Hauptburgenname
Strögen
ID
2290
Objekt
Burgstall
KG
Strögen
OG/MG/SG
St. Bernhard-Frauenhofen
VB
Horn
BMN34 rechts
696585
BMN34 hoch
392510
UTM 33N rechts
544703.11
UTM 33N hoch
5390766.7
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Knapp westl. von Horn von der B 2 zur Kirche von Strögen (grüner Wegweiser) abzweigen und neben dem Friedhofseingang parken. RAD: Der in Altenburg beginnende „Klosterweg“ kreuzt knapp östl. von Strögen die B 2. Von hier kurzer Abstecher zur Kirche.
Geschichte
1067 gibt Bf. Altmann v. Passau Zehentanteile der „ecclesia Stregen“ dem von ihm gegründeten Kloster St. Nikolai. Allerdings handelt es sich bei dieser Stiftungsurk. um eine Fälschung von 1138/39. Die Pfarre soll durch die Gfn. v. Poigen-Regau an das Stift Altenburg gekommen sein, dafür finden sich jedoch keine Quellen. Ein entsprechender Vorgang ist erst 1349 urk. belegt. Um 1135 erscheint unter den Gefolgsleuten der Adelheid v. Wildberg-Hohenburg Dietmar v. Strögen (UbE II, 722 f. Anhang Nr. 13). Weitere Strögener, wohl ritterständische Personen, erscheinen auch weiterhin, so um 1223 Hesso v. Strögen und um 1290 Karl v. Strögen. Friedrich Reichzinger v. Strögen erscheint 1284 als Gatte der Gisela v. Sulz, so ist erklärbar, dass zwischen 1319/35 Konrad d. Sulzer hier begütert ist. Während der Hussiteneinfälle dürfte die Kirche zerstört worden sein, denn 1437 wird sie neu geweiht. 1619, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, zerstörten „Rebellanten“ (Angehörige der protestantischen Stände) Kirche und Pfarrhof, letzte Bauschäden wurden erst 1661 behoben.
Text
G.R.
Lage/Baubeschreibung
2,1 km südsüdöstl. von St. Bernhard, etwa 500 m südöstl. des Ortskernes von Strögen steht die weithin sichtbare Pfk. Hll. Peter und Paul. Sie bildet mit dem umgebenden Friedhof, dem ehem. Pfarrhof und dem anschließenden Meierhof ein ausgedehntes Ensemble, das eine von der Kleinen Taffa umspülte Geländeterrasse nutzt. Nach Schwammenhöfer steht die Kirche auf den Erdsubstruktionen einer ehem. Burganlage des ausgehenden 11. Jhs. Die ein gedrungenes Oval bildende Kirchhof- bzw. Friedhofmauer folgt demnach dem Verlauf eines verebneten Ringwalles. An der NO-, O- und SO-Seite sind verm. Reste peripherer Anlagen erhalten. Schwammenhöfer erwähnt 2 Geländestufen, auf einer verläuft heute ein Feldweg, der die fast kreisrunden, konzentrischen Strukturen dieser Anlagen nachzeichnet. Besonders gut ist die Situation auf Luftbildern zu erkennen. Sie zeigen, wie das Areal des Pfarrhofes und des Meierhofes in das Rund der Kirchhofmauer schneidet, die wohl die innerste Befestigungslinie angibt. Durch diese jüngeren Bebauungen und die westl. angelegte Straße sind hier keine Spuren einer Befestigung mehr vorhanden. Im Bereich der Geländestufen wurden Keramikfragmente aufgelesen, die nach Schwammenhöfer ab dem 12. Jh. datieren. Die im Zentrum des Kirchhofes situierte Kirche besteht im Wesentlichen aus einem rom. Langhaus, einem relativ langgestreckten Chor mit Polygonalschluss und einem im südl. Chorwinkel angestellten Turm. Das Langhaus ist zum größten Teil nicht verputzt und zeigt Bruchsteinmauerwerk aus lagigen, sehr kleinen, hammerrechten Steinplatten und zonal eingeschobenen quaderhaften Blöcken sowie Opus spicatum-Lagen. An der Basis und tlw. an den Ecken sind zudem große aufgestellte Steinplatten versetzt, die Großquader vortäuschen. Die örtlich in Regellosigkeit abgleitende Mauerstruktur dürfte eine Datierung in das frühe 12. Jh. rechtfertigen. Die W-Seite des Langhauses lässt aufgrund zweier Baunähte eine urspr. basilikale Gliederung vermuten, die im Zuge späterer Baumaßnahmen aufgegeben wurde und im Inneren keine Spuren hinterlassen hat. Der 3-jochige, mit Strebepfeilern und Maßwerkfenstern ausgestattete Chor wurde im 14. Jh. erbaut, dabei auch das Langhaus geringfügig verlängert. Der mächtige Turm wurde zuletzt angebaut, nach den Detailformen noch im 14. Jh., mglw. im Zusammenhang mit der Inkorporation nach Altenburg 1349. Das Innere und die Fenster des Langhauses gehören der Erneuerung von 1661 an. Die nicht mehr besonders hohe Kirchhofmauer zeigt über längere Abschnitte lagerhaftes hma. Mauerwerk, das dem der Kirche – mit Ausnahme der Lagigkeit – verwandt ist und zudem ausgeprägte Einschübe von Opus spicatum aufweist, womit eine Datierung ins 12. Jh. wahrscheinlich ist. Abschnitte mit jüngeren Mauerstrukturen heben sich deutlich ab und stammen erst aus dem späten Mittelalter. Im 15. Jh. entstanden im NW eine spätgot. Toranlage mit Fahr- und Nebentor sowie 2 Mauerzüge mit spätgot. Portalen, die den Bereich des Pfarrhofes vom übrigen Kirchhof abgrenzen. Einige der isolierten Baukörper des Meierhofes, insbesondere der große hallenartige Speicherbau im W, dürften ebenso auf das 15. Jh. zurückgehen, sonst stammen die erhaltenen Gebäude aus dem 17.–19. Jh. Am Kirchturm und an der Toranlage vermauerte Steinköpfe und Plastiken sind in ihrer Datierung umstritten, dürften jedoch auf die Romanik zurückgehen. In Strögen lässt sich wohl ein früher, mit Kirche ausgestatteter Siedlungs- bzw. Herrschaftsaufschluss vermuten, der noch im späten Mittelalter Sitz einer ritterständischen Fam. war. Wo sich der Sitz innerhalb des heutigen Komplexes befand, bleibt unbekannt. Die spätgot. Um- und Ausbauten fallen wohl in die Zeit nach der Aufgabe der Burg bzw. des Sitzes, als ein befestigtes pfarrliches Zentrum mit Wirtschaftsfunktion entstand.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Erkennbare Befestigungsanlage mit rom. Kirche und Pfarrhof. Außenbereiche frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Sehenswerte Gebäudegruppe mit rom.-got. Kirche, ehem. Pfarrhof und Meierhof anstelle einer ehem. Hausberganlage.
Gasthäuser
GH Schmiedl in Brunn an der Wild, GH Dunkler in Steinegg, GH Eisenhauer in Altenburg, Heurigenschenke Eder in Altenburg.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 371 f.
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 509 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1157 f.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 574
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 345 ff.
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale IV. Viertel ober dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 80
- Benedikt Wagner, Poigen, der alte Name von Altenburg. In: Fundort Kloster. Archäologie im Klösterreich. Fundber. Österr. Materialheft A 8, Wien 2000, 37–47, 42, 43
- Johannes Waldherr, Verschwundene Burgen und Herrenhäuser sowie vergessene Kulturbringer des Waldviertels. Ungedrucktes Manuskript. o. O., o. J., 249