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Hauptburgenname Thurnberg
ID 2304
Objekt Burgruine
KG Thurnberg
OG/MG/SG Krumau am Kamp
VB Krems-Region
BMN34 rechts 687367
BMN34 hoch 385534
UTM 33N rechts 535612.23
UTM 33N hoch 5383633.81
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Die Burgstelle ist über einen verwachsenen Waldweg vom Ort aus, oder weglos von der darunter vorbei führenden Straße nach Tiefenbach zu ersteigen.
Geschichte 1209 wird ein „Sibito de Durrenberc“ urk. genannt, 1281 das „castrum Thuernberch“. 1346 ist „Tuernberch“ Besitz des Konrad Fritzelsdorfer, seine Witwe bringt den Besitz an ihren 2. Mann Ulrich Streun, der sich 1356 danach nennt. 1372 erscheint Jörg Öder als Bgf. der Streun auf Thurnberg. In der Zwischenzeit ist Thurnberg offenbar im Besitz des Hans v. Kaja zu Idolsberg. Um 1440 gelangt es an Jakob Kienberger (s. OÖLA, HA Freistadt, Urk. Kt. 2, Nr. 41). Nach dessen Parteinahme für die mährische Seite in den Vormundschaftskämpfen um Ladislaus Postumus wird die Burg 1448 von Truppen der niederösterr. Stände zerstört und nicht wieder aufgebaut. 1544 wird sie von Eustach Enenkel zu Groß als „öder Burgstall“ an Christoph Lamberg zu Poppendorf verkauft, als solcher wird die Burg als Teil der Hft. Idolsberg nochmals 1565 erwähnt. Grundeigentümer sind heute die Österr. Bundesforste.
Text G.R., A.H.Z., T.K.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 2,9 km nordöstl. von Krumau am Kamp auf dem „Hörhügel“, einer vom Kamp umflossenen, markanten, spornartigen Geländezunge am linken Ufer westl. bzw. oberhalb des Ortes Thurnberg. Der NW-SO-laufende, dicht bewaldete Felssporn oberhalb der Straße Thurnberg–Tiefenbach wird bergseitig durch 2 Abschnittsgräben abgeriegelt, die ein relativ stark ausgebautes Vorwerk isolieren. Das künstlich hergestellte ovale Plateau weist bergseitig einen 2–3 m hohen Schildwall auf, hinter dem eine ca. 8 x 6 m große Fläche Platz für Gebäude bot. Südöstl. schließt eine weitere, schmäler werdende und allmählich abfallende Fläche an, die ebenso bebaut gewesen sein könnte. An den Flanken des Plateaus zeichnen sich im Gelände schmale Wallstufen ab. Das völlige Fehlen von Mauerresten oder -spuren lässt wohl eine hölzerne Bebauung vermuten, was durch aufgefundene Reste von Hüttenlehm bestätigt erscheint. An den Hängen aufgelesene Keramikfunde datieren in das 14. Jh. Dem Vorwerk folgt der besonders tiefe, aus dem Fels geschrämte 2. Abschnittsgraben. Das dahinter anschließende Areal bot Raum für eine insgesamt ca. 70 x 30 m große Burganlage, wobei eine ca. 55 x 20 m große Fläche davon auf die eigentliche, dem Gelände folgende Kernburg entfällt. An der NW-, NO- und SO-Seite sind Mauerteile eines relativ regelmäßig, weitgehend gerade verlaufenden Berings erhalten. An der nordwestl. Bergseite, die als Hauptstoßrichtung anzunehmen ist, bildet er neben einer zurückgezogenen Flanke einen keilförmigen Vorsprung aus. An der gegenüberliegenden südöstl. Talseite sind die Reste eines massiven, mit dem Bering verzahnten, relativ großen Turmes mit 2,25 m Mauerstärke erhalten, dessen NO-Seite ca. 11 m maß. Nördl. neben dem Turm befand sich innerhalb der 2,15 m starken Ringmauer das flankenförmig angelegte Tor. Im Inneren der Kernburg weisen Schutthügel und Mauerreste auf ehem. Innenbebauungen. Auf der nordwestl., nordöstl. und südöstl. Hangstufe sind Teile einer die Kernburg an 3 Seiten umfassenden Vorburg- bzw. Zwingeranlage erhalten, die im O verm. ein kleines, sekundär errichtetes Gebäude integrierte, im N mit einem innen offenen, kleinen Schalenturm verstärkt war. Ein weiterer, talseitiger Graben begrenzt das Areal gegen den südöstl. sich zur Straße absenkenden Sporn, über dessen Rücken ein Altweg bergwärts führt um sodann die SO-Flanke der Burg zu passieren. Eine Erhebung südöstl. des Grabens zeigt verschüttete Mauerreste einer Bebauung, mglw. eines zugangssichernden südöstl. Vorwerkes. Anhand des zu niederen Paketen zusammengefassten Bruchsteinmauerwerks sind die erhaltenen Teile der Kernburg wohl einheitlich in die 2. H. d. 13. Jhs. („castrum“-Nennung 1281) zu datieren. Die erhaltene Substanz lässt auf eine relativ regelmäßige Anlage schließen, die neben dem torsichernden SO-Turm verm. auch mit einem bergseitigen 5-Eck-Turm ausgestattet war und die im späten Mittelalter (vor der Zerstörung 1448, womit ein sehr frühes Beispiel eines runden Schalenturmes gegeben ist) durch äußere Zwingeranlagen zusätzlich gesichert wurde.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene Burgruine, erschwert zugänglich und begehbar, frei zugänglich.
Literatur
  • Martin Aigner, ungedruckte Manuskripte und Vermessungspläne zu Niederösterreichischen Burganlagen, (Thurnberg)
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 35
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder, Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 17 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 32
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 199 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 271 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 198
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1245
  • Stephan Fordinal, Verödete Bauwerke und abgekommene Siedlungen im Krumauer Gebiet. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 165–169, 167
  • Stephan Fordinal, Burg und Ort Thurnberg am Kamp. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 885–889
  • Franz Fux, Thurnberg und seine Burg. In: Heimatbuch der Marktgemeinde Krumau am Kamp (hg. v. Marktgemeinde Krumau am Kamp), Krumau am Kamp 1995, 905–906
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, D 327
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 101
  • Günter Marian, "Eur genaden wölen ja vest pey dem liewen wartt Gottes halten…" Eustach Enenkels Briefe aus Sachsen an Julius I. von Hardegg 1537–1540. nöla. Mitteilungen des NÖ Landesarchivs 12, 2005, 58–83, 62 u. Anm. 28
  • Alois Plesser, In Vergessenheit geratene Burgen und Schlösser des Waldviertels. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 2, 1904/05, Wien 1905, 10–15, 22–26, 81–87, 136–137, 183–186, 82 f.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 263
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 232
Thurnberg. Mauerwerk des Berings (2000) - © Gerhard Reichhalter
Thurnberg. Mauerwerk des Berings (2000)
© Gerhard Reichhalter
Thurnberg. Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: Martin Aigner; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Thurnberg. Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: Martin Aigner; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht