Hauptburgenname
Thaya
ID
2297
Objekt
Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse
3842 Thaya, Bahnhofstraße 1a
KG
Thaya
OG/MG/SG
Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
673642
BMN34 hoch
413470
UTM 33N rechts
521407.17
UTM 33N hoch
5411312.91
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Waidhofen an der Thaya von der B 5 (Göpfritz–Heidenreichstein) Richtung Thaya abzweigen, ca. 5 km, im Ortsgebiet parken. RAD: Der Ort Thaya ist über den „Thayatalweg" erreichbar.
Geschichte
Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ das Burgrecht in Thaya inne und ein Amt eingerichtet. Als Zehentpächter des Stiftes sind 1303 Chunradus de Tya, 1307 und 1323 Leutoldus de Tya, 1333 Hermannus de Tya, 1337 die Erben des Hermann und Johannes, 1340 Leutolds Sohn und 1351 Teuslinus de Tya genannt. Im Jahre 1306 ist erstmals Heidenreich v. Thaya als Zehentpächter des Amtes Bruck nachweisbar, als er erklärt, auf mehrere Zehente kein Recht zu haben und diese vom Stift pachtet. 1317 nennt er sich „iudex“, 1324 „iudex de Tya“, 1340 ist sein Sohn Leutold vermerkt, um 1345/46 stirbt Heidenreich offenbar, seine Witwe folgt ihm als Zehentpächterin nach. 1351 verkauft Leutold v. Tya dem Stift Herzogenburg den halben Zehenthof zu Thaya, den sein Bruder Heidenreich vom Stift zu Lehen hatte; im selben Jahr erwirbt das Stift die andere Hälfte von Weygel v. Teyau. Der Markt Thaya kommt 1386 als ldfl. Lehen durch Hzg. Albrecht III. an Pilgrim v. Puchheim, 1391 an seine Halbbrüder Albrecht und Georg; 1423 belehnt Hzg. Albrecht V. Jörg v. Puchheim mit seinem väterlichen Erbe. 1433 setzen sich die Hussiten in Thaya fest, 1455 wird Jörg v. Puchheim mit dem Markt von Kg. Ladislaus Postumus belehnt, 1485–1493 ist der Ort von ungar. Söldnern besetzt, die 1493 durch kaisl. Truppen vertrieben werden. 1522, 1530 und 1534 erfolgen weitere Belehnungen an die Fam. Puchheim. 1629/30 kommt Thaya wegen einer Schuldverschreibung an Nikolaus Schramb, der den Markt 1634 an Simon Hieronymus Frh. v. Sprinzenstein abtreten muss; nach Streitigkeiten ist Thaya zeitweilig im Besitz des Wenzel Bernhard v. Peuger zu Nieder-Edlitz, danach ist es bis 1848 mit der Hft. Waidhofen an der Thaya verbunden.
Text
M.J.
Lage/Baubeschreibung
Der Bau liegt im östl. Bereich des Ortes, knapp südöstl. der Pfk. am Beginn der Bahnhofstraße, die von der Ortsdurchfahrt abzweigend auch zur Wüstung Hard führt. Der heute völlig in die nördl. Häuserzeile der Straße eingebundene, 2-gesch. Bau lässt bereits bei oberflächlicher Betrachtung ein höheres Alter vermuten. Eine Planaufnahme durch H. Plach zeigt straßenseitig einen 11 x 8 m großen Rechteckbau, der über eine Toreinfahrt im W erschlossen wird und noch die ma. Binnengliederung aufweist. Im Obergeschoß ist die ehem. Rauchküche situiert. Nördl. wird der Bau durch einen 10 x 6 m großen, etwas aus der Achse des Wohnbaues verschobenen Wirtschaftsbau ergänzt, zusätzliche Erweiterungen des 15. Jhs. sind hofseitig orientiert. Im Obergeschoß des Wohnbaues sind hofseitig 3 Schartenöffnungen vorhanden, es erscheint allerdings zweifelhaft, diese als Wehrelemente zu sehen. Sämtliche Räume sind mit Gewölben, z. T. mit Stichkappen, ausgestattet, die Obergeschoße zeigen mit Ausnahme der ehem. Küche Holzbalkendecken. Obwohl Plach den Bau mglw. als „Zehenthof" sieht, wäre durch die Vergabe an div. Personen eine zumindest bedingte oder temporäre Sitzfunktion anzunehmen, sollten sich die urk. Nachrichten tatsächlich auf diesen Bau beziehen. Heute ist der im nötigen Ausmaß restaurierte und adaptierte, noch sehr stimmungsvolle Bau als Heimatmuseum genutzt.
Text
G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Restaurierter, in die dörfliche Bebauung integrierter Komplex. Im Rahmen des Heimatmuseums zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Im Gebäude ist heute das Heimatmuseum Thaya eingerichtet, das u. a. einen Überblick zur Orts- und Pfarrgeschichte, die Dokumentation zur Wüstung Hard und zu weiteren Kultur- und Bodendenkmälern der Gemeinde vermittelt. Öffnungszeiten: Mitte Mai–Ende Oktober: So 10–12 Uhr. Sonderführungen sind nach rechtzeitiger Anmeldung am Gemeindeamt Thaya möglich.
Gasthäuser
GH Haidl in Thaya.
Literatur
- Wilhelm Bielsky, Die ältesten Urkunden des Kanonikatstiftes Sanct Georgen in Unterösterreich von 1112 bis 1244. AÖG 9, 1853, 305–350, 251, 253
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 90
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 386
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 526
- Augustin Dimter, Beiträge zur Geschichte der landesfürstlichen Pfarre Thaya. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 7, St. Pölten 1903, 270–275, 299
- Franz Eichmayr, Kleiner Beitrag zur Geschichte des Marktes Thaya. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 30, 1896, 271
- Gottfried Edmund Friess, Die Herren von Kuenring. Ein Beitrag zur Adelsgeschichte des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. Wien 1874, 131, 133
- Karl Gutkas, Der Mailberger Bund von 1451. Studien zum Verhältnis von Landesfürst und Ständen um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 74, Wien 1966, 51–94, 345–392, 376
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, D 11
- Günther Katzler, Die Zehente des Stiftes St. Georgen–Herzogenburg von seiner Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Studien zum Herzogenburger Zehentpachtregister 1299–1339. Ungedruckte Diplomarbeit Universität Wien 2003, 92–96
- Hans Plach, Das älteste Haus in Thaya, Ein Zehenthof des Klosters St. Georgen. Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 1/1978, Thaya 1978, 25–29
- Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 450
- Florian Schweitzer, 800 Jahre Thaya. Thaya 1975, 72 f.
- Michael Faigl (Hg.), Die Urkunden des regulierten Chorherrenstiftes Herzogenburg vom Jahre seiner Übertragung von St. Georgen 1244–1450. Wien 1886, Nr. 25
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 210 f.