Hauptburgenname
Stein
ID
2277
Objekt
Burgruine
Adresse
3504 Stein an der Donau, Am Schlossberg 20, 22
KG
Stein
OG/MG/SG
Krems an der Donau
VB
Krems an der Donau
BMN34 rechts
694125
BMN34 hoch
362823
UTM 33N rechts
542761.97
UTM 33N hoch
5361053.74
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 3 (Wachauer Bundesstraße) bis Stein an der Donau, wo entlang der Donaulände Parkplätze vorhanden sind. Von hier ist der ehem. Burgbereich über die Straße in das Tal des Reisperbaches und den knapp vor der Stadtmauer abzweigenden Weg („Am Schlossberg“) in wenigen Min. zu erreichen. RAD: Stein an der Donau liegt am „Donauradweg“.
Geschichte
Bereits für die Römerzeit wird hier ein in Beziehung zum benachbarten „Favianis“ (Mautern) stehender Stützpunkt angenommen. Die Lokalisierung einer aus der „Vita Severini“ erschlossenen, völkerwanderungszeitlichen „Rugierburg“ ist nach dem heutigen Wissensstand über das germanische Siedlungswesen im 4./5. Jh. nicht mehr haltbar. Für eine Siedlungskontinuität fehlen trotz fma. Funde auf der Flur „Altenburg“ (s. u.) eindeutige Belege. Im 10. bzw. frühen 11. Jh. erlangt Stein Bedeutung als Mautstätte. Eine „ecclesia S. Michaelis ad Steina“ wird zwischen 1072/91 urk. genannt, der Flurname „Altinpurch“ zwischen 1188/93. 1144 scheint Stein nach urk. Belegen bereits städtischen Charakter besessen haben. In einer Passauer Urk. erscheint 1214 die „capella ... Altenpurch ... in monte Stein“, ein Anlass, die Kirche innerhalb einer früheren Wehranlage zu suchen. Bereits 1139 übergibt Konrad III. die Michaelskirche dem Stift Klosterneuburg, ab 1263 hatte sie pfarrliche Funktion. Die ldfl. Burg wird 1336 erwähnt. 1477 kommt es zu einer erfolglosen Belagerung durch ungar. Truppen, 1485/90 ist Stein jedoch ungar. besetzt. 1614 ist die Burg baufällig, 1645 wird sie, gemeinsam mit der Stadt, von schwedischen Truppen erstürmt, bleibt in der Folgezeit bedeutungslos und wird 1799 in Privatgrundstücke geteilt.
Text
G.R., T.K.
Lage/Baubeschreibung
Die ehem. Steiner Burg liegt 2 km südwestl. des Kremser Stadtzentrums im äußersten W der ehem. Steiner Stadtbefestigung, wo sie einen von NW zur Stadt ziehenden, felsigen Spornausläufer zwischen Reisperbach und Förthofgraben nutzt. Die Anlage steht in Verbindung mit der örtlichen nordwestl. Stadtmauer, in deren Verlauf sich das knapp südl. situierte westl. Stadttor befindet, das „Brückentor“ oder „Linzer Tor“. Als ehem. Burgbereich ist ein ca. 120 m langer und bis zu 40 m breiter Sporn innerhalb der Stadtbefestigung zu sehen, der topographisch bedingt im SW spitz ausläuft. Stadtseitig fällt der Sporn mit felsigen Steilabbrüchen ab, gegen die nordwestl. und höher gelegene Flur „Altenburg“ sichert ein wohl künstlich vertiefter, sehr tiefer und breiter Sohlgraben Burgbereich und Stadtbefestigung. Die Flur „Altenburg“ war jüngst Ort archäologischer Untersuchungen durch den Verein ASINOE, wobei Besiedlungen der Bronzezeit bzw. Urnenfelderzeit sowie des frühen Mittelalters festgestellt werden konnten. Nicht zuletzt durch die im Frühmittelalter nachweisbare Besiedlung des benachbarten Areals sind die Vorgängerbauten der hma. und sma. Burg ortsgleich mit dieser anzunehmen. Die noch vorhandenen Reste der Burg lassen einen inneren Bereich im SW und einen vorburgartigen Teil im NO erkennen. Der Kernbereich ist noch weitgehend mit geradlinigen Mauerzügen umschlossen. Während die nordwestl. Mauern aufgehend erhalten sind, besteht die südl., einmal abgewinkelte Begrenzung zum Stadtbereich nur noch als tief in den Felsabbruch gestellte Futtermauer. Beide Mauerzüge schließen über Baunaht an einen quadratischen, mehrgesch. Turm an der SW-Spitze des Burgareals an. Der Turm, dessen SW-Ecke eine deutliche Abschrägung zeigt, ist auch Ausgang für die südl. zum „Linzer Tor“ ziehende Stadtmauer, dürfte urspr. jedoch um zumindest 1 Geschoß höher gewesen sein. Ein ehem. Hocheinstieg ist stark überformt noch in Verwendung. Die nordwestl. Mauer integriert gegen NO einen rechteckigen, verm. stark höhenreduzierten Turmbau, der starke Parallelen zu den übrigen Stadtmauertürmen zeigt. Ein weiterer, nur noch in Resten erhaltener Turm lag an der SO-Ecke der stadtseitigen Ummauerung. Das gesamte Hochburgareal ist stark von rezenten Bebauungen bestimmt und, wie der Turm im NO, in ein örtliches Privatwohnhaus einbezogen. Die erhaltenen Mauerteile des Hochburgbereiches sind nicht mehr einer hma. Burganlage zuzuweisen, sondern in Zusammenhang mit dem verm. etappenweisen Bau der Stadtbefestigung zu sehen, bei dem wohl auch der Burgbereich eine massive Um- und Neugestaltung erfuhr. Als zeitlicher Rahmen für diese Arbeiten, wozu auch die sichtbaren Mauerwerkstrukturen herangezogen werden können, ist das späte 13. und das 14. Jh. zu nennen. Als ältester erhaltener Bauteil ist der SW-Turm zu sehen. Die als ehem. Vorburgareal rekonstruierbare Geländeterrasse im NO zeigt im N und O noch stark fragmentierte Teile einer ehem., verm. sma. Ummauerung des 14./15. Jhs., ist jedoch durch mehrere Privatwohnhäuser und die zugehörigen Gärten völlig überformt. Ein Haus im N des Bereiches integriert einen massiven Mauerpfeiler, der ehem. in baulicher Verbindung mit dem nördl. Bering stand, dessen Funktion jedoch nicht mehr klärbar scheint. 1997/98 wurde der gesamte Stadtmauerbereich von Krems und Stein vom Verein ASINOE systematisch erfasst, dokumentiert und – soweit möglich – bauhistorisch untersucht. Dabei wurde auch der Burgbereich erfasst, der sich jedoch durch die Nutzung als Privatgrundstück einer eingehenden Untersuchung entzieht, die nur über Grabungen zu vervollständigen wäre. Mit Sicherungsarbeiten am bereits gefährdeten SW-Turm wurde begonnen.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Burgbereich bzw. -teile in Privatgrundstücke aufgeteilt. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Der ehem. Burgbereich von Stein ist in private Grundstücke aufgeteilt und nicht öffentlich zugänglich. Vom umliegenden Gelände sind Einblicke auf die erhaltenen Reste möglich.
Gasthäuser
GH Schütz in Förthof, Hotel-Rest. „Förthof".
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 38
- Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 64 ff.
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 193 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 263 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 153
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 590 ff.
- Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 201 und 214 f.
- Nikolaus Hofer, Erfassung der Stadtbefestigungen von Krems an der Donau und Stein an der Donau. In: Martin Krenn et al., Bericht zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE in den Projektjahren 1997 und 1998. Fundber. Österr. 37, 1998, Wien 1999, 289–335, 317 ff.
- Thomas Kreitner, Bericht über die archäologische Untersuchungen der ur- und frühgeschichtlichen Höhensiedlung in Stein, Ried Altenburg, 1993/94. In: Martin Krenn et al., Bericht zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Projektjahr 1993/94. Fundber. Österr. 32, 1993, Wien 1994, 287–291
- Andreas Müllner, Die Skelette von der Flur Altenburg bei Stein an der Donau. In: Martin Krenn et al., Bericht zu den Ausgrabungen des Vereins ASINOE im Projektjahr 1994/95. Fundber. Österr. 33, 1994, Wien 1995, 211–216
- Helga Penz, Materialien zur Frühgeschichte von Krems an der Donau 955–1276. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit Institut für Österreichische Geschichtsforschung Wien 1998, 17
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 102
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 114