Hauptburgenname
Rosenburg
ID
2223
Objekt
Burg-Schloss
Adresse
3573 Rosenburg 1
KG
Rosenburg
OG/MG/SG
Rosenburg-Mold
VB
Horn
BMN34 rechts
698580
BMN34 hoch
387996
UTM 33N rechts
546775.8
UTM 33N hoch
5386290.09
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Knapp vor Horn von der B 4 (Horner Bundesstraße) südl. nach Rosenburg abzweigen und hier den Hinweistafeln zum Schloss folgen, vor dem ein großer Parkplatz liegt. RAD: Über den „Kamptalweg“ bis Rosenburg, wo die steile Zufahrt zum Schloss beginnt. ZU FUSS: Vom Ort führen markierte Wanderwege (ca. 20 Min.) zum Schloss.
Geschichte
Die Hrn. v. „Rosenberc“ sind zwischen 1175/1290 nachweisbar. Im 14. Jh. im Lehensbesitz der Stallegger – 1313 wird das castrum „Rosenberch“ genannt und 1319 stellt Ott v. Stallegg eine Urk. „dacz Rosenberch ovf dem hovs“ aus – gelangt die Burg um 1400 im Erbweg an die Hrn. v. Winden, die sie um 1475 an Kaspar v. Roggendorf verkaufen. 1487–1604 hat die Fam. Grabner die Hft. inne und macht die Burg zu einem Zentrum der Reformation in Niederösterr. Nach intensiver Bautätigkeit E. d. 16. Jhs. muss die Burg wegen Überschuldung an Hans Jörger v. Tollet veräußert werden. Um 1610 kurzfristig im Besitz der lutherischen Stände, gelangt sie 1611 durch Kauf in die Hand des Gegenreformators Kardinal Franz Dietrichstein. 1614 erwirbt der Kriegslieferant Vinzenz Muschinger die Anlage und führt Renovierungen und den Neubau des „Turnierhofes“ durch. Über Ignaz Spindler v. Wildenstein (1657) kommt das Schloss in den Besitz von Joachim v. Windhag, in dessen „Topographia Windhagiana" die Anlage mehrfach porträtiert wird. Nach einem Verkauf 1678 an Gf. Sprinzenstein erbt die Fam. der Gfn. Hoyos 1681 Hft. und Burg, seither ist das Schloss in ihrem Besitz. Nach der Verlegung des Dauerwohnsitzes nach Horn diente das Schloss bis 1810 nur noch als Verwaltungssitz, später als Wohnung für einen Jäger. Brände 1721 und 1751 sowie einhergehende Verwahrlosung führten in der Folge zum tlw. Verfall der Anlage, der erst durch romantische Rekonstruktionsmaßnahmen zwischen 1859/89 gestoppt wurde. Seither dient das Burg-Schloss vorwiegend musealen Zwecken.
Text
G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung
Oberhalb des gleichnamigen Ortes liegt am rechten Kampufer, gegenüber der Einmündung der Taffa, das weitläufige Burg-Schloss. Die weithin sichtbare Lage auf einer gegen N vorspringenden, meist senkrecht abbrechenden Spornterrasse vermittelt einen dominierenden, repräsentativen und wehrhaften Gesamteindruck. Die Admin.Karte NÖ/Blatt 26 zeigt südl. des Schlosses, südl. der „Schlossgegend“ den Flurnamen „Tabor“, der mglw. auf eine wehrhafte Anlage weist. Der stark gegliederte Baukomplex erstreckt sich, ohne den südl. isolierten Meierhofbereich, über eine Gesamtfläche von ca. 200 x 100 m in S-N-Richtung und umfasst 4 Höfe. Dabei ist eine Bauabfolge vom nördl. gelegenen inneren Hof als Bereich der Altburg bis zum „Turnierhof“ und den Gartenarealen mit dem Meierhof im S nachvollziehbar. Von der historisch erschließbaren Gründungsburg des 12. Jhs., die im Bereich der polygonal angelegten Verbauung um den inneren Burghof zu rekonstruieren ist, sind keine Bauteile mehr nachweisbar. Eine 1990 von Seebach durchgeführte Bauuntersuchung brachte trotz zahlreicher Befunde, die eine ungewöhnlich komplexe Baugenese erkennen lassen, kein letztgültiges Ergebnis, da der aktuelle Bauzustand keine lückenlose Untersuchung zulässt. Innerhalb der grabenseitigen Kellerräume ist u. a. zu beobachten, dass älteren, nach der Mauerstruktur frühestens jedoch in das 14. Jh. zu datierenden Außenfronten oder Bauteilen im 15. bzw. 16. Jh. jüngere Bauteile vor- und aufgesetzt wurden, die bereits tlw. den Graben verbauten. Dabei wurde auch ein deutlich erkennbarer, ehem. vorspringender Torturm, von dem noch die ehem. zugbrückengesicherte Nebenpforte erhalten ist, in die einheitliche Baulinie integriert. Seebach erkannte in den Basisbereichen des Torturmes Mauerwerk des 13. Jhs., das von Bauteilen des späten 15. Jhs. überbaut ist. Auch der N-Trakt wurde über Restbauteilen des 13. Jhs. im 14. Jh. neu errichtet. Der massive Bergfried im SW datiert nach erhaltenen Mauerstrukturen im Kern in die 1. H. d. 14. Jhs. Im Gesamten zeichnet sich ein massiver Neubau des 14. Jhs. über nicht mehr vollständig fassbaren Bauteilen des 13. Jhs. ab. Auf den abermaligen, massiven sma. Um- und Ausbau des Hochburgbereiches, verm. um 1478/87 unter den Roggendorfern anzusetzen, weisen neben örtlich sichtbaren Mauerstrukturen auch zahlreiche in die Renaissanceausstattung integrierte spätgot. Schulterbogenportale. Auch die netzrippengewölbte Burgkapelle an der nördl. Talseite durchbricht die örtliche Geschoßteilung und den älteren Bering. Im Zuge der Restaurierungen erhielt der Kapellenraum im 3. V. d. 19. Jhs. seine historisierende Ausmalung und die neogot. Ausstattung. Im späten 16. Jh., durch eine Wappentafel der Fam. Grabner am 2. Torturm zwischen 1593/97 eingrenzbar, erhielt die Anlage ihre durchgreifende, noch heute beeindruckende Renaissance-Umgestaltung, die jedoch auf das sma. Raumkonzept der Kernburg Rücksicht nahm. Zur zeitgemäßen Adaption mit regelmäßigen Fensterachsen, Stiegenhäusern und Stuck- oder Kassettendecken zählen auch die beiden außen angesetzten Altane an der W- und NO-Seite. Der südl. vorgelagerte Graben- und Vorburgbereich wurde in eine komplexe und mehrtorige, bereits traditionell zu sehende Bastionärbefestigung einbezogen, die den ehem. Halsgraben, erschlossen durch Treppenanlagen, in das zeittypische Architektur- und Gartenkonzept integrierte. Der westl. Teil des Grabens wurde für die Anlage eines balustradengesicherten Fischbeckens genutzt. Mittelalterliche Teile sind noch im „Schlosswarthaus“ vor der Steinbrücke zum inneren Tor und in einigen stark unregelmäßig geführten Mauerteilen im O der Vorburg erhalten bzw. zu vermuten und deuten auf die Einbeziehung bereits sma. (vorbastionärer) Befestigungsanlagen hin. Repräsentativer Blickpunkt wurde der oktogonale 2. Torturm mit balustradengeschmücktem Umgang und Galerie und das vor dem ehem. äußeren Graben situierte, frei stehende Tor. Den W-Abschluss der Vorburg bildet ein lang gestreckter Repräsentativtrakt, der Hochburg und Vorburgtrakte durchgehend verbindet und bereits den Halsgraben überbaut. Hier sind die ehem. Prunkräume des Schlosses, die Bibliothek mit bemalter Holzkassettendecke und der ehem. „Vortragssaal“ mit stuckiertem Stichkappen- bzw. Spiegelgewölbe untergebracht. In den Quellen des 17. und 18. Jhs. mehrfach bezeugte Räume („Tafelstube“, Tanz- und Musiksaal) lassen sich in umgebauter Form in diesem Trakt nachweisen, dem eine 1859 neu errichtete Freitreppe vorgelagert ist. Die südl. Eingangssituation wird durch den 1614/28 angelegten, 46 x 68 m großen „Turnierhof“ dominiert. Der Hofbereich ist an 3 Seiten von Arkadengängen mit Blendbögen umfangen, die ehem. (1673) figural ausgemalt und z. T. mit Skulpturen ausgestattet waren. Die Ecken des Turniergartens sowie des östl. anschließenden Ziergartens sind mit rechteckigen Bastionstürmen betont. Der Turm in der SO-Ecke des Ziergartens beherbergte ein „Wildbad“ mit Stuckornamentik und Freskierung. Der Großteil der weitläufigen Raumfolgen ist im Rahmen der Führungen zu besichtigen. Sie weisen eine überreiche Fülle originaler architektonischer Details und Ausstattungselemente (u. a. Wandmalereien, Balken-, Kassetten- und Stuckdecken) des 16. und 17. Jhs. auf. Große Teile der Innenausstattung entstammen den stilgerechten Restaurierungen der 2. H. d. 19. Jhs. Auch das reichhaltige Mobiliar und die sehenswerten Sammlungen (Waffensammlung, prähistorische Sammlung) sind aus den Revitalisierungsbemühungen jener Zeit entstanden, vermitteln jedoch gemeinsam mit dem architektonischen Ensemble einen stimmungsvollen Gesamteindruck eines zeittypischen, noch burghaften Renaissanceschlosses.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Gut erhaltenes Burg-Schloss, gegen Eintrittsgebühr, tlw. mit Führung, zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Schloss Rosenburg ist durch seinen Erhaltungszustand und das architektonische Erscheinungsbild in Verbindung mit dem reichen Museums- und Veranstaltungsangebot zu den sehenswertesten und kulturell wertvollsten Burg- bzw. Schlossanlagen des Waldviertels zu zählen. Ein Großteil der Innenräume enthält reiche Schausammlungen zum „Adeligen Landleben 1500–1800“, zur Bau- und Besitzergeschichte, zur Geschichte der Fam. Hoyos, eine Waffensammlung, eine archäologische Sammlung sowie einen Teil der „Märchenweltstraße im Waldviertel“. Diese sind gegen Eintrittsgebühr, tlw. im Rahmen von Führungen, zu besichtigen. Öffnungszeiten: 1. April–1. November: täglich 9–17 Uhr. Im Freigelände finden Freiflugvorführungen mit Greifvögeln statt. Vorführungszeiten: 1. April–1. November: täglich 11 und 15 Uhr. Im Arkadengang wird das „lebendige Museum" zur Falknerei und Greifvogelkunde gezeigt (tägl. 10.30–12 und 14.30–16 Uhr), darüber hinaus finden mehrfach im Jahr Sonderveranstaltungen statt, u. a. Falknerei zu Pferd mit Hof- und Jagdmusik. Mehrfach im Jahr werden „Kerzenlichtkonzerte" veranstaltet.
Im Burghof ist die Burgtaverne eingerichtet, vor der Burg der Schlossgasthof Hoyos.
Museumsshop im Kassenbereich.
Gasthäuser
Burgtaverne im Burghof (während der Führungszeiten), Schlossgasthof Hoyos vor der Burg, GH Mann in Rosenburg.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 36 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 324 ff.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 442 ff.
- Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 88 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 179 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 999 ff.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 197
- Renate Holzschuh-Hofer, Die Rosenburg. Von der Burg zum Schloß. Das Waldviertel 39/2, Horn 1990, 135–143
- Renate Holzschuh-Hofer, Renaissance-Schloß Rosenburg. Ried im Innkreis 1990
- Karl Kirsch, Schloß Rosenburg. Wien 1998
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 513
- Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 500 ff.
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 65
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 180
- URL www.monasterium.net, Bestände Schlägl, OPraem; St. Bernhard, OCist
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 501 ff.
- Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 VIII, 118 ff.
- Pia Maria Plechl, Traumschlösser. Wien–München–Zürich–Innsbruck 1979, 69 ff.
- Gerhard Seebach, Die Rosenburg – Untersuchungen zur mittelalterlichen Baugeschichte. In: Adel im Wandel. Politik – Kultur – Konfession 1500–1700. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 251, Wien 1990, 603–605
- Anna Maria Sigmund, Die Rettung der Rosenburg. Unsere Heimat 63/4, Wien 1992, 313–339
- Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 34 ff.
- Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 118 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 101
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 184 f.