Hauptburgenname
Pöbring
ID
2169
Objekt
Burgstall
KG
Pöbring
OG/MG/SG
Artstetten-Pöbring
VB
Melk
BMN34 rechts
668329
BMN34 hoch
347328
UTM 33N rechts
517250.75
UTM 33N hoch
5345119.87
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Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
Pöbring ist der namengebende urspr. Sitz für eine bis ins 15. Jh. im südl. Waldviertel gut belegte Niederadelsfam. 1165 erscheinen erstmals Adelige, die sich „de Bebrarn" nennen, 1183 der ldfl. Ministeriale „Eberhardus de Biberaren". Noch 1316 wird ein Otto v. „Pybrarn" urk. genannt. In der alten Grablege des Geschlechts in Kleinhain befindet sich noch die Grabplatte des Berengar und der Elisabeth v. Pöbring (14. Jh.), die noch E. d. 19. Jhs. ebd. fragmentiert erhaltene Grabplatte des Bernhard Pöbringer (gest. 1428) und der Brigitta v. Weißenberg (gest. 1444) ist heute verloren (vgl. DASP, Nachlässe 5 [Joh. Ev. Fahrngruber], Heft H, fol. 52r–53r). Hans Pöbringer (gest. 1388, s. die Grabplatte für ihn und seinen Sohn Martin in der Pfk. Weiten) war Schenk Hzg. Leopolds III. (?) v. Österr. Aus Hans’ Ehe mit Anna v. Neidegg stammen die Söhne Martin und Bernhard. 1389 tritt Martin an die Stelle seines verstorbenen Vaters als Gerhab für den Sohn des Stephan Scheck. Für das Jahr 1391 ist in Weiten eine Frühmessstiftung des Martin Pöbringer, Sohn des Hans und der Anna, belegt. 1326 erscheinen die Hrn. v. Schmidtbeck als Besitzer von Pöbring, von ihnen kommt der Besitz an die Streitwieser und später an die Neidegger. 1477 kaufen die Brüder Christoph und Jakob Grabner die freieigene Burg Pöbring von Roland v. Neidegg zu Ranna an, um sie 1487 als öde an Kaspar v. Roggendorf weiterzuveräußern, der Pöbring zur Hft. Pöggstall zieht.
Text
A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Pöbring liegt 2,9 km nordöstl. von Artstetten am rechten Ufer des Schwarzaubaches. Der Burgstall befindet sich auf einem innerhalb des Ortsgebietes nach NO gegen das Tal des Baches vorspringenden, felsigen Sporn, der auf einer tieferen Terrasse die heutige Pfk. trägt. Die ausgedehnte Anlage lässt trotz rezenter Geländeüberformungen und Straßenbau die urspr. 3-Teilung erkennen. Der südwestl., ehem. durch einen Halsgraben gegen das überhöhte Vorgelände abgeriegelte, ca. 45 x 36 m große Bereich wird als Wirtschaftsplateau vermutet. Hier liegt der ehem. Pfarrhof, heute das Haus Pöbring Nr. 6. Nordöstl. schließt der Bereich des ehem. Kernwerkes an. Der ehem. Halsgraben gegen das Wirtschaftsplateau ist nur noch anhand der südwestl. Böschung rekonstruierbar. Das urspr. 24 x 24 m große, pyramidenstumpfförmige Kernwerk ist eine planierte Fläche und dürfte weitgehend zerstört sein. Hier wurde bereits 1859 eine Schule errichtet, die heute nicht mehr besteht, mglw. aber Mauerteile der ehem. Burg enthielt. Bei einem Hausneubau an der N-Seite des ehem. Kernwerkes (Pöbring Nr. 19) wurden jüngst massive Mauerreste aufgedeckt sowie Keramik des 15. Jhs. und ein Pfennig Albrechts V. (1411–1439) gefunden. Die Pfk. Hl. Bartholomäus nützt die ca. 18 x 20 m große, ca. 7 m tiefer situierte nordöstl. Terrasse, die an 3 Seiten steil und felsig zum Schwarzaubach abfällt. Zwischen ehem. Kernwerks- und heutigem Kirchenbereich verläuft die Ortsstraße in einer Spitzkehre. Die infolge der Spornlage sehr burghaft wirkende Kirche ist ein spätgot. Bau der Zeit um 1500. Der etwas aus der Achse verschobene Polygonalchor reagiert offenbar auf das steil abfallende, beengte Gelände. Klaar rekonstruiert im NW ältere Bauteile, mglw. solche des 1343 genannten Vorgängerbaues. Verm. folgt der heutige Bau der Stelle der ehem. Burgkapelle. Seebach rekonstruierte eine in 3 Areale geteilte „Burg-Kirchen-Anlage", seine Datierung in die 2. H. d. 11. Jhs. bedarf einer archäologischen Überprüfung. Die Größe entspricht jedenfalls der Bedeutung der Pöbringer im Hochmittelalter.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgstall, in mehrere Privatgrundstücke geteilt.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 13
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 64 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 72 f.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 320
- Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 152 ff.
- Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 86 ff.
- Ursula Schmidt, Das Kopialbuch der Grabner. Studien zu der Urkundensammlung eines Rittergeschlechts vom 14. bis Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Heiratsabsprachen. Diplomarbeit Universität Wien 2002, 52
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 58
- Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 188
- Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 5 und 45
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 107†, 108