Hauptburgenname
Waidhofen
ID
2323
Objekt
Schloss
Adresse
3830 Waidhofen an der Thaya, Schlossgasse 1
KG
Waidhofen an der Thaya
OG/MG/SG
Waidhofen an der Thaya
VB
Waidhofen an der Thaya
BMN34 rechts
673450
BMN34 hoch
409170
UTM 33N rechts
521290.58
UTM 33N hoch
5407012.24
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Über die B 5 erreicht man Waidhofen an der Thaya. Parkmöglichkeiten im Stadtgebiet (Kurzparkzonen) oder auf großen Parkplätzen am Stadtrand. RAD: Der „Thayatalweg" führt direkt durch das Stadtgebiet von Waidhofen und am Schloss vorbei.
Geschichte
Das Stift Herzogenburg hatte mit der „Prima Fundacio“ Zehentrechte in der „villa Altenwaydhoffen“ inne. Die benachbarte heutige Stadt wird in der 2. H. d. 12. Jh. als Burgsiedlung planmäßig gegründet. Im Jahre 1171 wird ein Ortolfus de Waidhouen urk. als Lehensträger Ekberts v. Pernegg genannt, die Stadt ist seit ca. 1220 als ldfl. Besitz nachweisbar. 1232 sind die Brüder Ortolf und Albert v. Weidehoven genannt, 1278 nimmt Kg. Ottokar II. Přemysl die Stadt ein. 1303–1313 ist der Ritter Johann v. Waidhofen und 1345 sein Sohn Jans nachweisbar; 1328 erobert Kg. Johann v. Böhmen die Stadt. 1341 verpfändet Hzg. Albrecht II. dem Mgf. Karl v. Mähren u. a. die Stadt samt der Burg Waidhofen. 1366 ist Otto d. Mairhouer Bgf. zu Waidhofen, 1369 Bernhard v. Waidhofen, 1372 Heinrich und Gundacker v. Dachsberg, wobei Heinrich Inhaber der Pfandschaft über die Hft. ist, die er 1379 im Falle seines kinderlosen Todes an Hzg. Leopold vermacht, jedoch unter Ablöse der Morgengabe seiner Frau Klara v. Maissau. Zwischen 1377/80 ist Niklas der Hecht als Bgf. zu Waidhofen genannt. 1388 pfändet Heinrich v. Dachsberg die Ansprüche Konrads v. Maissau auf die Stadt Waidhofen, 1396 halten Hzg. Albrecht IV. und Hzg. Wilhelm in Waidhofen einen Gerichtstag ab. Im Jahre 1401 verschreibt Hzg. Albrecht IV. Burg und Stadt Waidhofen dem Ritter Georg Dressidler, den Pilgrim und Hans v. Puchheim als Inhaber der Pfandhft. ablösen, die sie 1412 um 800 lb d Hzg. Albrecht V. anbieten. 1431 belagern hussitische Truppen die Stadt, ehe sie in einer Schlacht besiegt werden. 1445–1449 ist Heinrich Drugsezz als ldfl. Pfleger bekannt, der 1447 eine bestimmte Summe Geldes zum Bau am Schloss Waidhofen zur Verfügung hat. 1451 wird Heidenreich Druchsess genannt, der sich im selben Jahr im Mailberger Bund auf die Seite Kg. Ladislaus Postumus stellt und bis 1456 Stadthauptmann ist. 1457 wird er von Wolfgang Kadauer abgelöst und das Schloss an Heinrich Streun verschrieben; 1462 ist Michael Lintpach als Bgf. feststellbar. 1466 ist Andre Streun als Inhaber der Pflegschaft genannt, 1467 verpfändet K. Friedrich III. die Hft. um 1400 ungar. Dukaten an Heinrich Frh. v. Puchheim, was er 1476 wieder einlösen möchte; 1470 ist Hans Toppler v. Hierspach Bgf. zu Waidhofen. 1480 verschreibt K. Friedrich III. die Stadt dem Kaspar Wenger, ehe sie 1485 von ungar. Truppen besetzt wird. Im Jahre 1490 ist Michel Marchfelder als Pfleger Waidhofens bekannt, 1494–1497 Marx Öder, 1503–1505 Rudolf v. Hochenfeld. 1510 verschreibt K. Maximilian I. Erasmus v. Hohenfeld die Hft. Waidhofen, 1523 muss er sie an Wilhelm v. Puchheim abtreten, der 1526 Baumaßnahmen durchführen lässt. 1546 vergibt Kg. Ferdinand I. die Hft. an Heinrich Streun zu Schwarzenau, der ebenfalls Ausbauten vornimmt; 1555 wird sie an Johann v. D. Aa übergeben, 1556 an Heinrich v. Puchheim, 1563 an Otto Heinrich v. Puchheim zu Heidenreichstein, der 1578 ermordet wird. Auf ihn folgen seine Witwe Sabine und sein Sohn Pilgrim, die 1601 von Jakob v. Mollart abgelöst werden sollte; er kaufte die Hft. 1604 um 20.000 fl von K. Rudolf II. an, was 1606 „auf ewige Zeiten“ um dieselbe Summe bestätigt wird. Nach dem Tod Jakob v. Mollarts 1617 beerbt ihn seine Witwe Justina, die Christoph v. Scherfenberg heiratet und 1620 selbst verstirbt; über ihre Tochter Anna Felizitas v. Sprinzenstein erhält Simon Hieronymus v. Sprinzenstein die Hft. 1621 leidet die Umgebung unter den kriegerischen Ereignissen. 1639 gelangt die Hft. Waidhofen im Erbweg an die Witwe Emilia Katharina v. Sprinzenstein, 1646 kommt es zu schweren Schädigungen der Hft. aufgrund der Kämpfe zwischen kaisl. und schwedischen Truppen, wobei die Stadt von den Kaiserlichen gehalten werden kann. 1650 ist Ferdinand Maximilian Gf. v. Sprinzenstein als Besitzer feststellbar, 1679 Leopold Josef Gf. v. Lamberg im Erbweg, 1706 Karl Josef Gf. Lamberg-Sprinzenstein bis zu dessen Konkurs 1737, danach Josefa Freiin v. Gudenus durch Kauf, 1753 Johann Frh. v. Gudenus, 1786 Johann Heinrich, 1837 Johann Baptist, 1855 Gabriel Rfrh. v. Gudenus und 1879–1915 Heinrich Gf. Gudenus; das Schloss ist noch heute im Besitz der Fam.
Text
M.J.
Lage/Baubeschreibung
Das kompakte, 4-flügelige Schloss liegt direkt über der Thaya auf einem 3-seitig isolierten schmalen Hügelsporn, als östl. Ende der anschließenden Stadtbefestigung. Vom Meierhof, der nördl. unterhalb am Teichgraben lag, haben sich geringe Reste aus dem 19. Jhs. erhalten. Das heutige homogene Erscheinungsbild des Hochschlosses entstand erst durch einen Großumbau nach 1770, als die N-Flügel neu errichtet wurden. Ältere Bestandsaufnahmen, zeitgenössische Umbaupläne sowie bis heute erhaltene Baudetails erlauben jedoch wertvolle Einblicke in die ma. Baugeschichte. So zeigen S- und O-Fassade spätrom. Blockmauerwerk mit Einschüben von Opus spicatum. Im W-Trakt hat sich eine analoge Mauer erhalten, deren südl. Eckanschluss ebenso wie dokumentierte Reste einer N-Mauer eine rechteckig-trapezförmige, kastellartige Burg von etwa 30 x 45 m rekonstruieren lassen. Die NO-Kante könnte frühzeitig eingestürzt sein, hier deuten einst polygonale Rücksprünge sowie ein hinter die Mauer gesetzter Bergfried auf spätere Umbauten. Dieser im unteren Teil erhaltene Turm, der aufgrund des got. Zwickelmauerwerks wohl ins 14. Jh. zu stellen ist, besitzt 2 primäre Zugänge und ein Sitznischenfenster. Zur Stadt dürfte es als Gegenstück einen vorstehenden Torturm gegeben haben. Im 16./17. Jh. erfolgten Ausbauten zum wohnlichen Schloss. Der W-Trakt wurde vorgesetzt, der S-Trakt mit Wendeltreppe und Anschluss zum Turm erweitert. Aus dieser Zeit stammen hohe Tonnengewölbe sowie Reste einer Eckquaderung. Aus 1659 datiert ein Wappenstein der Sprinzenstein in der Einfahrt. 1672 zeigt Vischer die Anlage als wehrhaften Block mit Zinnenabschluss, Scharwachtürmchen und hohem Bergfried, umgürtet von einer Zwingermauer. Nach 1770 wurde das Schloss stark vereinheitlicht und im N geradlinig völlig erneuert. Sämtliche Wehrelemente wie Turmaufsatz, Zinnen und Zwinger wurden abgetragen, sodass die Burg heute einem spätbarocken Schlossneubau gleicht.
Text
P.S.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Das privat bewohnte Schloss ist nicht öffentlich zugänglich.
Gasthäuser
GH Jöch in Waidhofen, Café-Rest. Lorbaer in Waidhofen, Hotel „Thayatal" (= Golfresort Waidhofen) in Waidhofen.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 90
- Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 392
- Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 535 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 202
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1225 f.
- Franz Eppel, Das Waldviertel. Österreichische Kunstmonographie I. Salzburg (7. Auflage) 1978, 224
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen an der Thaya. Österreichische Kunsttopographie VI, Wien 1911, 167 f.
- Alois Plesser, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Waidhofen an der Thaya. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 10, St. Pölten 1928, 569–602
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 125