Hauptburgenname
Riegersburg
ID
2214
Objekt
Schloss
Adresse
2092 Riegersburg 1
KG
Riegersburg
OG/MG/SG
Hardegg
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
708867
BMN34 hoch
413101
UTM 33N rechts
556618.14
UTM 33N hoch
5411561.14
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über Hollabrunn, Retz und Niederfladnitz (B 30) bis Riegersburg fahren bzw. von Horn kommend, in Geras Richtung Riegersburg–Hardegg abzweigen. Große Parkplätze vor dem Schloss. RAD: Der „Thayatalweg" führt unmittelbar durch Riegersburg und am Schloss vorbei.
Geschichte
Ob ein 1212 genannter Friedrich, wie u. a. von Weigl (HONB) angenommen, auf Riegersburg zu beziehen ist, bleibt fraglich. Bis zum E. d. 14. Jhs. gibt es keine Nennung eines Adelsgeschlechts, das sich nach diesem im Hardegger Einflussbereich liegenden Ort genannt hätte, sodass die Existenz einer Wehranlage nicht sehr wahrscheinlich ist. Erst um 1395 wird ein Christian d. Schütze genannt, der in Riegersburg über einen Herrschaftssitz verfügte. Um 1426 belehnt Hzg. Albrecht V. als Vormund des Gfn. v. Hardegg Jörg Palterndorfer mit der Veste Riegersburg, wobei in diesem Jahr angeblich eine Burgkapelle genannt wird. Gesichert ist, dass 1441 Jörg Palterndorfer die Feste Riegersburg, ein Lehen der Hardegger, an Ulrich Eitzinger verkauft, der hier Bgfn. einsetzt. Bereits damals werden Teiche um die Burg genannt. 1568 kauft Gf. Siegmund v. Hardegg-Prüschenk die Veste Ruegers von den Eitzingern, baut sie in ein kastellartiges Jagdschloss um und verlegt den Sitz der Hft. Hardegg dorthin. Das Schloss wird nun Riegersburg genannt und, wie aus einem Brief hervorgeht, bereits 1572 bewohnt, aber erst 1599 fertiggestellt. 1607 wird die Riegersburg durch einen Brand beschädigt. Aufgrund finanzieller Probleme muss Hans v. Hardegg das Schloss verpfänden. Nach seinem Tod 1635 wird ein Inventar angelegt, in dem auch das Interieur verzeichnet ist. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wird das Schloss von verschiedenen Kriegsparteien mehrmals heimgesucht und ist nicht mehr zu bewohnen. 1656 verkaufen die Prüschenk die Hft. und das inzwischen wiederhergestellte Schloss an die Gfn. v. St. Julien. 1731 gelangt die Riegersburg an die Khevenhüller (später Khevenhüller-Metsch), die sofort mit der Umgestaltung in einen Barockbau durch den Hildebrandt-Schüler Franz Anton Pilgram beginnen. Zu diesem Zeitpunkt ist der bauliche Zustand schlecht, wie aus einem Brief Gf. Sigmunds an seinen Sohn Josef aus dem Jahre 1731 hervorgeht, wonach der Dachstuhl des alten Flügels vollkommen vermodert sei. Der urspr. Entwurf des Schlossumbaus ist auf einem Aquarell dargestellt, wahrscheinlich wegen der hohen Kosten wurde von dieser Ausführung aber Abstand genommen. 1867 wird der Bau renoviert, der mittlerweile wieder in schlechtem Zustand war. Nach 1945 wird das Schloss, das durch die Besatzungsmacht in Mitleidenschaft gezogen war, neuerlich hergestellt undwurde, wurde es zwischen 1967/92 als Außenstelle des Österr. Museum für angewandte Kunst genutzt. Heute befindet sich die Anlage im Besitz der Pilati GesmbH.
Text
A.Z., R.Z.
Lage/Baubeschreibung
Nahe der Durchfahrtsstraße im nordöstl. Bereich der KG Riegersburg befindet sich die gleichnamige Schlossanlage. Teile des ehem. wirtschaftlichen und repräsentativen Umfeldes in Form des ehem. Meierhofes und zweier Teiche prägen noch heute den Siedlungsbereich. Als Vorgängerbau des Schlosses ist eine nicht mehr fassbare ma. Burganlage zu rekonstruieren, die im 4. V. d. 16. Jhs. in ein kastellartiges Wasserschloss umgebaut wurde, wobei 2, nach der bisherigen Literatur bereits im 15. Jh. angelegte Teiche einbezogen wurden. Die heutige Schlossanlage lässt durch kleine Unregelmäßigkeiten und im Grundriss merkbare, für einen hochbarocken Bau auffallende Abweichungen erahnen, den unmittelbaren Vorgängerbau. Mittelalterliche Bauteile sind durch den Renaissancebau verschwunden und auch nicht mehr in den Kellerräumen des N-Traktes feststellbar. Die pavillonartigen Eckbauten lassen durch die leicht spitzwinkelige Ausbildung noch die symbolisch-repräsentative Tradierung der Bastionärarchitektur älterer „Fester Schlösser" erkennen. In diesem Sinne sind auch die Reste zweier Rundbastionen im N der Anlage zu sehen, die mit den verbindenden Kurtinen im N und O durch Teichanlagen geschützt waren. Diese urspr. aus 4 Bastionen bestehende bzw. geplante, bedingt wehrhafte Anlage kann verm. bereits als eine die Bastionärarchitektur ergänzende Gartengestaltung gesehen werden. Auch in den Innenräumen ist der Vorgängerbau u. a. anhand mehrerer enger Wendeltreppen andeutungsweise zu erschließen. Der heutige Bau entstand nach zwischenzeitlicher Baufälligkeit in mehreren Phasen zwischen 1730/35 und 1770/80 im Auftrag von Sigmund Friedrich Gf. Khevenhüller, nach Plänen des Baumeisters Franz Anton Pilgram, eines Schülers Lukas v. Hildebrandts. Die heutige, 4-flügelige Anlage mit 2- und 3-gesch. Verbauung und turmartigen Eckpavillons, erschlossen durch einen kleinen quadratischen Innenhof, ist als eines der bedeutendsten Beispiele ländlicher Architektur des österr. Hochbarock zu sehen. Die zur Siedlung und zum parkartigen Eingangsbereich gerichtete S-Front ist durch die 3-teilige Toranlage, den 5-achsigen Mittelrisalit mit Pagodendach und die beiden eckbetonenden, stark vortretenden „Türme" mit Glockendächern als Haupt- und Schauseite gestaltet. Die 3-gesch. Fassade ist durch Nutung im Erdgeschoß und durch Riesenpilasterordnung im Haupt- und Obergeschoß gekennzeichnet. Im Giebelfeld der reich geschmückten Dachzone befindet sich die Wappenkartusche der Khevenhüller. Der Grundgestaltung ordnen sich die weiteren, nur noch 2-gesch. Trakte unter, sie sind jedoch, wie der Innenhof, weitgehend schlichter dekoriert. Die Innenräume sind im Erdgeschoß stichkappengewölbt, in den Obergeschoßen mit Ausnahme der kuppelgewölbten Eckbauten flach gedeckt. Die Sala Terrena im O-Trakt öffnet über ein gesondertes Tor den Zugang zum ehem. Parkbereich im O (heute Gastgarten), der von sockelgetragenen Vasen und Grotesken gegen den östl. Teich optisch begrenzt wird. Zum Teich selbst führt eine Stiegenanlage mit geschwungenen Balustraden. Im N-Trakt ist die 2-gesch., 1755 geweihte Schlosskapelle integriert. Andere, bei der Führung gezeigte Räume des Obergeschoßes, darunter der „Festsaal" über der Einfahrt, das „Turmzimmer", der „Gelbe Salon" oder das „Chinesische Zimmer" sowie weitere Repräsentationsräume zeigen, als Museumsräume adaptiert, eine überaus reiche Ausstattung mit Mobiliar, Wanddekorationen, Kunstgegenständen und Kleinexponaten und vermitteln so ein stark authentisches Bild barocker, adeliger Wohnkultur. Weitgehend original erhaltene Türen in dekorierten Steinrahmungen, Kastenfenster, Kamine und die durchgehend abgestimmte architektonische Innendekoration des Baues vervollständigen den Gesamteindruck. Die ehem., aus dem 19. Jh. stammende Herrschaftsküche im Erdgeschoß des W-Traktes ist noch heute funktionsfähig. Der Bau besitzt noch seine originale Dachkonstruktion mit dem aus Eichenholz gefertigten, zimmermannsmäßig verzierten Dachstuhl.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gepflegte Schlossanlage, gegen Eintrittsgebühr mit Führung zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Die Schlossanlage ist eines der bedeutendsten Beispiele ländlicher Barockarchitektur Österr. Der Bau selbst sowie seine reichen Schausammlungen, die als Dauerausstellung „Adeliges Landleben in der Barockzeit" gezeigt werden, sind gegen Eintrittsgebühr mit Führung zu besichtigen. Öffnungszeiten: Anfang April bis Mitte November: tägl. 9–17 Uhr, Juli–August: 9–19 Uhr (Kassaschluss). Für Reisegruppen ist entsprechende Voranmeldung erforderlich. Kombikarten für die Besichtigung der Burg Hardegg erhältlich. Im Schloss ist der Café-Salon „Kaiserin Maria Theresia" mit angeschlossener Teichterrasse eingerichtet. Für Gruppen ist nach entsprechender Vereinbarung Mittagessen auf Menübasis möglich. Div. Schlossräume können für spezielle Veranstaltungen, Familienfeste etc. gemietet werden. Museumsshop.
Gasthäuser
Café-Salon „Kaiserin Maria Theresia" im Schloss (Imbisse und Kleingerichte), GH „Hammerschmiede" in Hardegg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 104
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 153 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 202 ff.
- Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 80 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 177 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 978 ff.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 193 f.
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 62
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 209 f.
- Franz Müllner, Schloss Riegersburg und Burg Hardegg. Zwei ehemalige Wehrbauten. Riegersburg 1970
- Niederösterreichisches Landesarchiv, Besitzerbögen
- Pia Maria Plechl, Traumschlösser. Wien–München–Zürich–Innsbruck 1979, 55 ff.
- Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 195 f.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 97
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 178 f.