Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Thunau
ID 2301
weitere Burgennamen Schimmelsprung
Objekt Burgruine
KG Thunau am Kamp
OG/MG/SG Gars am Kamp
VB Horn
BMN34 rechts 699501
BMN34 hoch 383277
UTM 33N rechts 547778.63
UTM 33N hoch 5381589.81
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Gars am Kamp von der Kamptalstraße (B 34) nach Thunau abzweigen. Nach der Eisenbahnkreuzung links Richtung Tautendorf, in der ersten Haarnadelkurve nochmals links abzweigen und bis zum südl. Ortsende fahren (Park- und Umkehrmöglichkeit). Von hier dem Wanderweg entlang der Eisenbahn bis zum Einschnitt (ca. 300 m) folgen, über den der Aufstieg (blaue Markierung, Richtung Schimmelsprung, Wachtberg) zur Ruine führt. Alternativ: Richtung Tautendorf weiterfahren, bis zur Einfahrt zum Grabungscamp der „Schanze“, von wo ein Waldweg über die archäologischen Stätten zur Bergseite der Burg führt. RAD: Im Zuge des „Kamptalweges“ in Gars am Kamp nach Thunau abzweigen bzw. vom „Waldviertelweg“ in Tautendorf ein kurzes Stück bis zur Einfahrt der „Schanze“. ZU FUSS: Vom Ort führt ein blau markierter Wanderweg zur „Schanze“ und zur Ruine.
Geschichte Schopf sieht als Gründer der Hft. Nizo v. Kuenring-Gars-Krems, den Bruder des wohl jüngeren Erchenberts v. Gars, den Stammvater der Bgfn. v. Gars. Erst um 1200 erscheint der Ministeriale Heinrich v. Thunau („Tumbenowe“), der zur hzgl. Gefolgschaft des Kamptals gezählt werden kann. Die Frage nach seiner näheren Herkunft muss jedoch vorerst unbeantwortet bleiben. Heinrich erscheint mehrfach, u. a. als Kämmerer Leopolds VI., in hzgl. Urk., 1209 auch im Stiftungsbrief von Lilienfeld. Nach 1212 sind keine Nennungen mehr bekannt. Die nur kurze Zeit bestehende Hft. fällt – nach Schopf – mglw. an die nächsten Verwandten, die Bgfn. v. Gars oder die Hrn. v. Buchberg. E. d. 14. Jhs. nennt das Garser Urbar Besitz in Thunau, der Sitz ist zu jener Zeit verm. bereits aufgegeben.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine erhebt sich 1,6 km südwestl. von Gars am Kamp auf einem schmalen, hoch über dem rechten Kampufer vorspringenden Felssporn. Ca. 500 m nordwestl. liegt auf der „Holzwiese“ das Grabungsgelände der fma. Höhensiedlung. Die der Topographie folgende, W-O-orientierte Burganlage erstreckt sich über eine Länge von rund 88 m und eine Breite von 23–35 m. Mit Ausnahme der westl. Zugangsseite fallen alle Seiten des 90 m über dem Tal aufragenden Felssporns steil bis senkrecht ab. Den Zugang sichern 3 Grabenvorlagen mit zwischengeschobenen, starken Wallriegeln, von denen der innere bereits Reste von Mauereinbauten zeigt. Weitere Mauerreste lassen auf ehem. weitere, die Zugangsseite der Hauptburg zangenartig umfassende, periphere Anlagen schließen. Die eigentliche Burg besteht aus einem kleinräumigen, unregelmäßigen Kernbereich auf einem Felsstock im W und einem offensichtlich sekundären Erweiterungsbau, der die lang gestreckte, östl. zum Tal orientierte, tiefere Terrasse des Sporns einnimmt. Der Kernbereich weist Mauerteile einer komplexen, mehrphasigen Bebauung auf, u. a. Reste eines sekundär eingestellten Bergfrieds in der NW-Ecke und eines flankenartig angelegten Burgtores im N, das aufgrund der Lage über senkrechten Felswänden nur mittels einer aufwändigen Holzkonstruktion erschlossen werden konnte. Der Erweiterungsbau umfasst den bedeutenderen Teil der Gesamtfläche. In den fast geradlinig verlaufenden Bering ist nördl. ein kleines, 2-teiliges Gebäude und östl., am talseitigen Ende ein quer gestellter, durch Lichtscharten erhellter Palasbau mit ca. 19,60 x 7,50 m Lichtweite eingebunden. Im NW des Berings befindet sich eine Poterne mit rechteckigem Sturz, eines der wenigen erhaltenen, architektonischen Details. Mit der Anlage des Erweiterungsbaues muss mit der Verlagerung des Zuganges an die S-Seite gerechnet werden, wo der die Altburg umfassende jüngere Bering in 2 Bauphasen zwingerartige Verstärkungen bzw. Erweiterungen erhielt. Der Kernbau zeigt ein lagiges Bruchsteinmauerwerk, bestehend aus kleinen, rundlichen bzw. blockhaften Steinen und eingeschobenen Ausgleichslagen aus differierend hellen Steinplättchen sowie unterschiedlich ausgeprägten Opus spicatum-Lagen. Eine Datierung in Zusammenhang mit der Nennung von 1196 muss erwogen werden, obwohl das Mauerwerk auch im frühen 13. Jh. denkbar ist. Abweichend sind die eingestellten Bergfriedmauern aus großformatigem, quaderhaftem Material, das eine großräumige Datierung in die 1. H. d. 13. Jhs. zulässt. Im Erweiterungsbau legt lagerhaftes, nur tlw. der Einzellage verhaftetes Bruchsteinmauerwerk ohne Abgleichhöhen eine Datierung in die 1. H. d. 13. Jhs. nahe. Die weitere Innenbebauung des Kernbaues ist ebenfalls dem 13. Jh. zuzuweisen, nach 1300 dürften auf der Burg keine Bautätigkeiten mehr stattgefunden haben. Die wegen ihres bereits frühzeitig hohen Ausbaustandards bemerkenswerte Burganlage wurde zu den sog. „Abschnittsburgen" des Kamptals gezählt, einem wiederholt postulierten, funktionell orientierten Burgentypus. Diese generell mit Vorsicht zu sehende Typisierung bestätigt gerade bei dieser mehrphasigen, heterogenen Anlage die Unzulänglichkeiten solcher Schematisierungen, da alle Charakteristika dieses Typus hier erst durch Erweiterungen entstanden sind, wozu auch die vorgelegten Grabenanlagen zählen können.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Ausgedehnte, tlw. stark verfallene, jedoch burgenkundlich interessante Burganlage. Durch neu geschaffene Aussichtspunkte nach Schlägerungen und Freilegungen vermehrt touristisch erschlossen. Das ungesicherte Gelände ist ganzjährig frei zugänglich. Örtlich Absturzgefahr.
Gasthäuser GH „Platzlwirt" in Gars, GH „Poldiwirt" in Gars, GH Erlinger in Kamegg.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 42
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 117 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 148 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1177
  • Anton Ehrenberger, Hubert Obenaus, Burgen und Feste Häuser des Mittelalters im Garser Raum. Sonderausstellung Heimatmuseum Gars. Gars 1990, 32
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 90
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 544
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn. Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, 526 ff.
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 VI, 196 f.
  • Gerhard Reichhalter, Die Burgruine Schimmelsprung. Gruber Burgblätter 11 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1993
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 91 f.
  • Hubert Schopf, Beiträge zur Besitz- und Herrschaftsgeschichte des mittleren und unteren Kamptales. Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung Wien 1989, 243
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 223
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 233
Thunau. Ansicht der Hochburg von SO (2006) - © Thomas Zoder
Thunau. Ansicht der Hochburg von SO (2006)
© Thomas Zoder
Thunau. Außenansicht des S-Berings (1999) - © Gerhard Reichhalter
Thunau. Außenansicht des S-Berings (1999)
© Gerhard Reichhalter
Thunau. Innenansicht der NW-Ecke der Vorburg (1988) - © Leopold Mayböck
Thunau. Innenansicht der NW-Ecke der Vorburg (1988)
© Leopold Mayböck
Thunau. Außenansicht des S-Berings (1999) - © Gerhard Reichhalter
Thunau. Außenansicht des S-Berings (1999)
© Gerhard Reichhalter
Thunau. Bauphasenplan (2008) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Thunau. Bauphasenplan (2008)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht