Hauptburgenname
Schwallenbach
ID
2246
Objekt
Schloss
Adresse
3620 Schwallenbach 27
KG
Schwallenbach
OG/MG/SG
Spitz
VB
Krems-Region
BMN34 rechts
681128
BMN34 hoch
356130
UTM 33N rechts
529888.97
UTM 33N hoch
5354138.71
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Geschichte
Seit der M. d. 13. Jhs. werden die Herzöge v. Bayern vom Kloster Niederaltaich als Vögte mit den Gebieten um Schwallenbach belehnt. Die Kuenringer setzen als Aftervasallen der bayer. Hzg. und Niederaltaicher Vögte vor Ort niederadelige Klienten als Lehensleute ein. Unter diesen gehören die sich nach dem Ort nennenden Schwallenbacher zu den führenden Angehörigen der kuenringischen Klientel im späten 13. Jh. Engelschalk und Konrad v. Schwallenbach scheinen schon vor 1243 als Zeugen einer Willendorf betreffenden Niederaltaicher Urk. auf. Ein älterer Heinrich v. Schwallenbach begegnet (mitunter in Abhebung von den „chnappen“ explizit als „reitherr“ Leutolds [I.] v. Kuenring bezeichnet) meist zusammen mit einer homogenen kleinen Gruppe anderer Klienten als (oft sogar führender) Urkundenzeuge seines Herren. Als lokal oder wegen persönlicher Beziehungen zu den Beteiligten involvierter Zeuge erscheint er 1286 neben den ebenso wie er selbst mit dem Titel „dominus“ versehenen Leutold (I.) und Heinrich (VI.) v. Kuenring, Bertold v. Aggstein, Rüdiger v. Zauch(a) u. a. als Zeuge eines Reverses des Heinrich Huglinger an Stift Göttweig bzw. mit denselben genannten Personen als Zeuge einer Stiftung des Alram v. Hertweigstein an Göttweig, 1288 als Zeuge einer Seelgerätsstiftung Leutolds (I.) v. Kuenring an das Stift Melk, 1300 u. a. zusammen mit Arnold v. Dobra in der offenbar irrtümlich auf den bereits verstorbenen Konrad Wolfenreuter ausgestellten und nie ausgehändigten Urk. über die Belehnung mit Göttweiger Zehenten bzw. im selben Jahr in der von Leutold (I.) v. Kuenring ausgestellten Urk. über die schließlich an die Brüder Ulrich und Albrecht Wolfenreuter und deren Söhne Konrad und Johann erfolgte Ausgabe eines Teils dieser Zehente zu Leibgeding, 1303 in der Lehensurk. Stephans v. Maissau für Ulrich Wolfenreuter und 1306 im Revers Alberos (VII.) v. Kuenring an Stift Göttweig (StiA Herzogenburg K. n. 39, 43, 45, 47, 48–50, NÖLA, StA Urk. 4865). 1301 fungiert er als kuenringischer Richter eines Taidings bezüglich der Rechte des Pfarrers Albrecht von St. Michael an strittigen Gülten, 1305 als einer der Schiedsrichter in einer Streitsache zwischen Heinrich Schmied v. Ybbs und Gertrud von Melk wegen eines Weingartens in Joching, 1308 neben Hadmar v. Spitz als Schiedsrichter des Kuenringers in der Streitsache zwischen Abt Bernhard von Niederaltaich und Konrad v. Schwallenbach wegen des Schwallenbacher Zehents. Neben Heinrich (d. Ä.) bezeugen die Urk. auch dessen Söhne Heinrich (d. J.) und Seifried. Wohl derselbe jüngere Heinrich v. Schwallenbach besiegelt 1354 eine Verkaufsurk. seines Verwandten Heinrich Huglinger an Stift Göttweig, taucht erstmals 1358 als Siegelzeuge in den Urk. des Dürnsteiner Klarissenklosters auf und ist für 1360/61 als Bgf. v. Dürnstein belegt (StiA Herzogenburg, K. Nr. 135, 140 und 141). Hans (Jans) Schwallenbacher war 1372 Richter v. Schwallenbach, 1416 übt Friedrich Schwallenbacher diese Funktion aus. Noch 1449 tritt ein Angehöriger der Fam., Georg Schwallenbacher, mit seiner Frau Helena als Stifter der Pfk. Rastenfeld auf. Von Anna, Tochter des Peter Schwallenbacher, kommt Schwallenbach um 1400 an den aus einer urspr. im Wiener Becken, der Leitha-Gegend und dem Weinviertel engagierten Niederadelsfam. stammenden maissauischen Klienten Seifried Ritzendorfer (Kämmerer Hzg. Albrechts V. 1406–1416, gest. 1425, Wappengrabplatte in der Filk. Hl. Sigismund in Schwallenbach), der seine bayer. Schwallenbacher Bestandgüter 1416 zugunsten des Christoph v. Ratbach aufgeben muss. 1420 bestiftet er die von ihm auf Eigengrund ab etwa 1416 neu erbaute Filk. Hl. Sigismund in Schwallenbach, die auch pfarrliche Rechte besitzt (Friedhof). 1442 kauft Niklas (II.) Truchseß v. Drasenhofen-Staatz Schwallenbach samt Zubehör in Willendorf und die Schwallenbacher bayer. Lehen sowie Gülten in Maria Laach von Seifrieds Sohn Paul Ritzendorfer und dessen Schwager Jörg Hager an. 1465 war Jörg (d. J.) Scheck von Wald offenbar auch Bestandinhaber der hzgl.-bayer. Eigen in Schwallenbach. Dessen Nachfolger, die Neidegger, vereinigen Schwallenbach mit Spitz und Zeißing. 1504/07 fällt der bayer. Besitz schließlich an die Habsburger. In der Folge wird Schwallenbach ab 1590 als freies Eigen verkauft, zunächst an die Hrn. v. Kuefstein. Nach dem Tod Hans Georgs (III.) von Kuefstein (gest. 1603, monumentales Hoch-und Freigrab in der Pfk. Maria Laach) fiel dessen Schwallenbacher Besitz zunächst an den Sohn Hans Ludwig, der es an seinen Bruder Hans Lorenz weiterverkaufte. Später im Besitz der Anna v. Polheim zu Ottenschlag und Aggstein (gest. 1617), sie gestaltet die Burg zum Schloss um. Um 1650 geht der Besitz an Franz Melchior Forest, 1871 an den Wiener Bürgerspitalfonds, später an Private. Heutiger Eigentümer ist Reinhold Hofstätter.
Text
A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung
Schwallenbach liegt 3 km südsüdwestl. von Spitz. Das heutige Schloss, das sog. „Glöckerl von Schwallenbach“, an einer Erweiterung der Ortsstraße gegenüber der Filk. situiert, ist ein unregelmäßiger, 2-gesch. 4-Flügel-Bau, beruhend auf Bauphasen E. d. 16./A. d. 17. Jhs. Er überbaut bzw. integriert jedoch ma. Teile, u. a. einen noch 5-gesch. Turm mit jüngeren Schwalbenschwanzzinnen an der NW-Ecke. Dem N- und O-Flügel sind hofseitig Arkadengänge vorgelegt, deren gratgewölbte Gänge des Obergeschoßes auf Pfeilern im Erdgeschoß ruhen. Tonnengewölbte Keller im W-Trakt und die Zisterne im Hof können auf das 15. Jh. zurückgehen, darüber hinaus sind mehrere sma. Spolien des 14. und 15. Jhs. eingebaut. Die Erdgeschoße sind durchwegs mit Gewölbekonstruktionen des 16. und 18./19. Jhs. ausgestattet, die Obergeschoße mit Spiegelgewölben und stuckierten Flachdecken des 16.–18. Jhs. Durch relativ nüchterne Restaurierungen hebt sich der große Bau nur noch wenig von der stark ma. geprägten Dorfstruktur ab.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
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- Gerald Winner, Die Urkunden des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1111–1892. In Regestenform bearbeitet. Fontes Rerum Austriacarum II/81, Wien 1974, Nr. 172
- Lydia Gröbl, Das Klarissenkloster in Dürnstein an der Donau 1289–1471. Dissertation Universität Wien 1998, 26, 35, 40
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- Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 445
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 183, 187, 246, 250, 252, 262Gr
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