Hauptburgenname
Pernegg I
ID
2164
Objekt
Burgruine
KG
Pernegg
OG/MG/SG
Pernegg
VB
Horn
BMN34 rechts
698520
BMN34 hoch
399246
UTM 33N rechts
546519.31
UTM 33N hoch
5397532.71
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 4 erreicht man (12 km nördl. von Horn) Pernegg, wo die beschilderte Zufahrt zum ehem. Kloster abzweigt, vor dem sich ein großer Parkplatz befindet. Von hier führt ein Fahrweg in südl. Richtung weiter zur Burgruine (ca. 400 m). RAD: Der „Klosterweg“ führt nördl. von Horn durch Pernegg.
Geschichte
Die Burg soll auf eine Gründung der Gfn. v. Pernegg, einem Zweig der Formbacher, im 11. Jh. zurückreichen. Weltin setzt die Anfänge der Hft. in die Zeit des Investiturstreites. Die Burg ist erstmals 1112 erwähnt, 1120 erscheint ein „Oudalricus de Pernece". Ulrich II. v. Pernegg stiftet 1149/59 das nahe der Burg liegende Prämonstratenserinnenkloster. 1198 wird ein „nobilis vir Ekebertus de Pernnhek“ urk. genannt. Um 1220, nach dem Aussterben der Pernegger, wird die Burg von Hzg. Leopold VI. eingezogen. 1255 erscheint urk. ein „Botsko comes Bernekcensis“. Nach Binder ist die Burg 1314 noch bewohnbar – sie wird in diesem Jahr vom Landesfürsten an den Bgfn. Heidenreich v. Gars verpfändet –, verliert aber im Laufe des 14. Jhs. zunehmend an Bedeutung. 1449 werden Teile der Burg abgebrochen und das Material für den Klosterbau genutzt. 1477 wird die Burg „Perneckh“ von böhm. Truppen belagert. 1505 wird sie bereits als „öde“ bezeichnet.
Text
G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung
Die stark verfallene, jedoch ungewöhnlich große Burganlage liegt 1,1 km südsüdöstl. des Dorfes Pernegg auf dem äußersten Ende eines gegen SO ziehenden Geländerückens zwischen Pernegger Graben und Aumühlbach. Am breiten, siedlungsnahen Teil des Rückens befindet sich die ausgedehnte ehem. Klosteranlage mit der heutigen Pfk. Hl. Andreas. Etwa 200 m südöstl. davon verengt sich der Rücken zu einem schmalen, felsigen Sporn, der allmählich nach SO abtreppt, beiderseits steil zu den genannten Bächen abfällt und einen ausgezeichneten Burgplatz bildet. Dessen Areal erstreckt sich über eine Länge von rund 250 m in NW-SO-Richtung. Vom schwach überhöhten Vorfeld ist es durch 2 tiefe, breite, aus dem anstehenden Fels gearbeitete Halsgräben getrennt. Zwischen diesen erhebt sich ein mächtiger Felskopf, dessen Plateau mglw. ein Vorwerk trug. An der NO-Seite springt unter dem Plateau der Ansatz eines Wallbogens vor, der mglw. weiter nach SO lief und ein Hindernis an der Zugangsseite bildete. Das anschließende Gelände ist durch mehrere künstlich bearbeitete bzw. getrennte Felskuppen bzw. -formationen geprägt, auf denen sich die entsprechend isolierten Abschnitte bzw. Bauteile der Burg befanden. Hinter dem 2. Halsgraben ragt eine mächtige Felskuppe empor, deren rund 15 x 11 m großes Plateau am SW-Rand Reste eines Mauerzuges zeigt. An den nordöstl. und südwestl. Flanken weist die Kuppe 2 bzw. 3 tief in die Hänge greifende Wall- oder Terrassenstufen auf, die die gesamte Breite des Sporns abriegelten. Ein künstlicher Abschnittsgraben trennt die sukzessive abtreppende Fortsetzung der Kuppe gegen SO ab. Der durch Felsformationen geprägte Bereich ist von einer nach SO schmäler werdenden Terrasse umgeben, unter deren SW-Flanke mglw. eine weitere Wallstufe verlief. Am SO-Fuß dieses Abschnittes bildet ein kleiner Felssporn eine schmale Terrasse, in die der heutige, entlang der NO-Flanke laufende Zugang mündet. Hier erhebt sich die Ruine der Burgkapelle. Der 10,40 x 5,85 m große Apsidensaal ist dem Gelände folgend NW-SO-orientiert. Die primären Mauerteile zeigen ein lagiges, sorgfältig versetztes Bruchsteinmauerwerk aus plattigem Gneis, das m. V. in das fortgeschrittene 12. Jh. datiert werden kann. Die Gebäudekanten weisen sorgfältige, mehrere Lagen zusammenfassende Eckquader auf. Die Kämpfer der Apsis zeigen einfache Profilierungen, die Analogien in den Burgkapellen von Rastenberg und Lichtenfels (s. d.) besitzen, was mglw. als Hinweis auf einen Errichtungszeitraum im späten 12. Jh. gewertet werden kann. Einige sma. Architekturelemente dürften im Zuge einer länger zurückliegenden Erneuerung eingebaut worden sein. Direkt südöstl. der Kapelle liegt ein schmaler, felsiger Grat, der durch einen kleinen Abschnittsgraben abgetrennt ist und mglw. eine Bebauung trug. Weiter südöstl., der Orientierung der bisherigen Abschnitte folgend, erstreckt sich ein niederer, schmaler, stark strukturierter Felskamm. Im NW zeigt er eine kleine Erhöhung, im SO bildet er, nach offensichtlich künstlicher Bearbeitung, die rechteckigen Fundamente eines saalbauartigen Massivbaues, von dem verstürzte Mauerreste an der SW-Seite sichtbar sind. Die talseitigen Bereiche, insbesondere die Kapelle und das saalbauartige Gebäude, werden von einer breiten Terrasse umgeben, die von Resten eines großen Bering-Ovals umschlossen wird. Besonders im NO ist der Bering als Futtermauer tief in den Hang gestellt, wo er – als vorgelegter Zwinger – eine weitere, z. T. felsig ausgebildete Terrassenstufe umfasst, die den Verlauf eines ehem. inneren Berings markieren dürfte. Die südwestl. Abschnitte des Berings könnten aufgrund des lagigen, plattigen Bruchsteinmauerwerks noch aus dem 12. Jh. stammen, doch sollte wohl auch das 13. Jh. einbezogen werden. Die weiter ausgreifenden nordöstl. Abschnitte könnten darüber hinaus einer Erweiterung des 14. Jhs. (?) angehören. Sonst dürfte im Spätmittelalter keine wesentliche Bautätigkeit mehr stattgefunden haben. Eine offenbar künstlich verflachte, schmale Terrasse am SO-Ende des Sporns, außerhalb des Berings, bildete mglw. ein Vorwerk, das vielleicht mit dem nordöstl. Zwinger in Verbindung stand. Schwammenhöfer sucht in dem durch einen Abschnittsgraben getrennten südöstl. Bereich das Areal der ältesten Burg, während er den Bereich der nordwestl. Felskuppe als sma. Erweiterung vermutet. Die gesamte Anlage erweckt, besonders durch die isolierte, zentrale Lage ihrer Bauteile inmitten eines weitläufigen Berings, einen typologisch frühen Eindruck. Von archäologischer Seite kann der Fund einer Emailscheibenfibel als Indiz für eine Gründung im 11. Jh. gewertet werden.
Text
G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Die ungewöhnlich ausgedehnte, noch heute beeindruckende Burganlage mit geringen Mauerresten und der Ruine der Burgkapelle ist ganzjährig frei zugänglich, das naturbelassene Gelände erfordert aber ein Mindestmaß an Trittsicherheit.
Gasthäuser
GH Schmutzer in Pernegg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 59
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 256 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 347 ff.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 863 ff.
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 74
- Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 416 ff.
- URL www.monasterium.net, Bestände Geras, OPraem; Göttweig, OSB
- Miroslav Plaček, Pernegg a Weikertschlag – hrady přy rakousko-moravské hranici (Pernegg und Weikertschlag – Burgen an der österreichisch-mährischen Grenze). Archaeologia historica 30, Brno 2005, 235–241
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 529 f.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 57
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 7
- Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 184
- Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 223
- Max Weltin, Die Grafschaft Pernegg-Drosendorf. Das Waldviertel 44/1, Horn 1995, 1–21
- Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen, Kapellen und Karner im Waldviertel, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 (=Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 22), St. Pölten 2000, 93 f.