Hauptburgenname
Neudegg
ID
2127
weitere Burgennamen
Neunegg, Nonnegg
Objekt
Burgruine
KG
Theras
OG/MG/SG
Sigmundsherberg
VB
Horn
BMN34 rechts
0
BMN34 hoch
0
UTM 33N rechts
559935
UTM 33N hoch
5396004
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der B 45 (Horn–Laa an der Thaya) bei Missingdorf nach Theras (ca. 5 km) abzweigen. Vom südl. Ortsrand führt ein asphaltierter Güterweg nach O (ca. 2,3 km), wo sich am Waldrand eingeschränkte Parkmöglichkeiten finden. Von hier führt ein Pfad (knapp 300 m) zur südl. gelegenen Burgruine. RAD: Vom „Weinviertelweg“ oder „Retzer-Land-Weg“ zweigt in Pulkau eine lokale Radroute ab, die über Rafing und Missingdorf nach Theras führt. ZU FUSS: Die Burgruine ist auch über den Wanderweg (Nr. 663) durch das Pulkautal zu erreichen (vom Waldbad östl. von Pulkau ca. 4 km). Bei der Ruine der „Ruttnermühle“ zweigt ein steiler Steig bergwärts ab.
Geschichte
Im 12. und 13. Jh. ist das Gebiet im Besitz der Gfn. v. Plain-Hardegg. Ein „Ortolfus de Nonnekke" erscheint bereits 1183/96 in einer Plainer Urk. 1220 ist „Chunradus de Niweneke" genannt, offenbar ein Ritter der Gfn. v. Plain-Hardegg. Die Fam. ist noch mehrmals bis 1313 nachweisbar, dürfte die Burg in der Folge jedoch verloren haben. Niklas „Newnekker" macht 1390 noch Ansprüche an der offenbar nicht mehr im Besitz der Fam. stehenden Burg geltend. Vor 1390 wird als Besitzer „Cherssl der Schütze von Rugers", ab 1390 ein Peter Laher angegeben. 1390 wird die Burg in Hardegger Urk. bereits als Burgstall beschrieben und 1425 wird das „öde Haus Neuneck“, aber 1429 der „edel Ritter Wolfgang der Neydekger“ genannt. 1694 wird bei einer Umgehung des Neudegger Lehens festgestellt, dass sich „auf dem Neudegger Grund ein aufrechtes Haus, so zwar mit einem Dach eingedeckt, inwendig aber unausgebaut und weder mit Fenstern noch anderen Nothwendigkeiten versehen“ befinde. Eine Besitzerreihe ist bis 1852 zu verfolgen, in jenem Jahr werden letztmalig Lehenbriefe für das "öde Haus Neuneck" ausgestellt.
Text
G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung
Die kleine Burgruine liegt 5,7 km nordöstl. von Sigmundsherberg bzw. 2,5 km südöstl. von Theras am linken Ufer der Pulkau. Die Anlage nutzt einen schmalen, aus dem Hochplateau nördl. der Einmündung des Stockergrabens vorspringenden Felssporn, der den Fluss zu einer Schleife zwingt. Auf einem Ausläufer am Fuß des Sporns befinden sich die Ruinen der ehem. „Ruttnermühle“ (auch „Untere Neunecker Mühle“), die auf der Admin.Karte NÖ/Blatt 15 als noch bestehend („Ruthner M.“) ausgewiesen wird. Die Lagestelle wird vom nördl. Vorgelände, das den Flurnamen „Tobel“ trägt, nicht unwesentlich überhöht. Die Burg war zwar vom Tal der Pulkau aus weithin sichtbar, bei Annäherung von N blieb sie – wie heute noch – durch die Geländekante den Besuchern zunächst verborgen. Der Bauplatz wurde durch einen einfachen, aus dem Fels geschrämten Halsgraben abgeriegelt. Dahinter verblieb eine rund 24 x12 m große Fläche. Unmittelbar nach dem Graben erhebt sich im N der Anlage ein niederer, von Mauerresten umgebener Felsbuckel. Es zeichnet sich ein rechteckiges Gebäude mit Seitenlängen zwischen 8,10 m und 6,30 m ab, das aufgrund von Form und Lage wahrscheinlich als ehem. Bergfried rekonstruiert werden kann. Westl. und östl. des Turmes liegen schmale Hof- bzw. Zwingersituationen, wobei jene im O wohl den einstigen, nur 1,50 m breiten Zugang bildete. Das Ende der rezenten Holzbrücke könnte die Stelle der ehem. Toranlage markieren. Südl. des Turmes liegen auf einer tieferen Stufe die Reste eines rechteckigen, ca. 10 x 7 m großen Gebäudes, verm. der einstige Wohnbau der Burg. Zwischen diesem und dem Turm blieb ein durchschnittlich 1,70 m breiter, gangartiger Raum, der wohl die Verbindung zwischen Toranlage und Burghof herstellte. Der westl. des Wohnbaus situierte Hof hatte mit 10 m Länge und max. 4 m Breite bescheidene Dimensionen. Der Bering, an den die einzelnen Gebäude angestellt waren und der somit fast komplett verbaut war, ist mit Ausnahme kleiner Abschnitte komplett verfallen. Im S der Anlage ragen über dem Steilabsturz bedeutende, mehrere m hohe Mauerreste der Burgkapelle empor. Erhalten blieben die S-Mauer sowie die Ansätze der O-Mauer mit der ehem. Apsis und der W-Mauer. Die Kapelle wurde über einem tlw. weit vorspringenden, das Gelände bzw. das Erdgeschoß vorbereitenden Sockel errichtet. In der S-Mauer ist ein kleines, hoch gelegenes Rundbogenfenster mit monolithischem Sturz erhalten, die Balkenlöcher knapp darunter stammen von einer winzigen W-Empore. Zu deren Belichtung diente ein aus einer Steinplatte hergestelltes Rundfenster, das (nach 1985) mit Teilen der Mauerkrone in die Tiefe gestürzt ist. Bemerkenswert ist die trotz der ungewöhnlich bescheidenen Dimensionen komplexe strukturelle Gliederung mit Turm, Wohnbau, Toranlage, Hof und Kapelle. Die Bauteile bestehen zur Gänze aus Bruchsteinmaterial aus anstehendem Gneis. Die aus unterschiedlichen Formaten hergestellten Mauerstrukturen sind daher lagerhaft, mitunter auch regellos. Eine Datierung ist daher nur m. V. möglich und soll sich allgemein auf das 13. Jh. beschränken. Die Form der Kapellenfenster würde für einen etwas früheren Zeitpunkt innerhalb dieser Spanne sprechen. Spätmittelalterliche Bauteile fehlen oder sind nicht erkennbar. Zu diskutieren wäre, ob der Sockel der Kapelle, der tlw. stark abweichende Baulinien aufweist, einer älteren Bauphase angehört. Das Mauerwerk ist hier großformatiger und format- und versatzbedingt stärker strukturiert, es lässt sich aber ein – fast vergebliches – Bemühen nach Lagigkeit beobachten. Es könnten hier Teile der Gründungsburg des späten 12. Jhs. erhalten sein, die offensichtlich im 13. Jh. durch einen umfassenden Neubau abgelöst wurde. Oberflächenfunde vom Hang unterhalb der Burg unterstützen diesen Datierungsansatz und zeigen mit Vorsicht eine Besiedlung bis in das 14. Jh. an. Binder berichtet über Grundmauern im östl. (?) Vorfeld der Burg. Dabei handelt es sich wohl um einstige Wirtschaftsgebäude, auf die heute nur noch einige Schutthügel im Bereich des nördl. Zugangs weisen. In jüngerer Zeit erfolgten Freilegungs- und Erhaltungsmaßnahmen durch den örtlichen Österr. Burgen- und Schlössererhaltungsverein, in deren Rahmen auch die Brücke über den Graben errichtet wurde. In der Zwischenzeit wurde das Gelände wieder von der Natur erobert.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur
Die Ruinen der kleinen Burg sind ganzjährig frei zugänglich und über eine Holzbrücke erreichbar. Im Sommer ist das ungesicherte Gelände stark überwuchert, was den Überblick erschwert. Der hoch über dem Tal gelegene Platz bietet einen weiten Fernblick in das Pulkautal.
Gasthäuser
Rest. Göd in Sigmundsherberg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 356 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 489 ff.
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 39/2000, 728
- Alfred Granner, Die ehem. Herrschaft Neuneck im Landschaftsschutzgebiet Pulkautal. Österreichs Bindenschild 11/2, Retz 1979
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 V, N 162a
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 66
- URL www.monasterium.net, Bestände Göttweig, OSB und Schottenkloster, OSB
- Herbert Puschnik, Herta Puschnik, Pulkau, Stadtgeschichte, Kunst, Kultur. Pulkau 1998, 88 ff.
- Gerhard Reichhalter, Die Burgruine Neudegg im Pulkautal. Gruber Burgblätter 12 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1993
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), 1147,10