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Hauptburgenname Rehberg I
ID 2202
Objekt Burgruine
KG Rehberg
OG/MG/SG Krems an der Donau
VB Krems an der Donau
BMN34 rechts 694659
BMN34 hoch 366249
UTM 33N rechts 543236.06
UTM 33N hoch 5364487.08
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Krems an der Donau das Kremstal aufwärts nach Rehberg (ca. 5 km) fahren. Durch den alten Ortskern ist die Zufahrt bis zum Burg- bzw. Kirchenaufgang möglich, in ihrem Verlauf finden sich Parkmöglichkeiten. RAD: In Krems an der Donau vom „Donauradweg“ abzweigen und über den „Waldviertelweg“ bzw. „Kremstalweg“ (bis Rehberg ident) bis Rehberg fahren.
Geschichte Der urspr. Burgbau markiert das Zentrum einer lokalen Herrschaftsgründung der edelfreien Leng(en)bacher. 1141 werden Otto (I.) „de Lengenpach“ und seine Brüder „Hertuvicus de Rehperch“ und „Heidenricus de Purchstalle“ genannt. Nach dem Tod des letzten Lengenbachers, Otto IV., fällt die Hft. 1235 an den Landesfürsten. 1316 wird die Kirche als „chapelle ze Rechperch“ erwähnt. In der 1. H. d. 14. Jhs. ist Rehberg Ausstattung der Agnes v. Ungarn. Nach deren Tod 1364 plant Rudolf IV. Rehberg zur Dotation des Wiener Domkapitels zu verwenden, was jedoch (Rehberg galt als Reichslehen) nicht verwirklicht werden kann. Rehberg wird in der Folge von Bgfn. verwaltet und später zu Pfand ausgegeben, so 1410–1451 an die Grabner. 1451 folgt als Pfandinhaber Ulrich v. Eitzing, 1461–1479 Georg Mühlwanger. Friedrich III. beauftragt schließlich die Stadt Krems, die Burg – gegen div. Privilegien – für ihn einzulösen. Sie wird nun durch ldfl. Pfleger verwalten. 1501 verkauft Maximilian I. die Burg dem Hans v. Sacher zu Weissenstein, 1520–1650 ist sie im Besitz der Thonradl. Danach kommt die Hft. durch Kauf an Ludwig Gf. Kuefstein, der die unter den Vorbesitzern verwahrloste Burg zum Wohnschloss umbauen lässt. Ab 1688 beginnt mit David Ungnad v. Weißenwolf ein rascher Besitzerwechsel, im folgen 1702 die Gfn. Salburg, 1713 Johann Ernst v. Glanz, 1715 die Frhn. v. Hohenegg, 1773 Johann Nepomuk Drexler, 1796 Vinzenz v. Salzgeber, 1799 eine Freiin v. Reichel und 1800 Gf. Falkenhayn. Dieser verkauft das Schloss an die Gemeinde Rehberg, ab 1822 werden Bauteile abgebrochen. 1847 folgt als Besitzer Frh. v. Sina und 1884–1966 die Fam. Gutmann. Seither ist die Burgruine im Besitz des Vereins zur Förderung der Erneuerung von Krems. Die Burgkirche ist seit 1783 eine Filiale von Imbach.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt auf dem spornartigen Ausläufer eines von NW gegen das Dorf ziehenden Höhenrückens, der mit Ausnahme der bergseitigen Geländebrücke mit felsigen Steilabbrüchen zum Ortsteil Alt-Rehberg abfällt. Auf der südöstl. tieferen Terrasse des Sporns steht die Filk. St. Johann. Bergwärts dehnt sich auf dem Höhenrücken ein heute durch Obstbau genütztes, tlw. mauerumgebenes Plateau aus, das durch die Verebnung des Vorgeländes und des ehem. Grabens entstanden ist. Die Burganlage gliedert sich in eine räumlich sehr begrenzte Hochburg und eine weitläufig angelegte Vorburg, die durch ein im NW flankenartig angelegtes Tor zugänglich ist. Ein heute in das benachbarte Gartengelände eingebundener Rundturm mit Kegeldach oberhalb des Burgweges lässt weitere Außensicherungen vermuten. Die der Topographie folgenden Mauerzüge der Vorburg laufen auf die Burgkirche an der südöstl. Spornspitze zu. Die nordöstl. Ummauerung sichert mit einem Torturm den Zugang zur Hochburg und umgibt als Futtermauer eine die Hochburg bis im N umfassende Terrasse. Die Hochburg gruppiert sich auf einem schroff abfallenden Felsstock im NW der Anlage, der Raum für eine nur rund 35 x 20 m große Burganlage von oval-polygonaler Grundform bot. Der ausgesetzte, über tief in den Felsen fundamentierte Konstruktionen angelegte Zugang an der S-Ecke bedingte eine Brückenkonstruktion, um den tiefen, künstlich hergestellten, grabenartigen Einschnitt zu passieren. Die vordem stark überwachsene und verschüttete Burgruine wurde durch den Verein ASINOE 1991–1995 archäologisch untersucht und baulich gesichert. Dabei konnten wesentliche Bauteile einer Burganlage des 12. Jhs. festgestellt werden, die mglw. örtlich Besiedlungsreste des 11. Jhs. überbaut. Bereits vor der Freilegung war an der SO-Ecke, nebem dem Zugang, ein rechteckiges, ca. 8 x 5 m großes, dünnwandiges Gebäude zu erkennen, das aufgrund des lagigen, stark zonal strukturierten, hammerrechten, fast quaderhaften Mauerwerks aus Marmorbruchstein in das 12. Jh. zu datieren ist. Aufgrund der Ausbildung des Mauerwerks ist eine Zeitstellung im 2. V. d. 12. Jhs., bzw. vor 1144, zu erwarten. Wie die im Verband stehenden Reste der urspr. Torwand zeigen, kann auf die primär hier situierte Toranlage geschlossen werden, die später durch eine ortsgleiche, jüngere ersetzt wurde. Der polygonal die S- und W-Seite umziehende, z. T. tief in den Fels fundamentierte Bering zeigt sehr ähnliches Mauerwerk, ebenso ein im N eingebundener, verzogen quadratischer, bergfriedartiger Turm von durchschnittlich 7 m Seitenlänge und 1,10–1,40 m Mauerstärke. In Verlängerung des südl. Gebäudes entstand in einer sekundären Phase ein rechteckiger, 15 x 8 m großer Saalbau an der W-Seite des Hofes. Hammerrechte, quaderhafte Strukturen an der Außenseite und zonal eingeschobene Opus spicatum-Lagen an der Innenseite weisen wohl in die 2. H. d. 12. Jhs. Im späten Mittelalter und während der frühen Neuzeit wurde der gesamte Burghof mit einer randständigen, überaus komplexen Bebauung versehen, welche die Altbauteile vollständig integrierte, schrittweise zusammenschloss und letztlich der Burg ein schlossartiges Gepräge verlieh. Südl. des Turmes des 12. Jhs. entstand im 15. Jh. ein mehrgesch. Wohnbau, der heute einen turmartigen Eindruck erweckt und Mauerteile des 13. Jhs. überbaut. Deutlich sichtbar sind die großflächigen, durch mächtige Pfeiler gesicherten Wiederaufbauten infolge Bauschäden des westl. Berings und der nördl. Turmteile. Die Untersuchung erbrachte eine Vielzahl architektonischer Details, vor allem des späten Mittelalters und der Neuzeit, die Rückschlüsse auf die zumeist wirtschaftliche Nutzung einzelner Räume zulassen, aber auch die ehem. Ausstattung des Sitzes zeigen, wie etwa die Rollsteinpflasterung und der Laubengang im Burghof aus der Zeit nach 1600. Die Anlage hat burgenkundlich größte Bedeutung, da sie zu den wenigen Anlagen gehört, die eine – auf zeitgemäßem Standard befindliche – archäologische Untersuchung erfuhren. Sie besitzt zwar auffällig geringe Dimensionen, aber – gemessen an der Errichtungszeit – eine fortschrittliche Strukturierung, was man als grundlegende Charakteristika der frühen Adelsburg werten muss. Dass bergfriedartige Türme erst im 13. Jh. errichtet wurden – was lange Zeit postuliert wurde – , lässt sich hier eindeutig widerlegen. Das hohe Architekturniveau, das sich auch in der Qualität des Mauerwerks spiegelt, lässt sich durch die Funktion als Sitz einer edelfreien Fam. erklären.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gesicherte, gepflegte Ruinenanlage, tagsüber frei zugänglich. Schlüssel zur Ruine im Kulturamt der SG Krems, Körnermarkt 13, zu beziehen.
Touristische Infrastruktur Sehr gepflegte, restaurierte und weitgehend gesicherte Ruinenanlage. Der Vorburg- und Kirchenbereich ist ganzjährig frei zugänglich, für die allfällig versperrte Hochburg kann der Schlüssel bei der Kulturverwaltung Krems (02732/801-571) ausgeliehen werden. Eine Informationstafel mit Plan informiert über die wichtigsten Details.
Gasthäuser GH Klinglhuber in Krems.
Literatur
  • Gottfried Artner, Thomas Kreitner, Martin Krenn, Zum Forschungsstand der Burgenarchäologie in Ostösterreich mit besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs. In: Die Burgenforschung und ihre Probleme, Ergrabung – Konservierung – Restaurierung. Fundber. Österr. Materialheft A 2, Wien 1994, 9–21, 17
  • Franz Biberschick, Burg und Ruine Rehberg. Das Waldviertel 1/9, Horn 1952, 18–24
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 21 f.
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 80 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 188 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 257 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 177
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 954
  • Ernst Englisch, 850 Jahre Rehberg 1141–1991. Krems 1991
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 46/2007, 747
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 492
  • Thomas Kreitner, Archäologische Untersuchungen auf der Burgruine Rehberg. In: Martin Krenn et al., Berichte zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Jahr 1991. Fundber. Österr. 30, 1991, Wien 1992, 50–51
  • Thomas Kreitner, Ausgrabungsarbeiten auf der Burgruine Rehberg. In: Martin Krenn et al., Berichte zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Projektjahr 1992/93. Fundber. Österr. 31, 1992, Wien 1993, 107–116
  • Thomas Kreitner, Bericht über die Grabungskampagne auf der Burgruine Rehberg 1993. In: Martin Krenn et al., Bericht zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Projektjahr 1993/94. Fundber. Österr. 32, 1993, Wien 1994, 291–302
  • Thomas Kreitner, Bericht über die Sanierungsarbeiten auf der Burgruine Rehberg 1994. In: Martin Krenn et al., Bericht zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Projektjahr 1994/95. Fundber. Österr. 33, 1994, Wien 1995, 207–211
  • Thomas Kreitner, Bericht über die Grabungs- und Sanierungsarbeiten auf der Burgruine Rehberg 1995. In: Martin Krenn et al., Bericht zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Projektjahr 1995/96. Fundber. Österr. 34, 1995, Wien 1996, 349–353
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 354 f.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 IV, 137 ff.
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 107 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 216
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 94
  • Roman Zehetmayer, Reichsunmittelbare Gebiete im Herzogtum Österreich (13.–15. Jahrhundert). In: Anton Eggendorfer, Willibald Rosner (Hg.), Österreich im Mittelalter. Bausteine zu einer revidierten Gesamtdarstellung. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 26, St. Pölten 1999, 67–96, 78 ff.
Rehberg I. Luftbild von SO (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Rehberg I. Luftbild von SO (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Rehberg I. Ansicht der Burg von NO (1999) - © Thomas Zoder
Rehberg I. Ansicht der Burg von NO (1999)
© Thomas Zoder
Rehberg I. Hochmittelalterliche Außenschale des Berings (1999) - © Gerhard Reichhalter
Rehberg I. Hochmittelalterliche Außenschale des Berings (1999)
© Gerhard Reichhalter
Rehberg I. Hochmittelalterliche Innenschale des Berings (1999) - © Gerhard Reichhalter
Rehberg I. Hochmittelalterliche Innenschale des Berings (1999)
© Gerhard Reichhalter
Rehberg I. Rundturm der Vorburg (2005) - © Olaf Wagener
Rehberg I. Rundturm der Vorburg (2005)
© Olaf Wagener
Rehberg I. Vorburg und Kirche von S (2005) - © Olaf Wagener
Rehberg I. Vorburg und Kirche von S (2005)
© Olaf Wagener
Rehberg I. Burgtor der Vorburg von innen (2005) - © Olaf Wagener
Rehberg I. Burgtor der Vorburg von innen (2005)
© Olaf Wagener
Rehberg I. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Rehberg I. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Rehberg I. Bauphasenplan der Hochburg (2007) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Rehberg I. Bauphasenplan der Hochburg (2007)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht