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Hauptburgenname Streitwiesen
ID 2289
Objekt Burgruine
KG Streitwiesen
OG/MG/SG Weiten
VB Melk
BMN34 rechts 668635
BMN34 hoch 353499
UTM 33N rechts 517449.41
UTM 33N hoch 5351292.28
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 216 (Weitenegg–Pöggstall) bis Streitwiesen fahren, wo am südl. Ortseingang (beim GH „Zur Ruine“) eine Straße bergwärts abzweigt, die nach 200 m eine kleine Parkmöglichkeit vor der Ruine erreicht. RAD: In Laimbach am Ostrong zweigt vom „Waldviertelweg" eine lokale Radroute ab, die über Pöggstall und die Weitentalstraße nach Streitwiesen führt.
Geschichte Das Gebiet der späteren Hft. Streitwiesen war urspr. im Besitz der Gfn. v. Peilstein, ab 1180 der Gfn. v. Pernegg, ab 1220 der Hrn. v. Leng(en)bach-Rehberg. 1144 wird hier erstmals „Ozzo v. Stritwisen" genannt. Lechner sieht in den Streitwiesern eine Nebenlinie der Hrn. v. Stiefern-Arnstein, eines Ministerialengeschlechts aus dem engsten Umkreis des Landesfürsten, zu dem jedenfalls Konrad v. Streitwiesen in der 2. H. d. 12. Jh. gehört. Die Burg dürfte entgegen älteren Annahmen 1296 im Zuge des Adelsaufstandes nicht zerstört worden sein. Die Streitwieser verkaufen die Burg 1373 an die Volkersdorfer, die sie an Hans v. Maissau veräußern. Dieser stiftet sie 1395 an die Dürnsteiner Marienkapelle, die Vorläuferinstitution des dortigen Chorherrenstifts. Vor 1434 gelangt die Hft. an die früheren kuenringisch-maissauischen Gefolgsleute Fleischeß, 1455 an die Schrott. 1463 stirbt Jakob Schrott v. Streitwiesen, der Streitwiesen wohl mittelbar durch seine Ehe mit Katharina Fleischeß erworben hatte. Sein Sohn oder Enkel Bartholomäus richtet verm. in der Marienkapelle der Pfk. Weiten eine Familiengrablege ein (Grabplatte des Bartholomäus von 1511 oder 1524 bzw. Totenschild seines in Wien, St. Stephan, begrabenen Sohns Leopold von 1546 in der Pfk. Weiten). 1522 (?) gelangt Streitwiesen an die Albrechtshaim, 1536 an die Kernbaum und schließlich 1550 an die Rott. 1560/79 ist der vormalige Roggendorfer Pfleger von Guntersdorf (?), Jakob Rott v. Reinprechtspölla und Streitwiesen, Inhaber der Hft., vor 1571 (?) Christoph Sebastian v. Peukham. 1644/1647 Hans Georg Sinich. Jakob Rot v. Reinprechtspölla erweitert 1556 die Burg durch nz. Befestigungen. Ab 1584 sind die Velderndorfer, ab 1598 die Hrn. v. Peukheim Besitzer. 1697 kaufen die Sinzendorfer den Besitz und gliedern ihn der Hft. Pöggstall an. Die Burg in Streitwiesen wird in der Folge aufgegeben. 1777/95 sind die Gfn. Abensperg-Traun Besitzer, sonst bleibt Streitwiesen ein Bestandteil der Hft. Pöggstall. 1972 wird die Anlage vom „Bund zur Errichtung und Erhaltung einer österrreichischen Jugendburg“ erworben.
Text G.R., A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 3,3 km nordwestl. von Weiten auf einem unmittelbar oberhalb des Dorfes, am linken Ufer des Weitenbaches aufragenden, niedrigen Felshügel. Die ausgedehnte und stark gegliederte Burganlage geht im Kern auf einen bedeutenden Burgbau des Hochmittelalters zurück, vom dem wesentliche Teile erhalten sind. Die etwas erhöht gelegene Kernzone im W wird vom dominanten, den höchsten Punkt einehmenden, quadratischen Wohnturm überragt, dessen südl. Teile eingestürzt sind. Die unteren 5 Geschoße des Turmes sind primär, sie zeigen ein überaus qualitätsvolles, lagiges, mit feinem Kellenstrich versehenes Bruchsteinmauerwerk aus hammerrechten, fast quaderhaft bearbeiteten Blöcken, deren unterschiedliche Formate eine starke zonale Strukturierung ergaben. Der Eckverband besteht zumeist aus aufgestellten, Großquader vortäuschenden Platten. Diese Kriterien datieren den Bau in die 1. H. d. 12. Jhs., in die Zeit vor der 1. Nennung 1144. Der Turm steht im NO eines Beringrechteckes, an dessen N-Front bauliche Befunde auf einen eingestellten, stirnseitig mit dem Turm verbundenen Wohnbau weisen. Sein Mauerwerk ist dem des Turmes sehr ähnlich und dürfte somit gleichzeitig sein. Südl. der Kernzone befindet sich auf einer Abtreppung des Hügels die rom. Burgkapelle, ein rechteckiger Apsidensaal, dessen urspr. O-Abschluss einem sma. Polygonalchor weichen musste. Das lagige, hammerrechte Mauerwerk des Primärbaues lässt zeitliche Verwandtschaft zum Wohnturm vermuten. Östl. der Kapelle laufen Reste eines frühen Beringabschnittes aus kleinen hammerrechten Blöcken hangabwärts, ohne die urspr. Funktion oder Beziehung zu anderen Bauteilen erkennen zu lassen. Mglw. stammt der Mauerzug von einer frühzeitigen Ummauerung der temporär isolierten (?) Kapelle bzw. einer flankenartigen Zugangssituation. Die östl. etwas tiefer vorgelagerte Vorburg lässt im Zuge ihres Beringverlaufes im N und S einbezogene, hma. Teile aus lagig versetztem, hammerrechtem Material erkennen, wonach wohl schon im 12./13. Jh. eine entsprechende Anlage bestand. Eine vermauerte Rundbogenöffnung im Zentrum der S-Seite geht mglw. auf eine frühe Torsituation zurück. Zum Teil im späten Mittelalter, wie der Chorbau der 2. H. d. 14. Jhs. anstelle der rom. Apsis nahelegt, vor allem aber nach der Übernahme durch Jakob Rott 1550, kam es zu ausgedehnten Bautätigkeiten, die den Bau in eine fnz., leicht bastionär befestigte Schlossanlage umformten. Der östl. Teil wurde mit einem zentralen Zugbrückentor, einem eckbetonenden Rundturm und einer zumeist südl. orientierten, mehrphasigen Verbauung zur Vorburg ausgebaut, der Kapellenbereich wurde als rundturmverstärkter Zwinger in angeschlossene Neubauten des 16. Jhs. einbezogen. Gegen die stark überhöhte nördl. Bergseite, wo ehem. später verebnete Grabensicherungen zu vermuten sind, wurden ausgedehnte Zwingeranlagen gerichtet. Die bereits stark gefährdete Burganlage wird seit der Übernahme durch den „Bund zur Errichtung und Erhaltung einer österreichischen Jugendburg“ baulich gesichert und nutzungsgemäß adaptiert. Die Kapelle und angeschlossene Gebäude sind unter Dach und werden vom Bund genützt. Im kleinen Rahmen erfolgen laufend weitere Arbeiten, eine nachhaltige Sicherung, vor allem des Bereiches Wohnturm/Wohnbau, wurde 1999 begonnen und in der Zwischenzeit abgeschlossen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Ausgedehnte, burgenkundlich bedeutende Burgruine. Die Anlage wird von der „Burgengemeinschaft zur Erhaltung der Burg Streitwiesen" betreut. Mit Ausnahme der Vereinsräume und der Kapelle ist das tlw. in Arbeit stehende Ruinengelände ganzjährig frei zugänglich.
Gasthäuser GH „Zur Ruine" in Streitwiesen, GH „Zur Post" in Weiten, GH „Weitentalhof" in Weiten-Am Schuss.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 10 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 411 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 564 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 196
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1155 ff.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 341
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 37/1998, 866 ff.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 593
  • Erich Lehner, Burgkapellen in Niederösterreich. Dissertation Technische Universität Wien 1985, 556 ff.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, Nr. 65
  • Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 116 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 593
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 117 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 229
  • Gerhard Stenzel, Österreichs Burgen. Himberg 1989, 140 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 118
  • Franz Zach, Karl Turetschek, Streitwiesen. Veste und Jugendburg. Dokumentation zur Zeit- und Baugeschichte (1144–1996). Eigenverlag 1999
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 281
  • Andreas Zajic, „Zu ewiger gedächtnis aufgericht“. Grabdenkmäler als Quelle für Memoria und Repräsentation von Adel und Bürgertum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel Niederösterreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 45, Wien–München 2004, Kat.Nr. 47 und Reg. 227
Streitwiesen. Ansicht der Burg von SO (1984) - © Leopold Mayböck
Streitwiesen. Ansicht der Burg von SO (1984)
© Leopold Mayböck
Streitwiesen. Ansicht der Burg von O (1998) - © Thomas Zoder
Streitwiesen. Ansicht der Burg von O (1998)
© Thomas Zoder
Streitwiesen. Ansicht der Burg von SW (2003) - © Thomas Kühtreiber
Streitwiesen. Ansicht der Burg von SW (2003)
© Thomas Kühtreiber
Streitwiesen. Ansicht des Wohnturmes von N (1999) - © Thomas Zoder
Streitwiesen. Ansicht des Wohnturmes von N (1999)
© Thomas Zoder
Streitwiesen. Ansicht des südwestlichen Eckturmes (1984) - © Leopold Mayböck
Streitwiesen. Ansicht des südwestlichen Eckturmes (1984)
© Leopold Mayböck
Streitwiesen. Hochmittelalterliches Mauerwerk an der Turm-N-Mauer (2005) - © Patrick Schicht
Streitwiesen. Hochmittelalterliches Mauerwerk an der Turm-N-Mauer (2005)
© Patrick Schicht
Streitwiesen. Ansicht der Burgkapelle von S (2005) - © Patrick Schicht
Streitwiesen. Ansicht der Burgkapelle von S (2005)
© Patrick Schicht
Streitwiesen. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Streitwiesen. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Streitwiesen. Bauphasenplan (2007) - © Grundlage: BDA; Baualter: Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht; Digitalisierung: Patrick Schicht
Streitwiesen. Bauphasenplan (2007)
© Grundlage: BDA; Baualter: Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht; Digitalisierung: Patrick Schicht