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Hauptburgenname Schauenstein
ID 2231
Objekt Burgruine
KG Krug
OG/MG/SG Pölla
VB Zwettl
BMN34 rechts 689470
BMN34 hoch 388639
UTM 33N rechts 537659.8
UTM 33N hoch 5386773.7
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: An der B 38 zwischen Horn und Neupölla nach Krug abzweigen (Straßenwegweiser „Ruine Schauenstein"). Am südl. Ortsende beschildeter Parkplatz, Weiterfahrt nicht gestattet. Im Haus Nr. 15 kann der Schlüssel für den Bergfried (Aussichtsturm) gegen eine kleine Gebühr ausgeliehen werden (s. Hinweistafel bei der Ortsdurchfahrt). Vom Parkplatz ca. 15 Min. Fußweg. RAD: Im Zuge des „Kamptalweges" nahe Greillenstein den beschilderten Abstecher nach Krug und zur Ruine.
Geschichte Um 1175/80 erscheint erstmals ein „Poppo de Sowenstaine" in einer Urk. des Erchenbert, Bgf. v. Gars. 1275 ist Hadmar II. v. Sonnberg, ein naher Verwandter der Kuenringer, im Besitz der Burg. 1282 erscheint „Otto v. Schauenstein", den Pongratz als Begründer der Schauensteiner Linie der Hrn. v. Sonnberg anführt. 1380 belehnt Hzg. Albrecht III. die Brüder Vinzenz und Kraft d. J. v. Sonnberg mit der Hft. Schauenstein. Ab dem beginnenden 15. Jh. sind die Hrn. v. Rohr im Besitz der Burg. 1411 verleiht Hzg. Albrecht IV. dem Matthias v. Rohr zwei Teile der Burg. Die Hrn. v. Rohr verkaufen 1430 an Leopold v. Kraig. Um 1432 wird die Veste „Schawnstain“ im Lehenbuch Hzg. Albrechts V. im Lehensbesitz der Brüder Konrad und Jan von Kraig genannt. Ab 1446 im Besitz der Schad zu Lengenfeld, ab 1467 im Besitz Ulrichs v. Grafenegg. Nach der Parteinahme des Grafeneggers für den Ungarnkönig Matthias Corvinus verleiht der Kaiser die Burg den Haidlbergern, die sie kurzfristig an die Hrn. v. Lappitz verkaufen. Da die Burg noch immer in ungarntreuer Hand ist, lässt K. Friedrich III. sie schließlich mit großem Aufwand erobern. In der Folge bleibt die Burg ldfl. und wird von Pflegern verwaltet. Nach neuerlicher Besitzergreifung durch die ungar. Partei muss der Kaiser die Burg 1491 auslösen. Nach 1500 ist die Burg im Besitz des Johann v. Lamberg, danach gelangt sie an Rudolf v. Hohenfeld und um 1553 an Jakob Landsiedl. Die beiden letzteren führen umfassende Bauarbeiten an der Burg durch. 1604 war der Sitz in Besitz des Peter Hackl von Lichtenfels. 1610 wurde Schauenstein freies Eigen. 1622 gelangt die Hft. an Jakob Kuefstein, der sie mit Greillenstein vereinigt. Im Besitz der Fam. Kuefstein ist die Burg noch heute. Die wahrscheinlich nicht mehr sonderlich instand gehaltene Burg wird 1645/46 von schwedischen Truppen zumindest tlw. zerstört. Vischer zeichnet die Burg 1672 bereits in ruinösem Zustand. Ein in den letzten Jahren gegründeter Verein zur Erhaltung der Ruine Schauenstein bemüht sich, den erhaltenen Bestand zu sichern und für Besucher zugänglich zu machen.
Text G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung Die großartige Burgruine liegt 4,8 km ostsüdöstl. von Neupölla bzw. 1,2 km südöstl. des Dorfes Krug auf einer hoch über dem linken Ufer des Kamp gegen S vorspringenden Rückfallkuppe des Buchberges (Kote 611). Von der Burg bietet sich der – angeblich namengebende – Tiefblick auf den stark mäandrierenden Kamp. Das Burggelände wird durch 2 ungewöhnlich tiefe und mächtige Grabenvorlagen vom Anstieg zum Buchberg und vom mäßig überhöhten Vorgelände mit dem ehem. Meierhof getrennt. Die Kernburg präsentiert sich als stark gegliederte, mehrphasige Anlage, die durch den hma. Beringverlauf geprägt wird. Innerhalb des Berings, der ein gestrecktes Polygon von ca. 55 m Länge und 30 m Breite bildet, liegen randständige Gebäude, die im Zug späterer Erweiterungen den im SW gelegenen ehem. Palas und weitere, zunächst isolierte Gebäude des späten Mittelalters integrierten. Zuletzt war eine nahezu durchgehende, dem Bering folgende Bebauung vorhanden. An der schildmauerartig ausgebildeten W-Front erhebt sich der mächtige 5-eckige Bergfried, der seine urspr. isolierte Stellung behielt und das stark zurückgezogene Flankentor an der NW-Ecke dominiert. Im NW und SW schließen sich ein Zwinger bzw. eine Vorburg an. Die ältesten erhaltenen Bauteile gehören eigenartiger Weise dem ehem. Palas an. Vom urspr. hallenartigen Bau, der in der Mitte der SW-Front situiert war, sind nur noch die beiden Stirnseiten erhalten. Sie zeigen ein kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk mit bedingter Lagigkeit und Opus Spicatum-artigen Einschüben, das m. V. der Zeit der Erstnennung um 1180 zuweisbar ist. Der Palas wurde in einen umfassenden Neubau, zu dem der erhaltene Bering gehört, integriert. Seine Mauern überwinden das Gelände mit deutlichen Abwinkelungen. Die Mauerstärke beträgt durchschnittlich zwischen 1,00 m und 1,50 m, lediglich an der nordwestl. Zugangsseite mit der Torflanke ist sie auf rund 2,20 m erhöht. Das Mauerwerk besteht zumeist aus großformatigen Gneisbruchsteinen und zeigt sich z. T. lagig, überwiegend jedoch lagerhaft. Die stark vom Material abhängige Bandbreite des Mauerwerks ließe Datierungen zwischen dem späten 12. Jh. und der 1. H. d. 13. Jhs. zu, da jedoch keine konkreten baulichen Zäsuren (etwa vom Integrieren älterer Bauteile) zu beobachten sind, ist eher an eine Errichtung ab dem frühen 13. Jh. in Betracht zu ziehen. Erst sekundär wurde in den Winkel der Torflanke der mächtige Bergfried gestellt, der mit Seitenlängen von 9,45 m und einer Höhe von fast 30,00 m gewohnte Normen deutlich überschreitet. Die unteren Geschoße, die abweichend vom 5-eckigem Grundriss quadratische Innenräume besitzen, sind älter und wegen des lagerhaften Bruchsteinmauerwerks, das z. T. einen gut erhaltenen Kellenstrich zeigt, noch der 1. H. d. 13. Jhs. zuzuweisen. Durch den Wechsel zu 5-eckigen Innenräumen, zu Kompartimentmauerwerk sowie zu größeren Fensternischen mit Sitzbänken ist für die oberen Geschoße, die auch einen umlaufenden hölzernen Wehrgang trugen, eine Errichtung im späten 13. Jh. anzunehmen. Östl. des alten Palas entstand in einer Bauphase des 13. Jhs. eine kleine Kapelle. Der Sakralraum, der früher vom Palas aus zu betreten war, lag im Obergeschoß und besaß an der O-Seite eine kleine Rundapsis, deren Reste trotz späterer Umbauten zum Torturm erhalten sind. Ab etwa 1300, bzw. ab dem frühen 14. Jh. erfolgte ein verdichtender Ausbau, bei dem der alte Palas in einen vergrößerten und mehrräumigen Wohnbau umgestaltet wurde. In einem der Räume war eine beheizbare Stube eingebaut, die sich anhand der Negativstrukturen im Mörtel gut nachvollziehen lässt. An der S-Seite, anschließend an die Kapelle, entstand ein weiterer Wohnbau, dessen Außenmauern bereits in die Tiefe gestürzt sind. Die Hofmauer zeigt jedoch mehrere bemerkenswerte Befunde (Kaminanlage, verschließbare Fenster in mehreren Ebenen), die auf die Existenz einer weiteren Stube weisen. Der Wohnbau schloss sekundär an einen älteren, an der östl. Talseite situierten Baukörper an, von dem nur noch Teile der Fundamente erhalten sind bzw. freigelegt wurden. Während des 15. und 16. Jhs. wurden die letzten Baulücken an der Ringmauer geschlossen, lediglich zum Bergfried wurde ein gewisser „Respektabstand“ eingehalten. Ganz im W entstand ein kleiner Küchenbau, die gerade NO-Front des Berings gestattete in der 1. H. d. 16. Jhs. die Errichtung einer mehrräumigen Gebäudesituation, die ein älteres, sma. Gebäude integrierte und an der Hofseite mit einem Wendeltreppenturm ausgestattet war. Im 15. Jh. wurde der Zugang vom NW an die S-Seite verlegt. Die neue Toranlage durchbrach den Bering unterhalb der alten Kapelle, die somit Teil der Toranlage bzw. des Torbaus wurde. Dieser Bereich, der den Schnittpunkt zwischen den beiden Wohnbauten bildete, wurde bis in das 16. Jh. wiederholt umgebaut und bildet wegen seiner komplexen Bauabfolge eine Herausforderung für den Bauforscher. Ab dem 14. Jh. kam es zur Errichtung peripherer Anlagen, zu denen zunächst der Zwinger im NW der Kernburg zu zählen ist. Er war verm. Teil einer älteren Zwingeranlage, die sich auch um die SW-Front der Kernburg schmiegte und wohl im Zug der Verlegung des Zugangs tlw. aufgegeben bzw. umgestaltet wurde. Mit dem neuen Zugang an der S-Seite entstand verm. auch die große Vorburg auf einer Terrasse des SW-Hanges, die neben einem äußeren Tor auch mehrere Gebäude wirtschaftlicher Funktion umfasste.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene, teilgesicherte Burgruine. Frei zugänglich. Schlüssel für Bergfried gegen Gebühr auszuleihen.
Touristische Infrastruktur Sehenswerte, tlw. gesicherte und durch Treppen zugängliche Burgruine in landschaftlich hervorragender Lage und mit gutem Ausblick auf das tiefeingeschnittene Kamptal. Das Gelände der Burg ist mit Ausnahme des Bergfrieds ganzjährig frei zugänglich. Der Schlüssel für den als Aussichtswarte ausgebauten Bergfried kann im Haus Krug Nr. 15 (mit Hinweistafeln bei der Ortsdurchfahrt ausgewiesen) sowie im Gasthof Speneder in Altpölla gegen eine kleine Gebühr ausgeliehen werden.
Gasthäuser GH Speneder in Altpölla, GH „Goldener Adler" in Fuglau.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 35 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 272 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 371 ff.
  • Joseph Chmel, Das Lehenbuch Herzog Albrechts V. von Österreich. AÖG Notizenbl. 9, 1859, 16
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 183 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 615 f.
  • Ignaz Hieß, Die Burgruine Schauenstein am Kamp. Unsere Heimat 36/7–9, Wien 1965, 138–143
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 538
  • Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 157 ff.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 VIII, 149 ff.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 117 ff.
  • Walter Pongratz, Die Herrschaft Schauenstein. In: Friedrich B. Polleroß (Hg.), Geschichte der Pfarre Altpölla, Altpölla 1982, 533–544
  • Franz Rauscher, Zur Geschichte der ehemaligen Herrschaft Schauenstein am Kamp. Das Waldviertel 2/5, Horn 1953, 97–114
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 81 ff.
  • Gerhard Seebach, Mittelalterliche Architektur im Pfarrgebiet. 1. Abriß der Baugeschichte von Burg Schauenstein am Kamp; 2. Die Pfarrkirche Altpölla; 3. Die Wehranlagen von Wegscheid. In: Friedrich B. Polleroß (Hg.), Geschichte der Pfarre Altpölla, Altpölla 1982, 142–174
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 222
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 122
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 105
Schauenstein. Luftbild von S (1990) - © Luftbildarchiv, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte Universität Wien
Schauenstein. Luftbild von S (1990)
© Luftbildarchiv, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte Universität Wien
Schauenstein. Ansicht der Burg von SO (2006) - © Thomas Zoder
Schauenstein. Ansicht der Burg von SO (2006)
© Thomas Zoder
Schauenstein. Ansicht der Burg von S (2006) - © Thomas Zoder
Schauenstein. Ansicht der Burg von S (2006)
© Thomas Zoder
Schauenstein. Bering und Bergfried von SW (1991) - © Leopold Mayböck
Schauenstein. Bering und Bergfried von SW (1991)
© Leopold Mayböck
Schauenstein. Der Bergfried von W (2008) - © Gerhard Reichhalter
Schauenstein. Der Bergfried von W (2008)
© Gerhard Reichhalter
Schauenstein. Außenansicht des alten Burgtores (2005)  - © Olaf Wagener
Schauenstein. Außenansicht des alten Burgtores (2005)
© Olaf Wagener
Schauenstein. Hofansicht mit NO-Trakt und Bergfried (2008) - © Gerhard Reichhalter
Schauenstein. Hofansicht mit NO-Trakt und Bergfried (2008)
© Gerhard Reichhalter
Schauenstein. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Schauenstein. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Schauenstein. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Schauenstein. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht