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Hauptburgenname Sachsendorf
ID 2224
Objekt Burgruine
KG Sachsendorf
OG/MG/SG Burgschleinitz-Kühnring
VB Horn
BMN34 rechts 707911
BMN34 hoch 383446
UTM 33N rechts 556181.06
UTM 33N hoch 5381905.43
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: An der Horner Bundesstraße (B 4), 4,1 km nordwestl. von Maissau, nach Sachsendorf abbiegen. Im W des Dorfes liegt an der Ortsdurchfahrt das Burggelände, davor ein kleiner Besucherparkplatz. RAD: In Buttendorf zweigt vom „Bertha-von-Suttner-Weg" eine kleine Verbindungsroute ab, die westl. von Maissau auf den „Urzeitweg“ trifft und durch Sachsendorf führt.
Geschichte Zwischen 1180/1200 erscheint urk. „Alhart de Sassendorf". 1230 und 1249 wird Ulrich v. Sachsendorf erwähnt, der verm. mit dem gleichnamigen Minnesänger identifiziert werden kann. Die Fam. ist bis E. d. 13. Jhs. nachweisbar. 1290 erscheint „Gotfrit Zinke von Sahsendorf“, dessen Fam. bis 1384 genannt wird. Nachfolger wird verm. Niklas Pillung v. St. Gilgenberg. 1430 gelangt Sachsendorf an Konrad v. Kraig. 1453 kauft Ulrich v. Eitzing, mit Erlaubnis des Lehenshrn., Kg. Ladislaus, von den Wolfenreutern den Drittel Zehent zu Sachsendorf. 1460 wird ein „Walthesarn der Oder zu Sachsenndorf“ urk. genannt. Von Wilhelm v. Missingdorf gelangt die Feste 1475 an die Fellabrunner zu Losensteinleiten. Zwischen 1478/81 wird die Anlage in den wechselhaften Kämpfen mit ungar. Truppen endgültig zerstört, spätere Quellen erwähnen sie nur mehr als öden Sitz. Seit 1588 werden die Polani mit den drei „öden Vesten Sachsendorf, Merterstorff und Wisandt“ belehnt, ab 1755 ist Sachsendorf im Besitz des Stiftes Altenburg. In jüngerer Zeit gelangt die Anlage an die SG Eggenburg, die Mitförderer der 1987–1998 stattfindenden archäologischen Untersuchungen war.
Text G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt im W des Dorfes, unmittelbar an der nach Buttendorf führenden Durchfahrtsstraße. Hier befindet sich, im Quellgebiet des Teichwiesenbaches, eine feuchte Senke, die noch heute durch starken Schilfbewuchs geprägt ist und zur Errichtung des Sitzes genützt wurde. Sachsendorf gehört zu jenen wenigen österr. Burganlagen, die eine auf zeitgemäßem Standard stehende archäologische Untersuchung erfuhren. Die 1987–1998 durchgeführten Grabungen und deren bemerkenswerte Ergebnisse werden der Anlage auch in Zukunft eine Sonderstellung in der heimischen Burgenforschung sichern. Die mit Spannung erwartete Gesamtdokumentation über die Grabung ist in Arbeit, die nachstehenden Angaben stützen sich auf bisherige Vorberichte. Obwohl die unspektakuläre Lage, die geringe Ausdehnung und die eher bescheidene Sitzqualität keine „Sensationen" erwarten ließen, konnte eine überraschend frühe, kontinuierliche und komplex geartete Besiedlung und Bebauung ab dem 10. Jh. nachgewiesen werden. In der ältesten Besiedlungsphase um M. d. 10. Jhs. bestand eine unbefestigte Holzbebauung. Um die Jahrtausenwende wurde ein massiver Turm von 8,70 x 7,50 m Größe und 1,50 m Mauerstärke errichtet, der von einer Holzpalisade gesichert war und bereits Parallelen zum überregional feststellbaren frühen Typus des Adelssitzes in Form eines beringten turmartigen Hauses erkennen lässt. Nach der M. d. 11. Jhs. wurde dieser repräsentative Massivbau durch einen relativ schmächtigen, ca. 8 x 7 m großen steinernen Wohnbau ersetzt, dem mehrere kleine Holzgebäude zur Seite gestellt waren. Nach der M. d. 12. Jhs. wich dieser einem wesentlich repräsentativeren, massiven, saalartigen Wohnbau von ca. 15 x 8 m Größe, dem nördl. eine Kapelle gegenübergestellt wurde. Der noch heute z. T. erhaltene und konservierte Sakralbau stellt sich als 7,45 m breiter Apsidensaal dar, der kunsthistorisch in das 3. V. d. 12. Jhs. datiert wurde. Er zeigt plattiges Bruchsteinmauerwerk aus Gneis, das aufgrund sorgfältiger Materialwahl durchwegs lagig ausgebildet ist und örtlich Schrägversatz und Opus spicatum andeutet. An der Apsis ist ein aus Werksteinen gebildeter Schrägsockel vorhanden, der tlw. primäre Fugenmörtel zeigt Kellenstrich. In der 2. H. d. 13. Jhs. kam es zur neuerlichen Umgestaltung mit Errichtung eines mächtigen, quadratischen Bergfrieds mit knapp 9 m Seitenlänge und über 3 m Mauerstärke sowie verbindenden Mauerzügen. Das bis in das 1. Obergeschoß erhaltene Mauerwerk des Turmes hat großflächig die äußere Schale eingebüßt, zeigt anhand der erhaltenen Flächen jedoch gut die in das späte 13. Jh. zu datierenden Strukturen aus Gneisbruchstein, die stark vom sorgfältigen Versatz großer Blöcke und plattiger Zwickel geprägt sind und sich von der Einzellage des hohen Mittelalters deutlich distanzieren. Der einst mehrgesch. Turm wurde über den W-Bereich der Kapelle gestellt; er bildete mit dem verkürzten Sakralbau nun eine bauliche Einheit. Im 14. Jh. wurden ein neuer umfassender Bering und ein Wassergraben geschaffen. Den Palas verlegte man in den NW-Bereich. Neben div. inneren Ausbauten wurde der Kapellenbereich ausgegliedert und als Friedhof genutzt und im Zuge seiner Nutzung mit rund 900 Bestattungen belegt. Das 15. Jh. brachte in mehreren Bauphasen eine Verdichtung und Adaptierung des inneren Ausbaues sowie eine durchgreifende Veränderung der Außenbefestigung. Knapp vor der Zerstörun wichen die bisherigen Wassergräben einer mächtigen Umwallung, deren Fronten zentral mit massiven Bastionärelementen und einem Torturm verstärkt waren. Die offensichtlich gegen Artilleriebeschuss konzipierten Anlagen trugen auf der Krone eine Palisade und einen gepflasterten Weg. Die Anlage ist heute, nach Abschluss der Untersuchungen, für Besucher erschlossen. Bergfried und Kapelle sind konserviert, die wichtigsten Mauerzüge sind nach dem Zuschütten der Grabungsflächen durch Steinsetzungen an der Oberfläche markiert. Auf einem kleinen Abschnitt des gut erhaltenen Walles rekonstruiert eine Holzpalisade das urspr. Bild. Die komplexe, vielphasige Bauentwicklung ist am gegenwärtigen Objekt aber nicht mehr nachvollziehbar. Im Gelände sind Informationstafeln angebracht, zur Vertiefung in die Archäologie der Burg empfiehlt sich die Dokumentation im Krahuletzmuseum in Eggenburg.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Das Burgareal ist ganzjährig frei zugänglich und problemlos zu begehen. Tafeln informieren über Geschichte und Archäologie der Burg.
Gasthäuser „Grasel-Heuriger" in Mörtersdorf, GH „Zur alten Schmiede" in Maissau, zahlreiche Buschenschanken in Maissau.
Literatur
  • Gottfried Artner, Thomas Kreitner, Martin Krenn, Zum Forschungsstand der Burgenarchäologie in Ostösterreich mit besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs. In: Die Burgenforschung und ihre Probleme, Ergrabung – Konservierung – Restaurierung. Fundber. Österr. Materialheft A 2, Wien 1994, 9–21
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 64
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 77 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 91 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 181
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1010
  • Christa Farka, Martin Krenn, Jasmine Wagner, Sachsendorf im 10. Jahrhundert. In: Roman Zehetmayer (Hg.), Schicksalsjahr 907. Die Schlacht bei Pressburg und das frühmittelalterliche Niederösterreich. Katalog zur Ausstellung des NÖ Landesmuseums, St. Pölten 2007, 221
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 86
  • Martin Krenn, Alexandra Krenn-Leeb, Sachsendorf – ein Beitrag zum derzeitigen Forschungsstand der mittelalterlichen Burganlage. Archäologie Österreichs 4/2, Wien 1993, 51–60
  • Martin Krenn, Silvia Renhart, Sachsendorf – Untersuchung eines mittelalterlichen Herrensitzes am Manhartsberg. In: Burghard Gaspar (Hg.), Aus der Vergangenheit unserer Gemeinde. Festschrift der Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring, Burgschleinitz 1988, 91–105
  • Martin Krenn, Vorbericht zu den Untersuchungen in der Burganlage von Sachsendorf, Niederösterreich. In: Horst Wolfgang Böhme (Hg.), Burgen der Salierzeit Bd. 2, Sigmaringen 1992, 351–376
  • Martin Krenn, Vorbericht zu den Untersuchungen in der Burganlage von Sachsendorf, NÖ. Das Waldviertel 39/1, Horn 1990, 8–26
  • Thomas Kühtreiber, Rodungsburgen als Keimzellen der mittelalterlichen Kulturlandschaft. In: Falko Daim, Thomas Kühtreiber (Hg.): Sein & Sinn – Burg & Mensch. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 434, St. Pölten 2001, 492–495
  • URL www.monasterium.net, Bestand Altenburg, OSB; Göttweig, OSB; Zwettl, OCist
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 115
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 209 f.
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 93 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 66
  • Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen, Kapellen und Karner im Waldviertel, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 (=Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 22), St. Pölten 2000, 102
Sachsendorf. Luftbild von S (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Sachsendorf. Luftbild von S (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Sachsendorf. Ansicht von NW (2008) - © Gerhard Reichhalter
Sachsendorf. Ansicht von NW (2008)
© Gerhard Reichhalter
Sachsendorf. Blick vom Turm auf den Kapellengrundriss (2008) - © Gerhard Reichhalter
Sachsendorf. Blick vom Turm auf den Kapellengrundriss (2008)
© Gerhard Reichhalter