der S-Ecke zu rekonstruieren. Div. Umgestaltungen könnten auf Zerstörungen oder Bauschäden E. d. 13./A. d. 14. Jhs. zurückzuführen sein, die u. a. eine massive Dublierung der südöstl. Beringfront, die Beringverlegung an der W-Ecke und die zwingerförmig vorgelegte, äußere Toranlage zur Folge hatten. Historisch sind entsprechende Ereignisse aber nicht belegbar. Die Mauertechnik der primären Bauteile aus lagerhaftem, nicht besonders regelmäßigem Bruchsteinmauerwerk und örtlichen Opus spicatum-Einschüben legt einen Ursprung gegen M. d. 13. Jhs. nahe, die Umbauten können in das 1. D. d. 14. Jhs. datiert werden, wohl nach dem Übergang der Hft. an die Streitwieser, doch ist eine schlüssige Trennung beider Phasen durch massive jüngere Umbauten und Überformungen ohne eingehende Untersuchung kaum möglich. Nach der Inbesitznahme durch die Roggendorfer 1486 kam es zu sma. Um- und Neubauten, auf die in erster Linie der hochwertige Treppenturm mit verstäbten Architekturelementen am Bergfried und die Rauchküche im S des Burghofes zurückgehen, die aber auch im Bereich der Vorburg erkennbar sind. Die sma. Anlage wurde in weiterer Folge in ein mehrphasiges Baukonzept der Renaissance und des Frühbarock einbezogen, das den gesamten Burghof mit einer vereinheitlichenden, randständigen, durchwegs 4-gesch. Bebauung umgab und die hma. Bauteile stark in den Hintergrund drängte. Neben zahllosen großen Fenster- und Türdurchbrüchen stammt auch das heutige, als Wehrgeschoß eingerichtete 4. Geschoß mit Schießscharten und ehem. Scharwachttürmchen sowie der Ausbau des Torbaues mit um den Bergfried angelegten Verteidigungsstellungen aus jener Zeit. Der Hochburgkomplex wurde mit ausgedehnten Zwingeranlagen umgeben, die in manieristischer Art mit polygonalen Ecktürmen verstärkt sind und an der SW-Seite ehem. Gärten mit einer der Hochburg vorgelegten Sala Terrena einschließen. Zur Verbindung der einzelnen Trakte der Hochburg entstanden vorgelagerte Gänge. Wie an Resten erkennbar ist, war die gesamte Fassade der Hochburg mit Quadermalerei dekoriert. 1558 wurde in der Vorburg das „Hochhaus" errichtet, das in weiterer Folge zu einem mehrteiligen, frühbarocken Gebäudekomplex erweitert wurde, der noch heute bewohnt ist. Als funktionell-traditionelles Element kann der ehem. gedeckte, zinnengeschmückte, wehrhafte Brückengang über den Halsgraben zwischen Vor- und Hochburg gesehen werden. Die Umwandlung zum Schloss zeigt der 2-gesch. Torbau der Vorburg, der nur noch traditionsgebundene, nicht mehr funktionelle Wehrelemente aufweist. Großflächige Zwinger- und Gartenanlagen ergänzten den repräsentativen Bau, wie durch den Vischer-Stich von 1672 überliefert ist.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine mit privat bewohnter Vorburg. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Die Burganlage ist tlw. privat bewohnt und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Besichtigungen sind jedoch nach telefonischer Anfrage bzw. Vereinbarung bei den Besitzern möglich. Durch die topographischen Verhältnisse sind von außen kaum Einblicke auf die Anlage zu gewinnen.
Gasthäuser GH „Zur Post" in Weiten, GH „Weitentalhof" in Weiten-Am Schuss.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 11
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 408 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 561 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 159
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 757 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 332
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 407
  • Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 357 ff.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, Nr. 61, 96–96c, 102–102d
  • Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 114 f.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 601
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 65 ff.
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 129 ff.
  • Gerhard Seebach, Die Mollenburg in plankritischen Betrachtungen. Das Waldviertel, 20/4–6, Horn 1971, 85–90
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 202
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 72
  • Maximilian Weltin, Die Urkunden des Archivs der niederösterreichischen Stände (1-8). nöla. Mitteilungen des NÖ Landesarchivs 3 ff., 1979 ff. 7 (9/1985), 50, Nr. 136
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 370†
  • Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Kat.Nr. 45, 75, 92a, 94 f., 100, 106 und Reg. 93, 226
Mollenburg. Ansicht der Burg von O (1983) - © Leopold Mayböck
Mollenburg. Ansicht der Burg von O (1983)
© Leopold Mayböck
Mollenburg. Der Vorhof der Burg Richtung S (1998) - © Karin Kühtreiber
Mollenburg. Der Vorhof der Burg Richtung S (1998)
© Karin Kühtreiber
Mollenburg. Die Küche im inneren Burghof (1998) - © Karin Kühtreiber
Mollenburg. Die Küche im inneren Burghof (1998)
© Karin Kühtreiber
Mollenburg. Ansicht des Bergfrieds von S (1998) - © Karin Kühtreiber
Mollenburg. Ansicht des Bergfrieds von S (1998)
© Karin Kühtreiber
Mollenburg. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Mollenburg. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Mollenburg. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Mollenburg. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht