Hauptburgenname
Schiltern
ID
2236
weitere Burgennamen
Zorimauer
Objekt
Burgruine
KG
Schiltern
OG/MG/SG
Langenlois
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
697770
BMN34 hoch
375688
UTM 33N rechts
546180.92
UTM 33N hoch
5373974.9
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Langenlois von der B 34 Richtung Schiltern abzweigen, wo bei der Pestkapelle die kurze, steile Auffahrt zur Pfk. und zur benachbarten Burgruine beginnt. Parkmöglichkeiten finden sich bei der Kirche. RAD: 4,5 km nach Lengenfeld biegt der „Waldviertelweg“ im spitzen Winkel Richtung Mittelberg. Hier Richtung Langenlois abbiegend, folgt kurz danach eine weitere Abzweigung nach links, Richtung Kronsegg und Schiltern.
Geschichte
Um 1180 erscheint urk. ein „Heinricus de Schiltarn“, 1192 ein „Rapoto de Sciltaren“. Beide, sowie Otto und Ortolf, sind bis 1227 der ritterlichen Klientel der Kuenringer zuweisbar. Ab der M. d. 13. Jhs. ist der Besitz ldfl. Lehen. 1251/90 ist „Ortolfus de Schiltern“ und sein Bruder Albero nachweisbar. Die Gründung der Pfarre wird für das 13. Jh. angesetzt. 1341 benennt sich ein offenbar niederadeliger Pilgrim Pfeffer nach Schiltern zu (HHStA, AUR 1341 X 13). 1372 erscheint Rudolf v. Schiltern, 1377 wird ein Rüdiger v. Schiltern als Kämmerer genannt. Der 1388 genannte Hertel v. Schiltern ist Lehensträger des Landesfürsten, zugleich aber auch Lehensritter der Kuenringer. Ab 1386 gelangen Teile der Hft. an Konrad und Hermann (d. Ä.) Schad v. Lengenfeld (s. d.). Noch 1413 wird Hermann (d. Ä.) Schad mit einem Drittel an der Burg Schiltern als ldfl. Lehen belehnt, das er noch 1416 innehat. Bis 1783 teilt Schiltern als brandenburgisches Lehen de facto die Besitzgeschichte von Kronsegg (ausführlicher s. d.), danach ist es – wie Kronsegg – als ldfl. Lehen im Besitz des Josef Johann Gf. Fuchs. 1850 kommt der Besitz an den Gfn. Aichelburg, 1928 an die SG Langenlois. Im Schloss waren seit 1930 pädagogische Einrichtungen des Instituts der Englischen Fräulein untergebracht, seit 1987 ist das Gebäude Sitz des Psychosozialen Zentrums Schiltern, eingemietet sind weiters ein Caritas-Heim, die Firma Gattinger’s Catering sowie Arche Noah (Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung).
Text
G.R., A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung
Ca. 7 km nordwestl. von Langenlois liegt das langgestreckte Straßendorf Schiltern. Auf einer Terrasse nördl. über dem Ort erhebt sich die Pfk., rund 100 m nordwestl. davon die Burgruine. Im N und O wird das Burgareal durch einen tiefen, relativ breiten Sohlgraben vom völlig ebenen Vorfeld getrennt. Im N ist dem Graben ein Wall vorgelagert, im O könnten entsprechende periphere Anlagen durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung abgekommen sein. Gegen die südl. gelegene Siedlung boten Steilhänge natürlichen Schutz, doch könnten auch hier, wo das Gelände durch Eingriffe für Gartenanlagen verändert worden sein dürfte, künstliche Annäherungshindernisse bestanden haben. Am westl. Steilabfall, der in ein natürliches Bachgerinne mündet, ersetzt eine breite Hangterrasse den Graben. Das relativ große Kernwerk bot Raum für eine regelmäßige Burganlage mit gerade verlaufenden, rechtwinkelig angelegten Ringmauern. Der nördl. Bering war 31 m lang, der östl. ist über eine Strecke von 33 m zu verfolgen, doch ist gegen S eine urspr. größere Ausdehnung anzunehmen. Vom westl. Bering steht ein rund 15 m langes Stück, die NW-Ecke fehlt jedoch. Im N und O ist das Mauerwerk tlw. 2-gesch. erhalten. Bis auf eine einfache, konische Lichtscharte in der W-Mauer sind jedoch keine architektonischen Details vorhanden. Es finden sich auch keinerlei Reste der ehem. Innenbebauung. Die Mauerstruktur zeigt sich sehr differenziert. In den unteren Zonen wurden meist große, plattige Gneisbruchsteine verwendet, die mit hohen Zwickelanteilen oder Ausgleichslagen relativ lagig, mitunter aber regellos versetzt wurden. Über einer horizontalen Abgleichsschicht, die kaum als zeitliche Zäsur anzusehen ist, setzt ein blockhaftes, hammerrechtes Bruchsteinmauerwerk mit Nonnen und schrägversetzten Steinen ein. Hervorzuheben sind die starken, oft mehrlagigen, mit Ausgleichslagen versehenen Opus spicatum-Einschübe. Der örtlich großflächig erhaltene Pietra Rasa-Putz zeigt den urspr. Kellenstrich. Eine Datierung in die Zeit vor/um 1180 liegt nahe. Die südöstl. auf einer tieferen Terrasse situierte Pfk., heute eine Saalkirche des Frühbarock, mit Rechteckchor und N-Turm von 1681, muss in unmittelbarem Zusammenhang mit der Burg gesehen werden. Als Nachfolger der ehem. Burgkapelle bzw. -kirche besitzt sie mglw. noch Bausubstanz des ma. Vorgängerbaues (vgl. auch die Gruftplatte der Leisser von 1588 an der Chornordwand). Am westl. Ortsrand steht das nz. Schloss Schiltern, ein mächtiger, 2-gesch. 3-Flügel-Bau des 16.–18. Jhs. mit 4 runden Eckürmen und schindelgedeckten Zwiebelhelmen sowie einer Kapelle im W-Trakt. Ein „venezianischer“ Rauchfang am N-Trakt trägt neben ornamentalem und figuralem Sgraffitodekor Wappen und Initialen der Leisser sowie die Jahreszahl „1576“ (?), eine Sonnenuhr im Obergeschoß des W-Trakts stammt von 1636.
Text
G.R., A.H.Z.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur
Stark verfallene, doch bedeutende Reste einer urspr. erhaltenen, burgenkundlich interessanten Burganlage mit ausgeprägten Erdbefestigungen.
Das ungesicherte Ruinengelände ist ganzjährig frei zugänglich.
Im Schlossgarten betreibt Arche Noah (Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung) einen als Ausflugsziel beliebten Schaugarten.
Öffnungszeiten: April bis Mitte Oktober, Di–Fr 10–16 Uhr, Sa, So und Fei 10–18 Uhr.
Gasthäuser
„Fiakerwirt" in Langenlois, GH Pell (= GH „Zum Weißen Lamm") in Langenlois, „Langenloiser Hof" in Langenlois; zahlreiche Heurige in und um Langenlois
Literatur
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 96 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 207 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 282 ff.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1032
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 45
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 687
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 145
- Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 217 f.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 68
- Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 501
- Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 292, 314, 476