Hauptburgenname
Persenbeug
ID
2165
Objekt
Schloss
Adresse
3680 Persenbeug, Schlossstraße 1
KG
Persenbeug
OG/MG/SG
Persenbeug-Gottsdorf
VB
Melk
BMN34 rechts
656522
BMN34 hoch
339858
UTM 33N rechts
505580.98
UTM 33N hoch
5337449.91
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Die A 1 bei Ybbs an der Donau verlassen und Richtung Persenbeug fahren. Unterhalb des Schlosses zweigt von der Umfahrung die Ortszufahrt ab, in deren Verlauf Parkmöglichkeiten vorhanden sind. RAD: Der „Donauradweg" übersetzt bei Persenbeug die Donau und führt unterhalb des Schlosses vorbei.
Geschichte
Bereits 970 ist ein „Otker de Persinpiugin" genannt, ein Gefolgsmann der Gfn. V. Sempt-Ebersberg. Der Name lässt sich über weitere 70 Jahre im Traditionsbuch des Klosters Ebersberg nachweisen, was auf mindestens 2 Generationen dieses Geschlechts hindeutet. Für diese Zeit ist bereits ein namengebender Sitz anzunehmen. 1029–1041/44 tritt ein ritterlicher Vasalle namens Wernher als Zeuge in Erscheinung. Persenbeug war Eigen der Gfn. V. Ebersberg, die Hrn. V. Persenbeug hatten nach Weltin (NÖUB I) die Burg entweder zu Lehen oder waren Burggfn. Es dürften jedoch seitens des Klosters Ebersberg Ansprüche auf die Burg bestanden haben, da noch im klösterlichen Urbar von ca. 1300 Persenbeug als klösterlich-ebersbergisches Lehen des Landesfürsten genannt wird. Überliefert ist der Aufenthalt K. Heinrichs III. auf der Burg im Jahr 1045, im Zuge seiner Ungarnreise, als nach dem Tod des letzten Gf. V. Ebersberg, Adalbero, dessen Erbe geregelt werden musste. Bei den Festlichkeiten stürzte der Boden der „domus" zur darunterliegenden Badestube ein, wobei mehrere hochrangige Personen des kaisl. Gefolges getötet wurden. Aus dem Bericht ist für diese Zeit ein bereits repräsentativer, gut ausgestatteter Sitz zu erfassen. 1051 ist ein weiterer Aufenthalt K. Heinrichs III. auf Persenbeug urk. Belegt. E. d. 11. Jhs. Ist Persenbeug Besitz der Kaiserinwitwe Agnes, durch sie gelangt der Besitz an Mgf. Leopold III. Seit dieser Zeit ist Persenbeug ldfl. Und wird vorerst durch Bgfn. Verwaltet, die 1240 genannt werden, später, seit E. d. 14. Jhs., durch verschiedene Pfandherren. Ein älterer Georg v. Seisenegg ist 1432 Pfandinhaber von Persenbeug, ab 1491 sind die Prüschenk-Hardegg in dieser Position. 1495–1519 behält sich K. Maximilian I. die Hft. Als persönlichen Besitz und nutzt das Schloss als Jagdsitz. Unter K. Ferdinand I. wird Persenbeug an die Roggendorf, Tschintl und Hans v. Prösing verpfändet. 1571 wird die gute Erhaltung und Ausrüstung des Schlosses mit Waffen und Munition beschrieben. K. Rudolf II. verkauft 1593 die Hft. Als freies Eigen an die Gfn. Hoyos, die bis 1800 im Besitz verbleiben. In diesem Jahr kauft K. Franz I. Schloss und Hft. Seither befindet es sich im Besitz der Fam. Habsburg-Lothringen sowie Waldburg-Zeil.
Text
T.K., G.R., A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt auf einem senkrecht zur Donau abfallenden Felsplateau am nordwestl. Ende von Persenbeug, direkt über dem Kraftwerk. Zum sanft ansteigenden Berghang ist die Terrasse durch tiefe, künstliche Felseinschnitte getrennt, die zumindest tlw. durch hier verlaufende Straßen verändert sein dürften. Ein östl. folgender Hügelsporn könnte im Spätmittelalter in die Verteidigung einbezogen gewesen sein, nördl. schließt außerhalb ein wuchtiger Schüttkasten an. Das Hochschloss besteht aus 4 relativ homogenen, 3-gesch. Trakten, die einen annähernd rechteckigen Innenhof umschließen. Da bis auf vereinzelte Stellen sämtliche Mauern verputzt sind und ma. Baudetails fehlen, kann eine – keinesfalls endgültige – Bauanalyse weitgehend nur auf einer Auswertung des Grundrisses basieren. Demnach zeichnet sich entlang der Felskanten ein primärer kastellförmiger Bering ab, der auf trapezförmiger Fläche Seitenlängen von 63 x 67 bzw. 79 x 94 m zeigt. Diese bemerkenswerte Größe mag auf das sicherlich ältere Burgareal zurückzuführen sein, dennoch wurden für die relativ kompromisslos-rechteckige Anlage tiefe Fundierungen in Kauf genommen. Lediglich die nicht sicher nachvollziehbare S-Seite dürfte, dem Felsen folgend, leicht rundlich verlaufen sein. Die Mauerstärken differieren deutlich zwischen 3 m (Bergseite) und 1,8 m (Donaufront). Die gefährdete Ecke zum ansteigenden Berg ist bugförmig gespitzt, sie wird vom ehem. Bergfried (Michaelsturm) besetzt, der mit Seitenlängen von fast 12 m und Mauerstärken von 3 m einst die Burg dominierte. Noch heute weist der Turm 5 Geschoße auf, wobei unter den Gewölben noch die Auflager ehem. Balkendecken zu erkennen sind. Das örtlich einsehbare Mauerwerk zeigt lagerhafte Bruchsteinstrukturen, die gemeinsam mit den enormen Mauerstärken eine Datierung E. 13./A. 14. Jh. nahelegen. Hinweise auf ältere, integrierte Bauteile gibt es nicht, auch keine Reste von ma. Hofeinbauten. Lediglich im SW zeichnen sich ebenerdig vorstehende Mauern ab, die bereits die Suche nach einem möglichst rechtwinkeligen Hof erkennen lassen und daher erst nachmittelalterlich zu datieren sein dürften. Ab 1620 wurde der gesamte innere Burgkomplex umgestaltet. Grund dürften Plünderungen von 1619 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges gewesen sein. Über tiefen, homogenen Kellergewölben, die wohl sämtliche älteren Bauten ersetzten, errichtete man einen frühbarocken Mehrflügelbau, der durch schwere Kappengewölbe auf mächtigen Mauern ausgezeichnet ist. Bemerkenswert ist die um 1621 (inschriftlich) datierte Burgkapelle, deren nach W orientierter 3-Konchen-Chor isoliert frühe neogot. Elemente aufweist. An der S-Front wurde sekundär ein breiter Stiegenturm mit hohem Zwiebelhelm aufgesetzt, dessen Mischmauerwerk keinerlei ma. Reste aufweist. Er ist vielmehr als typischer Stiegen- und Uhrturm des Frühbarock anzusehen, wie er regional besonders beliebt war. 1649 zeigt Merian an der Talseite eine 3-fache Torzwingerfolge, von der ein stark überformter Torbau erhalten ist. Die Ausstattung der Innenräume geht im Wesentlichen auf das 17. und 18. Jh. zurück. Das Brunnenbecken im Hof stammt aus dem späten 18. Jh. Der Bau ist heute, als Wohnung und Sitz der Güterdirektion genutzt, in einem ausgezeichneten baulichen Zustand.
Text
P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privat bewohnte Schlossanlage. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Das Schloss ist privat bewohnt und Sitz der Güterverwaltung. Eine Innenbesichtigung ist nicht möglich. Es bieten sich jedoch vom Umfeld, besonders von der Donaulände, mehrfach Blickpunkte.
Gasthäuser
GH „Zum Goldenen Ochsen" in Persenbeug, GH „Weißes Lamm" in Persenbeug.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 19 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 258 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 351 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 80 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 168 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 870 f.
- Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 167 ff.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 265
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 74
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 228
- Niederösterreichisches Urkundenbuch I: 777–1076. Bearb. v. Max Weltin, Roman Zehetmayer unter Mitarbeit v. Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin (hg. v. Verein zur Förderungen von Editionen mittelalterlicher Quellen Niederösterreichs und v. NÖ Landesarchiv). Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 8/1, St. Pölten 2008, 191 f.
- Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 147 ff.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 80 ff.
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 209
- Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 103
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 9
- Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Reg. 201