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Hauptburgenname Peigarten
ID 2162
Objekt Burg-Schloss
Adresse 3843 Peigarten 1
KG Peigarten
OG/MG/SG Thaya
VB Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts 672076
BMN34 hoch 417780
UTM 33N rechts 519766.64
UTM 33N hoch 5415592.78
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Thaya von der B 36 westl. nach Peigarten abzweigen, ca. 5 km. Parkmöglichkeiten im Ortsgebiet von Peigarten, kurzer Fußweg. RAD: Zwischen Thaya und Dobersberg erreicht man auf dem „Thayatalweg" den Ort Peigarten.
Geschichte Die Fam. der Peigartner ist seit dem Jahre 1200 belegbar, doch können sie auch mit den Peigartnern bei Rastenfeld in Verbindung stehen. In diesem Jahr sind die Brüder Konrad und Eberhard de Pigarten genannt, die im Gefolge von Hzg. Leopold VI. auftreten; sie sind bis 1229 bzw. 1232 nachweisbar. 1258 sind die Brüder Otto, Rudolf und Heinrich v. Peigarten urk. bezeugt, 1263 Gebhard „Putzel“, der Heinrich als seinen Bruder bezeichnet. Otto ist noch 1266 und Rudolf 1273 feststellbar, Gebhard „Putzel“ und Heinrich bis 1278. Zwischen 1306/22 tritt ein Ulrich v. Peigarten auf, 1313 sein Bruder Ortolf, 1330 sind die Brüder Otto und Heinrich v. Peigarten genannt, 1338 Otto und 1356 die Brüder Jans und Paul. 1362 und 1375 ist mit Konrad letztmalig ein Peigartner urk. fassbar, die Feste gelangt an Albero III. v. Puchheim, der sie vor 1384 an Jakob Dachsner als Lehen ausgibt, der 1386 auch von Hzg. Albrecht III. eine gefürstete Freiung für die Feste erhält. 1395–1404 ist Hans Dachsner nachweisbar, der von Hzg. Albrecht IV. von der Lehenschaft befreit wird, nachdem er Peigarten den Puchheimern, in deren Lehenbuch es verzeichnet ist, abgelöst hatte. 1436–1451 ist Heinrich Dachsner als Besitzer feststellbar, nach ihm Paul Dachsner, von dem 1460 Peigarten an Heinrich v. Neuhaus gelangt, der die Feste 1481 an Bernhard Inprucker verkauft. Dieser verliert Peigarten 1486/87 beim Einfall von Kg. Matthias Corvinus an den Ritter Pankraz Kressling. 1492/93 erobert der Söldnerführer Pribil Wenzko die Feste und plündert die Umgebung, bis er von kaisl. Truppen geschlagen wird. 1501 verkauft Pankraz Kressling Peigarten an den Ritter Johann Baptist Schönauer, von dem es an seinen Sohn Wolfgang Schönauer kommt, doch protestiert Wolfgang Inprucker dagegen erfolgreich, sodass er im Jahre 1513 Peigarten wiederum erhält. Auf ihn folgt 1537 Wilhelm, 1540 Joachim, 1581 Melchior und 1590 Rudolf sowie danach dessen Söhne Melchior, Georg und Wolf Ehrenreich. Deren Erben sind 1642 der Oberstleutnant Christoph v. Echtzell zu Drösiedl und Johanna Elisabeth v. Inpruck. Weil es jedoch um die Peigartner Güter so schlecht bestellt ist, wird die Hft. 1644 an das Stift Lilienfeld verkauft, obwohl noch bis 1700 diverse Prozesse darüber geführt werden. Nach der Aufhebung des Stiftes kommt Peigarten 1789 an Johann Hirnschall, Philipp Püffel und Andreas Hamböck, die es 1792 an Johann Christian v. Henssler verkaufen, der es 1794 an Joseph Edlen v. Habermann veräußert. 1800 sind wieder Philipp Püffel und sein Sohn Johann im Besitz von Peigarten, 1801 Gf. Tuccmann, 1803 Maria Gf. Auersperg, 1809 Philipp Gf. v. Grünne, der Peigarten mit der Hft. Dobersberg vereinigt. Im Schloss wurden u. a. eine Maschinweberei und eine Teppichfabrik betrieben.
Text M.J.
Lage/Baubeschreibung Die Anlage erhebt sich ca. 4,4 km nordnordwestl. von Thaya auf einem schmalen, vom Taxenbach 3-seitig umspülten Felsgrat, nördl. oberhalb des Dorfes Peigarten. Sie besteht aus der ma. Burgstelle am äußersten Felskopf, dem angesetzten Schloss, Resten einer vorgeschobenen Befestigung sowie dem am Spornfuß gelegenen Meierhof. Die ma. Kernanlage präsentiert sich heute als planierte Terrasse, deren äußerster Sporn im NW durch einen rezenten turmartigen Neubau besetzt ist. Im S ist im angrenzenden Schlosskeller ein rechteckiger Raum mit starken Mauern ohne Putz einsehbar. Es zeigen sich wenig ausgezwickelte Blockformate in durchgehenden Einzellagen, die der 1. H. d. 13. Jhs. zuzuordnen sind. Als Hypothese kann hier ein der Burg 3-seitig vorstehender Turm (Bergfried?) vermutet werden. Im deutlich tieferen Bereich der ehem. Vorburg haben sich auf einem abgearbeiteten Felskopf Reste der rom. Burgkapelle erhalten, die erst 1987 entdeckt wurden. Ein mehrbahniger Freskenzyklus mit Bibelszenen, ein rom. Fenster sowie Ansätze des Triumphbogens erlauben die Rekonstruktion einer kleinen Rechteckkapelle, wohl mit Apsisabschluss. Die im N freigelegte Außenkante zeigt plattigen Eckverband mit ausgezwickelten Einzellagen, ähnlich wie beim Turm der Kernburg. Am Felsplateau bestehen die umlaufenden, ca. 1,5 m starken Futtermauern aus lagerhaftem Bruchsteinmauerwerk, das durch Auszwickelung großer Blöcke sowie konsequente Kompartimente ausgezeichnet ist. Im Grundriss zeigt sich eine homogene, ca. 27 m lange Beringstruktur mit rundlich ausgebildeten Kanten. Aufgrund des Mauerwerks und der charakteristischen Eckrundungen ist eine Datierung ins 14. Jh. zu vermuten, eventuell nach der Übernahme durch die Puchheim 1384. Im 15. Jh. kam es zu kleineren Verstärkungen, vor allem am Turm, der eine halbrunde Bastionierung erhielt. Auch im Bereich der Vorburg dürften einige Teile aus der Spätgotik stammen, ein spolierter Schulterbogenschluss bestärkt dies. Am östl. stark ansteigenden Hügelgrat wurde ein massives Vorwerk aus dem Fels gearbeitet, von dem durch Feldanplanierungen nur mehr Reste erhalten sind. Probegrabungen 1984 belegten einen kleinen, runden Kernbau, bei Vischer sind 1672 noch gestaffelte Erdwälle dokumentiert. Das heutige 4-flügelige Schloss, das trotz des schmalen Felsgrates durch Abstemmungen bzw. hohe Futtermauern als recht homogenen Vierkanter geschaffen wurde, wurde gemäß angegrateten Kappengewölben spätestens im späten 16. Jh. angelegt. Ein Arkadengang, ein 3-läufiges Stiegenhaus sowie große Stuben boten zeitgemäßen Komfort. Auch der mehrteilige Meierhof stammt im Kern aus dieser Zeit. Mit der Übernahme durch das Stift Lilienfeld 1644 erfolgten kleinere Adaptierungen, wie der Ausbau der Kapelle und der Wohnräume sowie die einheitliche Fassadengestaltung. Nach der Umwandlung in eine Teppichfabrik im 19. Jh. drohte der Verfall, seit 1978 werden von den heutigen Besitzern Restaurierungen durchgeführt.
Text P.S., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Restaurierte, bewohnte Burg-Schlossanlage. Bei Voranmeldung zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Das restaurierte Burg-Schloss ist privat bewohnt, kann jedoch bei entsprechender Voranmeldung (Fam. Wolfer, Tel.: 01/408 23 84) mit Führung besichtigt werden.
Gasthäuser GH Haidl in Thaya.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 91
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 382 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 521 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 167 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 861
  • Augustin Dimter, Beiträge zur Geschichte der landesfürstlichen Pfarre Thaya. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 7, St. Pölten 1903, 306–310
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 178
  • Joseph Chmel, Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte der habsburgischen Fürsten K. Ladislaus Posth., Erzherzog Albrecht VI. und Siegmund von Österreich von 1443–1473. Fontes Rerum Austriacarum II/2, Wien 1851, 74, 111 f., 276, 360, 375
  • Honorius Burger, Urkunden des Benedictiner-Stiftes Altenburg. Fontes Rerum Austriacarum II/21, Wien 1865, 133 f., 136, 160, 262
  • Hartmann Joseph Zeibig, Das Stiftungs-Buch des Klosters St. Bernhard. Fontes Rerum Austriacarum II/6, Wien 1853, 203, 308
  • Karl Gutkas, Der Mailberger Bund von 1451. Studien zum Verhältnis von Landesfürst und Ständen um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 74, Wien 1966, 51–94, 345–392, 72
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 39
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 37
  • Christoph Tepperberg, Die Herren von Puchheim im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte des landsässigen Adels von Niederösterreich. Dissertation Universität Wien 1978, 78
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. VIII, 64–67
  • Joseph Lampel, Codex Canonicorum S. Ypoliti. Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrnstiftes St. Pölten 1. Wien 1891, 316
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 87
  • Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 212 f.
  • Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 181
  • Martin Wolfer, Die Geschichte der Feste Peigarten, 600 Jahre Burgfriedensverleihung. Wien 1985
  • Martin Wolfer, Peigarten – Ein Schloß erzählt. Führer durch die Feste. Wien 1989
Peigarten. Ansicht der Burg von W (2003) - © Patrick Schicht
Peigarten. Ansicht der Burg von W (2003)
© Patrick Schicht
Peigarten. Fresken in der Burgkapelle (2003) - © Patrick Schicht
Peigarten. Fresken in der Burgkapelle (2003)
© Patrick Schicht
Peigarten. Hufeisenturm von S (2003) - © Patrick Schicht
Peigarten. Hufeisenturm von S (2003)
© Patrick Schicht
Peigarten. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Peigarten. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Peigarten. Bauphasenplan (2008) - © Grundlage: BDA; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht
Peigarten. Bauphasenplan (2008)
© Grundlage: BDA; Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht