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Hauptburgenname Tursenstein
ID 2306
weitere Burgennamen Ödes Schloss, Stein am Kamp, Lichtenstein
Objekt Burgruine
KG Altenburg
OG/MG/SG Altenburg
VB Horn
BMN34 rechts 696420
BMN34 hoch 388171
UTM 33N rechts 544613.97
UTM 33N hoch 5386427.29
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Altenburg liegt an der B 38 (Horn–Zwettl–Karlstift). An der Ortsdurchfahrt liegt ein großer Parkplatz für Besucher des Stiftes. Zunächst dem Wanderweg (rote Markierung) nach Steinegg bis zum Forsthaus im Graben folgen, hier über die Spitzkehre auf die andere Talseite wechseln (grüne Markierung). Nach 900 m zweigt links der Weitwanderweg Nr. 06, 620, 658 (rote Markierung, Wegweiser „Ödes Schloß“) ab, der nach 1,7 km (zuletzt rechts halten) die Burgstelle erreicht. Für den Fußweg ist rund 1 Std. zu planen. RAD: Im Zuge des „Kamptalweges“ erreicht man Altenburg. Von hier zu Fuß weiter w. o.
Geschichte Als Gründer der Hft. und Burg Stein gelten die Gfn. v. Poigen-Rebgau. Nach Weltin ist die Gründung im Zeitraum nach der Niederlage von Mailberg anzunehmen, im Zusammenhang mit Gf. Adalbert und seinen Söhnen. Im frühen 12. Jh. tritt ein Wolfker v. Stein urk. in Erscheinung, der später als Gf. Wolfker v. Nalb zu identifizieren ist. Bereits im 12. Jh. folgen den Gfn. v. Poigen kurzfristig die Gfn. v. Hohenberg, später gelangt die Burg an Hzg. Leopold VI. Unter den Babenbergern wird die Burg an Lehensträger vergeben, von denen jedoch keiner bekannt ist. 1265 wird sie wieder genannt, als Kg. Ottokar II. eine Reihe von Burgen niederreißen lässt, darunter „der Purchstal genannt der Stayn ...“. 1288 wird als Lehensträger der Sonnberger ein Heinrich v. Stein angenommen. Vor 1337 fällt der Sitz an die mit den Sonnbergern verwandten Tursen. 1337 wird Reinprecht d. Turs vom Landesfürsten mit dem „Stain auf dem Champ“ belehnt und erhält die Erlaubnis zum Wiederaufbau und Ausbau der Burg. Nach dessen Tod fällt sie 1367 an Ulrich v. Pernstein, der 1377 an Ulrich v. Maissau verkauft. 1396 übergibt Hzg. Albrecht IV. die Burg dem Stift Altenburg, das gegen beträchtliche Abgeltungen den Sitz abreißen lassen konnte. 1419 wird bereits von „dem wüsten Platz, wo einst das Schloss Tursenstain gestanden“ berichtet.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt auf dem sog. „Kleinen Umlaufberg“, einem hoch aufragenden, z. T. senkrecht zum Kamp abfallenden Felskegel, 1,7 km südsüdöstl. von Altenburg. Der Burgberg am linken Kampufer wird an 3 Seiten vom Fluss umspült und ist nur durch eine schmale, sattelartige Geländebrücke mit dem nördl. Hinterland verbunden. Das ungefähr 3-eckige Plateau des Burgberges, ließ eine rund 80 m lange, im S 50 m breite Bebauung zu, die die Kernzone der Burg bildete. Im N, wo durch den tiefen natürlichen Sattel und das felsige Gelände auf einen Graben verzichtet werden konnte, bildet sie eine schmal zulaufende Spitze aus. Der Zugang erfolgte über den NO-Hang, wo sich aufgrund von Terrassierungen und Mauerresten wohl ein ausgedehnter, ummauerter, mit mehreren Gebäuden ausgestatteter Wirtschaftsbereich befand. Die dem Zugang zugewandte O-Seite der Burg wird von einem insgesamt 75 m langen, in wesentlichen Resten erhaltenen, nur leicht abgewinkelten Bering bestimmt, der sich im N polygonal um das spitz auslaufende Plateau legt. Im S ist die im Verband stehende Torwange einer offensichtlich flankenartig ausgebildeten Toranlage zu sehen, die auf einer vorspringenden Felsterrasse saß. Ausgehend vom Tor, zeigt der Bering auf einer Länge von 22 m verm. die ältesten erhaltenen Mauerteile der Burg, ein lagiges Bruchsteinmauerwerk aus hammerrechtem oder sorgfältig ausgewähltem Material mit starkem strukturellem Wechsel und partiellen Opus spicatum-artigen Einschüben aus der 1. H. d. 12. Jhs. Während nach 12 m eine (materialbedingte) Zäsur zu beobachten ist, sind die nördl. anschließenden Teile durch einen Neubau des 13. Jhs. ersetzt, die ganz im N gelegenen Teile sind wohl dem Wiederaufbau der 1. H. d. 14. Jhs. zuzuweisen. An den Torbereich setzen sekundäre Mauerteile an, die von einer südl. orientierten Vorburg (?) oder anderen zugangssichernden Bauteilen des 13. Jhs. stammen dürften. Der mäßig abfallende S-Hang wird durch einen Abschnittsgraben gesichert. Auf einer leicht erhöhten, ebenen, rund 50 x 20 m großen Terrasse im Zentrum des Plateaus ist ein gesondert ummauerter innerer Bereich zu erschließen. Die Bauteile, die sich hier befinden, sind meist stark verfallen und nur noch erschwert zu rekonstruieren. Im N sind Mauern eines polygonalen Turmes erhalten, dessen hammerrechte, zonal wechselnde Strukturen wohl in das ausgehende 12. Jh., spätestens um 1200 datieren. Er überbaut jedoch ältere Bauteile, wohl des ehem. Berings. Der westl. Steilabbruch ist von Resten des sehr verwinkelt angelegten Berings verkleidet, der nur allgemein in das 13./14. Jh. zu stellen ist. Er schloss im S an ein unregelmäßiges, im W spitz auslaufendes Gebäude (?) auf einem niedrigen Felssockel an. Entgegen der Erwartung, hier frühe Bauteile zu sehen, erlauben die Strukturen der relativ schwachen Mauern nur eine Datierung in das 13./14. Jh. Nördl. davon liegt ein zum Hof orientiertes, quadratisches, 2-gesch. erhaltenes Gebäude von 6,90 m Seitenlänge, das einen kreisrunden Lichtraum von 4,20 m Durchmesser aufweist. Der Zweck dieses in die 1. H. d. 14. Jhs. zu stellenden Gebäudes ist nicht bekannt, die Form lässt m . V. auf eine Funktion als Zisterne schließen. Eine breite Geländestufe im N und O der Kernburg zeigt Mauerreste einer weitläufigen Umfassungsmauer, die Felsspitze im N beginnt und bis zur Toranlage im SO verfolgbar ist. Anhand der Opus spicatum-artigen Mauerfüllung ist von einem hma. Zwinger auszugehen, der tlw. randständig verbaut war und mglw. als zusätzliche Sicherung für den Zugang konzipiert war. Im Bereich des Burgberges konnten – nach Lindtner – Keramikfunde aus dem 11./12. Jh. und dem 14./15. Jh. geborgen werden, wobei eine geringe Zahl dem 11. Jh. angehören könnte. Das Material des 15. Jhs. lässt entgegen der historischen Situation eine – wie immer geartete – Besiedlung oder Nachnutzung vermuten.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene Burgruine, frei zugänglich
Touristische Infrastruktur Ausgedehnte, stark verfallene, jedoch burgenkundlich interessante und landschaftlich reizvolle Burganlage. Das ungesicherte Gelände ist ganzjährig frei zugänglich, erfordert aber Trittsicherheit und wegen örtlicher Steilabstürze Vorsicht.
Gasthäuser „Klosterkuchl“ im Stift Altenburg, GH „Zur Post“ in Altenburg, GH Dunkler in Steinegg, GH „Goldener Adler“ in Fuglau.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 36
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 54 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 60 ff.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 30
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 35/1996, 555
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 37/1998, 843 f.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 617
  • Gerhard Reichhalter, Die Burgruine Tursenstein bei Altenburg. Gruber Burgblätter 8 (hg. v. Franz Josef Hampapa), Messern 1993
  • Anna Maria Sigmund, Das Öde Schloß. Besitzgeschichte der Feste Tursenstein am Kamp. Kamptal-Studien 1, Gars am Kamp 1981, 96–101
  • Benedikt Wagner, Poigen, der alte Name von Altenburg. In: Fundort Kloster. Archäologie im Klösterreich. Fundber. Österr. Materialheft A 8, Wien 2000, 37–47
  • Maximilian Weltin, Landesfürst und Adel – Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Österreichische Geschichte 1122–1278 (hg. v. Herwig Wolfram), Wien 1999, 218–261, 223
Tursenstein. Mauerwerk des N-Berings (1998) - © Gerhard Reichhalter
Tursenstein. Mauerwerk des N-Berings (1998)
© Gerhard Reichhalter
Tursenstein. Mauerwerk des N-Berings (2008) - © Thomas Zoder
Tursenstein. Mauerwerk des N-Berings (2008)
© Thomas Zoder
Tursenstein. Ansicht des N-Berings (2001) - © Thomas Zoder
Tursenstein. Ansicht des N-Berings (2001)
© Thomas Zoder
Tursenstein. Bauphasenplan (2007) - © Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Tursenstein. Bauphasenplan (2007)
© Grundlage und Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht