Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Senftenberg I
ID 2256
Objekt Burgruine
KG Senftenberg
OG/MG/SG Senftenberg
VB Krems-Region
BMN34 rechts 693240
BMN34 hoch 368050
UTM 33N rechts 541786.53
UTM 33N hoch 5366262.35
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Krems an der Donau nördl. nach Senftenberg (ca. 8 km) fahren. Von der Ortsdurchfahrt zweigt die Straße nach Priel bzw. Droß ab, über die man (nach 800 m) die beschilderte Zufahrt zur Ruine erreicht. Vom Parkplatz ist diese in wenigen Min. zu erreichen. Vom südl. Ortseingang führt alternativ ein Fußweg (ca. 20 Min.), vorbei an der Pfk., zur Ruine. RAD: Vom „Kremstalweg“ w. o. beschrieben (über steilen Anstieg) abzweigen.
Geschichte Spätestens 1197 tritt erstmals Rüdiger v. Senftenberg – wohl identisch mit Rüdiger v. Imbach (s. d.) – urk. auf. Seit Beginn des 13. Jhs. ist der Ort nach dem Aussterben der Imbacher in männlicher Linie im Besitz der mit den Kuenringern verwandten Imbach-Zöbing-Senftenberger bzw. der mit ihnen verschwägerten Gutrat. 1314 kaufen die freieigene Hft. Senftenberg mit Zöbing und weiterem reichen Zubehör sowie dem Patronat über die Pfk. Senftenberg, Zöbing und Kuffern Eberhard (V.) von Wallsee-Linz und seine Frau Elisabeth v. Gutrat (auch: v. Senftenberg) von Walter v. Taufkirchen und dessen Frau Herburg (Gerbirg) von Gutrat (auch: v. Senftenberg) um 2250 lb d an. Die Wallseer lassen Senftenberg durch Pfleger verwalten (1401 etwa Hans Hülber, 1458 Gebhard [d. Ä.] Reuter zu Wocking, s. NÖLA, StA Urk. Nr. 5287). Von den ausgestorbenen Wallseern ging der Besitz 1483/89 – nunmehr als ldfl. Lehen – an die Gfn. v. Schaunberg (mehrere Pfleger nachweisbar, etwa 1552–1559 Paul Wisan[d]t), nach deren Erlöschen im Mannesstamm 1559 neben Oberwallsee als Zubehör des österr. Erbmarschallamts an Adam Hoffmann v. Grünbühel und dessen Brüder über. Hans Friedrich Hoffmann verkauft Senftenberg mit Zöbing 1576 um 23.500 fl an Reichard Streun v. Schwarzenau [vgl. Grenzsteine von 1584 in See]), dieser veräußert die Hft. 1587 an Georg Kaspar v. Neuhaus weiter. Bei diesem Besitzwechsel wurde mglw. der von Streun versetzte Kachelofen der Burg abgebaut und dem Weißenkirchener Bürgerspital geschenkt (Reste, im 19. und 20. Jh. in Schloss Grafenegg, heute im WEINSTADTmuseum Krems). 1627 geht der 1583 mit einem Wappen ausgestattete und formal zum Markt erhobene Ort samt Zöbing an Hans Ulrich Fst. v. Eggenberg über. 1645 wird die Burg von schwedischen Truppen niedergebrannt und bleibt seither Ruine. Nach mehrfachen Pfand- und Bestandverschreibungen der Hft. durch die Eggenberg (vor 1662 etwa der Kremser Ratsbürger Johann Georg Windsbacher) kommt Senftenberg mit dem Aussterben der Fürstenfam. 1717 an Gundaker Thomas Gf. v. Starhemberg, im Besitz von dessen Fam. die Hft. Senftenberg bis zur Aufhebung der Grunduntertänigkeit, die Ruine bis heute bleibt.
Text A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine thront weithin sichtbar östl. des Marktes auf einer breit gelagerten, felsigen, unbewaldeten Rückfallkuppe, die sich aus dem linken Talhang der Krems löst. Nördl. der Burg ragt der „Hausberg“ empor, das umliegende Areal wird „Hausbergäcker“ genannt. Der unterhalb der Burg talwärts in eine Schleife der Krems laufende Sporn trägt im mittleren Bereich die Pfk., darunter eine weitere Befestigungsanlage (s. Senftenberg II). Die durch einen ungewöhnlich tiefen Graben vom überhöhten Hinterland getrennte Kuppe gestattete die Anlage einer 90 x 30 m großen, in W-O-Richtung orientierten Burg, die sich in eine westl. Kernburg und eine östl., tiefer liegende Vorburg gliedert. Auf die Kernburg entfallen rund 70 x 35 m der Fläche, ihr verwinkelter Beringverlauf und ihre randständigen Verbauungen ergeben ein komplexes, vielphasiges Gefüge. Im Zentrum der N-Front erhebt sich auf einem niederen Felssockel der quadratische Bergfried. Der durchschnittlich 9,20 m im Quadrat messende, mit bis zu 3 m starken Mauern ausgestattete Turm ist lediglich in den unteren Ebenen vollständig erhalten, die oberen Geschoße bilden nur noch einen gegen SO blickenden Mauerzahn. An der Basis finden sich noch tlw. lagige Mauerstrukturen, nach oben hin zeigt das Gneisbruchstein-Mauerwerk jedoch das Zusammenfassen und Ausgleichen von Lagen, was zusammen mit den großen Fensternischen der oberen Geschoße auf das fortgeschrittene 13. Jh. weist. An der W-Seite schließen Teile der wohl zeitgleichen Ringmauer an, die im weiteren Verlauf auch die westl. Talseite umfasste. Der östl. an den Turm angebaute Bering ist jedoch, zusammen mit dem südöstl., ein einheitlicher Neubau mit Mauerstärken von 4,20 m (im N) bzw. 2,35 m (im SO). Beide Fronten sind spitzwinkelig verzahnt und bilden einen mächtigen, gegen NO gerichteten Keil mit abgerundeter Ecke aus. Das an der nördl. Feldseite sichtbare, lagerhafte Bruchsteinmauerwerk ist zu niedrigen Kompartimenten zusammengefasst, wonach eine Datierung im 14. Jh. wahrscheinlich ist. Dabei ist an die Wallseer zu denken, die die Hft. 1314 übernahmen und die auch andernorts zu ungewöhnlichen, ähnlich innovativen Schildmauerlösungen an den Hauptstoßseiten griffen. Nach einer Baunaht an der SO-Seite war die N-Front der Schildmauer, die einen breiten Wehrgang trug, zunächst höher, die SW-Front wurde erst sekundär angeglichen. Im Laufe der Zeit erhielten sämtliche Fronten des Berings randständige Gebäude. Vom Palas des späten 13. Jhs. sind in der NW-Ecke nur noch Teile erhalten, der Großteil ist zusammen mit der Ringmauer in die Tiefe gestürzt. Südl. schließt eine 5-eckige Raumsituation an, worin 1991/92 eine Filterzisterne freigelegt werden konnte. Sie schloß sekundär die Lücke zu den südl. Gebäuden, von denen ebenfalls große Teile abgestürzt sind. Die Reste wurden offensichtlich übermäßig restauriert und ergänzt, örtliche Mauerteile mit kleinteiligen, lagigen Strukturen (und tlw. schrägversetzten Steinen) lassen auf ein hma. Gebäude, wahrscheinlich den ehem. Palas des 12./13. Jhs., schließen. Lagige, hammerrechte Strukturen finden sich auch an der Basis des westl. Berings, wonach auch hier ältere Bauteile in den wohl umfassenden Neubau des späten 13. Jhs. einbezogen wurden. Die Gebäude im N und O des Hofes dienten untergeordneten Funktionen und entstanden zwischen dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Ein das Bild prägender Bauteil ist der kleine, der Ecke der Schildmauer (z. T. auf profilierten Konsolen) aufgesetzte Rundturm, dessen beide Ebenen zwischen den Wehrgängen der N- und SO-Seite vermittelten. Er ist wohl dem späten 15./frühen 16. Jh. zuzuweisen. Die schlossartige Gestalt, die die Anlage überwiegend seit der Renaissancezeit und tlw. auch durch Modernisierungen unter den Eggenberg bis 1645 besaß, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Über die tiefere Terrasse im O erstrecken sich die kompliziert angelegten Mauern der Vorburg. Der Zugang erfolgt von N über eine den tiefen Graben überspannende Holzbrücke. Das urspr. Tor, eine spitzbogige Öffnung aus plattigen Bruchsteinen, ist knapp westl. des heutigen erhalten und lässt eine Errichtung des Bereiches ab dem 14. Jh. vermuten. Es führte in einen rampenartig angelegten, schmalen Zwinger an der SO-Front der Kernburg, wo sich das hochgelegene innerste Tor befindet. Über dem südl. Steilhang liegen mächtige, kasemattenartige Bauteile mit einer weiteren, siedlungsseitigen Toranlage, die aufgrund der Form erst E. d. 15./eher A. d. 16. Jhs. entstanden sein dürften. Im NW der Vorburg liegt der Zugang zu einem schmalen, die Kernburg im N begleitenden Zwinger, der mit einem kleinen Rondell und zahlreichen Scharten der Verteidigung des Vorfeldes diente und wohl dem 15. Jh. zuzuweisen ist. Im O der Vorburg sind die ergrabenen Reste von Wohn- bzw. Wirtschaftsgebäuden zu sehen, die nach ihren schmächtigen Mauern wohl bereits dem 16. Jh. angehören. In dieser Zeit wurde die Vorburg offensichtlich stark modernisiert und mit der heutigen, stark rustizierten Toranlage ausgestattet. Das Fahrtor führte in den Hof, die Nebenpforte in den Torzwinger der Kernburg. Oberhalb der Toranlage zeichnen sich die Konturen ehem. Renaissance-Rundzinnen ab, die im Zuge abermaliger Adaptierungen der Torfront überbaut wurden. Die SO-Front der Vorburg ist großteils abgestürzt, die erhaltenen Fundamente zeigen lagige, blockhafte Strukturen und eine ebensolche, aus schrägversetzten Steinen bestehende Mauerfüllung, wonach sie – gemessen an dem örtlichen Gneismaterial – mglw. dem 12./spätestens frühen 13. Jh. zuzuweisen sind. Da die hma. Mauern völlig isoliert sind, lassen sie sich nur m. V. als Teil einer frühen Vorburg vermuten. Am SW-Hang der Burg, über den der sekundäre Zugang von der Kirche erfolgte, sind tlw. stark überwucherte Mauerzüge einer ausgedehnten Vorburg mit südwestl. Toranlage erhalten, die nach der Mauerstruktur wohl dem 14. Jh. angehört. Unmittelbar oberhalb der Burg befindet sich auf einem Felskopf, dessen ehem. Halsgraben durch rezente Erweiterungen als Parkplatz genutzt wird, ein Vorwerk, das heute ein Kreuz trägt. Das ca. 6 x 10 m große Felsplateau weist feldseitig eine schildwallartige Erhöhung auf, die allerdings auch auf rezente Überprägungen zurückgehen kann. Keramikfunde am Abhang zum Halsgraben deuten auf eine sma. Zeitstellung, Hüttenlehmfragmente können als Überreste einer ehem. Holzbebauung interpretiert werden. Dem Engagement eines örtlichen Burgenvereines ist es zu verdanken, dass sich die Anlage in einem weitgehend gepflegten und gesicherten Zustand befindet. Die pittoresken Mauerreste sind heute ein sehenswertes Ausflugsziel.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. gesicherte und gepflegte Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Die weitgehend gesicherte, gepflegte und für Besucher erschlossene, sehenswerte Burgruine ist ganzjährig frei zugänglich. Teile des Geländes erfordern aber entsprechende Vorsicht.
Gasthäuser GH Braun in Senftenberg, GH „Zur Post" in Senftenberg.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 20
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 118 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 352 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 480 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 189 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1080
  • Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 211
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 46/2007, 754 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 8/1961–65, 192
  • Felix Halmer, Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Wien (Birkenverlag) ³1956, 104 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 563
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 380 f.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 IV, 196 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 222
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 102 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 225
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 111
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 117
  • Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 127
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 240, 274, 309
Senftenberg I. Luftbild von SW (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Senftenberg I. Luftbild von SW (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Senftenberg I. Luftbild von SO (1999) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Senftenberg I. Luftbild von SO (1999)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Senftenberg I. Ansicht der Burg von S (1999) - © Thomas Zoder
Senftenberg I. Ansicht der Burg von S (1999)
© Thomas Zoder
Senftenberg I. Der Bergfried von W (1992) - © Leopold Mayböck
Senftenberg I. Der Bergfried von W (1992)
© Leopold Mayböck
Senftenberg I. Die Schildmauer von NO (1999) - © Karin Kühtreiber
Senftenberg I. Die Schildmauer von NO (1999)
© Karin Kühtreiber
Senftenberg I. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Senftenberg I. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Senftenberg I. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Senftenberg I. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht